Mollisia / Weichbecherchen

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.384 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen (oder soll ich gleich "Hallo, Ingo" schreiben? ;) )


    Ein Weichbecherchen vom Samstag
    Das hat leider schon wieder viel zu lange gedauert mit dem Untersuchen. Nächstes Mal erst die Becherchen, dann die Krusten...
    Dazu später mehr.


    Fundort ist ein einigermaßen bodenfeuchtes Waldstück nahe Speyer in der Oberrheinebene, unter Eichen, Robinien, Esche und Ahorn.
    Substrat ist ein liegender, morscher Laubholzast, komplett entrindet, Mollisien gedrängt an den Seiten des Substrats, teils auch darunter.
    Vergesellschaftet ist Ceriporia purpurea.


    Zunächst mal die einfachen Fakten:
    Paraphysen breit zylindrisch, basisnah mit 0 bis 2 Septen, Inhalt ungeschädigt aus einer großen, den gesamten Innenraum füllenden, lichtbrechenden Vakuole. Bei geschädigten Paraphysen zerfällt der Inhalt in mehrere, irreguläre Tropfen (sieht man ganz gut wie das passiert, wenn das Präparat mal ein halbes Stündchen im Warmen liegt).
    Asci mit teils obstön deutlichen Haken, Porus in Lugol deutlich blau.
    Sporen 7-12,5 x 2-3 (3,2) µm; OCI 1,5 (würde ich jetzt ohne Erfahrung grob schätzen); da sind etliche dabei, auf die würde das Attribut "keulig" zutreffen. Gelegentlich auch gekrümmt oder einseitig konkav
    Ectalexcipulum vorwiegend aus angulären Zellen, wenige Rundliche Elemente zu sehen. Interessant ist der Aufbau zum becherrand hin: Da zeigen sich die Zellen nach und nach immer schlanker, teils auch blasen - bis birnenförmig, manchmal auch blasig - gestielt. Randzellen (Randparaphysen) zylindrisch bis schmal keulig, schlank, mit gleichem Inhalt (vital in Wasser) wie Paraphysen.


    Hymenium in H2O:


    Paraphysen geschädigt (in H2O):


    Hymenium in Lugol:


    Ectal - Excipulum und Randzellen:


    Sporen in H2O:


    Und nun kommen wir zum Problem. Das war neulich bei zwei Aufsammlungen ja auch so, die eigentlich mit KOH hätten reagieren müssen (Paraphysenreaktion). War nicht der Fall und ist hier auch nicht der Fall. Auch wenn es eigentlich eine deutlich gelbe Reaktion geben müsste, wenn ich das bei Ingo richtig gelesen habe (und in der richtigen Ecke gesucht habe).
    Hier kann man bestenfalls von einer inkonstanten KOH - Reaktion reden.


    Bei manchen Bechern passiert einfach gar nichts.
    D.h. das KOH wirkt: Excipulumzellen werden satt grün, die Inhalte der Paraphysen lösen sich auf, sobald das KOH ankommt, jeweils mit einem lauten "Plopp".
    Jedenfalls sieht es so aus, wenn man das beobachtet, daß man dieses Geräusch schier hört. Die Paraphysen sind danach einfach "leer". Gelb wird nichts, weder in den Paraphysen noch drum herum.


    Jeweils rechts vorher - links nachher (mit KOH); oben mit KOH 3% unten mit KOH 20%:


    Eines von drei getesteten Becherchen reagierte dann doch irgendwie mit KOH 20%:

    Auch wenn es nicht ins Medium schön ausgeschwämmt wird, zwischen den Randparaphysen wird es blass gelb, in einem Bereich zwischen den Hymenium - Paraphysen nahezu goldgelb und ansonsten auch blass gelb. reaktion allerdings insgesamt eher schwach und nur sehr kurz anhaltend.


    Was ich mich frage: Hat das vielleicht mit der Lagerungszeit zu tun?
    Immerhin hatte ich die Becherchen am Samstag eingesammelt und erst gestern untersucht, bzw. das eine mit der positiven Reaktion erst heute.
    Auf der anderen Seite hatte ich für die KOH - Reaktion extra Apos genommen, wo die Paraphysen einen möglichst intakten Eindruck machten.
    Und warum ausgerechnet eine solche Reaktion durch Lagerzeiten im feuchten Döschen beeinflusst werden sollte, das erschließt sich mir nicht.
    Sind die Mollisien bei mir in der Region vielleicht einfach kaputt und können das nicht mehr? ;)



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Also ich sehe da keine Gelbe KOH-Reaktion - das wär dann schon deutlicher.
    Bei deiner Mollisia denk ich an M. olivaceocinerea ....aber vielleicht nur, weil ich die jetzt auch mehrmal so hatte - einmal auch zusammen mit Ceriporia purpurea.
    VG, Tanja

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tanja!


    Das schaut erstmal nach einer sehr guten Idee aus. Zumindest aus meiner Sicht als Mollisischer Laie. ;)
    Die Art hatte ich irgendwie ganz übersehen. Nun ein paar der Darstellungen bei Ingo nachvollzogen: Das haut hin, wenn die Sporen bei dieser Kollektion sich teils schon im Bereich überreif bewegen und darum ein wenig aus der Form und etwas zu groß sind. Dafür würde sprechen, daß da sogar zwei oder drei septierte Sporen umherschwammen.


    Irgendwann finde ich auch mal eine mit richtiger, positiver KOH - Reaktion der Paraphysen. Um dieses merkmal auch nachvollziehen zu können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Das sehe ich zuächst mal wie Tanja mit Mollisia olivaceocinerea, die irgendwie auffällig oft und gerne mit und zwischen anderen Pilzen wächst.


    Und ja, genau, von den Sporengrößen sind deine Werte eigentlich zu lang, aber es ist gleichzeitig natürlich schon auch so wie du es geschrieben hast: anhand der verformten Sporen sieht man eine gewisse Überreife/Vorkeimstadium und dann dürfen die insgesamt mal etwas etwas länger sein (aber gleich 12,5?).
    http://asco-sonneberg.de/pages…oup_id=38945&position=104


    Lade doch mal eine großes Bild der Sporen mit Mess-Skala hoch, dann können wir mal sehen, auf was für Werte ich käme und was ich vielleicht als Ausnahmesporen aus- oder einklammern würde.


    Zitat


    Irgendwann finde ich auch mal eine mit richtiger, positiver KOH - Reaktion der Paraphysen.


    An der Unterseite von liegenden Laubholzästen wächst gern Molisia fusca, meist auffällig auf schwarzen Flächen (Subikulumfilz) unter den Bechern, auch auf der Borke von Ästen wachsend. Die Art lässt sich jetzt und im Frühjahr leicht finden und hat eine der stärksten KOH-Reaktionen.


    Zitat


    Was ich mich frage: Hat das vielleicht mit der Lagerungszeit zu tun?


    Solange du die Paraphysen-Vakuolen siehst, brauchstdu dir darum keine Sorgen zu machen. Auch wenn die Vakuolen schon am Zusammenfallen sind, gelingt die KOH-Reaktion noch.
    Schwierig sind alte Aufsammungen und Exsikkate, wo die Vakuolen nicht mehr vorhanden sind, dann ist die Aussage "KOH-negativ" unzuverlässig.


    Übrigens kann man sich bei solchen Sporen, die schon etwas gelitten haben und bei denen man nicht recht weiß, was jetzt eigentlich die "gesunde Sporenlänge" ist, dadurch behelfen, indem man vielleicht mal von anderer Stelle an jüngerem Apo die Sporen anschaut.


    Merke dir auch mal die Form der Excipulumzellen an der Basis, die ja hier hauptsächlich subglobos bis angulär ist. Bei einer M. lividofusca würde dir sofort der Unterschied auffallen, die hat nämlich fast durchgängig auffällig kugelige Zellen.


    VG Ingo W


    Edit:

    Zitat

    Die Art hatte ich irgendwie ganz übersehen.


    Kann natürlich da dran liegen, wenn du mit Andreas` Mollisia Schlüssel arbeitest, dass die bei Punkt 33 iimmernoch mit OCI = 0 ausgeschlüsselt ist. Zumindest war es vor einem halben Jahr noch so, als ich den aktuellen mal anschaute.

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Danke dir. :thumbup:
    Ich sollte das bei den Angaben zur Sporengröße kennzeichnen, was die Extremwerte sind.
    In der Tat hatte ich ja mehrere Apos untersucht, alleine schon wegen der KOH - Reaktion. Und da sind so extrös lange Sporen schon die Ausreißer, ebenso wie es auch welche in der Breite oder in der Länge nach unten gab.
    Also mein Fehler, zumal ich mich damit selbst verwirrt habe.


    Mollisia fusca finden und bestimmen ist mal eines meiner nächsten Ziele. Sollte ja im Moment kein Problem sein.


    Sag mal, willst du nicht versuchen, einen provisorischen Mollisia - Schlüssel zu basteln?
    Muss ja nicht alles drin sein, aber so für einen groben Überblick kann es ja kaum schaden. Auf deiner Seite platziert wäre das auch nichts Offizielles im Sinne einer Veröffentlichung. Also kein Problem, da auch "nom. prov." - Arten reinzuschreiben.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    An einen Schlüssel für Holz-Mollisien hatte ich auch schon gedacht. Wenn nur nicht alles so unvollkommen wäre.......


    Heute habe ich mal kurz nach der Entwicklung von Mollisia fusca ganz allgemein geschaut.
    Liegende optimalmorsche Äste von Weide, Espe und Erle mit Borke sind oft schon mit dem typischen feucht = schwarzen Subikulum überzogen. Oft fehlen aber die Becherchen noch darauf (obwohl ich dieses Jahr M. fusca auch schon reif hatte).


    Zu deiner Vorstellung habe ich gleich mal so einen Ast mit schwarzem Filz + Apos mitgenommen:
    http://asco-sonneberg.de/pages…um-160305-01xssr39070.php
    Das Bild lässt sich großklicken.
    Hier ist das mit der Schwarz-Fleckigkeit schöner zu sehen (muss aber natürlich nicht immer so schön flächig ausgeprägt sein):
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=30721&position=50


    VG Ingo W


    Edit:
    Also das nächste Mal bei deinen Mollisia-Funden unbedingt die Rindenpilze etwas warten lassen, denn gerade solche nicht einordenbare Funde wie deine letzten Mollisien wären mir schon sehr willkommen!
    Und wenn die so unangegriffen wie auf deinen Bildern aussehen und noch vollständig erhaltene Vakuolen haben, dann kann man gut was anfangen mit dem Material.

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    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Du hast recht: Rindenpilze können warten. Die untersuchen sich getrocknet genauso gut (oder schlecht) wie frisch.
    Meistens.


    Solche Mollisien mit schwarzem Teppich meine ich durchaus schon gesehen zu haben. Lettes Frühjahr oder vorletztes.
    Die finde ich schon, keine Sorge.
    Die Mollisia an dem Kiefernstamm hatte ich gestern übrigens besucht, die hatte sich aber gerade rar gemacht (bis auf eine labbrige Uraltapos).
    Die finde ich aber auch nochmal wieder.


    Wegen dem Schlüssel: Halt dich mal nicht mir zu viel Perfektionismus auf. ;)
    Natürlich ist das erstmal unvollkommen. Es sind ja längst nicht alle Arten definiert, die dann in einen Schlüssel zu bekommen ist ja kaum möglich. Aber irgendwo muss man ja ansetzen. Andreas Melzer mit seinen Psathyrellen macht es ja auch so: Der Schlüssel ist immer irgendwie im Wandel, weil immer was Neues dazu kommt.
    Aber er ist da, man kann ihn abrufen und man kann damit Funde zu bestimmen versuchen. Und wenn es nicht klappt, dann kann man nachfragen und so kann sich die Sache entwickeln.



    LG, Pablo.