Hallo,
vorgestern, am 5. März, war ich nach langer Zeit wieder mal unterwegs, um nach Pilzen zu schauen. Hier wachsen zur Zeit nur Holzpilze, die schön anzuschauen waren, aber bei denen ich oft nicht mal eine Idee habe, welche Gattung das sein könnte.
Ort: eine ehemalige Eisenerzgrube, stillgelegt Anfang der 60er Jahre, im nordwestlichen Vogelsberg in der Mitte von Hessen, auf ca 300 m Höhe. Untergrund: lehmig, darunter basischer Basalt. Aber bei Holzpilzen sollte das nicht so relevant sein. Substrate: vor allem Weiden (Salix spec.), Eichen, Hasel.
Es war zwar nur knapp über 0 Grad, aber ausnahmsweise ohne Wind. Die Tage zuvor hat es lange andauernd geregnet.
(1) Ein erster Frühlingsanzeiger: die Kornelkirsche hat viele Knospen.
(2a) Der erste Fund: ein Stielporling. Ich vermute den Winter-Stielporling (Polyporus brumalis). Hutdurchmesser > 5 cm, ca 3 Poren pro mm, am Rand deutlich enger. Der Hutrand ist nach untern eingeschlagen, der Hut stoppelig behaart. Ganz sicher bin ich bei der Art nicht, die Sporen warten noch auf eine Messung.
(2b)
(3a) Am selben Standort, aber evtl. anderes Substrat: ein Schichtpilz (Stereum spec.). Leider habe ich so meine Probleme mit S. hirsutum und S. subtomentosum
3. -> Ergebnis: Striegeliger Schichtpilz (Stereum hirsutum)
(3b) Hier zur Klärung ein Lupenbild der Oberfläche (mit bescheidenen Mitteln aufgenommen). Ist das striegelig oder samtig?.
(3c) Aber dann hier der Querschnitt. Zwischen dem filzigen Bereich und der Trama befindet sich eine braune Schicht. Diese soll bei S. subtomentosa fehlen.
.
Auf Druck hat sich die Unterseite nicht verfärbt.
Daher meine Vermutung: Striegeliger Schichtpilz (Stereum hirsutum).
(Ich weiß, es ist eine banale Art, wenn man sich auskennt.)
4. Dann ganz in der Nähe, auf einem dicken Weidenast, ein Pilz, den ich nicht zuordnen kann:
-> Ergebnis: Mottenkugelpilz (Scytinostroma hemidichophyticum, syn. S. portentosum)
(4a)
(4b)
5. Auch wieder nur ein paar Meter weiter: das sieht für mich nach einem Reibeisenpilz aus. Ich weiß auch dass man die nur mikroskopisch sicher bestimmen kann. Die Erhebungen waren aus einigen Metern Entfernung schon deutlich zu sehen, so dass sich die Anzahl der Kandidaten reduzieren sollte.
In den Westfälischen Pilzbriefen gibt es einen Aufsatz zu den Stachelpilzen: Jahn, H.: Einige resupinate und halbresupinate "Stachelpilze" in Deutschland (hydnoide resupinate Aphyllophorales). Westfälische Pilzbriefe Band 7, S. 125
(5a)
(5b) Die Erhebungen enden stumpf.
Der Reibeisen-Rindenpilz (Hyphoderma radula) sieht bei der Bildsuche im Internet auf Fotos so ählich aus, aber was kommt noch in Frage?
6. Auf einem Eichenast wuchs hier der Pilz. Ich vermute den Gemeinen Rindensprenger (Vuilleminia comendens):
-> Ergebnis: Gemeiner Rindensprenger (Vuilleminia comendens)
(6a)
7. In der Nähe ein Feuerschwamm (Phellinus spec.). Substrat? Die Rinde schaut nach Hasel aus.
-> Ergebnis: Polsterförmiger Feuerschwamm (Phellinus punctatus)
(7a)
(7b)
8. Noch ein Pilz, bei dem ich keine Idee habe, wo er hin gehört. Gesehen habe ich ich sicher schon mal, auch in Bilderbüchern.
-> Kein Ergebnis
(8a)
9. Ein farblich sehr hübscher Pilz, aber auch da habe ich keine Idee, welche Gattung oder Art das sein könnte.
-> Ergebnis: Mottenkugelpilz (Scytinostroma hemidichophyticum, syn. S. portentosum)
(9a)
10. Zumindest habe ich bei diesem hübschen Pilz einen Verdacht: Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica). Substrat: Eiche.
-> Ergebnis: Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica)
(10a)
11. Zum Schluss noch ein cyphelloider Pilz, auf den mich im November/Dezember Wolfgang Schößler aufmerksam gemacht hat:
das Rasige Hängebecherchen (Merismodes confusa), seit neuestem wohl synonymisiert mit Merismodes fasciculata. Es gibt einen ganzen Stall von Synonymen.
Vor Ort hatte ich bei dieser Exkursion kein Foto gemacht, da das Ästchen (ca 1 cm Durchmesser) und die Pilzgruppe sehr unscheinbar waren.
Substrat: Salweide (Salix caprea).
(11a) Leider kam ich erst später dazu, das Ästchen zu fotografieren.
(11b) Am 20.12.2015 hatte ich im gleichen Gebiet eine größere Gruppe auf einem dickeren, schon heruntergefallenen Ast vor Ort fotografiert. Sie wuchs auf einer sehr alten Salweide.
Holzpilze aus dem Gebiet hatte ich im Jahr 2014 ein paar Mal vorgestellt. Der Gemeine Feuerschwamm ist heute noch zu finden, bei den anderen müsste ich mal nachschauen.
1.3.2014
Bildergalerie Gemeiner Feuerschwamm (Phellinus igniarius agg.) ?
11.3.2014
Muschelförmiger Feuerschwamm (Phellinus conchatus) auf Weide
11.3.2014
Resupinater Rindenpilz auf Weide (Salix): Phellinus spec.
11.3.2014
Resupinater Rindenpilz auf Weide (Salix): kein Phellinus
5.4.2014
Phellinus punctatus und / oder andere Rindenpilze?
18.2.2015
Anis-Tramete (Trametes suaveolens) ?
(Nicht mehr vorhanden, auch kein neues Exemplar).
Tja, dieser Beitrag ist der Kontrast zu Pablos Beitrag Auf dem Holzweg (mit und ohne Poren), der vor ein paar Tagen hier im Forum erschienen ist und unglaublich detailliert viele Arten vorgestellt hat.
Im Gegensatz zu ihm habe ich so gut wie keine Ahnung. Ich halte mich dann halt an das Eingangslied der Sesamstraße, die ich mit meinen Kindern gern gesehen habe: "wer nicht fragt, bleibt dumm!".
Ich würde mich freuen, wenn ich zu den Arten Hinweise bekommen könnte.
Viele Grüße
Lothar