Hyaloscypha/Parorbiliopsis minuta?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.578 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hallo Ingo und alle Kleinbecher-Fans,


    folgendes Becherchen fand ich mit 2 weiteren inoperculaten Bechern auf einem ca. 1cm starkem Laubholzast. Welches Holz es genau ist kann ich nicht sagen.
    Bei diesem bis ca. 200 µm großen Becherchen komme ich auf Hyaloscypha/Parorbiliopsis minuta, kann das stimmen?
    In einigen Präparaten fanden sich winzige kleine Konidien, die auch im Sporenbild zu sehen sind.



    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias!


    Makroskopisch passt das ausgezeichnet. Allerdings können manchmal etwas unfrische, "schwitzige" andere Hyaloscyphen mit angeklebten Haaren ähnlich aussehen.
    Es wäre also wichtig, dass du auch die Haarform und Haarlänge noch genauer dokumentierst.


    Was mir auch immer auffällt und was ich inzwischen als brauchbares Merkmal zur Abgrenzung zu anderen Arten sehe, ist, dass du bei der Analyse des Hakenverhältnisses normalerweise ca. 10% Ascusbasen sehen müsstest, die nur halb auf der Basiszelle befestigt sind, im Linkbild rechts unten:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=24801&position=30


    Die Unterscheidung Parorbiliopsis minuta und Hyaloscypha intacta ist für mein Verständnis schwerlich möglich, bisher versuche ich die anhand des Sporeninhalts zu trennen, aber das ist nicht sehr überzeugend. Womöglich ist beides das gleiche, das weiß ich aber nicht sicher.


    Die Paraphysen bei Hyaloscypha sind eigentlich immer gegabelt (auch, wenn das mitunter so dieser oder jener Beschreiber anders angibt).
    Der Witz bei P. minuta/ Hyaloscypha intacta ist, dass die Gabelungen der dünneren Paraphysen (im Vergleich zu anderen Hyaloscyphen) manchmal auch im oberen Teil zu finden sind.


    Die Marginalzellen/Kurzhaare und die zuspitzenden "richtigen" Haare kennzeichne ich mal mit grünem und roten Pfeil:


    Dein Randhaar/Marginalzellenbild zeigt wahrscheinlich ein Stück des Becherrandes (siehe eingeschlossene Luft = dunkle Bereiche), aber die fädigen Paraphysen im Hintergrund vermitteln ein falsches Bild.


    Das Excipulum-Bild zeigt, wie schon gesagt, eher den Außenbereich des Bechers im oberen Teil (ganz rechts sind die Excipulumzellen). Die Excipulumzellen-Form holt man sich besser basisnah, damit es nicht zu Missverständnissen kommt, sollte so aussehen (Bild Mitte unten!):
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=33091&position=31


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo,


    danke für die sehr ausführliche Antwort. Auf die Idee, dass es so halbbefestigte Ascusbasen als Merkmal gibt, wäre ich nie gekommen.


    ich hab hier mal einiges schnell zusammengetragen und rudimentär bearbeitet. Alles im gleichen Maßstab.


    Soweit ich die Haare erkennen kann, dürfte das um 20-30 x 3 µm liegen. Gemessen hab ich dafür nur zugespitzte, also die, die du rot markiert hast. Bei anderen bis über 60 µm langen Elementen bin ich nicht sicher, ob das auch Haare sind.


    Bei den Ascusbasen habe ich ein paar gefunden, die so abgesetzt sein könnten, siehe ganz unten. Ganz sicher bin ich mir aber nicht, so eindeutig wie bei deinen Fotos hab ich nichts gefunden.


    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias!


    Sehr schön!!
    Passt alles, kann man sehr ruhigen Gewissens Parorbiliopsis/Hyaloscypha minuta nennen.
    Wahrscheinlich eines meiner häufigstmikrospierten Becherchen, weil eben im Winter recht häufig anzutreffen. Wächst normalerweise im Luftraum an noch festem Laubholz, oft Bruchstellen o.ä.
    Die Art kann noch richtig eigenartige Zaubereien, z.B. Sporen teilen oder Sporenkonidien entwickeln, bei angegriffenen Apos kann man auch mal einen sich einnistenden fremden Asco beobachten (Helicogonium), der die Fruchtschicht für sich benutzt usw.


    Im Bild mit "Haar?" ist ein Element, das wohl nicht zum Becher gehört.


    Diese "Täuscherhaken" an der Ascusbasis sind nicht selten Grund für Missverständnisse. Manche Mikroskopiker meinen, sie könnten das Hakenverhältnis allein anhand abgelöster Asci beurteilen, dann sind Missverständnisse vorprogrammiert.
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=24711&position=11


    Zitat


    Auf die Idee, dass es so halbbefestigte Ascusbasen als Merkmal gibt, wäre ich nie gekommen.


    Weiß ja auch niemand.
    Aber alle meine mikroskopierten minuta/intactas hatten das sehr auffällig.
    Letztens hatte ich eine vermutete Hyaloscypha minuta (allerdings Porus schwach blau) geschickt bekommen, da fiel das richtig auf, dass dessen Ascusbasen alle sehr ordentlich und immer vollständig angeschlossen waren (weil eben andere Art):
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=39033&position=25


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,


    super, danke für die Bestätigung und die weiteren Infos.
    Heute Abend stelle ich noch ein anderes Becherchen auf dem gleichen Substrat ein.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.