Boletus - welche Art/Varietät?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.651 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pilzfinder.

  • Hallo,
    ich wende mich hier an die Steinpilz-Experten, da ich diesen Fund nicht eindeutig als Boletus edulis bestimmen will, weil ein paar Punkte dagegen sprechen:


    Standort: unter Hainbuchen (Carpinus betulus), es sind keine anderen Bäume in der Nähe und die Pilze wachsen eindeutig in Gemeinschaft mit den Hainbuchen, evtl. auf den Fotos zu findende Eichenblätter sind angeweht


    - Der Hutrand ist häufig weiß gesäumt
    - der die Huthaut sieht häufig bereift aus
    - Das erhabene weiße Stielnetz erstreckt sich über den gesamten Stiel
    - eine Grünfärbung der Röhren habe ich bisher noch nie feststellen können


    Ich finde diese Pilze seit einigen Jahren am selben Standort, die Bilder stammen aus 2007 und 2008, Fund jeweils im Oktober in Norddeutschland.


    Der Boden ist stark verfilzt und recht stark verdichtet, darauf führe ich auch die Welligkeit mancher Hüte zurück.
    Die Fruchtkörper sind recht klein, Höhe bis ca. 10-12 cm
    Am gleichen Standort wachsen Fliegenpilze und Pfefferröhrlinge.
    Die Huthaut ist glatt, trocken bis speckig (wie man es von B.edulis kennt)


    Das Fleisch ist sehr fest, der Geruch kräftig (und das Aroma auch).


    Die im Web zu findenden Bilder von Boletus carpinaceus entsprechen nicht meinem Fund.


    Vielleicht hat ja jemand eine Idee.


    Gruß
    Bernd

  • Hallo Bernd,


    ich tendiere bei deinen Fund bzw den Bildern zum Sommer-Steinpilz (Boletus-reticulatus),nur was mich irritiert ist der Fundmonat,jeweils Oktober wohl.


    Aber für den Sommer-Steinpilz spricht das sich das Netz meist über den ganzen Stiel zieht und beim Fichten-Steinpilz das Netz meist nur im oberen Drittel des Stieles vorzufinden ist.
    Desweiteren bevorzugt der Sommer-Steinpilz Laubwälder,auch Parkanlagen unter Eichen zb,der Fichten-Steinpilz hingegen mag eher Nadelwälder,eben Fichten oder auch Kiefern.


    Na ich denke mal hier melden sich noch Experten... bin da selbst bissel gespannt.


    Viele Grüße
    Sven

  • Hallo Bernd!


    Für mich Boletus edulis (Fichten-Steinpilz).
    Dass der deutsche Name nicht ganz treffend ist, da muss man sich dran gewöhnen. Der geht schon auch mit anderen (Laub-) Bäumen.
    Die etwas speckige Hutoberfläche mit den flachen, runzeligen Grübchen und das weiße Netz lassen für mich keine anderen Optionen frei.


    VG Ingo W


    P.S.: Ich mag nicht recht daran glauben, dass dort keine Fichte gestanden hat, wenn der Pfefferröhrling am gleichen Standort wuchs.

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Ich habe mal "geblättert" in meiner Literatur und kann mich da Ingo W was den Pfefferröhrling angeht nur anschliessen.
    Der Pfefferröhrling ist im Nadel und Mischwald vorzufinden,vorzugsweise unter Kiefern und Fichten.


    Bei mir in den Büchern steht das der Fichten-Steinpilz nur am oberen Drittel des Stieles ein Netz vorweist,was sich bei reifen Pilzen bis wenig über die Stielmitte hinunter zieht und beim Sommer-Steinpilz hingegen das Netz sich über den ganzen Stiel zieht.


    Ich will hier nicht vom Thema abweichen,wegen der Bestimmung,aber interessieren würde mich das schon mit dem Netz... meine Frage:


    Gibt oder kann es da Abweichungen geben?


    Viele Grüße
    Sven

  • Hallo zusammen,


    Ja, Bernd ´s Fund zeigt auch für mich, eindeutig Boletus edulis.


    Zitat


    Gibt oder kann es da Abweichungen geben?


    Ja, natürlich. Fichtensteinpilze können wie auch der Sommersteinpilz komplett über den gesamten Stiel genetzt sein, hab ich auch schon oft gesehen, Sven.


    Hier mal ein Bild von Boletus edulis aus der Saison 2004. Der Pilz hatte ein komplettes Stielnetz bis hin zur Basis :


    iz175l.jpg


    viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo,
    erstmal heißen Dank für eure Einschätzung. Zu den Anmerkungen:
    Wäre irgendwo am Standort eine Fichte gewesen, hätte ich dieses Thema nicht eingestellt, dann wäre der Fall für mich recht klar. Es geht auch nicht nur um eine Hainbuche, wo diese Pilze stehen, es geht um -zig und die stehen hier schon seit Jahren.
    Die nächsten fremden Baumarten stehen mindestens 30-50 m entfernt, die Konzentration der Pilze im Wurzelbereich der Hainbuchen lässt für mich aber keinen anderen Mykorrhiza-Partner als die Hainbuche zu.
    Ein größeres Bild vom Standort möchte ich nicht posten, da ich nicht möchte, dass der Fundort überlaufen wird.
    Die Funde habe ich jeweils in der letzten Oktober-Woche gemacht.
    Da ich nicht weiß, ob ich bei de Bestimmung des "Pfefferröhrlings" Fehler gemacht habe, habe ich oben noch zwei Bilder (die einzigen die ich habe) beigefügt.
    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

  • Zitat

    Der Pfefferröhrling ist im Nadel und Mischwald vorzufinden,vorzugsweise unter Kiefern und Fichten.


    Ich habe Pfefferröhlinge auch schon unter reinen Laubbäumen gefunden.
    Don't worry...


    Gruß Harald

  • Hallo Bernd,


    Zitat


    Die nächsten fremden Baumarten stehen mindestens 30-50 m entfernt, die Konzentration der Pilze im Wurzelbereich der Hainbuchen lässt für mich aber keinen anderen Mykorrhiza-Partner als die Hainbuche zu.


    Die Partnerbäume können auch noch in weit über 50 Meter Entfernung stehen. Ich habe eine spezielle Sommersteinpilzstelle, die durch zwei Gräben eine Straße und noch ein schmales Feld getrennt ist, dann kommen erst die Bäume wie Buche und Eiche.


    viele Grüße,
    Andreas

  • Die Partnerbäume können auch noch in weit über 50 Meter Entfernung stehen. Ich habe eine spezielle Sommersteinpilzstelle, die durch zwei Gräben eine Straße und noch ein schmales Feld getrennt ist, dann kommen erst die Bäume wie Buche und Eiche.


    Danke Andreas,


    das würde in diesem Fall dann heißen, dass die Fruchtkörper zwar unter fast allen Hainbuchen die auf einer Länge von ca. 500m in Reihe stehen (z.T. ringartig) erscheinen, nicht aber unter irgend einem anderen Baum (Fichte, Eiche, Kiefer) in der genannten Entfernung in der Umgebung, dort habe ich noch nicht einen der Pilze gefunden. Seid mir nicht böse, aber überzeugt bin ich davon noch nicht.
    Wie sieht es mit der Bereifung des Hutes aus? Zum Teil sieht es aus, als hätte jemand Mehl darüber gestreut (lässt sich nicht leicht entfernen). Kommt das bei B.edulis vor?
    Ich lese aus euren Bemerkungen aber klar heraus, dass ihr sagt, dass B.edulis keine Mykorrhiza mit C.betulus bildet?


    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

    Einmal editiert, zuletzt von emmess2006 ()

  • Hallo Bernd,


    Auch für mich sind das eindeutig Boletus edulis. Ich habe die selbst schon unter Hainbuche gefunden, wenn auch nicht oft. Der Steinpilz kommt unter vielen verschiedenen Baumarten vor, auch andere Birkengewächse sind davon nicht ausgenommen. Der Kiefernsteinpilz z. B. kann auch unter Rotbuche, Eiche und Fichte gefunden werden. Ich habe ausserdem auch schon B. erythropus unter Hainbuche gefunden. dort waren die Fruchtkörper immer etwas gedrungener, was aber auch am Boden liegen kann. Was den angesprochenen Reif auf dem Hut betrifft: Das ist nichts aussergewöhnliches bei B. edulis.


    Beste Grüße,
    Marco

    Bei Online-Pilzbestimmungen gibt es keine Essfreigabe! Die gibt es nur bei einem Pilzsachverständigen!

  • Hallo Bernd!

    Zitat


    Ich lese aus euren Bemerkungen aber klar heraus, dass ihr sagt, dass B.edulis keine Mykorrhiza mit C.betulus bildet?


    Sehe ich nicht so. Wer schreibt das?
    Der Pfefferröhrling kann auch mit Laubbäumen, kommt halt nicht so häufig vor. Deswegen wäre eben die Anwesenheit eines Nadelbaumes die näherliegende Erklärung gewesen.
    Die Fremdbäume in ca. 30m Entfernung, was sind das für welche?


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo!
    Birke und Hainbuche sind sehr verwandt. Boletus edulis bildet Mykorrhiza mit Birken, warum nicht auch mit Hainbuchen. Vielleicht gibt es diesbezüglich nur noch keine Beobachtungen bzw. Untersuchungen. Mir scheinen Bernds Beobachtungen stichhaltig. Es gibt immer wieder Überraschungen in der Natur.


    Gruß
    Winfried


  • Hallo Ingo,
    das hatte ich aus deinem P.S. herausgelesen.
    Die Fremdbäume habe ich in Posting #9 beschrieben. Die kommen aber nicht über die gesamte Hainbuchenstrecke (500m) vor.


    In meiner Literatur habe ich keinen Hinweis auf eine Mykorrhiza mit Birken oder Hainbuchen (gehören ja beide zu den Betulaceae) von B. edulis gefunden obwohl dies auch mein erster Eindruck war, aber einige Punkte (s.o.) Fragen hinterließen.
    Daher habe ich dieses Thema eröffnet. Da ihr euch alle einig seid, dass es B. edulis ist, ist der Fall wohl geklärt. Ich bleibe aber bei meiner Annahme, dass hier ein "Fremdbaum" in der Nähe keine Rolle spielt und eine Lebensgemeinschaft mit C. betulus vorliegt, die lokalen Gegebenheiten sind zu eindeutig.


    Euch allen noch einmal Dank für eure Hinweise.


    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!