Grüner Knollenblätterpilz als Heilpilz?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.796 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Hallo liebes Forum,


    ich habe eine Anfrage bekommen, zur der ich mal so gar nichts sagen kann. Es geht um die homöopathische Verabreichung von Amanita Phalloides als begleitende Krebstherapie (durch einen Heilpraktiker, Verdünnung D2, oder so).


    Dazu die Fragen: Habt Ihr davon schon mal etwas gehört? Habt Ihr damit Erfahrungen? Ist das nicht vielleicht sogar gefährlich?


    Vielen Dank und Liebe Grüße
    Johannes

  • Hallo,
    ich bin zwar weder Homöopath noch Heilpraktiker, aber man sollte wissen, dass der Grüne Knollenblätterpilz auch in kleinen Mengen genossen als Nebenwirkung schwerste Organschäden verursachen kann. Für ein Zuraten bräuchte es daher ganz unbedingt medizinisches Fachwissen, allein schon um möglichen Haftungsansprüchen aus dem Weg zu gehen. Bitte wende dich also an ein entsprechendes Forum und lasse dich mit dem Anfrager besser nicht auf eine Beratung ein.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo!


    Tut mir leid für die Wortwahl, aber für mich klingt das sogar völlig idiotisch. Einen nachgewiesenen Nutzen gibt es wie für die gesamte Homöopathie nicht. Solange harmlose Zuckerkügelchen begleitend zur wirksamen medizinischen Behandlung und niemals alternativ oder gegen Zipperlein verabreicht werden, ist das zumindest nicht kriminell. Eine Verabreichung von potentiell tödlichen und in jeder Dosis bereits Leberschädigenden Amatoxinen ist in jedem Fall Körperverletzung oder auch ein Tötungsdelikt. Zumal die Verdünnung D2 für homöopathische Verhältnisse nichtmal sonderlich stark verdünnt ist.


    Absolutes No-Go!


    Etwas aufgewühlt...


    Suillus
    [hr]
    Es mag Patienten geben, bei deren Behandlung medizinische Möglichkeiten bereits vollständig ausgeschöpft sind und die sich daher an alle unmöglichen Verfahren und Alternativmethoden aus dem Kosmos des Web klammern. Oder Patienten, die nach erreichbaren Optionen zur Sterbehilfe suchen. Als Homöopath sollten Sie auch letzteres in Betracht ziehen, wenn es um Amatoxine geht und in jedem Fall eine klare Grenze für sich ziehen, alleine schon aus juristischen Erwägungen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Am besten befragt man dazu mal einen Arzt. Nicht Heilpraktiker, sondern einen, der sich mindestens mal auf Unimedizins - Niveau durch die ganze Toxikologie durchboxen musste (prüfungsrelevant).
    Mit "Verdünnung D2" (Fehlt da noch ein "R2"? Oder ist das tatsächlich zweidimensional?) kann ich jetzt nichts anfangen. Wenn man allerdings einen (irgendeinen) Wirkstoff aus dem Pilz extrahieren und verdünnen will, dann steckt da ein enormer chemischer Aufwand hinter. Denn im Wildpilz hast du extrem schwankende Konzentrationen an Inhaltsstoffen.
    Und solange man nicht an eine exakte Ausgangsmenge des erwünschten Wirkstoffes gekommen ist, ist jede Verdünnungsmechnik für die Katz und nichts als russisches Roulette.


    Auch wenn man theoretisch schon davon ausgehen kann, daß es irgendwo eine so minimale Dosierung bestimmter Substanzen in Amanita phalloides gibt, daß eventuell ein medizinischer Nutzen vorstellbar sein könnte: Die Verwendung sehe ich generell sehr skeptisch. Und ohne ärztliche Beratung / Aufsicht sollte man davon unbedingt die Finger lassen.
    Das soll nicht heißen, daß Heilpraktiker keine Ahnung haben. Da gibt es sicher auch gute Leute, die ihren Patienten nachhaltig geholfen haben.


    Bei solchen extrem gefärlichen Substanzen sollte man aber einen ganz anderen Ausbildungsstand haben (Humanmedizin, möglichst zusätzlich Biochemie), bevor man sich auch nur Gedanken um eine Verwendung als Medikament macht.



    LG, Pablo.

  • http://m.aerzteblatt.de/print/169363.htm


    also wenn ich das als fachfremder richtig verstanden habe, ist diese "urtinktur" erwiesenermaßen mindestens unwirksam.


    an amatoxinen in der krebstherapie wird allerdings tatsächlich geforscht. sie seien aber nur dann therapeutisch wirksam, wenn sie biochemisch an proteine gebunden werden, nicht wenn man sie als pilzsaft aus den fruchtkörpern presst.


    die verdünnungen d2-d3 unterliegen wohl der rezeptpflicht. als heilpraktiker sind sie damit ohnehin nicht zur anwendung berechtigt.



    grüße
    [hr]
    by the way komme ich aus dem gruseln darüber nicht heraus dass ein heilpraktiker überhaupt in erwägung zieht, amatoxine zu verabreichen.


    kann man das thema nicht schließen? mir scheint das hier so verantwortungsvoll, wie einem druffi skkk zu bestimmen, der sie zur selbsttherapie seiner psychosen einsetzen möchte...

  • Wieso schließen? Bisher ist doch nur das gesagt worden, was dazu gesagt gehört. Es hat sich wohlweislich auch noch niemand den Beratungsschuh angezogen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Öhm...
    Das sehe ich wie Oehrling.
    Die Frage finde ich völlig legitim und in Ordnung.
    Besser immer noch mal nachgefragt, wenn man irgendwo was gehört hat, was einem komisch vorkommt.
    Eine Verbindung zu irgendwelchen Anfragen mit Mißbrauchsabsicht kann ich hier nicht erkennen; der Vergleich ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar.
    Im Gegenteil: Ich verstehe Johannes so, daß ihm ein Sachverhalt zugetragen wurde (egal ob von Bekannten, Freunden oder sonstwie, ist ja auch nicht unser Bier), den er nun kritisch hinterfragt.
    Also alles OK mit dem Thema.
    Und danke für den Link zum Ärzteblatt. Das ist ein guter, konstruktiver Ansatz, um in das Thema ein wenig Licht zu bringen. :thumbup:



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich sehe das auch sehr kritisch. Ich bin zwar kein Toxikologe, habe aber Toxikologie im Nebenfach gehabt (ich hab mal so was ähnliches wie Biochemie studiert) und habe da einen gewissen Erfahrungsschatz.


    Ich fasse mich an dieser Stelle kurz:


    Es ist erwiesenermaßen so, dass jede Substanz ab einer gewissen Menge giftig ist. (Getreu nach Paracelsus "Kein Ding ist ohn Gift...") Erwiesen ist auch, dass von jeder Substanz erst eine bestimmte Menge aufgenommen werden muss, bevor diese überhaupt eine Vergiftung auslöst. Es ist also sachlich nicht richtig, dass Amatoxine in jeder Konzentration Vergiftungen auslösen. In entsprechend verdünnten, aber klar definierten Konzentrationen könnten Amatoxine tatsächlich eine medizinische Wirkung haben. Ob dem so ist, weiß ich allerdings nicht (bin ja kein Pharmazeut).
    Allerdings sollte so was in klar definierten seriösen klinischen Studien unter sehr guter Beobachtung der Probanden durchgeführt werden und nicht von einem Heilpraktiker.
    Übrigens bin ich dagegen, dass alternative medizinische Methoden per se als Humbug abgestempelt werden. Auch wenn z.B. die Erklärungsversuche für die Wirkungsweise der Methode zimlich esotherisch klingen. Es gibt z.B. viele Schulmediziner, die auf Akupunktur setzen und auch therapeuthische Erfolge erzeilen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.