Anfänger Erfahrungsbericht

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  • Hallo Pilzfreunde


    Seit geraumer Zeit interessiert mich das Thema Pilze und seit ein paar Wochen habe ich angefangen im Internet zu recherchieren um erste eigene Versuche zu starten. Hier mein kurzer Erfahrungsbericht mit der Hoffnung, von euch Tipps und Verbesserungsvorschläge zu bekommen.

    –žAlles oder Nichts–œ –“ –žSo billig wie möglich, so teuer wie nötig–œ


    Um für die ersten Versuche nicht extra Pilzbrut zu bestellen, habe ich einfach Sporenstempel und Myzelstücke von Holzstämmen vor dem Haus abgenommen. Dort stehen seit ein paar Jahren mit Austernseitling geimpfte Obstbaumstämme.


    Vorgehensweise bei meiner Arbeit:
    Wenn möglich sterilisiere ich meine Arbeitsmittel so gut es geht. Dazu verwende ich Brennspiritus. Ich trage Einweghandschuhe und schließe alle Türen und Fenster einige Zeit vor dem Versuch. Petrischalen werden sofort nach Einfüllen des Nährbodens mit Klarsichtfolie verschlossen. Beim Beimpfen der Petrischalen oder der Gläser öffne ich nur einen winzigen Spalt. Gläser mit Weizen werden 1 Stunde im Dampfbad sterilisiert.


    1. Versuch:
    Sporenabdrücke von noch vorhandenen Pilzen genommen und in verschiedenen Reagenzgläsern trocken und kühl gelagert. Zur Herstellung von Nährböden für die Petrischalen habe ich Agartine genommen, da mir der Agar im Laden zu teuer war (50g=7euro). Agartine setzt sich aus 20% Agar und 80% Maltodextrin zusammen. Aus der Annahme heraus Maltodextrin als Zuckergemisch reicht als Nährstoff aus, habe ich nur noch ein Löffel Mehl dazugegeben. Geimpft habe ich zum einen mit einer Spritze (Wasser abgekocht, Nadel abgeflammt nach jeder Verwendung) und zum anderen direkt indem ich Sporen von den Stempeln auf die Nährböden gekratzt habe.
    Ergebnis:
    Keines der 6 Petrischalen zeigte nach 2 Wochen eine Veränderung. Lediglich der Nährboden färbte sich gelb und fing an zu stinken.
    Vermutung:
    Der Nährboden war nicht optimal (keine Nährstoffe vorhanden, nur Zucker und davon allein kann der Pilz nicht leben). Diese Vermutung wird von der Tatsache bestärkt, dass nicht einmal Kontis auf dem Nährböden zu finden waren. Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht waren vielleicht zu stark (22 °C Tag, 14 °C Nacht). Petrischalen standen zu hell im Regal.


    2. Versuch
    Gleicher Nährboden nur diesmal angereichert mit Trockenkatzenfutter (eingeweicht, mitgekocht, filtriert). Den Aufwand mit der Spritze habe ich mir nicht mehr gemacht. Nun habe ich 2 Petrischalen mit Sporen und 4 Petrischalen mit Myzelstücken vom Stamm geimpft. Alles in eine Kiste, dunkel und warm (meiste Zeit 26 °C) auf den Schrank gestellt.
    Gleichzeitig habe ich Weizen und Roggen in Gläsern sterilisiert (1h), unter den Deckel mit Alufolie abgedeckt und auch mit Myzelstücken geimpft.
    Ergebnis:
    Schon nach 2 Tagen wuchsen die Petris (mit Sporen), jedoch nur eine mit dem Myzelstück. Nach einer Woche waren die Sporenpetris komplett zugewachsen, die anderen Petris wurden nichts.
    Das Glas mit dem Roggen wächst nur spärlich, 3 Gläser mit dem Weizen wachsen wunderbar, in 1 Glas entpuppte sich ein Konti.


    3. Versuch:
    Nun habe ich Stroh (erntefrisch) in einer großen Wanne zerkleinert und mit kochendem Wasser übergossen und randvoll gefüllt. Nach 3 Tagen (hoffe das reicht für eine angehende Fermentation) habe ich 3 Tüten (Brötchentüten aus dem Kaufland, kostenlos, stabil, lichtdurchlässig und perforiert –“ wunderbar) mit dem abgetropften Stroh befüllt und mit Körnerbrut aus den Gläsern bzw. mit Nährbodenstücken aus den Petris geimpft.
    Ergebnis steht noch aus.





    Meine ersten Fragen:
    1. Bekommt das Myzel in den Gläsern, abgedeckt mit Alufolie und Deckel, jedoch nicht festgeschraubt, genug Luft oder warum wachsen manche so langsam?
    2. Nach 3 –“ 4 Tagen bildet der Pilz in den Petris kleine schwarze Punkte aus. Das sieht dann aus wie Schimmel. Dient das der ungeschlechtlichen Fortpflanzung? Ich weiß nicht wie das beim Austernpilz so ist. Ich hoffe ich ziehe hier keinen Schimmelpilz heran.
    3. In manchen Gläsern bilden sich rote Punkte (Rotschimmel?). Ist dieser gefährlich, oder ist das normal?


    Solltet ihr grobe Fehler in meiner Arbeit erkennen dann macht mich darauf aufmerksam. Und für Tipps jeglicher Art wäre ich euch sehr dankbar!!


    Gruß

  • Hallo,



    ich finde es gut, daß du erstmal klein anfängst. Die oft empfohlene Ausrüstung, wie Impfkiste oder HEPA-Filter ist meiner Erfahrung nach sowieso unnötig. Laß dich nicht davon entmutigen, wenn die ersten Versuche nichts werden, das geht jedem so. Außerdem sammelt man Erfahrungen mit Schimmel und anderen Kontaminationen, die später noch nützlich sind.



    Ein paar Kommentare zu deiner Beschreibung:


    Um für die ersten Versuche nicht extra Pilzbrut zu bestellen, habe ich einfach Sporenstempel und Myzelstücke von Holzstämmen vor dem Haus abgenommen. Dort stehen seit ein paar Jahren mit Austernseitling geimpfte Obstbaumstämme.

    Wenn nochmal ein Pilz wächst, kannst du auch den Stiel verwenden, um Mycel zu züchten.



    Vorgehensweise bei meiner Arbeit:
    Wenn möglich sterilisiere ich meine Arbeitsmittel so gut es geht. Dazu verwende ich Brennspiritus. Ich trage Einweghandschuhe und schließe alle Türen und Fenster einige Zeit vor dem Versuch. Petrischalen werden sofort nach Einfüllen des Nährbodens mit Klarsichtfolie verschlossen. Beim Beimpfen der Petrischalen oder der Gläser öffne ich nur einen winzigen Spalt.

    Klingt gut durchdacht, nur zwei Anmerkungen: Reiner Alkohol wirkt nicht so gut wie 85%iger. Wenn du etwas Wasser dazugibst, kannst du damit besser desinfizieren. Ich flamme lieber ab.



    Gläser mit Weizen werden 1 Stunde im Dampfbad sterilisiert.

    Das geht leider nicht. Um wirklich alles abzutöten, brauchst du einen Dampfdruckkochtopf. Nur unter Druck kommst du auf die nötigen 120 °C.



    Wenn ich Stroh fermentiere, lasse ich es meist vier bis fünf Tage stehen. Ich nutze Strohpellets. Normales Stroh könnte länger brauchen. Achte einfach auf den Geruch und Blasenbildung.



    Zu deinen Fragen:

    1. Bekommt das Myzel in den Gläsern, abgedeckt mit Alufolie und Deckel, jedoch nicht festgeschraubt, genug Luft oder warum wachsen manche so langsam?

    Ich mache meine Gläser immer nur halbvoll, dann reicht der Sauerstoffvorrat lange genug.



    2. Nach 3 –“ 4 Tagen bildet der Pilz in den Petris kleine schwarze Punkte aus. Das sieht dann aus wie Schimmel. Dient das der ungeschlechtlichen Fortpflanzung? Ich weiß nicht wie das beim Austernpilz so ist. Ich hoffe ich ziehe hier keinen Schimmelpilz heran.

    Was da in der Petrischale wächst, ist schwarzer Köpfchenschimmel. Paß auf, daß du beim entsorgen nicht zuviele Sporen einatmest.



    3. In manchen Gläsern bilden sich rote Punkte (Rotschimmel?). Ist dieser gefährlich, oder ist das normal?

    Besser auch entsorgen.



    Ich befürchte, daß in allen Gläsern Schimmel wächst. Gerade wenn das Mycel überall gleichzeitig anfängt zu wachsen, ist Skepsis angebracht. Getreide und Agar müssen wirklich steril sein. Sporen oder Mycelstücke von draußen sind meist ziemlich verseucht, so daß es einfacher sein wird, erstmal mit Substraten zu arbeiten, die nicht so nährstoffreich sind.


    Ich würde erstmal Pilzstiele auf feuchte Pappe legen oder Sporen auf Stroh keimen lassen. Wenn dann Mycel wächst, kannst du es immer wieder mit feuchtem Stroh bedecken.



    Grüße, Carsten