Farbtreue bei Pilzbildern

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 6.494 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Snuggles.

  • Hallo,


    Pilze bestimmen ist nicht ganz einfach, und gute Fotos davon zu machen für mich auch nicht.
    Mir liegt es weniger an der Bildgestaltung, sondern an realitätsnahen Fotos zur Dokumentation.
    Besonders mit der Farbtreue bei Fotos bin ich manchmal nicht zufrieden.


    Vor kurzem war hier ein Beispiel, wo die Sporenfarbe des Fotos unsicher war.
    Ebenso passiert es mir häufig, dass ich Fotos von Pilzen zu Hause am Bildschirm anschaue und denke, der sah farblich doch etwas anders aus. Und das Gras war auch nicht so blau ...


    Wie handhabt ihr das ?
    Nutzt ihr eine Farbkarte / Farbkeil, der beim Fotografieren im Originalbild mit aufgenommen wird, und beim Betrachten am Bildschirm zum Abgleich / Farbkorrektur dienen kann ?
    Wären RAL Farbfächer vielleicht auch eine preiswertere Möglichkeit ? zB sowas (hoffe, es ist keine unzulässige Werbung).
    Weißabgleich gehört hier auch zum Thema. Im Grunde weiß ich Bescheid, aber mag die Prozedur eigentlich nicht bei jedem Bild durchführen.
    Monitorkalibrierung lasse ich jetzt mal außen vor.



    Ebenso wichtig finde ich bei der Beschreibung hier im Forum die Farbnamen.
    Wenn ich z.B. nun eine Sporenfarbe beschreiben will, erfinde ich bislang jedesmal eine eigene Farbbeschreibung, wie zB rostbraun, milchkaffee ... eigentlich nicht optimal.
    Ob nun der Leser dann die gleiche Farbvorstellung davon assoziert ?


    Arbeitet jemand zB mit Farbnamen nach RAL (http://de.wikipedia.org/wiki/RAL-Farbe, http://www.vkf-renzel.de/content/service/ral-farbtabelle/) ?
    In manchen Büchern sind ja auch Farbkarten enthalten (z.B.: Pilze der Schweiz / Gerhardt, BLV Handbuch Pilze / Moser, Kleine Kryptogamenflora), doch die liegen ja nicht jedem vor, so dass man sich darauf nicht immer beziehen kann.


    Eine uralte Diskussion aus dem Schwesterforum hier ist mir noch bekannt. Dort wurde auch der "DuMont's Farbenatlas: Über 5500 Farbnuancen mit digitalen Farbwerten, Kennzeichnung und Mischanleitung" genannt.
    Den habe ich mir eben für wenig Geld bestellt. Mal schauen.
    Das ebenfalls genannte "Taschenlexikon der Farben" hat derzeit ja astronomische Preise.


    Wenn es um Sporenpulverfarben geht, könnte auch die Tabelle eines ehemaligen Pilzlers hilfreich sein.


    So, das ist also mein aktueller Kenntnisstand, und ich freue mich auf Anregungen und Rückmeldungen.



    Grüße
    Günter


    PS: ich fotografiere mit Canon PowerShot SX 130 IS und Canon EOS 600D

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Hallo Günter,


    warum lässt du die Monitorkalibrierung außen vor?
    Seit ich meinen Bildschirm (Eizo) mit der "Spinne" kalibriert habe, wurde mir schon von vielen Seiten eine absolute Farbtreue attestiert (und das waren keine Ärzte). ;)
    Abgesehen davon hat wohl jeder seinen Monitor anders eingestellt. Bilder, die ich z.B. auf meinem Bürobildschirm in Ordnung finde, erschrecken mich jedesmal, wenn ich sie mir zu Hause ansehe.
    Für mich ist das alles eine Sache der Einstellung, die sich durch etliche Bearbeitungsprogramme korrigieren lässt... ;)


    Viele Grüße
    Wolfgang

    ----------------------------------------------------
    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

    Einmal editiert, zuletzt von lupus ()

  • Hallo Günter,


    zunächst würde ich mich von der Vorstellung freimachen, dass jedes Pilzfoto gelingt. Jeder Fotograf zeigt im Forum üblicherweise nur seine besonders guten Fotos, die nicht so guten, die es natürlich auch gibt, werden unter den Tisch fallengelassen.


    Für das Erzielen von Farbechtheit ist ein Weißabgleich dringend nötig, da in der Natur bedingt durch das Blätterdach meist grün-/gelbstichiges Licht herrscht, ganz besonders aber bei Aufnahmen im Inneren von Gebäuden (ihr kennt sicher alle die berüchtigten Spätabends-Aufnahmen auf der karierten Wachstischdecke mit Bierglas und Aschenbecher am Rand: "haben heute mittag diese Pilze gefunden kann man die essen?"). Die Kamera ist standardmäßig auf Naturlicht eingestellt, so dass man als Allermindestes bei solchen Fotos auf Kunstlicht umstellen muss. Werden im Beleuchtungsmenü der Kamera mehrere Kunstlicht-Varianten angeboten, muss man ein weißes Papierblatt in den Sucher bringen und schauen, bei welcher Variante das Blatt weiß wiedergegeben wird. Auch in der Natur bringt ein Weißabgleich viel. Zu diesem Zweck sollte man etwas Weißes, Flächenhaftes dabei haben. Ich verwende z. B. diese Kunststoffplatten im 10 x 15 Format, die im Myko-Handel als "Schneidebrettchen" angeboten werden.


    Besonders wichtig, um unkontrollierte Farbverfälschungen zu vermeiden, finde ich die sogenannte "Belichtungskorrektur" (meist als Zahlenskala von +2 bis -2). Hier muss man den Fotoapparat der herrschenden Lichtstärke anpassen. Mit meinem Apparat erhalte ich die farbechtesten Fotos fast nie mit der Einstellung 0, sondern mit etwa -1. Lediglich bei diesigem, trübem, nebligem Wetter ist bei mir 0 optimal. Ich schieße meist eine Serie derselben Einstellungen mit unterschiedlicher Beleuchtungskorrektur, eines dieser Fotos wird dann schon passen, die anderen werden rausgelöscht.


    Dann noch was zu den Farbbeschreibungen. Selbstverständlich steht es dir frei, die Farben nach deinem Gusto zu beschreiben. Es erleichtert aber die Kommunikation mit Anderen (Fachleuten?) sehr, wenn du die Farbbeschreibungen als "pilzkundliche Fachwörter" ansiehst und die in der Mykologie allgemein üblichen Beschreibungen verwendest. Hierzu muss man Pilzliteratur wälzen und schauen, wie die Farben innerhalb der verschiedenen Pilzgattungen genannt werden. Das von dir als Beispiel gebrachte "rostbraun" ist fachsprachlich klar definiert: nämlich ein ins schmutzig orange gehendes Braun, das man z. B. bei Cortinarius, Conocybe, Galerina etc. findet. Auch "milchkaffeefarben" ist klar definiert: z. B. kommt diese Farbe bei Milchlingen der Sektion Plinthogali ("Korallenmilchlinge") vor. Im Zusammenhang mit Sporenpulver kenne ich dagegen diesen Ausdruck nicht. Hier wird mehr mit Begriffen wie cremefarben, gelblich, usw. gearbeitet. Geht es z. B. um Trichterlinge, sollte man nicht von "milchkaffeefarben" sprechen, sondern angeben, ob das Sporenpulver weiß, weißlich, cremefarben oder vielleicht sogar schmutzig rötlich ist. Bei Täublingen heißt es z. B. weiß, cremefarben, ockergelb und dottergelb, auch das ist sprachlich klar definiert, es handelt sich gewissermaßen um "Fachwörter".


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo,


    Wolfgang:
    Monitorkalibrierung war außen vor, weil ich mich bislang nicht damit beschäftigt habe ;)
    Sollte ich vielleicht doch mal in Angriff nehmen. Danke für den Hinweis.


    Oehrling:
    Danke für die ausführliche Antwort.
    Zur Farbtreue:
    Weißabgleich nutze ich gelegentlich, habe mir dafür auch so einen Satz Graukarten besorgt.
    Belichtungskorrektur verwende ich ebenfalls, gerade bei weißen Pilzen ist das bei mir oft erforderlich, da sonst kaum noch Konturen erkennbar sind.
    Sicher muss ich noch viel üben, evt. auch meine Erwartungshaltung korrigieren.
    Nach meinem posting fand ich hier im Forum noch folgenden thread s.a. http://www.pilzforum.eu/board/…ntoenen-bei-meiner-kamera
    Eine Meinung dort lautet "Ein gutes Bild entsteht immer am PC (= Entwicklungsstudio) und nicht in der Kamera (=Datenlieferant - sonst nix!)!" . Heißt für mich, evt. doch einen Farbkeil mitfotografieren und das Bild farblich später bearbeiten.


    Zu den Farbnamen / Sporenpulverfarben:
    Dass eine von allen Pilzlern einheitliche Nutzung der Farbnamen sinnvoll ist, ist klar. Daher ja auch meine Frage.
    Ich fände da eine Tabelle praktisch, bei der die Farben und Namen aufgeführt sind.
    In meinen Büchern finde ich da nichts, wenn Sporenpulvertabelle, dann fehlen die Namen.
    Hier nochmal mein Kenntnisstand zusammengefasst.
    zB in

    • PdS Band 4 (Bd. 6 fehlt mir)
    • E. Gerhardt, BLV Handbuch Pilze
    • Moser, Kleine Kryptogamenflora

    Im www fand ich dies


    Kennt jemand mehr und kann mir einen Tip geben ? Oder gerne auch ein Bild zuschicken ;)


    Grüße
    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

    Einmal editiert, zuletzt von GünterS ()

  • Nach meinem posting fand ich hier im Forum noch folgenden thread s.a. http://www.pilzforum.eu/board/…ntoenen-bei-meiner-kamera
    Eine Meinung dort lautet "Ein gutes Bild entsteht immer am PC (= Entwicklungsstudio) und nicht in der Kamera (=Datenlieferant - sonst nix!)!" . Heißt für mich, evt. doch einen Farbkeil mitfotografieren und das Bild farblich später bearbeiten.


    Hm, der diese Bemerkung hat fallen lassen, hat sicher eine bestimmte Vorstellung von einem "guten" Bild, die nicht jeder teilen muss. Kommt immer darauf an, wofür das Bild gebraucht wird. Z. B. bei Bestimmungsanfragen sollten alle wichtigen Bestimmungsmerkmale gut erkennbar sein, ästhetische Gesichtspunkte treten da eher in den Hintergrund.
    Übel wird es z. B., wenn das Anfragefoto durch Nachbearbeiten verfremdet wird, d. h. wenn Formen und/oder Farben dazugelogen, uminterpretiert oder wegmanipuliert werden, und man nicht weiß, was der Anfrager denn genau vor der Linse hatte. Ich stelle mir gerade vor, dass jemand Tricholoma basirubens anfragt, einen Pilz, der auf einem reinweißen Stiel gerne grell pinkfarbene Flecken entwickelt, die dann hinterher per Nachbearbeitung wegretuschiert werden, weil der Anfrager nicht glauben will, dass dies zum Pilz gehört.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()




  • Hallo zusammen!
     
    Ich weiß nicht, was Oehrling genau unter meinen –žVorstellungen eines guten Bildes–œ versteht. Die Tatsache, dass er –žgut–œ in Gänsefüßchen gesetzt hat und darauf hinweist, dass diese Vorstellung nicht von jedem geteilt werden muss, deutet für mich aber auf eine eher kontroverse Einstellung dazu hin...
     
    Ich würde darüberhinaus sogar behaupten wollen, dass meine Vorstellung eines schönen Bildes hier überhaupt nichts verloren hat und auch nach mehrmaligem Lesen des verlinkten Posts kann ich keinen Hinweis darauf finden, darin je meine persönlichen Vorstellungen propagiert zu haben. Es handelt sich lediglich um einen neutralen Beitrag, der nur bei der Wahl meiner Mittel etwas subtil in die eine oder andere Richtung deutet. Sollte jemand das anders sehen, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren!
     
    Lange habe ich überlegt, ob ich zu Oehrlings Beitrag eine Antwort schreiben soll oder nicht, denn ich muss zugeben, dass sich mir die eigentliche Aussage von Oehrlings Beitrag nicht so recht erschließt.
     
    Zum eigentlichen Thema wurde hier zuvor nämlich schon einges mit Liebe zusammengetragen.
     
    Sollte er mit seinem Beitrag jedoch andeuten wollen, dass ich nur verfälschte oder retuschierte Fotos gut finde, dann kann ich dem guten Gewissens widersprechen. Außerdem halte ich gerade meine Pilzbilder für dokumentarisch gelungen und vor allem sehr realitätsgetreu fotografiert. Wie es sich halt gehört, wenn man Pilze bestimmt haben will.
     
    Die Tatsache alleine jedoch, dass meine Aussage, der PC sei das Entwicklungsstudio und die Kamera lediglich der Datenlieferant hier quasi übergangslos mit Schlagworten wie –žManipulation–œ oder –žRetuschieren–œ in Verbindung gebracht wird, gibt mir auf jeden Fall zu denken und erfordert meines Erachtens eine Stellungnahme meinerseits.
     
    Hier also nochmals ein paar Gedanken zum Thema –žOriginal und Bearbeitung–œ:
     
    Sicherlich ist die Gedankenhaltung, dass am PC beim Nachbearbeiten nichts anderes als retuschiert, gestempelt, getäuscht, verschönert oder manipuliert wird, bei sehr vielen nach wie vor ein äußerst tiefsitzender Irrglaube.
     
    Es ist jedoch vielmehr ein riesengroßer Irrglaube, ein –žunbearbeitetes–œ Foto aus der Kamera einem –žjungfräulichen Original–œ, sozusagen dem unbearbeiteten Ursprung aller Dinge gleichzusetzen.
     
    Gerade wenn ein Bild mit irgendwelchen Automatiken aufgenommen wurde, ist das Ergebnis bereits kameraintern bearbeitet uns zwar (insbesondere bei JPG–™s!) in einem sehr hohen Maße, das vom Betrachter nicht einmal andeutungsweise zurückverfolgt werden kann. Viele glauben jedoch, dass –žout-of-the-box–œ immer gleichzusetzen ist mit einem –žOriginal–œ, was immer man darunter auch verstehen mag.
     
    Das stimmt aber nicht und zwar in keinster Weise!
     
    Im Gegenteil: Erst eine (liebevolle) Bearbeitung am PC kann den wahren Charakter eines Bildes erst richtig (wenn nicht sogar erst!) zum Vorschein bringen.
     
    Voraussetzung dazu sind neutralgehaltene Kameraeinstellungen während der Aufnahme! Dazu wählt man bei der Kamera beispielsweise Kontraste, Farben und (ganz wichtig!) die Schärfe allenfalls in unteren Bereichen!
    Nicht erschrecken, wenn das Ergebnis dann erst einmal matt, kontrastarm oder ohne knallige Farben daherkommt!



    Nur so bleibt nötiger Spielraum für eine anschließende perfekte Bearbeitung im eigenen Sinne!
     
    Selbstverständlich ist und bleibt in jeder Bearbeitung auch ein Stück Subjektivität stecken, welches jeweils vom Betrachter abhängig ist.
     
    DAS neutrale Original wird und kann es niemals geben!
     
    Ganz klar sind stets gewisse Richtlinien einzuhalten, gerade was die Präsentation von dokumentarischen Pilzbildern anbelangt.
     
    Farbtafeln und Standards weisen die Richtung, in welche sich die –žRealität–œ bewegen muss. Ein gelungener Farbabgleich ist ein Muss, wenngleich auch dies ein Thema ist, das gewissen subjektiven Empfindungen und vor allem einem –žWas-will-ich-überhaupt-mit-meinem-Foto-?–œ unterworfen ist.
     
    Doch selbst Unterschiede beim Farbensehen bei jedem von uns oder auch die unterschiedliche Farbwiedergabe des Monitors lassen jedes Foto zu einem Einzelstück werden, zumindest wird es von jedem anders wahrgenommen.
     
    Mit meiner Vorstellung eines guten Fotos hat dies aber alles nichts zu tun. Auch in diesem Beitrag werden von mir nichts als Fakten abgehandelt, die man anerkennen kann oder nicht bzw. über die man gerne mit mir diskutieren oder am liebsten auch einfach "nur" fachsimpeln kann.



    Das wollte ich hier nur noch mal geschrieben haben!
     
    Viele Grüße an alle,
     
    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fredy!


    Ich glaube ziemlich genau zu wissen, was du meinst. Und das ist auch keine Niveau - Frage, also ob wir hier von einer Bildkomposition reden, die schon in den künstlerischen Bereich geht, oder von einem banalen "Bestimmungsbild".
    Mal als Beispiel: Meine Bilder sind ja mehr so rudimentär und technisch alles andere als ausgereift. Ich bin froh, wenn ein Pilz darauf halbwegs so zu erkennen ist, wie ich ihn im Wald erlebt habe. Aber auch da gehört immerhin ein klein wenig Bearbeitung dazu.
    Ich habe mir mal eben zwei Minuten genommen, und ein völlig farbverunglücktes Bild gefunden:

    Das passiert, wenn man unter einem sonnendurchfluteten Blätterdach ohne Weißabgleich mit irgendeinem Automatikmodus gscwind ein Bild knipst.
    Jagd man das rasch durch ein Bearbeitungsprogramm, hellt es etwas auf und fährt den Grünstich runter, kommt das dabei raus:

    Das hätte man noch etwas optimieren können, aber auch so ist es schon um Welten näher am wirklichen Aussehen des Pilzes dran.


    Also: Nachbearbeitung ist nicht nur was für's Profi - Niveau.


    Man sollte nur dann davon auch wenigstens rudimentäre Kenntnisse besitzen (so wie ich) und nicht ein ohnehin verunglücktes Bild noch verschlimmbessern.
    Was mir selbstverständlich bei den ersten, auch komplett einfachen bearbeitungsversuchen regelmäßig passiert ist. Ich denke darauf wollte Stephan hinaus: Wer in der Lage ist, sich mit einem Bearbeitungsprogrammm auseinanderzusetzen, hat meist auch schon die Kenntnisse, ein im Original immerhin passables Bild hinzubekommen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Fredy,



    Es handelt sich lediglich um einen neutralen Beitrag, der nur bei der Wahl meiner Mittel etwas subtil in die eine oder andere Richtung deutet.


    Subtil 8| ? Subtil im Sinne von Holzhammer?
    :saint:


    Zu den "guten" Fotos (im Sinne von Fotos mit künstlerischem/gestalterischem Anspruch) nur ein paar Worte, weil das m.E. weder in diesem noch in dem anderen Thread Thema war:


    Es steht wohl außer Frage, dass man mit deiner Arbeitsweise ästhetisch ansprechende Fotos machen kann. Zwingend erscheint mir das aber nicht, es gibt Fotografen hier, die ohne Raw-Bearbeitung auskommen und die auch regelmäßig tolle Bilder vorstellen.


    Was hier in beiden Fällen die Fotografen mit den Bildern erreichen wollen, ist ja schon einigermaßen klar umrissen: Gute Bestimmungsbilder mit einer Farbwiedergabe, die möglichst gut zur Bestimmung beiträgt und nicht etwa auf falsche Spuren führt.


    Ich habe in letzter Zeit auch ein wenig in der RAW-Bearbeitung herumgeschnuppert. Zwar nur mit von dir - auch sehr subtil ;) - als minderwertig dargestellten Open Source Programmen, aber trotzdem sehr spannend. Für Bestimmungsbilder würde ich unabhängig davon unbedingt versuchen, direkt bei der Aufnahme die Farbwiedergabe mit meiner Wahrnehmung bestmöglich in Übereinstimmung zu bringen. Bei der Nachbearbeitung hat man ja häufig das Objekt nicht mehr vor Augen, was ich als Nachteil ansehe.


    Beste Grüße,
    Craterelle

  • Hallo ,



    nun will ich das Thema nochmal aufwärmen.
    Und vielleicht sucht ja noch jemand so eine kleine Farbkarte als Hilfsmittel, wie ich sie jetzt insbesondere für "Studioaufnahmen" verwende.
    Diese nehme ich mit dem Pilz auf, kontrolliere am Monitor die Aufnahme und korrigiere ggf.
    Meist reicht es bei mir, den Weißabgleich etwas anzupassen, wenn es direkt beim Fotografieren nicht ganz hingehauen hat.


    Hier ein Beispielbild zur Veranschaulichung.


    Diese kleine Farbtafel stammt aus dem Digital Quality Tool (DQ-Tool) https://www.piv-imaging.com/fo…tal-quality-tool-10010954.
    Dort findet man eine Datei zur Erstellung eines Referenzprints (DQ-Tool_Print_13×18cm.jpg; 2326 KB) zum herunterladen.
    Oder man nimmt die Farbkontrollstreifen und den Graustufenkeil, die es hier gibt http://www.pd-eff.de/seiten/downloads.html.


    Vielleicht hat jemand von euch sowas auch schon gesucht, als Alternative zu den recht teuren käuflichen Farbtafeln.


    (offene Baustelle in meinem workflow ist weiterhin die Monitorkalibrierung.)


    Grüße
    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

    Einmal editiert, zuletzt von GünterS ()

  • Hallo Pablo,


    die Korrektur des Gelb-/Grünstichs bedingt durch das grüne Blätterdach ist nicht so trivial. Das liegt häufig am Mischlicht, d.h. auf den Aufnahmen kommt Licht aus verschiedenen Richtungen mit unterschiedlicher Farbtemperatur und Farbzusammensetzung vor. Korrigiert man ein Licht, passt das andere wieder nicht mehr usw. Ich werde deshalb in der diesjährigen Hauptsaison meinen externen Blitz in den Wald schleppen und damit experimentieren. Ich hoffe, damit die Farbverfälschungen bereits am Set ausmerzen zu können.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Ja, so isses. Da half bisher auch kein Abschatten oder Aufhellen, bei bestimmten Bedingungen (dichtes Laubdach mit starker Sonneneinstrahlung drauf) sind die Farben ziemlich durcheinander, egal was ich bisher ausprobiert habe. Blitzen könnte was helfen, das hatte ich noch nicht probiert. Nachbearbeiten hilft ein bisschen, aber - je nach gewähltem Programm - nur schlecht bis unbefriedigend.
    Tendenziell versuche ich nur noch bei durchwachsenem Wetter (bewölkt) oder gutem Wetter (Regen) in bestimmten Wäldern Bilder zu machen.
    Den Pilz woanders zu fotografieren hilft natürlich auch, meist reicht da der nächste Weg, wo die Bäume nicht ganz so dicht stehen. Und bei den Pilzen, die ich momentan meistens fotografiere ist das auch kein Problem (so ein Ast ist ja schnell mal ein paar Meter weggetragen).



    LG; Pablo.

  • Zitat


    Gerade wenn ein Bild mit irgendwelchen Automatiken aufgenommen wurde, ist das Ergebnis bereits kameraintern bearbeitet uns zwar (insbesondere bei JPG–™s!) in einem sehr hohen Maße, das vom Betrachter nicht einmal andeutungsweise zurückverfolgt werden kann. Viele glauben jedoch, dass –žout-of-the-box–œ immer gleichzusetzen ist mit einem –žOriginal–œ, was immer man darunter auch verstehen mag.


    Die tollen Landschaftsaufnahmen kommen vom Smartphone meiner Frau oft fast schöner, als mit der digitalen Spiegelreflex - bei Samsung läuft offenbar eine leistungsfähige Bildoptimierungssoftware im Hintergrund. Auch kleine Taschenknipsen (ich habe die wasserfeste Sony TSC-DX30 jeweils in der Tasche) haben ein grosses Arsenal an Bildoptimierungs - Optionen, welche beim "grünen P" als Standardeinstellung oft aktiviert sind (und bei den Smartphones gar nicht ausgeschaltet werden können).


    Bei den Spiegelreflexkameras und ähnlichen kann man das Programm in der Regel einstellen, "out of the cam" ohne Nachbearbeitung, Farboptimierung und schärfen sind die Bilder auf den ersten Anblick oft flau und kontrastarm, im Stil früherer Dias. Denn sogar die Farbabzüge im Photolabor wurden elektronisch optimiert, dass die Kunden mit der Qualität zufrieden sind.


    So ist das Erreichen absoluter Farbtreue eine Herausforderung und die Bilder sind dann teils nicht wettbewerbs-würdig, ich habe bei mir eine leichte Optimierungsstufe als Standard eingestellt resp. lasse sämtliche Ferienbilder elektronisch einen Optimierungsprozess durchlaufen, dass sie herzeigbar sind.


    Mit den Waldaufnahmen unter Blätterdach sind die Umstände erschwert, ich lichte die Pilze gern in der nächsten Lichtung unter freiem Himmel ab, allerdings stimmt die Umgebung und der Untergrund dann nicht mehr...
    lg Martin

  • Hi,


    so eine Diskussion kann sehr philosophisch werden... Letztendlich muss man sich klarmachen, was physikalisch, bioligisch und elektronisch dem Ganzen zu Grunde liegt. Dann kommt man drauf, dass es keine allgemeingültige Antwort gibt, und man - um halbwegs eine Aussage machen zu können - eine normierte Referenz angeben muss (müsste). Damit ist nicht eine "Farb-Referenz" (RAL, etc.) gemeint, sondern die normierte Umgebung, sprich das Licht, denn...


    1. Ein Objekt hat keine "Farbe". Es absorbiert, reflektiert, luminiert und phosphoresziert. Das heißt, es filtert Teile des einfallenden Lichtes aus, spiegelt Teile dieses zurück, oder wandelt es in eine andere Wellenlänge (UV => Sichtbares Licht). Das, was an EM-Wellen ins Auge gelangt, interpretieren wir dann als Farbe.


    2. Das menschliche Auge adaptiert sich an unterschiedliche Lichtfarben. Ein Blatt Papier (oder ein "weißer Pilz") ist ist daher für den Menschen immer irgendwie "weiß", obwohl es physikalisch das Rot/Gelb/Blaustichige Licht von Sonne, Röhre, LED... reflektiert.


    3. Die Elektronik (Kamera) nimmt "eiskalt" auf, was physikalisch vorhanden ist. Der oben gezeigte "grünstichige" Pilz ist physikalisch korrekt so aufgenommen! Das Licht im Wald ist nunmal tatsächlich so grün. SISO-Prinzip: Shit in, Shit out ;) Das Gehirn filtert das aber weg!
    Dazu kommt, dass eine Kamera/Monitor sowieso nur einen beschränkten Farbraum aus -salopp formuliert- 3 schmalen "Peaks" (Rot+Grün+Blau) hat. Das menschliche Auge ebenfalls (aber etwas breiter). Bsp.: Ein echtes Violett (Veilchen), oder einen Neon-Textmarker kann man nicht originalgetreu fotografieren, geschweige denn ausdrucken. Der Farbanteil von Pflanzen und Pilzen, der z.B. durch UV-Anregung gewandelt wird (Blüten und Pilze), wird auch unter der Glühbirne zuhause nicht mehr vorhanden sein, da diese kein UV abstrahlt.


    Durch den nachgeschalteten Weißabgleich wird lediglich der menschlichen, subjetiven Wahrnehmungserfahrung genüge getan, tatsächlich aber die physikalisch korrekte Datenbasis zerstört. Tendenz: Je "professioneller" die Kamera, desto weniger "Autokorrektur". Drum sind die Handybilder meistens auch gleich so "richtig". Der Handy-Nutzer will schließlich hinterher nicht mit irgendwelchen Weiß-Abgleichen und Farbstichen rummachen...


    => Deshalb die Referenz. Man muss -streng genommen- die normierte Lichtfarbe (z.B. D50, D65... [Daylight 5000/6500K]) mit angeben, bei der z.B. Fotografiert wurde, und auf die man umrechnet.


    4. Farbkaibrierung von Kamera, Monitor und Drucker: das dient wiederum nur dazu, die Referenz (normierter Farbraum und Lichtfarbe) diesen Geräten aufzuprägen. Nützt auch nur denjenigen, deren Monitor genau so kalinriert ist. Alle anderen sehen beliebige Farbstiche... ;)


    Ich selbst fotografiere vor Ort meistens mit Handy (S6) und im Detail zuhause dann mit richtiger Ausrüstung (Canon SLR / Passiv-Blitz / Farbkalibrierung [XRITE])... Und wundere mich dann, dass die Handybilder immer so gut aussehen, und die eigentlich besseren immer so komische Farben bekommen ;) Handybilder mit geeignetem Handy sind teils echt super!


    Für mich persönlich hat sich ein manueller Weißabgleich auf ein normales, weißes Papier und indirekter Blitz als beste Lösung herausgestellt.
    Außerdem empfehle ich, RAW zu fotografieren. Dann kann der Weißabgleich hinterher vorgenommen werden und wird nicht schon im JPG verhäckselt ;)



    Um auch nochmal auf den Topic-Anfang zurück zu kommen:
    Man braucht nicht unbedingt RAL-Karten. Wenn Kamera und Monitor kalibriert sind, kann man den Farbwert notfalls als RGB-Wert, CMYK oder sonst wie angeben, solange man eben den Farbraum und sonstige Umgebungsbedingungen (Lichtfarbe) angibt.
    [u]


    __


    Habe mir erlaubt, das Bild von Pablo (hoffe das ist ok?) aufzugreifen; von oben nach unten "Nackte Tatsache" - "Was die künstliche Inteligenz vorschlägt" - "Was der Mensch zu sehen glaubt" (manuell getrimmt) => Mir dünkt, dass man zur physikalisch inkorrekten, aber am besten aussehenden Variante tendiert ;)?