Boletus pachypus/ Dickfuß-Röhrling

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.369 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    in einem Bestimmungsbuch (Pflanzen und Tiere, Autor Harry Garms von 1975) habe einen Pilz Namens Boletus pachypus/ Dickfuß-Röhrling gefunden. Heute wird die Art unter Boletus calopus/ Schönfuß-Röhrling geführt.
    Kann mir jemand sagen, wann der wissenschaftliche und der gebräuchliche deutsche Name sich geändert hat?

    VG


    Timo


    Pilzchips 95 (+ 10 aus dem EM-Tippen)- 10 für APR 2018= 85+ 20 APR`18-Coins (10 Stk. schnellste Jokereinlösung + 5 Stk. Platzierung+ 5 Stk. Schnapszahl 111) =105

  • Hallo Timo!


    So absolut kann man das immer nicht sehen, dass sich was ab einem genauen bestimmten Zeitpunkt geändert hat. Da ist eben jmdm. was aufgefallen, dass mit dem Namen was nicht stimmt. Ob dann alle anderen mitziehen, ist ja immer die 2. Frage.


    In deinem Fall mit dem Boletus pachypus liegt das Übel wohl erst mal darin begraben, dass die Art doppelt gedeutet wurde. Da kannst du mal diesen Link zum Index Fungorum nutzen und deinen Pilznamen oben eintragen.
    http://www.indexfungorum.org/Names/Names.asp


    Hier merken wir uns mal das Jahr der Erstbeschreibung des B. pachypus, das mit 1815 durch Fries angegeben ist (ich hab ´s mal rot unterstrichen):

    Gleichzeitig siehst du, dass es zu dem Namen B. pachypus wohl 2 Interpretationen gab, was eigentlich für eine Pilzart gemeint ist. Einmal nämlich B. calopus (Schönfußröhrling) und das andere Mal B. radicans (Wurzelnder Bitterröhrling).


    Also folgen wir 1. mal durch Anklicken dem Weg des calopus:

    Wir sehen, die Erstbeschreibung erfolgte durch Persoon 1801.


    Mit dem anderen Weg zu radicans sehen wir dessen Erstbeschreibung ebenfalls durch Persoon 1801:


    Also egal, was eigentlich mit B. pachypus gemeint war, die Beschreibung ist jedes Mal ungültig, weil es eine ältere gibt.
    Und das wird eben irgendwann mal jemandem aufgefallen sein, der dann die Doppeldeutigkeit des pachypus gleich mit eliminiert hat.


    Inzwischen muss man sich ja an den neuen Gattungsnamen Caloboletus gewöhnen, wenn man das denn unbedingt will.


    Viele Grüße
    Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo,


    vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.
    Sehr interessant.

    VG


    Timo


    Pilzchips 95 (+ 10 aus dem EM-Tippen)- 10 für APR 2018= 85+ 20 APR`18-Coins (10 Stk. schnellste Jokereinlösung + 5 Stk. Platzierung+ 5 Stk. Schnapszahl 111) =105

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  • Hallo Timo!


    Was natürlich auch auffällt ist, dass es beim Boletus radicans ein Synonym (oben im Screenshot an 7-t-letzter Stelle) gibt, dass sich Boletus vitellinus Pers. 1799/1800 nennt.
    Ist zwar Unsinn, den Wurzelnden Bitterröhrling mit "Eidotterfarben" zu beschreiben (ich meine vitellinus wird so übersetzt), aber eigentlich hätte ja dann dieses Taxon Vorrang.
    Was da wohl wieder für eine Geschichte dahintersteckt?


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Oder es gab mal einen Herrn Vitell oder Herrn Vitellini, nach dem der Pilz benannt wurde.
    Bei den Nomenklaturregeln ist ja bisweilen auch die Frage, ob ein älteres Taxon auch interpretierbar ist.
    Mal angenommen, es gibt keinen Beleg und die Beschreibung ist in einem oder mehreren Punkten unklar, dann würde der eigentlich ältere Name zugunsten eines jüngeren namens fallen gelassen.
    Dann wäre ein erhaltener Typus bei einer jüngeren Beschreibung eben relevant. Oder so ähnlich.


    Wenn man sich die Synonymie von Boletus calopus durchguckt, wäre der älteste Name ja auch Boletus olivaceus Schaeffer 1774. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Mal angenommen, es gibt keinen Beleg und die Beschreibung ist in einem oder mehreren Punkten unklar, dann würde der eigentlich ältere Name zugunsten eines jüngeren namens fallen gelassen.


    Aber wer will das beurteilen?
    Aus heutiger Sicht ist ja beinahe keine einzige Kleinbecher-Beschreibung so vollkommen, dass man nur eine Art hineininterpretieren kann.
    Wahrscheinlich wird man das auch zu heute beschriebenen Arten sagen, wenn in 30 Jahren sich mal jmd. mit dem gleichen Zeug beschäftigt.


    Und wie kann man vitellini synonymisieren, wenn die Beschreibung dazu schlecht oder unvollkommen war? Man weiß ja dann nicht, was gemeint ist. Und wenn man es weiß, müsste man ja den Namen nehmen.
    Fragen über Fragen......


    Auf jeden Fall sind solche Namensändrungen oft irgendwie logisch begründet. Sind nicht unbedingt Jux und Tollerei oder Geltungsbedürfnis von Mykologen, wie das ja gerne und oft gesagt wird (obwohl es sowas natürlich auch gibt).


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Stimmt, das ist die Crux dabei.
    Wenn zu eienr Beschreibung der Typus fehlt und die Beschreibung uneindeutig ist, kann sie eigentlich nicht als Synonym zu einem anderen taxon gestellt werden.
    Was in diesem speziellen fall dahinter steckt, kann ich nicht beurteilen.
    Allerdings muss man auch sehen, daß die Datenbanken nicht fehlerfrei sind. Was kein Wunder ist bei der Masse an Daten und angesichts der Tatsache, daß ja quasi jeden Tag neue Beschreibungen veröffentlicht werden oder Artikel, in denen Arten synonymisiert und neu typisiert werden.



    LG; Pablo.