Ist schon frustig...

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 6.859 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bergwald.

  • Hallo in die Runde,



    nach der Winterpause waren wir mal wieder in einem der schönsten Pilzwälder Niedersachens unterwegs. Diese Begrüßung hat uns allerdings nicht erfreut... 8|



    Unsere schlimmen Erwartungen wurden leider vollständig erfüllt. Es scheint alles auf den Ausbau des schon nicht schmalen Waldweges zu einer 4-spurigen Autobahn herauszulaufen. :cursing:




    Markierungen an den Bäumen allerorten. Ein Entwässerungsrohr in einem Wald, der von alleine richtig schnell trocken fällt. Holgers Kommentar dazu: Jetzt legen sie schon die Wüste trocken...



    Es werden wohl viele seltene Pilze aus diesem Wald verschwinden. Einige Funde haben wir Euch schon gezeigt.


    Leider gibt es Dinge, die sich jedes Jahr wiederholen. Spaß macht das nicht. Wir wissen, wir können es nicht ändern. Aber manchmal muss der Frust einfach raus. :shy:


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

  • Das ist ja bedauerlich und ärgert mich unendlich, ist gerade ein Monat her da habe ich das selbe in meine liebe Ohligser Heide erlebt, ich könnte jetzt natürlich sagen zum Glück gab es an der Stelle keine seltene Arten wütend mach mich so was trotzdem. Jetzt frage ich mich als total unwissender, gerade wenn es um seltene Arten geht besteht da keine Möglichkeiten solche Biotope unter Schutz zu setzen?


    Ich ärgere mich immer wieder wenn ich gehindert werde an bestimmte Gebiete meine Pilz suche durch zu führen auf der Suche nach interessanten und viell. seltene Arten (Wo möglich werde ich gerade deswegen gehindert), aber abholzen ist es kein Problem.


    Kapiere ich nicht.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Mario,


    der schlechte Witz an dieser Geschichte ist, daß ein Teil des Waldes ein FFH-Gebiet ist. Leider stehen in diesem Waldstück allerdings Molche unter Schutz und eben keine Pilze. :(
    Die größte Zerstörung befindet sich aber nicht im geschützten Gebiet - da haben sie "nur" kleinere Wegebaumaßnahmen vor. Das Problem: ein paar Meter weiter stehen auch seltene Pilzarten (z.B verschiedene Ramarien, Rostroter Lärchenröhrling, Tigerritterling uvm.) und da entsteht die "Autobahn" :cursing: Allerdings im ungeschützten Gebiet = Nutzwald...
    Wir stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden, haben aber wenig Hoffnung.


    Pilze sind unserer Meinung nach für die Behörden leider noch viel zu unbekannt. Wir haben leider keine Idee, ob und wie wir das ändern können.


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

  • Und genau das selbe Problem habe ich auch.


    Tatsächlich habe ich das Gefühl das für seltene Pilz Arten noch nicht genug Interesse besteht, schade eigentlich.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine und Holger!


    Das ist nicht nur frustig, das ist auch ganz schön dumm.
    Solches Vorgehen zeigt völliges Unverständnis von Ökologie, Landschaftspflege und Natur. Solche Wegverbreiterungen sind in jedem fall unnötig, Eingriffe in den Wasserhaushalt eines solchen Waldes sind kategorisch falsch.
    Diese Tatsachen kann man ruhig mal feststellen, wie sie sind.
    Leider wird sich daran wenig ändern: Denn intelligentes Handeln bei den verantwortlichen personen würde ja Intelligenz und ökologisches Verständnis voraussetzen. Das aber ist nicht gegeben.


    Ähnliche Beispiele kenne ich auch zur Genüge.
    Demnächst muss ich mal gucken, was aus meinem Lieblings - Erlensumpf geworden ist, wo im letzten jahr völlig unmötiviert weitreichende ökologische Schäden angerichtet wurden. Mir graut schon vor dem Anblick.


    Die Pilze sind noch nicht mal das größte Problem: Viele Arten arrangieren sich mit solchen ökologischen Fehlern recht schnell.
    Aber eben nicht alle. und es betrifft immer auch etliche Tier- und Pflanzenarten. Die haben oft noch mehr Probleme, wenn solche Schäden in ihrem Lebensraum angerichtet werden.



    LG; Pablo.


  • Liebe Hobis


    das schafft hervorragende neue Biotope. Ich ärgere mich nicht mehr, weil man eh nichts dagegen tun kann.
    Bald bemoosen die neu geschobenen Ränder und eine Vielzahl neuer interessanter Arten erscheinen.
    Ihr werdet sehen.


    LG Harzi
    [hr]
    http://www.pilzepilze.de/cgi-b…2.pl?noframes;read=225549

  • Hallo HoBis,


    das ist ja das, was mich auch so auf die Palme bringt.
    Denn man fühlt sich ja irgendwie für dumm verkauft.
    Zum einen dürfen die Wege nicht verlassen werden und das Wild soll auch geschont werden.
    Nur wenn dann Bäume zu Geld gemacht werden können, werden Schneisen der Verwüstung durch den Wald geschlagen.
    Und das ist dann aber wiederum OK.


    LG, Gábor

  • Hallo,


    tja wir kennen den Frust alle. :( Aber dadurch wird es leider auch nicht besser...



    @Pablo,


    Zitat

    Demnächst muss ich mal gucken, was aus meinem Lieblings - Erlensumpf geworden ist, wo im letzten jahr völlig unmötiviert weitreichende ökologische Schäden angerichtet wurden. Mir graut schon vor dem Anblick.


    Wir drücken auf jeden Fall die Daumen, daß es nicht ganz so schlimm wird.



    @ Hartmut,


    Zitat

    das schafft hervorragende neue Biotope. Ich ärgere mich nicht mehr, weil man eh nichts dagegen tun kann.
    Bald bemoosen die neu geschobenen Ränder und eine Vielzahl neuer interessanter Arten erscheinen.


    wir erleben den Frust ja auch jedes Jahr wieder und ärgern uns in der Regel nicht mehr. Aber diesmal hat es leider die schönsten Stellen am Röderhof erwischt ;( ... Auf bemooste Ränder würden wir am Röderhof nicht setzen. Dann hätten sie anstelle einer Drainage eine Bewässerungsanlage bauen müssen.


    An alle nochmal vielen Dank für Eure Anmerkungen. Und Alex, Deine Idee hat durchaus einen gewissen Charme... :evil:


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Donnerstag ist ein Ausflug dahin geplant.
    Sumpfhauben, allerlei kleine Becherchen, Krusten, Naucorias und Flammulaster...
    Mal sehen, was davon übrig ist.
    In dem Gebiet ist das aber nicht die einzige Stelle, wo ökologische Schäden angerichtet wurden.
    Da ist auch so eine Stachelingsstelle, eine schöne Stelle für Kiefernsteinpilze unter Buchen und Eichen und so, wo es nicht ganz so schlimm aussieht. Aber wenn sie da die falschen Bäume gefällt haben, ist das eben auch ein Problem. Erstens weil möglicherweise der relevante Mykorrhiza - Partner weg ist, zweitens weil sich dadurch ja gerade an einem Südhang (sehr armer, vegetationsloser Boden im Rotbuchenwald auf trockenem Sandstein) der Wasserhaushalt total verändert.


    Das ist halt auch bei eurem Gebiet ein großes Problem, denke ich.


    Natürlich hat Hartmut schon recht: Es gibt eine ganze Reihe Pilze (auch seltene und spannende Arten), die sich über diese "neuen Biotope" freuen.
    Aber blöd ist es auf jeden Fall für Arten, die eben solche Störungen nicht vertragen.
    Meine Güte, warum muss man auch die Waldökologie durch unnütze Entwässerungssysteme verändern?
    Und warum muss es gleich eine Autobahn sein? Ein paar Zentimeter auf einer Wegseite hätten es auch getan!



    LG, Pablo.

  • Die Liste ökologischer Untaten lässt sich leider bundesweit problemlos erweitern. Und nicht immer stecken monetäre Gründe dahinter.
    Bei uns werden im Sommer die Böschungen aller Wanderwege bis auf zwei Meter Breite rechts und links gemulcht. Incl. der dort wachsenden Orchideen.
    Selbst eine Anzeige brachte nichts, weil die Pflicht der "Pflege" der Waldwege durch die Gemeinde Vorrang habe.


    Was den Wald angeht, der Preis für erneuerbare Energien ist hoch. Zum Wohle der Waldbesitzer, zum Nachteil der Natur.


    Wir können zwischen Pest und Cholera wählen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Die Nutzung zur Holzgewinnung ist in manchen Fällen ja noch nicht m,al das Problem. Das kann eines werden, wenn dabei (wie eben oft) Raubbau mit Scheuklappen betrieben wird: Also Waldgebiete zerstört und / oder falsch bewirtschaftet werden.
    Gesunde Wälder bringen gesunden Ertrag an Holz. Das ist so logisch wie das 1x1, aber leider eben nicht für kaum intelligenzbegabte Menschen, die bedauerlicherweise in dem bereich Entscheidungen treffen.


    Bei uns werden im Sommer die Böschungen aller Wanderwege bis auf zwei Meter Breite rechts und links gemulcht. Incl. der dort wachsenden Orchideen.


    Hä?
    Das ist debil.
    Es ist nicht begründbar, Böschungen von Wanderwegen zu mulchen.



    LG, Pablo.

  • Hä?
    Das ist debil.
    Es ist nicht begründbar, Böschungen von Wanderwegen zu mulchen.


    Es ist nicht mit Vernunft begründbar. Die Gemeinde begründet es mit der Verkehrsicherungs- und Unterhaltungspflicht des Wegenetzes. Und sie hat Recht von der unteren Landschaftsbehörde bekommen.
    Es steht zwar nirgendwo, wie genau solche Wege zu pflegen und instand zu halten sind, aber das interpretiert die Gemeinde eben so wie sie es macht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ralf!


    Genau, so meinte ich das.
    Es gibt keine logische oder vernünftige Begründung.
    Da hat halt mal jemand - oder eine Gruppe von Leuten ohne Ahnung von der Sache - ein Papier zusammengepfuscht.
    Das liegt nun bei der enstprechenden verwaltung, Amen.
    Es steht etwas geschrieben, sogar auf Papier mit Stempeln drauf. Das entbindet automatisch jeden Mitarbeiter von eigenem Denken nach logischen Maßstäben, weil es steht ja geschrieben, daß...
    Und selbst wenn da nichts wirklich Fundiertes drin steht, also muss man mal gucken und - äh...
    Ach ja, dann kommt das wichtigste Argument, das mitnichten irgendwie zu entkräften wäre:
    "Das haben wir schon immer so gemacht!"
    ---> Ende der Diskussion.
    Oder man würde gerne etwas besser (aber eben auch anders machen) - doch das geht nicht. Und natürlich kann man das auch begründen:
    "Das haben wir noch nie so gemacht!"
    ---> Ende der Diskussion.


    Wäre ja schlimm, wenn man statt diesen von alters her erprobten, wichtigen Regeln, der Vernuft folgen würde. Geht ja auch gar nicht, und das kann ich unwiederlegbar begründen:
    "Das haben wir noch nie so gemacht!"



    LG, Pablo.


  • Hallo.


    Die Nutzung zur Holzgewinnung ist in manchen Fällen ja noch nicht m,al das Problem. Das kann eines werden, wenn dabei (wie eben oft) Raubbau mit Scheuklappen betrieben wird: Also Waldgebiete zerstört und / oder falsch bewirtschaftet werden.
    Gesunde Wälder bringen gesunden Ertrag an Holz. Das ist so logisch wie das 1x1, aber leider eben nicht für kaum intelligenzbegabte Menschen, die bedauerlicherweise in dem bereich Entscheidungen treffen.


    Auch hierzu ein Wort.


    Früher haben die Waldbesitzer das Holz selber geschlagen und mit dem Traktor und Seilwinden bis zum Abfuhrplatz geschleppt.
    Heute beauftragen sie oft Lohnunternehmer. Die bekommen einen Anteil am Holzertrag. Je schneller sie fertig sind, um so höher ist die Marge. Ergo werden Harvester und Fällerbündler eingesetzt. Die Forstwege werden so verbreitert, dass die Holztransporter bis direkt an den Einschlagort fahren können. Es werden mehrere Holzlagerplätze angelegt, sprich mit der Raupe planiert, damit das Holz nicht zu weit transportiert werden muss.
    Den Lohnunternehmern sind jegliche Schäden an der Natur, die Verdichtung der Böden und die Zerstörung wertvoller Biotope vollkommen egal. Zeit ist Geld.
    Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, kaufen Spekulanten ganze Waldstriche bzw. das stehende Holz von Privatleuten, die selber kein Holz schlagen. Die beauftragen dann den Lohnunternehmer, der haut alles kurz und klein und anschließend wird mit Douglasien wieder "aufgeforstet".
    Meist werden diese Monokulturen dann noch gegen Wildverbiß umzäunt. Damit steht nicht nur ein Betretungsverbot, sondern die Zäune liegen nach einigen Jahren vermodert und verrostet in der Umgebung. Wegräumen tut die kaum einer. Die perfekte Falle für alle größeren Tiere des Waldes.


    Ich hör jetzt auf, sonst krieg ich wieder Blutdruck. X(

  • Hallo zusammen,


    hier würde ich mich mit einem freundlichen Schreiben an die obere Naturschutzbehörde wenden.
    Die sind höher angesiedelt und Naturschutz geht vor Landschaftsschutz. Bei mir in Regen gabs einen ähnlichen Fall und die obere Naturschutzbehörde hat dann entschieden das dies künftig nicht mehr so gemacht wird, auch wenns so auf dem Papier steht.


    Gruß
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Ja.


    Ich fürchte, du hast recht. Das greift um sich.
    Und wo mir auch schier der Kragen platzt, schließe ich mich an:


    Ich hör jetzt auf, sonst krieg ich wieder Blutdruck. X(


    Ich verschreib mir jetzt in der Sache auch erstmal Maulkorb. Sonst geht das nicht gut aus.
    Auf dieser Plattform werden wir ohnehin nichts an den Gegebenheiten ändern.



    LG, Pablo.

  • Manchmal denkt man ja, bescheuerter kann es gar nicht mehr gehen. So zum Beispiel beim oben geschilderten mulchen der Böschungen.


    Heute morgen gehe ich genau dort ins Tal und werde prompt eines schlechteren belehrt. Es geht noch bescheuerter.


    Auf gut 2 Km Länge hat man den gesamten Wegrand weggehobelt. Damit haben auch die letzten frühen Orchideen fertig, die das Mulchen bisher überlebt haben. Wegränder sind fast immer erhaltenswerte Kleinstbiotope, Refugium für manch seltene Tier- oder Pflanzenart die sonst nirgendwo ein Auskommen finden. Auch aus mykologischer Sicht war das sehr interessant. So manche Entoloma, Rißpilze, Öhrlinge, der eine oder andere Saftling, diverse Peziza und, und, und..
    Vieles was ich nicht bestimmen konnte oder wollte und abwarten wollte, bis ich da mal einen Auskenner in diversen Gattungen hinschleppen kann.
    Der Weg ist jetzt fast vier Meter breit, drei Meter waren wohl zu schmal. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ordnungswahn oder Vorbereitung für einen großen Holzeinschlag weiter oben ? Idiotisch ist es auf jeden Fall.





    Querfeldein nach Hause gehend, stolpere ich auch mal wieder über eine Todesfalle aus ehemaliger Schonungseinzäunung.







    Man kann ganz arg böse Gedanken bekommen........................

  • Hallo Ralf,


    das sieht ja echt bitter aus. Da fehlen uns wirklich die Worte... :cursing:


    In unserem "Trauerfall" Röderhof ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Ein Pilzfreund ist sehr aktiv in dieser Angelegenheit. Vielleicht gibt es bald eine Ortsbegehung mit einigen Verantwortlichen. Die Zerstörungen, die jetzt schon da sind, kann man natürlich nicht wieder rückgängig machen. Aber eventuell kann man weitere Zerstörungen eindämmen und ein wenig für das Thema sensilibisieren. Wir werden berichten.


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

  • Hallo zusammen,



    ein kurzes Update zu den Veränderungen in unserem Lieblingswald. Es gehen noch viele E-Mails hin und her, aber die Katastrophe nimmt wohl ihren Lauf. :(


    Hier standen mal der Rostrote Lärchenröhrling (die Lärche ist schon Geschichte), Tigerritterlinge und verschiedene Ramarien.Die Entwässerungsrohre werden immer mehr...



    Zu Beginn der Baumaßnahmen (der Wegebau wird von staatlicher Seite aus gefördert) sah dieser alte Steinbruch noch so aus. Angeblich standen die Baumaschinen nur auf einer Art "Parkplatz". Oberhalb der Abbruchkante des Steinbruchs standen wirklich schöne Pilze. Es ist die Grenze eines FFH-Gebietes.



    Heute sah es dann so aus. Die Erde vom Wegebau musste ja irgendwohin :cursing:



    Dieses Foto nennen wir jetzt einfach mal "Das Hügelgrab vom Satan"



    Am nächsten Mittwoch werden wir den Wald mit dem Pilzfreund begehen, der den Kontakt zu den Behörden hält. Mal sehen, was er zu berichten hat.


    Allen noch einen schönen Sonntag ohne Unwetter


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine