Etwas Ritterlingshaftes im Rapsfeld

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.412 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wühlmull.

  • Hallo, diesen Fund hatte ich vor ein paar Wochen am Rand eines Rapsackers. Schon vor Ort hatte ich irgendwie das Gefühl, daß es eine harte Nuß wird, aber die hier kann ich nicht mal anknacken. Kleine Erdritterlinge sehe ich ja öfter, die haben aber eine deutlich schuppigere oder faserige Huthaut. Die Bilder sind mir nicht so gelungen. Es hat gehagelt, geregnet und ich hatte keinen Schirm dabei. Ich habe zwar einen von drei Fruchtkörpern mitgenommen, der hat aber eine zünftige Bremsaktion auf der Autobahn und den daraus resultierenden Zweikampf mit einer Sprudelflasche leider verloren. Die Schnipsel waren noch gut für's Mikroskop und einen Sporenabwurf.



    Die Details:


    Hut: jeweils knapp 35 mm Durchmesser, matt, zur Mitte hin mit leichtem Buckel. Huthaut mit Glück etwa zur Hälfte abziehbar.
    Lamellen: weiß mit beigem Schimmer. Ausgebuchtet angewachsen mit kleinem Zahn.
    Stiel: 25-30 mm lang, ringlos mit schwach angedeuteter Knolle (hatte kein Messer für Querschnitt dabei, wollte ich ja zu Hause machen :rolleyes: )
    Fleisch: weiß
    Geruch: angenehm pilzig mit zusätzlicher, schwer zu beschreibender Note, irgendwie nach frischer Zeitung.
    kein Geschmackstest
    Sporenpulver: weiß
    Standort: neben Rapsfeld auf schwach sandigem Boden
    Sporen: ca. 5,5x10 µm, warzig
    Ich weiß nicht, ob das Zystiden sind, was ich da an der Lamellenschneide fotografiert habe. Auffällig sind auf jeden Fall deren Enden, die teilweise wie kleine Nadelbäume oder Pfeifenreiniger aussehen.







    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo Holger,


    Du hast einen Weichritterling (Melanoleuca sp) gefunden.
    Die warzigen Sporen und die Zystiden - das sind natürlich welche - sind da eindeutig. Die Sporen kannst Du mal in Melzers Reagenz anschauen, dann wird das amyloide Ornament deutlich sichtbar.


    Bei den einzelnen Arten der Gattung halte ich mich aber zurück, da fehlt mir die Erfahrung und bei der Gattung ist ohnehin mehr unklar als klar.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Holger,


    komisches Ding. Ein Ritterling schließe ich aus, denn die haben keine Hymenialcystiden. Auch sind die Sporen für (Erd)Ritterlinge zu groß, wenn ich jetzt die Sporengröße von 10 x 6 µm von deiner Skala übernehme.


    Was das sein kann, da bin ich etwas ratlos. Melanoleuca oder vielleicht noch Cystolepiota wäre eine Möglichkeit. Waren denn die Lamellen denn ausgebuchtet am Stiel angewachsen oder waren die frei. Falls das ein Freiblättler sein sollte, dann kommen auch noch Lepiota und Leucoagaricus in Betracht. Bei ersterer Gattung schlüssel ich ganz gern meine Funde durch; von letzterer Gattung, lass ich die Finger. ;)


    l.g.
    Stefan


    Edit: Matthias war schneller. ;)

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo und danke Euch beiden,



    auf dem Bild kommen die ausgebuchtet angewachsenen Lamellen nicht so gut rüber aber ich erinnere mich daran, sie so erkannt zu haben. Gerade der auf dem ersten Bild macht von oben einen "lepiösen" Eindruck und schickt einen auf's Glatteis. An Melanoleuca hätte ich trotz des kurzen Stiels nicht gedacht, mit der Gattung habe ich fast keine Erfahrung. Aber jetzt weiß ich ja, wo ich suchen muß. Die Bilder werde ich beim nächsten Pilzstammtisch mal in die Runde werfen, ich bin zuversichtlich daß wir den näher eingrenzen und ihm zumindest einen Namen geben können.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Holger!


    Auf dem vierten Bild meine ich schon zu erkennen, daß die lamellen nicht frei sind: Da laufen so kleine Zähnchen am Stiel kurz runter. ist wohl einfach sehr extrem ausgebuchtet.


    Weichritterling ist klar, da bist du in der Gruppe mit den etwas kleineren Arten mit Brennhaar - Zystiden und glattem Stiel.


    Weiter weiß ich leider auch nicht in dieser taxonomisch und morphologisch sehr unbefriediegenden Gattung.


    Edit, weil sich's überschnitten hat:
    genau das meine ich. Einfach mal konsequent nach einer möglichst umfassenden monografischen bearbeitung durchschlüsseln und dann halt den namen "im Sinne des Autors xy" dazu schreiben.
    dann passt das. Ich glaube, die Gruppe ist gar nicht so schlimm umfangreich.



    LG; Pablo.

  • Ja, die Zähne sind sehr unscharf, Blende 2,8 oder so, aber sie sind da.

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  • Hallo zusammen,
    ich habe den Pilz eben mit GroßpilzeBW Band 3, S. 363 durchgeschlüsselt und lande bei Melanoleuca exscissa (S. 366f.).
    LG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Verena,



    ich denke auch, daß sich der Kommentar bei Wikipedia auf die Gattung selbst bezieht, nicht auf die einzelnen Arten. Wenn man (im Gegensatz zu mir :shy: ) weiß, worauf man achten muß, glaube ich schon, daß man die Gattung als solche relativ sicher festmachen kann, Mikroskop vorausgesetzt. Trotzdem würde ich den Herrn Wiki gerne mal mit auf Pilztour nehmen. So oft er mir schon geholfen hat, so oft hat er mich aber auch schon verwirrt. Das wäre übrigens dann mein zweiter Weichritterling überhaupt.



    Hallo Öhrling,


    Melanoleuca exscissa klingt sehr gut :thumbup: . Den Band habe ich auch, habe aber noch nicht reingeschaut. Bei den Schweizern bin ich bei M. brevipes gelandet :huh: . Zu M. excissa kommt man da nur, wenn man von "Lamellenzystiden....nicht vom Brennhaartyp" weitergeht. Verstehe ich nicht. Bei den Bildern, inkl. den gezeichneten Mikrobildern paßt M. excissa dann wieder.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Holger!


    Eventuell auch ein Schlüsselfehler bei PdS?
    Sowas kommt vor, in den "Großpilzen..." habe ich eigenhändig schon ein paar Schlüssel ausgebessert. ;)
    Gut wäre natürlich schon, die Zystiden auf ganzer Länge zu sehen, ob die vielleicht septiert sind und wie die Form zur Basis hin ist.
    Vielleicht könnte man nochmal mit gröger oder FungaNordica durchschlüsseln?



    LG, Pablo.


  • Zu M. excissa kommt man da nur, wenn man von "Lamellenzystiden....nicht vom Brennhaartyp" weitergeht. Verstehe ich nicht. Bei den Bildern, inkl. den gezeichneten Mikrobildern paßt M. excissa dann wieder.


    Hallo Wühlmull,
    in GroßpilzeBW ist M. exscissa bei den Brennhaarzystiden-Trägern einsortiert. Aber wie hier schon angedeutet wurde, scheint man bei Verwendung unterschiedlicher Literatur durchaus bei ganz anderen Arten herauszukommen. Laut Funga Nordica, dem meiner Meinung nach fachlich vertrauenswürdigsten Pilzbuch überhaupt, hat jedenfalls M. exscissa definitiv Brennhaarzystiden. Als Sporenmaße werden dort 7,5 - 9,5 x 5 - 6,5 my angegeben, das könnte man eventuell noch überprüfen.
    FG
    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Ich bin überzeugt, daß Ihr beide recht habt.
    Zum einen wird es wohl so sein wie Pablo schon sagt...Fehler im System :haue: . Zum anderen hat Öhrling den M. exscissa wohl korrekt entschlüsselt.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo, zusammen,


    Ich hatte den Pilz heute Morgen
    mit Gröger ebenfalls schon mal
    als M. exscissa geschlüsselt,
    habe dann aber den Impuls,
    die sensationelle Entdeckung
    hier mitzuteilen, als
    üble Münchhauserei verworfen.


    Wobei - wenn wir jetzt schon zu zweit sind -
    es kann natürlich sein.


    Generell kann ich Gröger
    und Funga Nordica
    bei Melanoleuca empfehlen.
    Pilze der Schweiz gar nicht.


    Wenn wir ein sauberes Mikrobild
    der Zystiden hätten
    sähe die Sache schon etwas anders aus.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Nun, ich habe noch das Trockenmaterial, vielleicht ist da noch was rauszuholen. Das wird M. exscissa aber wohl nur bestätigen. Bei meinem Quetschpräparat war nur Sülze zu sehen, hab's wahrscheinlich kaputtgequetscht.

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