Hallo, ForumsFreunde!
Da hatte doch kürzlich der Torsten am lebermoos unter seinen Rosenbüschen ganz hübsche orangene Nabelinge gefunden.
>Siehe hier<
Wir hatten noch ein wenig gefachsimpelt, daß die nun nicht mehr Omphalina sondern Loreleia heißen, und daß es da mit postii und marchantiae zwei Arten gibt.
Jedenfalls hat Torsten mir eine probe zukommen lassen, und seitdem grüble ich daran herum, warum das nun wieder so uneindeutig ist.
Weil: Eigentlich sollte das ganz einfach sein:
HDS - Hyphen mit inkrustiertem Pigment ---> Loreleia marchantiae
HDS - Hyphen ohne inkrustiertes Pigment ---> Loreleia postii
Es könnte so einfach sein.
Ist es aber anscheinend nicht.
Zum untersuchten Fund kommen wir gleich, erstmal die Frage zur Literatur:
Der oben erwähnten Unterscheidung wiederspricht nämlich Funga Nordica: Dort ist es genau umgekehrt, was die Pigmentierung angeht.
Erhard Ludwig erwähnt erstmal bei keiner der beiden Arten inkrustiertes Pigment, erwähnt aber, daß Gulden bei ihren Funden von O. postii durchaus inkrustiertes Pigment beobachtet hat.
Lehnt sich Funga Nordica hier eventuell an die Beobachtungen von Gulden an?
Jedenfalls:
Alleine das Feststellen, wie das Pigment vorliegt, ist gar nicht so einfach.
Wenn ich in KOH mikroskopiere, sind die Hyphen definitiv glatt.
Erst als ich mal probeweise ein paar Präparate in Wasser quellen lassen und mikroskopiert habe, ist da ein sehr feines, inkrustiertes Pigment erkennbar.
Hier mal die Bilder zum untersuchten Fund:
Basidien viersporig, Sporen sehr variabel (aber mit typischer Nabelingsform), alle Septen ohne Schnallen.
Huthaut in KOH eingeweicht, mit Kongo angefärbt, alle Hyphen glatt:
In Huttrama vereinzelt oleifere Hyphen vorhanden
Hutquerschnitt, Trama mit einigen "Blumenkohl - Kristallen", HDS Hyphen in Wasser, Bilder unten mitte und rechts mit Kongo gefärbt, ansonsten ohne Chemie.
Bilder werden beim Anklicken größer.
Die Frage ist nun: Welcher Literatur vertraue ich?
Und reicht das aus, um das vorliegende Pigment als inkrustiert zu bewerten?
Bei einem Rötling würde ich sagen: Ja, ist inkrustiert.
Und dann passt es nicht mehr zusammen, auch mit den makroskopischen Trennmerkmalen, die Ludwig hervorhebt: Lamellen gegabelt, entfernt, dicklich bei O. marchantiae; untermischt, schmaler, dichter stehend bei O. postii.
Im Exsikat sind hier ziemlich entfernt stehende, dickliche Lamellen vorhanden, die regelmäßig mit lameletten untermischt sind. Gabelungen keine.
Hat jemand vielelicht noch eine Idee, zur weiteren Literatur?
Gibt es zu den orangenen nabelingen an lebermossen irgendwelche Fachartikel (Sprache egal) auch neueren Datums?
Das würde mich tatsächlich interessieren, wie sich das nun verhält...
LG; Pablo.