Birken-Gürtelfuß im Mertinger Forst?

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  • Hallo in die Runde,


    Ende September des vergangenen Jahres habe ich im Mertinger Forst, mein früherer Hauswald in Bayerisch-Schwaben, auf saurem und mehr oder weniger sandigem Boden zwischen einer Espe und einer Birke (im Umkreis standen noch Rotbuchen und Fichten) eine Gruppe Schleierlinge aufgesammelt. Leider kenne ich mich mit Cortinarien wenig aus, insbesondere die Telamonien haben es in sich, wo ich den Fund einordnen würde. Als Arbeitstitel habe ich Cortinarius cf. bivelus vergeben. Aber ob das wirklich der Birken-Gürtelfuß ist, weiß ich nicht. Deshalb möchte ich den Fund hier zur Diskussion stellen:



    Hut: 35−45(−85) mm breit, 11−20(−40) mm hoch, jung halbkugelig, dann gewölbt, rund, im Alter gewellt und mit dem Rand stark nach oben gebogen, rostbraun, hygrophan, ockerfarben ausblassend, Randbereiche weit mit hellgrauem Velum befasert Lamellen: ausgebuchtet angewachsen, mit Zahn marginal herablaufend, bauchig, entfernt stehend, mit Lameletten untermischt, Schneiden glatt, im Alter mit Rissen sowie vereinzelten Scharten und wie die Lamellenfläche zunächst grau, später braun bis orange-braun gefärbt, partiell mit rostfarbenen Sporenpulverablagerungen, beim überalterten Frk. teils weißlich bereift (Schimmelbefall?), hygrophan, ocker ausblassend Cortina: deutlich ausgeprägt, hellgräulich Sporenpulver: rostfarben Stiel: 75−85 mm lang, 14−16 mm dick, zylindrisch, basal bis zu 21 mm keulig verdickt, gerade bis geschwungen, Oberfläche matt, grau bis schmutzig gräulich, mit hellgräulichem Velum längs überfasert Fleisch: im Hut bis zu 7 mm dick, hellgrau mit ockerfarbener Nuance; im Stiel längsfaserig, voll, basal im Alter etwas schwammig, wie Hutfleisch gefärbt, apikal auch wässrig-dunkelgrau, basal jedoch mehr ockerfarben Geruch: im Anschnitt deutlich nach Rettich


    Sporen [95 % –• 20 –• SAP –• v –• H2O (nat)]: 7,9−9,5−11,1(−11,7) x 4,9−5,9−6,8(−7,1) µm; mandelförmig, braun, warzig


    Mehr Fotos (hatte leider versäumt, Mikrofotos zu machen, was aber auf Wunsch nachgeholt werden kann − Beleg ist vorhanden) gibt's im Artporträt auf meiner Website.


    Gruß, Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Gelöschter Nutzer ()

  • Hallo, Andreas,
    Das sieht für mich gut aus.
    Was etwas irritiert, sind die grauen Töne
    auf dem Hut, etwa bei dem linken Exemplar.
    Ich hatte jedoch in der Studienwoche
    in Escholzmatt öfters C. bivelus,
    die mich dergestalt genarrt haben,
    vor allem mit verschieden
    graulich-rotbräunlichen Hutfarben.
    Was diese Exemplare jedoch stets hatten,
    (manchmal ebenfalls bis ins Irritierende),
    waren ausgeprägt weissliche Gürtelzonen bei
    den jüngeren Exemplaren,
    (etwa wie bei C. laniger)
    die ich auf Deinen Fotos vermisse.
    Was ebenfalls anders war
    als bei dem grossen Exemplar bei Dir,
    waren die bei alten Exemplaren
    sehr lange typisch dunkel rotbraun
    bleibenden Lamellen.
    Ich habe gerade keine Literatur zur Hand,
    aber ich meine mich zu erinnern,
    dass ich damals gelesen hatte
    (oder es wurde mir gesagt)
    dass die Lamellentrama typische,
    punktartige, auseinanderliegende
    Inkrustierungen aufweise,
    und das hatte sich bei den Exemplaren bestätigt.
    Ich schaue heute Abend nochmals
    in meine Notizen,
    vielleicht irre ich mich ja.
    Lieben Gruss, Harald Andres


    Edit:
    Vergiss das mit den Inkrustierungen.
    Da muss ich mich geirrt haben.
    Ich kann in den Notizen zu der Art
    nichts darüber finden.
    Sie besagen, dass die Art in dem Jahr
    fast Massenpilz unter alten, einzeln
    und eher trocken stehenden Birken war,
    in feuchten Habitaten mit Jungbirken jedoch völlig fehlend
    (dort hingegen C. pholideus massenhaft).
    Ich beschrieb die Hutfarben von
    grau-ockerlich bis rotbraun variierend,
    also doch ohne das Graubraun
    Deines linken Exemplars.
    Die Sporenmasse innerhalb eines Abwurfs
    mit oft auffallender Bandbreite (<> 2).
    Die gürteligen Velumzonen bei jungen Exemplaren oft auffällig,
    in einem Fall fast als einzelne Ringzone wie bei
    C. torvus.
    Das wär's, ich kann kaum helfen.
    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr beiden,


    ich hab dazu nochmal ne Frage. Mir macht eine Telamonie aus der Laniger-Gruppe ganz schön Kopfzerbrechen. Rein makroskopisch kommt C. bivelus sehr gut hin; allerdings sind die Sporenmaßen von meinem Fund (6-8 µm Länge) für bivelus zu klein; zumindest nach der Funga Nordica. Im Scoop werden die Sporenmaße mit 6-8 x 3-4 µm angegeben. Das Habitat ist ein Jungkiefernwald auf Sandböden mit eingestreuten Birken.


    Habt ihr da noch Ideen dazu?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Hallo, Stefan,
    Ich nehme an, Du hattest reife Sporen aus dem Velum
    oder aus einem Abwurf.
    Ich habe die Erfahrung, dass man da bei Cortinarien
    die verrücktesten Sachen erleben kann.
    Darum sind auch Schlüsselschritte mit Sporenmassen
    manchmal fehlerbehaftet.
    Wir hatten in Escholzmatt Dermocyben,
    die lange im Feuchten gestanden hatten,
    deren Sporen im Velum völlig andere Masse hatten,
    als bei jungen Exemplaren, die wir absporen liessen.
    Die Abweichungen waren geradezu grotesk.
    P. Clemencon, den wir mit dem Fall konfrontierten,
    meinte, dass reife, abgesporte Sporen sich
    durchaus noch sehr stark verändern können.
    Eine neue Erfahrung...


    Zu C. bivelus kann ich nur sagen,
    dass mir die Exemplare bei einzelstehenden, alten Birken,
    die gewisse Jahre vorkommen,
    völlig anders erscheinen, als die Exemplare anderer Jahre
    bei jungen Birken in Mooren oder Birken-Kiefern-Habitaten.
    Ob es wirklich die gleiche Art ist?


    Damit hier kein falscher Eindruck entsteht:
    Ich bin übrigens ganz und gar kein Cortinarien-Kenner.
    Nur Cortinarien-Liebhaber, der sie gerne lernen würde.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Stefan,
    hallo Harald Andres,


    und ich muss gestehen, dass ich mich mit Cortinarien noch nicht intensiver auseinandergesetzt habe, sieht man mal von den richtig giftigen und ein paar markanten Arten ab. Die Gattung ist für mich ein ganz eigenes, unerforschtes Universum innerhalb der Großpilzgalaxie. :/


    Den im Initialbeitrag vorgestellten Fund hätte ich vermutlich gar nicht aufgesammelt, wenn letztes Jahr nicht so ein schlechtes Pilzjahr gewesen wäre. Da war ich froh um jeden frischen Blätterpilz.


    Habe heute mal den Telamonienschlüssel in den GPBW5 durchgeblättert und bin vom Umfang schier erschlagen. Keine Ahnung, ob ich die Ausdauer besitze, mich da durchzuhangeln. Ich dachte halt, dass vlt. jemand hier im Forum anmerkt: "Den kenn ich, das ist C. xyz". Aber wie so oft ist das Ergebnis "könnte sein". :rolleyes:


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Harald Andres,


    vielen Dank für deine hilfreiche Antwort und Hinweise. Ich bin auch bei weitem kein Cortinarien-Experte; eigentlich kein Experte für irgendeine Gattung. Meine Liebe gilt den Schleierlingen, Risspilzen, Tintlingen, Egerlingen und kleineren Dunkelsporergattungen und den Ritterlingen. Mit letzteren habe ich mich bisher am intensivsten befasst.
    Ich denke schon, dass ich reife Sporen aus dem Hymenium entnommen habe; ein Abwurfpräparat habe ich von der Art noch nicht angefertigt.
    Der Grund, warum ich die Frage gestellt habe ist, dass ich vor ein paar Jahren einen sehr interessanten Sandkiefernwald mit eingestreuten Birken gefunden habe; ein richtiger Hot-Spot sozusagen.
    Da stehen auch die besagten Telamonien rum, C. bivelus sehr ähnlich. Wenn ich mit den Großpilzen schlüssle, komme zu C. quarciticus (wurde allerdings von Andreas Gminder verneint). Mit der Funga-Nordica und dem Soop komme ich nicht weiter, weil die Sporengrößen nicht passen. Mal sehen, ich kann gern in diesem Jahr mal ein Abwurfpräparat anfertigen und die Sporen aus diesem mikroskopieren und messen. Bin mal gepannt, wie groß die dann sind. Andreas hatte übrigens zu dem Fund auch keine Ideen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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