Wer bin ich (kleines Rätsel)

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.046 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo, zusammen,


    Der Harald Andres hat mich letzten Sonntag
    am Wegrand aufgelesen.
    Ich gelte als selten,
    bin schlecht dokumentiert.


    Der Harald hat mir eine kleine
    Spezialbehandlung unter dem Mikroskop
    zuteil werden lassen,
    was zu erstaunten Ausrufen
    der Mik-Gruppe geführt hat.



    Wer bin ich?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Harald Andres,


    ja mir gehts auch so. Ich bin sehr gespannt. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Da fragt man sich doch, ob die "Spezialbehandlung" möglicherweise etwas aufwendiger war und etwas mit dem nun gut sichtbaren Inhalt der Basidien zu tun hat? :/



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Pablo,


    die "Spezialbehandlung" sieht so aus, dass Harald Andres Asci geöffnet, die Sporen entfernt, wieder verschlossen und Scheinsterigmen mit Sporen drangeklebt hat. :giggle:
    Ich würde auch Bauklötze staunen, wenn jemand von meinen Augen aus einem Asco- ein Basidiomycet machen würde. :cool: :evil: :saint:


    l.g.
    Stefan

  • Hallo, zusammen,


    Ein paar kleine Hinweise als Hilfe:


    Also, der Harald findet mich jeden Frühling.
    Trotzdem werde ich in der Literatur nicht für voll genommen.


    Gewisse, auch mehrbändige Werke führen mich gar nicht.


    Ein Autor, der sonst sehr zuverlässig in den Details ist,
    tut sich gar sehr schwer mit mir:
    Er behauptet sogar, ich hätte keine Pleurozystiden!
    Wo ich doch wert darauf lege, sie schön eng gedrängt stehen zu haben...
    Und ob meine Sporen amyloid seien oder nicht,
    darüber ist er sich anscheinend nicht klar.
    Seine Darstellung meiner Hutdeckschicht ist nur verwirrend.
    Ich habe zwar solche erekten, keuligen Elemente.
    Aber schlüsseln muss man mich als Cutis oder Trichoderm.


    Ein anderer, sorgfältiger Autor hat da sehr viel genauer hingeschaut.
    Aber er scheint sich dafür zu schämen,
    er versteckt mich im Schlüssel in einer anderen Gattung...


    Die "Spezialbehandlung" von Harald ist gar nicht so spektakulär.
    Er hat einfach gelesen, dass meine Zystiden metachromatisch seinen.
    Ob man dem strenggenommen wirklich so sagen kann,
    wenn sich das Hymenium schön blau färbt,
    und die Zystiden und die Tramahyphen schön rosa,
    (die Zystiden also nicht in sich selbst zweifarbig sind),
    dürft Ihr selbst entscheiden.
    Das zauberhaft schöne Rosa (im Fotos nicht so gut zu sehen)
    hat jedenfalls in der Mik-Gruppe viele Ahs! und Ohs! ausgelöst...


    Also: Wer bin ich?

  • Hallo, zusammen,


    Hier die Auflösung.


    Sepp hat es vermutet:
    Es handelt sich um Hydropus subalpinus, den Buchenwald-Wasserfuss.


    Mit den typischen blasshütigen Exemplaren unserer Gegend:



    In den sechs Bänden "Pilze der Schweiz"
    wird die Art nicht mal erwähnt.


    Ludwig, Band 1, in der Gattungsübersicht zu Hydropus
    spricht von "Sporen amyloid oder nicht",
    bei den Beschreibungen der einzelnen Arten
    gibt er die Amyloidität dann jeweils an,
    ausser bei Hydropus subalpinus.
    Das Sporenpulver ist nicht amyloid.
    Die Sporen sind charakteristisch schlank wurstförmig (Q >2).
    Bei den Mikromerkmalen gibt Ludwig
    Pleurozystiden als fehlend an,
    was falsch ist, denn sie sind bei der Art
    geradezu riesig, bis gegen 100 µ, und stehen eng gedrängt.
    Die Hutdeckschicht ist eine Cutis mit
    kurzen Elementen, mit vereinzelt stehenden Büscheln
    von keulenförmigen, aufstehenden Elementen.
    Als Trichoderm würde ich das nach unseren
    mikroskopischen Beobachtungen nicht bezeichnen.
    Ludwig zeichnet so ein Büschel,
    ohne die Huthaut bei den Mikromerkmalen zu definieren,
    was zur Annahme verleiten könnte, das sei
    die Strukur der Huthaut als Ganzes,
    da würde man dann fast ein Hymeniderm vermuten.
    Die Art schlüsselt sich jedoch über eine Cutis.


    Gröger schlüsselt die verschiedenen Arten Hydropus
    im Schlüssel für die Mycenas aus,
    was vielleicht praktisch ist, gut funktioniert,
    aber sehr verwirrend ist.


    Ludwig erwähnt, dass die Hymenialzystiden
    metachromatisch seien, was ich dann am Montag
    gleich ausprobieren wollte, und was zu diesem Beitrag geführt hat,
    Ich möchte es aber zur Diskussion stellen:
    Wenn das Hymenium mit Brillantkresilblau blau färbt,
    und die Zystiden und Tramahyphen rosa,
    wenn also die Zweifarbigkeit so verteilt ist,
    und nicht die Zystiden selber zweifarbig sind,
    kann man dann von metachromatisch sprechen?
    Was meint Ihr dazu?


    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ach der ist das. :thumbup:
    Ja, das ist auch so ein Chamäleon, der wohl nicht nur makroskopisch ganz verschieden aussehen kann.
    In BKB hatte ich den noch nie angeguckt.


    Aber die HDS hatte mich auch schon mal verwirrt:


    und die Sporen hatten mich dann wieder beruhigt:


    Wenn er einigermaßen typisch ausgeprägt ist, dann lässt er sich ja mit etwas Erfahrung auch makroskopisch schon sicher ansprechen, mit den Sporen dazu ist es dann gut gesichert.
    Vermutlich gehen viele Pilzfreunde bei der Untersuchung dann gar nicht weiter. Dann sind die anderen Mikromerkmale entsprechend selten dokumentiert und das ist möglicherweise ein Grund für einige wiedersprüchliche oder vage Literaturangaben in dem bereich. :/


    Danke für den Link, Sepp!
    Eine sehr schöne Arbeit, die ich mir auch gleich gespeichert habe.



    LG; Pablo.


  • Hallo, Pablo,
    Ja, Deiner Huthaut (nicht Deiner, der Deines Pilzes) :)
    würde ich jetzt sofort Trichoderm sagen.
    Die Präparate von Thomas am Montag
    zeigten kompakt liegende Hyphen
    mit nur wenigen, büschelig aufsteigenden Elementen.


    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Es kann aber auch sein, daß beim Schneiden mal einige Büschel von eigentlich +/- liegenden Hyphen verrutschen und aufgerichtet werden.
    Wenn ich mich richtig erinnere, war das damals mikroskopierte Exemplar auch bei starker Trockenheit gesammelt und die Huthaut stellenweise etwas trockenrissig. Die HDS sah dann nicht an allen Stellen so aus, da gab es auch Bereiche mit mehr liegenden Hyphen. Vermutlich ist das bei dieser Art auch irgendwie abhängig von Alter und Witterungsverhältnissen, sowie natürlich von den Präparationstechniken des Mikroskopierers.



    Ähnliches ist mir auch ab und an bei Rötlingen begegnet, daß es mehrere Präparate brauchte, um die Anordnung der HDS - Elemente tatsächlich zu verstehen.



    LG; Pablo.