Frage zu Haarbecherchen

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.421 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo, zusammen,


    Kollege Peter von unserem Pilzverein
    hat mich gebeten, die folgende Art
    hier zur Diskussion zu stellen.
    Er hat sie gestern bearbeitet,
    und ist nicht weitergekommen.


    Das Substrat ist unklar.
    Gewachsen in einem Brennesselbestand
    nicht auf Brennessel, sondern auf
    wesentlich dickerem Substrat (Farn?).





    Vielleicht handelt es sich wieder um Dasyscyphus nidulus


    Peter vermutet jedoch, dass es etwas anderes sei,
    vielleicht Dasyscyphus relicinus (Trichopezizella relicina) das Tollkirschen-Haarbecherchen


    Leider hat er in keinem Exemplar Schläuche und Sporen gefunden.


    Hier die Haare und Paraphysen in Lugol:



    Ich kenne Peters Überlegungen nicht im Detail,
    ich habe einfach die Fotos gemacht
    und versprochen, hier zu fragen.


    Vielleicht kann jemand mit den
    spärlichen Angaben doch etwas dazu sagen.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald Andres!
    Wie substratgebunden ist denn das Tollkirschen-Haarbecherchen? Wenn ich mich recht entsinne, mag die Tollkirsche gerne auch den gleichen Boden wie die Brennessel - feucht, frisch, humos, nährstoffreich. Was spricht dagegen, dass es wirklich Tollkirsche war? Kann Peter vielleicht noch ein paar Fotos vom Fundort beisteuern, um eventuell das Laub von frischen Tollkirschen entdecken zu können?


  • Hallo Harald Andres!
    Wie substratgebunden ist denn das Tollkirschen-Haarbecherchen? Wenn ich mich recht entsinne, mag die Tollkirsche gerne auch den gleichen Boden wie die Brennessel - feucht, frisch, humos, nährstoffreich. Was spricht dagegen, dass es wirklich Tollkirsche war? Kann Peter vielleicht noch ein paar Fotos vom Fundort beisteuern, um eventuell das Laub von frischen Tollkirschen entdecken zu können?


    Hallo, Tuppie,
    Der Peter liest hier mit und wird mir noch weitere Infos geben, falls vorhanden.
    Ich habe kaum Literatur zu Schlauchpilzen.
    In PdS Band 1 sind für das Tollkirschen-Haarbecherchen als Substrate angegeben:
    Eisenhut, Alpendost, Germer, Tollkirsche und andere Kräuter,
    wobei die Autoren die Art noch nie an Tollkirsche gefunden haben.
    Sie geben auch ein bevorzugt subalpines Habitat an.
    Wir sind hier im Schweizer Mittelland auf ca 450 Meter.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald Andres!
    Ihr habt bestimmt eine schöne Gegend dort. (Bin gerade etwas urlaubsreif ;))


    Zu den Becherchen kann ich leider auch nicht viel beisteuern, vielleicht liest mein Pilzmentor ja mit, und kann mir einen Tipp geben. Ich wollte mich auf Schleichwegen über das Substrat an eine Bestimmung annähern. Vielleicht können wir es ja noch einkreisen.


    (Ich freue mich immer, wenn ich Tollkirsche mal im Wald finde, ich mag diese imposante Pflanze.)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald Andres!


    Das ist jetzt nun auch kein Gebiet, bei dem ich mich auskenne. Hübsch ist der auf jeden Fall.
    Du kannst ja >Ingo< mal eine PN schreiben, vielleicht hat er das Thema übersehen.


    Wenn du eine Anfrage in zwei Foren parallel schaltest, würde es mich freuen, wenn du einen Link setzt.
    Weil >bei den Doppelpilzen< hat ja auch Gernot etwas dazu geschrieben, das sind auch wichtige Infos, die man berücksichtigen sollte wenn man was zur Bestimmung beitragen will.
    Und wenn man nicht immer alle Themen in allen Foren im Blick hat, macht ein Link ja Sinn, daß man weiß, wer sich woanders schon kompetent geäußert hat. :)



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    auf alle Fälle ein spannender Pilz. :thumbup: Was mir allerdings beim Lesen des Threads aufgefallen ist, dass ich noch nie bewusst eine Tollkirsche gesehen habe.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Stefan!
    Da muss mal jemand einen Blick auf die Botanik werfen... ;) Diese hier habe ich letztes Jahr in der Pfalz fotografiert.


    Hier die Pflanze


    Und hier die dazugehörende Blüte


    Die glänzend schwarzen Früchte waren noch nicht reif. Die Pflanze ist in allen Teilen hochgiftig.
    Der Wirkstoff der Belladonna (schönen Frau) träufelten sich die Spanierinnen in Form des Saftes aus den Früchten in die Augen, um die berühmten schwarzen Augen zu bekommen. Das Gift bewirkt, dass die Pupillen sich erweitern und so die Augen mädchenhafter, tiefgründiger erscheinen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    danke Tuppie. :thumbup: Ich hab gerade mal bei Wikipedia gelesen, dass die Tollkirsche eine Solanaceae ist. 8| Spannend. Trotzdem scheint die Art in Sachsen recht selten zu sein. Bei meinen Streifzügen durch meine Sandkästen/durchs Elbi ist mir die noch nie aufgefallen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Gerne steht die Tollkirsche auf Waldbrüchen, wenn die umgefallenen Bäume wieder Licht an den fetten Waldboden lassen. Oder auch nahe bei breiteren Waldwegen, da auch dort gut Licht hingelangt. Soweit meine Beobachtungen.

  • Hallo Harald Andres!


    Das sind recht schlechte Vorraussetzungen für eine Bestimmung, wenn man weder Substrat weiß noch Asci und Sporen oder sonstige Mikromerkmale hat.

    Zitat

    Leider hat er in keinem Exemplar Schläuche und Sporen gefunden.


    Zumindest Asci (= Schläuche) und Paraphysen sind aber auf dem Mikro mit den Haaren schon zu sehen.


    Also, was ich sagen will: es lohnt sich kaum, sich über das Becherchen Bestimmungsgedanken zu machen, wenn man die Infos nicht dazu hat. Es ist da ja nicht so, dass es nur 2 oder 3 braunhaarige Haarbecherchen gibt.
    Trichopezizella relicina sollte eine rote Reaktion des Ascus-Porus mit Lugol haben. Ist das geprüft?


    Auch sieht man auf dem Mikro-Bild lanzettliche Paraphysen, die die Asci in der Fruchtschicht sehr weit überragen. Schon deshalb müsste Trichopezizella relicina als Möglichkeit schnell rausfallen.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo, Ingo,


    Danke!
    Du hast natürlich völlig recht, dass es ungenügend dokumentiert ist.


    Peter hatte aber auch keine passende Literatur,
    in der etwa die Rotfärbung erwähnt wäre,
    und weder er noch ich haben uns bisher mit Ascos befasst.


    Was kannst Du für Literatur für Haarbecherchen empfehlen?
    Die sind doch so hübsch, dass man sie weiter beachten könnte,
    und ich habe den Verdacht, dass Peter bei Ascos generell etwas Gefallen findet.


    In Sachen Ascomyceten kennt sich bei uns nur Sepp etwas aus,
    und wir sind für Ascos generell sehr schlecht ausgerüstet:
    (PdS, Band 1 und ein kleiner Peziza-Schlüssel (Hohmeyer/Ludwig/Haffner).


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald Andres!


    Zitat


    Was kannst Du für Literatur für Haarbecherchen empfehlen?


    Zufriedenstellende Literatur für Haarbecherchen kenne ich eigentlich gar nicht.
    Ich bestimme meine Becherchen mit Zottos "in vivo veritas", in den alten Versionen waren auch Schlüssel.
    Für robuste Haarbecherchen kannst du im folgenden Link mal 8f folgen:
    https://drive.google.com/folde…kxxZhYVZub0N1aGY5YTg#list


    Das ganze Konzept "lebt" natürlich, wird ständig verändert und erweitert, neue Erkenntnisse fließen mit ein.
    Man hat natürlich dort auch viele unbeschriebene Arten (also in Datenbanken schlecht abrechenbare) und der Aufbau der Verwandtschaftsverhältnisse ist (m.M. nach) der Zeit vorraus, deckt sich aber eben deshalb oft nicht mit den momentan vorherrschenden allgemeingültigen Ansichten.


    VG Ingo W

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