Pilze auf Holz im Auwald

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 9.382 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    heute hat uns die ewige Hoffnung auf Speisepilze in Kombination mit sehr niedrigen Erwartungen nach draussen getrieben. Wir haben heimlich gehofft junge Schwefelporlinge zu finden und gingen deshalb in den naheliegenden, relativ pilzlosen Auwald (Waldpark Mannheim) wo wir schon früher vermutliche Schwefelporlinge entdeckt haben.


    Ich präsentiere die wenigen Funde, alle auf Holz. In diesem Waldabschnitt habe ich nur Laubbäume gesehen. Ahorn, Rot-Buche, Hainbuche, Eiche, Weide, Pappeln, Eschen, Holunder.
    Die Pilze die wir heute gesehen haben sind mir großteils unbekannt. Falls jemand zur Pilzbestimmung beitragen könnte, wäre ich dafür sehr dankbar.


    Piz Nr. 1
    Porlinge mit roten Hüten... ich glaube, ich habe sie bereits im Winter an selben Stelle gesehen. Manche waren schon halbverwest.
    Den Geruch kann ich leider nicht so genau beschreiben. Auf jeden Fall pilzig!









    Piz Nr. 2
    Die wenigen Lamellenpilze mit Stiel und Hut! Weiße Lamellen. Geruch unbedeutend.


    Piz Nr. 3
    Seltsame Lamellenpilze ohne den ausgeprägten Stiel, irgendwie an die Austernpilze erinnernd... Geruch: pilzig - besser kann ich es leider nicht beschreiben.


    Piz Nr. 4
    Das soll wohl der Schuppiger Stielporling sein! Hut leicht schuppig. Poren weiß. Stielbasis schwarz. Geruch: eindeutig mehlig/gurkenartig, etwa wie ein Maipilz aber intensiver!




    Piz Nr. 5
    Ich vermute stark dass es die ersehnten Schwefelporlinge sind, aber in einem sehr alten Zustand. An den selben Bäumen habe ich solche Pilze bereits im Winter gesehen (Dezember/Januar), auch schon überfällig. Die Pilze sind hart und bruchig. Man kann sie mit der Hand relativ leicht zurkrümmeln.





    Am Ende war nichts für die Pfanne da, aber wird haben etwas Zeit am Feierabend im schönen Wald verbracht und einige Pilze doch entdecken können ;) Man kann sich also nicht beschweren.


    Wie gesagt, für alle Bestimmungstipps und -Hinweise bin ich sehr dankbar.


    Viele Grüße!
    Alex

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Alexander!


    Ich sehe:


    1) Kastanienbrauner Stielporling (Polyporus badius) - rotbrauner Hut, groß, engstehende Poren
    2) Dachpilz, trotz fehlendem Rettichgeruch würde ich den Rehbraunen Dachpilz (Pluteus cervinus) vermuten
    3) hier könnte ich mir das Gallertfleischige Stummelfüßchen vorstellen. Alle Alternativen, die mir spontan einfallen, wären zumindest im Ansatz gestielt
    4) Schuppiger Stielporling sollte passen.
    5) Schwefelporlinge sollten auch passen.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,


    vielen Dank für die Bestimmungshilfe :thumbup: Alles könnte gut passen.
    So sehen die Dachpilze also aus... Dann war vielleicht doch was essbares dabei. Den Rettichgeruch habe ich vielleicht nur als solchen nicht wahrgenommen. Da brauche ich noch mehr Erfahrung.


    Gruß
    Alex


  • Ich würde da auch spontan auf Dachpilze gehen, aber ganz ehrlich: wir lassen die normalerweise stehen- lohnen unserer Meinung nach nicht, aber mal probieren , bei sicherer Bestimmung, immer. Der Rettichgeruch war u.U. deshalb nicht zu bemerken, weil die gezeigten schon ziemlich angetrocknet sind


    Aber unseres Erachtens (Zimtsternchen und ich) ist der Schuppige Stielporling ein lohnender Sammelpilz. Das gezeigte Exemplar dürfte aber schon zu alt sein (so schwarz wird der Stiel eher erst bei älteren Exemplaren), aber wo einer ist, können ja noch andere sein.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Da müsste ich auch mal wieder vorbei, nach den Wolligen Scheidlingen und den Orangeroten Dachpilzen gucken.
    Bei dem Stummelfüßchen müsstest du wirklich mal gucken, ob sich die Huthaut abziehen lässt, so wie beim Denhbaren Helmling (Mycena epipterygia) sieht das aus.
    Meine Idee ist aber eine andere: Crepidotus mollis habe ich im Waldpark nämlich erstaunlicherweise noch nie gesehen (obwohl es den da bestimmt gibt), aber dafür ein paar mal Crepidotus applanatus (Kurzgerieftes Stummelfüßchen), der optisch erstmal identisch ist.
    Müsste man aber eigentlich unters Mikro legen, ohne abziehbare Huthaut gibt es noch ein paar weitere Arten mit dem Aussehen und großen fruchtkörpern.



    LG, Pablo.

  • Hallo Safran,


    danke für Deine Kommentare und dass Du eigene Erfahrungen teilst :)
    Probiert habe ich solche Pilze noch nie. Erst jetzt habe ich auch die Dachpilze auf dem Schirm und werde sie noch eine Weile beobachten bis ich sie ganz sicher bestimmen kann.
    Über den Speisewert des Schuppigen Stielporlings, wie über die meisten anderen Pilze, habe ich verschiedene und teilweise wiedersprüchliche Meinungen gehört. Ich werde diesen Pilz hoffentlich bald selbst kosten und dann eine eigene Meinung bilden.


    Gruß
    Alex




    Ich würde da auch spontan auf Dachpilze gehen, aber ganz ehrlich: wir lassen die normalerweise stehen- lohnen unserer Meinung nach nicht, aber mal probieren , bei sicherer Bestimmung, immer. Der Rettichgeruch war u.U. deshalb nicht zu bemerken, weil die gezeigten schon ziemlich angetrocknet sind


    Aber unseres Erachtens (Zimtsternchen und ich) ist der Schuppige Stielporling ein lohnender Sammelpilz. Das gezeigte Exemplar dürfte aber schon zu alt sein (so schwarz wird der Stiel eher erst bei älteren Exemplaren), aber wo einer ist, können ja noch andere sein.


    [hr]
    Hallo Pablo!


    Ich möchte bald noch mal hin um ein Exemplar des Dachpilzes für den Sporenpulverabdruck zu nehmen und den Geruch noch mal zu checken. Entweder morgen Abend oder am Wochenende. Falls Du Zeit und Lust hast, können wir uns gerne zusammenschliessen. Ansonsten mache ich gerne den Hautabziehtest beim Pilz Nr. 3 (falls er noch da ist) und berichte hier darüber!


    Gruß!
    Alex



    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Sonntag habe ich schon was vor, aber Samstag? Wäre das eine Möglichkeit?
    An Wochenenden ist da aber meistens ordentlich was los. Obwohl... So direkt im Stadtgebiet ist man da ja nie alleine unterwegs.
    Stört mich aber nicht.
    Es gibt da auch eine Stelle für Rillstielige Seitlinge, wo man mal gucken kann ob was da ist.


    Übrigens, wegen den Geschmackserfahrungen bei Stielporlingen: Waren die Sklerotienporlinge geschmacklich ok?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Die Sklerotienporlinge waren geschmacklich in Ordnung. Mit Kartoffeln angebraten - lecker! Zwar nicht super lecker, aber OK. Falls ich sie im Wald wieder treffe, werde ich sie mit Sicherheit mitnehmen. Noch mal herzlichen Dank für die Bestimmung :thumbup: Es waren etwa 500g und alle schon verputzt :D Die Konsistenz war allerdings etwas seltsam... ich habe mal Fischmilch gegessen (wusste damals zum Gluck nicht was das ist) - die Konsistenz der gebratenen Sklerotienporlingen errinerte mich irgendwie daran. Schon etwas anders wie bei den anderen Pilzen (die ich bis jetzt probiert habe).


    Wegen Samstag schreibe ich gleich eine PN :)


    Gruß
    Alex



  • Also... heute war ich wieder dort, diesmal mit Pablo.


    Die Pilzbestimmung durch Jan-Arne hat sich heute bestätigt.
    Nr 1, 4 und 5 - ganz klar Kastanienbrauner Stielporling, Schuppuger Stielporling und sehr alte Schwefelporlinge.


    Nr. 3 war ein Stummelfüßchen, aber welche - kann man leider nicht mehr sagen, denn die Pilze waren leider alle bereits vermordert... aber Pablo hat an einer anderen Stelle in der Nähe ein Gallertfleischiges Stummelfüsschen gefunden.


    Und Nr. 2 sind die Rehbraune Dachpilze! Heute, nur 3 Tage später, waren sie bereits aufgeschirmt und hatten fleischrosa Lamellen:




    Dank Pablos Ortskentnissen und sicheren Bestimmung durch ihn, habe ich sowohl die Rehbraune Dachpilze als auch ca. 500g von den ersehnten jungen Schwefelporlinge nach Hause zum Probieren mitgenommen.
    Alle Schuppigen Stielporlinge waren leider bereits zu zäh. Ich habe ein junges Exemplar zwar mitgenommen (auf dem Bild mit Schwefelporlingen), aber dann doch nicht gekocht. Selbst der Rand war viel zu zäh.
    So sahen die Pilze vor dem Kochen aus:


    In der Pfanne, für ca. 20 Minuten, einfach mit Öl, Salz und Pfeffer:


    Und gekocht, fertig für die Kostprobe...


    Meine Meinung:
    - die Rehbraunen Dachpilze schmecken zwar nicht gerade wie die anderen Pilze, aber nicht übel. Sie schmecken etwa so wie sie riechen - nach Rettich oder Radieschen. Erinnert mich an die koreanische Küche. Dort wird gerne Rettich verarbeitet. Die Stiele kann man übrigens nicht zerkauen, die soll man vor dem Kochen abschneiden.
    - die Schwefelporlinge waren durchaus schmackhaft, aber erfüllten meine Erwartungen nicht so ganz. Zumindest gebraten schmeckten sie uns nicht nach Hähnchen. Eine sauere Geschmacksnote war leider etwas dominant. Aber das ist die Geschmackssache. Die Konsistenz war aber ganz OK.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Interessant. Mir haben die Rehbraunen gar nicht geschmeckt, als ich sie probiert hatte.
    Aber das kann ja auch mal am Standort oder der Witterung gelegen haben. Vielleicht teste ich bei Gelegenheit noch mal.
    Mit den Schwefelporlingen muss eben schon irgendwas machen, ordentlich würzen, panieren, oder als Gulasch...
    ...oder mit Kartoffeln dazu. :)


    Der witzige Stielporling mit dem langen, wurzelnden Stiel, den du gefunden hast, ist tatrsächlich ein Schwarzfuß - Porling (Polyporus melanopus).
    Da sage ich dann danke, die Art habe ich schon eine Weile gesucht und noch nie gefunden. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    na ja, die Geschmäcke sind halt unterschiedlich. Was den Rettichgeschmack angeht - wir machen zuhause ab und zu Kim-Chi auf koreanische Art. Die Hauptzutaten sind Rettich und Chinakohl. Dazu viel Knoblach, Ingwer und Chili, alles milchsauer vergoren. Manchmal kommt bei uns Kim-Chi in die warme Gerichte, vor allem in die Suppe. Also, waren wir vorbereitet :cool: Sehr gut haben die Rehbraunen aber nicht geschmeckt... allerdings hat meine Frau sie gerade kalt fertiggegessen und behauptet, dass sie kalt viel besser geschmeckt haben.


    Die Schwefelporlinge versuche ich beim nächsten mal mit Kartoffeln anzubraten - so haben mir bis jetzt alle essbare Pilze geschmeckt.


    Wegen Polyporus melanopus - sehr gerne ;) Freut mich sehr dass ich bei einer gemeinsamen Pilztour überhaupt irgendwie nützlich sein kann :D!


    Viele Grüße und schönes Restwochende!
    Alex


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Mich hat's gefreut, mit euch beiden unterwegs zu sein. 6 Augen sehen eben mehr als zwei, das ist für mich schon mal ein Gewinn.
    Einige Pilze hätte ich sonst gar nicht gesehen.
    Aus zwei Ausflügen mit dir habe ich jetzt schon mindestens 3 persönliche Erstfunde mitgenommen. Du hast jeweils Material zur Erstverkostung dabei gehabt: Das gleicht sich also hervorragend aus. :thumbup:


    Jederzeit gerne wieder; so kann es weiter gehen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    hat mich ebenfalls sehr gefreut! 6 Augen sind schon mal gut, aber so ein Pilzbestimmungsgehirn/Mastermind wie bei Dir reicht für *zig Personen!
    Sehr gerne wieder! Am nächsten Wochenende sind wir allerdings evtl. im fernen Südwesten der Bundesrepublik bei den Eltern... In 2 Wochen aber sehr gerne wieder!


    Heute im Dossenwald war übrigens nicht viel los, was die Speisepilze angeht... Massenweise Maiporlinge. Was wir mitgenommen haben waren drei Maipilze und der erste Täubling des Jahres ;-)! Noch zwei Täublinge waren leider bereits zu alt. Ausserdem hat Isabella fast vor unserer Haustür einen Champignong gefunden! Ich glaube dass es ein Stadtchampignon war!


    Gruß
    Alex


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Und jetzt ist es wieder schön nass. :)
    Da werden sicher bald weitere Täublinge folgen.


    bei dem großen, wurzelnden Stielporling habe ich jetzt allerdings ein Problem festgestellt: Die Sporen sind für Polyporus melanopus zu klein (nur bis maximal 7 µm lang statt bis 10 µm). Das Komplizierte dabei: So komme ich eigentlich zu gar keiner Art mehr. Am ehesten würde noch ein Maiporling )Polyporus ciliatus) passen, aber das wäre dann ein makroskopisch total abnormes Exemplar.
    Irgendwo muss ich etwas übersehen haben, muss also noch mal weitere Literatur wälzen...



    LG, Pablo.


  • bei dem großen, wurzelnden Stielporling habe ich jetzt allerdings ein Problem festgestellt: Die Sporen sind für Polyporus melanopus zu klein (nur bis maximal 7 µm lang statt bis 10 µm). Das Komplizierte dabei: So komme ich eigentlich zu gar keiner Art mehr. Am ehesten würde noch ein Maiporling )Polyporus ciliatus) passen, aber das wäre dann ein makroskopisch total abnormes Exemplar.
    Irgendwo muss ich etwas übersehen haben, muss also noch mal weitere Literatur wälzen...


    ...oder Du entdeckst gerade eine bis jetzt unbekannte Art :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Man soll nie nie sagen. Aber in dem Bereich ist es recht unwahrscheinlich, diese Porlinge sind in Europa sehr gut erschlossen.
    Höchstwahrscheinlich ist das ein sehr untypisch ausgeprägter Fruchtkörper einer durchaus bekannten Art.



    LG, Pablo.