Oh, wie pilzig

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.076 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clara2.

  • Hallo Pilzfreunde,



    es macht immer Freude, von euren Pilzexkursionen, vom "Morchelfieber" etc. zu lesen. Nach langer Zeit kann ich auch
    wieder ein paar Pilze beitragen, die meisten leider ohne Bestimmung aufgrund fehlender Literatur.


    Der andalusische Frühling fiel mild aus (max. 30 °C bis jetzt) und brachte öfters einen Regenschauer, so schlich sich der
    Gedanke ein "in Thüringen würdest du jetzt mal nach den Morcheln sehen". Aber hier? Lieber nicht an Pilze denken,
    und sich am Grünen und Blühen erfreuen, das es reichlich gibt im momentanen Lieblingswandergebiet* : eine Mischung
    aus felsigen Bergkuppen bis 2000m, dazwischen Wiesen und mediterrane Steineichenhaine und Zistrosengebüsche,
    an Hängen und in Tälern ausgedehnte Kiefernwälder, Laubbäume vorwiegend in den "Flussauen" an den Bachläufen.


    Und siehe da, im April leuchten da doch "Fruchtkörper":


    1a

    1b


    An einem Bewässerungsgraben, nahe/auf altem vermutlich Weißdornholz. Außenseite körnig, Geruch nach nichts
    (kann aber durch die Trockenheit hier auch fehlend sein) - also wohl eher kein Morchelbecherling. Leider fehlt mir
    bei Becherlingen bzw. allem was optisch in diese Richtung geht, noch komplett der Überblick.


    Besagten Bewässerungsgraben gab es übrigens schon, als die Gegend noch arabisch war, also vor mehreren
    Jahrhunderten. Eine Lebensader ist er immer noch:


    2 Abgetaucht


    Dann: rundliche Gebilde mit weißer Innenseite und scheinbar sandbeklebter brauner Außenseite. Habe ich doch
    schonmal irgendwo gesehen hier im Forum, sowas ähnliches...


    3a+b vermutl. Sandborstling (Geopora spec.)


    Und mit diesen Bäumen drumherum:


    4

    - ein Zedern-Sandborstling (Geopora Sumneriana)? :/


    Ein andermal, unter Kiefern, viel größere kronenförmig aufgebrochene Becherlinge, das Violett der Innenseite vom
    Regen verwaschen (an fast noch geschlossenen Exemplaren war es aber deutlich zu sehen):


    5 Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria)


    An anderer Stelle, nach sonnigen Tagen mit einigen Trockenschäden,


    6a+b verm. Südlicher Ackerling (Agrocybe cylindracea)


    Zumindest wuchsen sie an Pappelstümpfen, und der regionale Name ist "Pappelpilz".



    Natürlich gibt es auch:


    7 Boviste


    8 Kleine braune Pilze


    9 Champigonartige


    10 Baumpilze


    Und natürlich kann man nicht immer nur auf den Boden gucken, bei der Landschaft:


    11


    Und dann, im April an einem Bachlauf über kalkigem Gestein, gesäumt von frischen Wiesen und Eschen


    12


    13


    stehen sie, mustergültig:


    14 Fingerhutverpel (Verpa conica)


    15a Speisemorchel (Morchella esculenta)

    15b

    Nicht viele, aber eine Handvoll durfte doch mit und reichte für Pasta mit Morchelsoße :P



    Vor ein paar Tagen dann, in einem moosigen Tälchen voll schwertblättriger Waldvöglein, leuchten plötzlich
    Röhrlingskappen:


    16a Leccinum lepidum?

    16b

    16c

    16d


    An trockenerem Standort aufgerissene samtig-braune Huthaut, ein bauchiger, stark körniger Stiel, gelbe Röhren,
    gelblich-weißes festes Fleisch, daß sich im Schnitt zunächst rötlich verfärbt, was später zu Grau mit Violettstich
    verblasst. Nachdem was ich finden konnte, scheint es einige ähnliche Arten zu geben. Ich tippe sehr stark auf
    Leccinum lepidum, der im Gegensatz zum ähnlichen Leccinum corsicum bevorzugt auf kalkigem Boden unter
    Steineichen wächst (was hier der Fall war). Auch soll letzterer insgesamt kleiner sein und das Futter sich leicht
    vom Fleisch lösen. Hübsch sehen sie jedenfalls aus, die "Fasane" (so der lokale Name).


    Und auch im Pflanzenreich gibt es interessante Wesen, die in auf enge Verbindung zu Wurzeln oder Pilzen
    angewiesen sind:


    17 Gelber Zistrosenwürger


    18 Violetter Dingel


    Orchideen waren auch der "Vorwand" für einige der Wanderungen, aber die restlichen erspare ich euch mal ;)


    Viele Grüße und vielen Dank fürs Mitwandern,
    Clara




    * das Gebiet wird geteilt von einer Schnellstraße, die nicht allzu sehr stört, aber an der es eine für autolose
    Wanderer strategisch günstige Haltestelle einer Fernbuslinie gibt. Beim letzten Mal fragte der Busfahrer nur:
    die erste oder die zweite [Ausfahrt, an welcher man zum Umweg sparen gern abgesetzt wird]? War ich
    wirklich schon so oft da, oder liegt es daran, daß sonst nie jemand dort aussteigt? :shy:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Clara!


    Was für schöne Eindrücke aus dem Südwesten des Kontinents. Danke für die virtuelle Tour. :thumbup:


    Der Becherling (1) ist ohne mikroskopische Merkmale unbestimmbar. Das ist schon eine Peziza, aber die Gattung ist makroskopisch - sagen wir mal - ganz arg undankbar. ;)
    Dem Sandborstling (3) geht es ähnlich, aber mit großen Fruchtkörpern unter Zedern ist Geopora sumneriana definitiv die wahrscheinlichste Option.
    Die kleinen Braunen (8) sind Risspilze, leider auch hier keine Chance ohne mikroskopische Betrachtung.
    Die Baumpilze (10) tragen den Namen Trametes versicolor (Schmetterlingstramete).
    Zu Leccinum lepidum (16) dürfte es keine sinnvolle Alternative bei deinem Fund geben, es sei denn, die standen inmitten zwischen Zistrosen.



    LG, Pablo.

  • Tuppie, Thomas, vielen Dank für's Mitkommen!


    Pablo, vielen Dank für die Ergänzungen! Ich fürchte, ich brauche schon beim makroskopischen Bestimmen noch viel
    Übung, aber hier ist die Auswahl nicht ganz so groß (ich traue mich kaum was abzuschneiden), da muß man nehmen
    was vor die Linse kommt ;)
    Der vermeintliche Leccinum lepidum stand ordnungsgemäß unter Steineichen, keine Zistrose in unmittelbarer Nähe.
    Vielleicht wird der Herbst nass, dann kann ich euch hoffentlich mehr mediterrane Fruchtkörper mitbringen.


    Viele Grüße,
    Clara