Hallo Pilzfreunde,
es macht immer Freude, von euren Pilzexkursionen, vom "Morchelfieber" etc. zu lesen. Nach langer Zeit kann ich auch
wieder ein paar Pilze beitragen, die meisten leider ohne Bestimmung aufgrund fehlender Literatur.
Der andalusische Frühling fiel mild aus (max. 30 °C bis jetzt) und brachte öfters einen Regenschauer, so schlich sich der
Gedanke ein "in Thüringen würdest du jetzt mal nach den Morcheln sehen". Aber hier? Lieber nicht an Pilze denken,
und sich am Grünen und Blühen erfreuen, das es reichlich gibt im momentanen Lieblingswandergebiet* : eine Mischung
aus felsigen Bergkuppen bis 2000m, dazwischen Wiesen und mediterrane Steineichenhaine und Zistrosengebüsche,
an Hängen und in Tälern ausgedehnte Kiefernwälder, Laubbäume vorwiegend in den "Flussauen" an den Bachläufen.
Und siehe da, im April leuchten da doch "Fruchtkörper":
1a
1b
An einem Bewässerungsgraben, nahe/auf altem vermutlich Weißdornholz. Außenseite körnig, Geruch nach nichts
(kann aber durch die Trockenheit hier auch fehlend sein) - also wohl eher kein Morchelbecherling. Leider fehlt mir
bei Becherlingen bzw. allem was optisch in diese Richtung geht, noch komplett der Überblick.
Besagten Bewässerungsgraben gab es übrigens schon, als die Gegend noch arabisch war, also vor mehreren
Jahrhunderten. Eine Lebensader ist er immer noch:
2 Abgetaucht
Dann: rundliche Gebilde mit weißer Innenseite und scheinbar sandbeklebter brauner Außenseite. Habe ich doch
schonmal irgendwo gesehen hier im Forum, sowas ähnliches...
3a+b vermutl. Sandborstling (Geopora spec.)
Und mit diesen Bäumen drumherum:
4
- ein Zedern-Sandborstling (Geopora Sumneriana)?
Ein andermal, unter Kiefern, viel größere kronenförmig aufgebrochene Becherlinge, das Violett der Innenseite vom
Regen verwaschen (an fast noch geschlossenen Exemplaren war es aber deutlich zu sehen):
5 Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria)
An anderer Stelle, nach sonnigen Tagen mit einigen Trockenschäden,
6a+b verm. Südlicher Ackerling (Agrocybe cylindracea)
Zumindest wuchsen sie an Pappelstümpfen, und der regionale Name ist "Pappelpilz".
Natürlich gibt es auch:
7 Boviste
8 Kleine braune Pilze
9 Champigonartige
10 Baumpilze
Und natürlich kann man nicht immer nur auf den Boden gucken, bei der Landschaft:
11
Und dann, im April an einem Bachlauf über kalkigem Gestein, gesäumt von frischen Wiesen und Eschen
12
13
stehen sie, mustergültig:
14 Fingerhutverpel (Verpa conica)
15a Speisemorchel (Morchella esculenta)
15b
Nicht viele, aber eine Handvoll durfte doch mit und reichte für Pasta mit Morchelsoße
Vor ein paar Tagen dann, in einem moosigen Tälchen voll schwertblättriger Waldvöglein, leuchten plötzlich
Röhrlingskappen:
16a Leccinum lepidum?
16b
16c
16d
An trockenerem Standort aufgerissene samtig-braune Huthaut, ein bauchiger, stark körniger Stiel, gelbe Röhren,
gelblich-weißes festes Fleisch, daß sich im Schnitt zunächst rötlich verfärbt, was später zu Grau mit Violettstich
verblasst. Nachdem was ich finden konnte, scheint es einige ähnliche Arten zu geben. Ich tippe sehr stark auf
Leccinum lepidum, der im Gegensatz zum ähnlichen Leccinum corsicum bevorzugt auf kalkigem Boden unter
Steineichen wächst (was hier der Fall war). Auch soll letzterer insgesamt kleiner sein und das Futter sich leicht
vom Fleisch lösen. Hübsch sehen sie jedenfalls aus, die "Fasane" (so der lokale Name).
Und auch im Pflanzenreich gibt es interessante Wesen, die in auf enge Verbindung zu Wurzeln oder Pilzen
angewiesen sind:
17 Gelber Zistrosenwürger
18 Violetter Dingel
Orchideen waren auch der "Vorwand" für einige der Wanderungen, aber die restlichen erspare ich euch mal
Viele Grüße und vielen Dank fürs Mitwandern,
Clara
* das Gebiet wird geteilt von einer Schnellstraße, die nicht allzu sehr stört, aber an der es eine für autolose
Wanderer strategisch günstige Haltestelle einer Fernbuslinie gibt. Beim letzten Mal fragte der Busfahrer nur:
die erste oder die zweite [Ausfahrt, an welcher man zum Umweg sparen gern abgesetzt wird]? War ich
wirklich schon so oft da, oder liegt es daran, daß sonst nie jemand dort aussteigt? :shy: