Mykorrhizapartner der Bohne?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.312 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo!


    Im "Nachbarforum" kulturpilz.de ist bei einem Forenmitglied ein Pilz aufgetaucht, der ein Mykorrhizapartner von Bohnen zu sein scheint.
    In Töpfen mit Bohnensetzlingen wuchsen kleine braune Pilze, deren Myzel bei näherer Betrachtung um die Wurzeln der jungen Bohnen wuchs.
    Testweise hat er in einem Topf das Myzel von den Wurzeln entfernt und verglichen.
    Fazit: Die Bohnen mit Pilzpartner wuchsen besser und blühten eine Woche früher als die pilzbefreiten Kollegen.
    Hier ein paar Bilder:




    Kennt jemand diesen Pilz? Ich habe noch nach einem Sporenabdruck gefragt, vielleicht bekomme ich davon auch noch ein Bild.


    Viele Grüße, Martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    solche kleine braunen Pilzleins sind meines Wissens nach nie Mykorrhizapilze, sondern immer Saprophyten. Was ich mir vorstellen kann, dass die Pilze Nährstoffe für dir Pflanze abbauen, so dass diese besser wächst. Mit einer echten Myorrhiza hat das nix zu tun.


    Die Pilze halte ich btw. für Düngerlinge. Die gescheckten Lamellen deuten darauf hin.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das sind nicht nur hübsche, sondern auch sehr interessant Pilze.
    Makroskopisch sieht das ja wie Samthäubchen (Conocybe) aus. Ein klassischer Blumentopfbewohner mit recht dunklen, teils ins olivbraune spielenden Farben wäre Conocybe rickenii.
    Aber dazu passt die Lamellenfarbe gar nicht, die eher auf einen Düngerling (Panaeolus) hindeutet.
    Stefan hat schon recht: Es gibt sehr wenig solche dünnen Dunkelsporer, die Mykorrhiza mit höheren Pflanzen bilden. Conocybe und Panaeolus gehören nicht dazu.
    In der Gattung Naucoria findet man solche kleinen, dürren Dunkelsporer. Und die bilden Mykorrhiza.
    Eine Naucoria ist das aber makroskopisch nicht.
    Warum sich Mycelfäden um die Wurzeln gruppieren: Schwer zu sagen. Auch wenn keine klare Mykorrhiza vorliegt, gibt es Zusammenspiele zwischen Pilzen und Pflanzen. Wie genau da was funktioniert, ist gar nicht mal so gut erforscht.


    Generell ist es so, daß auch Pilzmycelien von Zersetzern im Blumentopf das Pflanzenwachstum fördern können.
    Sie speichern Wasser (Feuchtigkeitsregulierung), setzen Nährstoffe im Substrat um, die dann für die Pflanze besser aufgenommen werden können. Alleine das müsste schon als Erklärung reichen, warum siech die Pflanzen in den verpilzten Töpfen wohler fühlen, als in den unverpilzten.



    LG, Pablo.


  • Kennt jemand diesen Pilz? Ich habe noch nach einem Sporenabdruck gefragt, vielleicht bekomme ich davon auch noch ein Bild.


    Hallo Martin,
    bist du sicher, dass das auf allen Fotos die gleiche Art ist, oder ist da etwas inhaltlich durcheinandergekommen? Die auf Foto 1 gezeigten Pilze haben alle einen eindeutig konischen Hut und sehen stark nach Conocybe aus. Die auf den restlichen Fotos gezeigten Exemplare (oder ist es immer dasselbe?) haben einen ausgebreitet-polsterförmigen Hut und eine Lamellenfarbe, die zu Conocybe nicht im geringsten passt.
    Jedenfalls sind weder Samthäubchen (Conocybe) noch Düngerlinge (Panaeolus) Mykorrhizapilze, sondern leben von totem organischem Material, d. h. stehen mit der Bohnenpflanze nicht in Verbindung, wohl aber mit der Topferde. Die Myzelumschlingungen der Wurzeln sind möglicherweise darauf zurückzuführen, dass in dem Topf wenig Platz ist.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Zitat


    bist du sicher, dass das auf allen Fotos die gleiche Art ist, oder ist da etwas inhaltlich durcheinandergekommen?


    Das habe ich mich auch schon gefragt, doch der Finder ist sich sicher, daß es der gleiche Pilz ist.
    Allerdings: Er hat die Bohnen in den Garten gepflanzt, die Pilze in Nahaufnahme sind im Garten an den Bohnen erschienen, die Rahmenbedingungen sind also etwas anders. Sie sollen aber exakt übereinstimmen.
    Aktuell sind alle Pilze verdorrt, wenn wieder frische erscheinen, will er einen Sporenabdruck machen.



    Zitat

    In der Gattung Naucoria findet man solche kleinen, dürren Dunkelsporer. Und die bilden Mykorrhiza.


    Eine Naucoria ist das aber makroskopisch nicht.


    Eine interessante Gattung, danke für den Hinweis! Die kannte ich noch garnicht.




    Zitat


    Warum sich Mycelfäden um die Wurzeln gruppieren: Schwer zu sagen. Auch wenn keine klare Mykorrhiza vorliegt, gibt es Zusammenspiele zwischen Pilzen und Pflanzen. Wie genau da was funktioniert, ist gar nicht mal so gut erforscht.


    Ein bemerkenswerter Gedanke - ein Zusammenspiel von Pilz und Pflanze ohne direkte Mykorrhiza.




    Zitat


    Sie speichern Wasser (Feuchtigkeitsregulierung), setzen Nährstoffe im Substrat um, die dann für die Pflanze besser aufgenommen werden können. Alleine das müsste schon als Erklärung reichen, warum siech die Pflanzen in den verpilzten Töpfen wohler fühlen, als in den unverpilzten.


    Das spielt sicher eine große Rolle.


    Mal schauen, ob sich das Rätsel noch weiter auflösen wird, ggf. mit neuen Aufnahmen.


    Viele Grüße, Martin

  • Hallo Martin!
    Ich möchte noch zu bedenken geben, dass durch das Entfernen des Pilzmycels evtl auch die Wurzeln leicht geschädigt wurden. Dann muss die Pflanze erst einmal Enrgie aufwenden, um die Wurzeln wieder aufzubauen/zu kräftigen, um dann erst Energie in die Blüte zu stecken.
    Bin gespannt auf die weiteren Fotos und den Verlauf des Experiments. ;)

  • Zitat


    bist du sicher, dass das auf allen Fotos die gleiche Art ist, oder ist da etwas inhaltlich durcheinandergekommen?


    Das habe ich mich auch schon gefragt, doch der Finder ist sich sicher, daß es der gleiche Pilz ist.
    Allerdings: Er hat die Bohnen in den Garten gepflanzt, die Pilze in Nahaufnahme sind im Garten an den Bohnen erschienen, die Rahmenbedingungen sind also etwas anders. Sie sollen aber exakt übereinstimmen.


    Gotcha ;) Kannst dem Finder ausrichten, dass das wohl zwei verschiedene Pilzarten sind, die nur zufällig beide in der Nähe der Bohnen gewachsen sind. Bei denen im Topf spekuliere ich Conocybe, bei dem im Garten Panaeolus (Heuschnittpilz?).

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()