Dauerporling. In Westfalen selten?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Hallo!
    Vor ca. vier Wochen fand ich den Dauerporling (Coltricia perennis) in der westfälischen Heide. In der Literatur wird diese Art als "häufig" beschrieben. Mir scheint, dass dieser Porling viel seltener ist, so selten wie die Heide in unserer Landschaft. Auch wenn die Heide wegen der "Plaggen Wirtschaft" in meinem Raum früher großflächig vorhanden war, so freut man sich heute, wenn man den Vitrinenpilz, wie er auch genannt wird, antrifft. Bei uns ist er selten! Wie sieht es in anderen Landstrichen aus?


    Gruß
    Winfried

  • Hallo Winfried!


    Ich finde, der Dauerporling war vor Jahren ziemlich selten, breitet sich jetzt aber mehr aus. Gehe ich von meinen Pilzgründen aus, würde ich sein Vorkommen mit "zerstreut" einschätzen (setzt natürlich die nötigen Biotope vorraus).
    In welcher Literatur wird er als "häufig" angegeben?


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo und guten Morgen Winfried,


    Zitat

    Wie sieht es in anderen Landstrichen aus?


    in Niedersachsen ist das Pilzchen häufig kartiert.


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co


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  • Hallo Ingo, hallo Gelbfieber!
    Nun habe ich mir die Verbreitungsatlanten der Pilze von einem Bekannten ausgeliehen, tolles Werk! Vielen Dank Gelbfieber für den Literaturhinweis. In diesem Werk wird die Verteilung der Pilze in Niedersachsen gut dokumentiert.







    In welcher Literatur wird er als "häufig" angegeben?


    Bei Gerhardt "Der große BLV Pilzführer" wird er als "häufig angegeben. Wunderte mich! Vielen Dank für deine Antwort.


    Gruß
    Winfried

  • Hallo und guten Abend Winfried,


    Zitat

    Nun habe ich mir die Verbreitungsatlanten der Pilze von einem Bekannten ausgeliehen, tolles Werk! Vielen Dank Gelbfieber für den Literaturhinweis. In diesem Werk wird die Verteilung der Pilze in Niedersachsen gut dokumentiert.


    von welchem Werk sprichst du?


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Hallo Gelbfieber!
    Mir fällt auf, dass meine Verbreitungskarten anders aussehen. Wir sprechen hier wohl doch von unterschiedlichen Werken. Ich habe den "Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (1987), Kreigelsteiner" vor mit liegen. Danach ist die Art in West-Deutschland noch flächendeckend kartiert.


    Gruß
    Winfried

  • Hallo Winfried,



    Hallo Gelbfieber!
    Mir fällt auf, dass meine Verbreitungskarten anders aussehen. Wir sprechen hier wohl doch von unterschiedlichen Werken. Ich habe den "Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (1987), Kreigelsteiner" vor mit liegen. Danach ist die Art in West-Deutschland noch flächendeckend kartiert.



    Uschi bezieht sich auf die aktuelle ONLINE-Kartierung und du auf


    GERMAN J. KRIEGLSTEINER: Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West)


    Band 1
    Ständerpilze. Teil A: Nichtblätterpilze, Teil B: Blätterpilze; - 1016 Seiten, 1991; ULMER Verlag, ISBN 3-8001-3318-0.

    Band 2
    Schlauchpilze. - 596 Seiten, 1993; ULMER Verlag, ISBN 3-8001-3319-9.
    ----------------


    Übrigens:


    - Die BRD-Verbreitung von Coltricia perennis findet man in Band1/Teil A, der 1991 und nicht (wie du angibst) 1987 erschienen ist.
    ---> Von "flächendeckend" kann m.E. keine Rede sein. Die Art wurde zwar in allen "alten" Bundesländern und in West-Berliin nachgewiesen, aber neben Verdichtungszonen gibt es auffällig große Lücken, in denen die Art nicht nachgewiesen wurde. Dies liegt daran, dass diese Art sandige, +- saure Nadelwälder mit wenig Nitrateintrag bevorzugt.


    - Schau dir einmal im gleichen Band die Verbreitung von Trametes versicolor oder Stereum hirsutum an. Diese Arten kann man als flächendeckend verbreitet ansehen.
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    Die derzeitige DGFM-Kartierung döst so vor sich hin und wird nur noch halbherzig und sogar konkurrierend betrieben:
    (1) Neben der o.g. "ON-LINE"-Kartierung gibt es noch eine "OFF-Line"-Kartierung. Man hat es bisher aus Kostengründen (!?) nicht geschafft, beide Kartierungsergebnisse abzugleichen.
    (2) Ein Problem ist, das vermutlich auch die von KRIEGLSTEINER gesammelten Fundlisten mehrheitlich nicht digitalisiert wurden und nur in Papierform vorliegen.
    (3) Was auch fehlt ist ein Zugpferd wie KRIEGLSTEINER, das in der Lage ist, die KartiereriNNen permanent zu motivieren und auf unterkartierte Gebiete hinzuweisen.
    ---> Letztendlich hat das dazu geführt, dass einige "zu KRIEGLSTEINER-Zeiten eifrige Kartierer" (ich gehöre auch dazu) keine Funde mehr melden.


    ---> Das Ergebnis kannst du leicht nachvollziehen: Schau dir einfach nur die aktuelle Verbreitung von "Trametes versicolor und Stereum hirsutum" in der "ON-Line-Kartierung".


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd!
    Ich habe vor Jahren am "Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen, NRW" mitgearbeitet und kenne das Problem der unterkartierten Flächen. Einer meiner Messtischquadranten (Rheine-Waldhügel) gehört heute zu den Spitzenreitern in Sachen Artenvielfalt mit einer Pflanzenart hinter Bonn. Wäre ich doch fleißiger gewesen! Bei den Pilzen hapert es noch an der nötigen Literaturübersicht. Von einer On-LINE-Kartierung wusste ich bis heute noch nichts. Aber man wird schlauer. Vielen Dank für deine Hilfe!


    Gruß
    Winfried

  • Hallo Winfried,



    Ich habe vor Jahren am "Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen, NRW" mitgearbeitet und kenne das Problem der unterkartierten Flächen.


    - KRIEGLSTEINER hatte das Problem "unterkartierte Flächen auch, da jeder Kartierer nur sein Lieblingsgebiet/seine Lieblingsgebiete aufsucht und gelegentlich (z.B bei Verwandten-/Freunden-Besuch oder im Urlaub) "fremdgeht".
    ---> Sein Mittel dagegen war:
    (1) Er veröffentlichte mehrfach "Negativlisten" von ca. einem Dutzend "banaler, von ihm vermuted flächendeckend in der BRD vorkommender Pilzarten, aus denen man ersehen konnte in welchen MTBs, die noch nicht nachgewiesen wurden.
    ---> Und, wenn ich von mir ausgehe (und ich bin mir sicher, dass da auch andere Kartierer ähnlich reagierten), motivierte er mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit (Besuch von Freunden/Bekannten, Dienstreisen, Urlaub) insbesondere diese "weiße Flecken" (sofern in Reichweite) zu besuchen.
    (2) Er organisierte Wochenendexskursionen, in denen wir (AMO, AMU) "weiße Flecken" insbesonder im Süddeutschen Raum kartierten.


    ---> Das Ergebnis kann auch Heute noch in dem von ihm herausgegebenen "BRD-Verbreitungsatlas" bewundern.
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    - Ich kenne natürlich auch die kritischen Bewertungen, insbesondere von wenigen "Fachmykologen":
    (1) G.J. Krieglsteiner wurde als "LUMPER" bezeichnet, der einige beschriebene Arten auf Var.-Rang oder gar nur als "witterungsbedingte" forma akzeptierte.
    (2) Ihm wurde vorgeworfen, dass bei seinen Verbreitungskarten (es waren vorwiegend Amateure, die Meldungen abgaben) mit Fehlbestimmungen zu rechnen ist.


    ---> Diesen Kritikern kann ich nur entgegenhalten:


    (1) G.J. Krieglsteiner hat Meldungen von damals "kritischen Taxa" ohne Beleg oder wenigstens Angaben von Mikromerkmalen" nicht akzeptiert.


    (2) Man konnte ihm als "einfacher" Kartierer auch Belege von "nicht oder nicht sicher bestimmbaren" Funden zuschicken und konnte von ihm eine Antwort erwarten. Im Extremfall ---> muss diesen Fund an den "Spezialisten xy" weiterleiten.


    (3) German J. KRIEGLSTEINER war einer der wenigen Mykologen, die klar ihr "Artverständnis" definiert und veröffentlicht haben.
    ---> Beim Rest ist Schweigen: Wir mussten da meist "ohne nachvollziehbare Begründung und ohne nachvollziehbare Merkmalsabgrenzung zu Nachbararten neue Arten oder Umkombinationen zur Kenntnis nehmen.


    (4) Mir ist es immer noch unverständlich, wie GERMAN diese Flut an Meldungen zeitlich gewältigen konnte.
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    - Und wie sieht es HEUTE mit der BRD-Pilzkartierung aus?
    ---> "Viele Köche verderben den Brei"
    - Für mich ein Desaster, das viele früher eifrige und langjährige KartiereriNNen (haben ihre Fundmeldungen eingestellt) abschreckt.


    Nachdenklich
    Gerd


    PS.:
    Damit ich nicht (wie so oft :D) falsch verstanden werde noch eine Abschlussbemerkung:


    (1) In wenigen Einzelfällen teile ich das Artverständnis von German nicht.
    ---> Insbesondere dann, wenn er m.E. seine Artdefinition nicht konsequent anwendet. Beispiele dazu habe ich bereits mehrfach in diversen Foren geäußert.


    (2) Ich kann die Forderung von Fachmykologen nachvolllziehen, auch Varietäten oder Formen zu unterscheiden, aber nur dann, wenn ich da unterschiedliche ökologische Ansprüche erkennen kann