An die Saftlingsauskenner

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 3.764 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Heute war ich mit Paul (Paolo_1996) auf der Jagd nach Becherlingen. Wir fanden diverse Peziza, blaue und schmutzigorange 8| , und allerlei anderes Zeugs.


    Da meint Paul, er habe bei sich in der Nähe eine Wiese, auf der rote Pilze wachsen. 8| 8| 8|


    Saftlingsalarm !!!!



    Saftlinge, bzw. Wiesen auf denen solche wachsen, gibt es hier quasi nicht. Also nix wie hin.
    Ich dachte, alle Straßen und Sträßchen in meinem Gebiet zu kennen. Heute kenne ich eine mehr.


    Angekommen präsentiert sich eine Wiese wie gemalt für Saftlinge und alles was darum herum so wächst.


    Leider kenne ich mich damit fast gar nicht aus, darum möchte ich zwei Funde hier vorstellen. Vielleicht ist so eine Bestimmung möglich, wenigstens ein Hinweis. Ich habe von beiden eine Kollektion hier liegen und kann bei Bedarf mikroskopieren. Es wäre nett wenn es dann Hinweis egibt, auf welche Besonderheiten man zur Unterscheidung möglicher Arten achten muss.


    1.) Da tippe ich auf den Kirschroten Saftling (Hygrocybe coccinea), der soll allerdings erst im Herbst erscheinen.




    2.) Diese Art stand zu hunderten da rum. Blasser als die vorherige, mit deutlich gerieftem und jung mehr glockigem Hut. Teilweise Hexenringe bildend. Die Hutmitte bei jungen Exemplaren tiefrot gefärbt.






    Na, auf der Wiese werde ich nicht zum letzten mal mit Paul gewesen sein.

  • Hallo Ralf


    Ich kann dir bei der Bestimmung nicht helfen.
    Aber:


    Zitat


    Wir fanden diverse Peziza, blaue und schmutzigorange , und allerlei anderes Zeugs.


    Das hört sich spannend an :)


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    bei Saftlingen ist mikroskopisch die Huthaut interessant und die Sporen (Größenspektrum, Form).


    Ich denke eher nicht, daß der erste H. coccinea ist: Den kenne ich als etwas kräftigeren Pilz mit etwas anderer Hutform.
    Es gibt da allerdings einige Arten im Umfeld. Bin leider nicht zuhause und habe keinen Boertmann greifbar.


    Für den zweiten könnte ich mir zB auch Hygrocybe insipida vorstellen. Farblich ist das oft nicht so einfach, da viele orangegelbe Arten auch mehr rottöne haben können, und bei roten Arten auch mehr orangegelbe Farbtöne vorkommen können.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    da bin ich ja froh zu hören, dass Paul immer noch "auf Pilze" ist. Und jetzt schon Saftlinge zu finden, ist auch nicht schlecht. Nummer 1 würde ich mal mit dem Kirschroten Saftling (Hygrocybe coccinea) vergleichen. Bei Nummer 2 habe ich keine Ahnung. Saftlinge sucht man bei uns - bis auf 1, 2 Arten - vergeblich.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo, Ralf,


    Das Wichtigste, wenn Du Saftlinge makroskopisch ansprechen willst,
    ist, ob sie irgendwo schmierig oder schleimig sind.
    Du solltest testen, ob bei trockenen Pilzen
    der Hut und /oder der Stiel klebrig sind,
    (an den Lippen kleben bleiben),
    oder bei feuchten Pilzen Hut und/oder Stiel schmierig sind.
    Des weiteren ist wichtig, dass Du die Lamellenhaltung genau beachtest.


    Ich versuche es mal, so ins Blaue hinaus:
    Der zweiten Pilz könnte, wenn der Stiel schleimig/klebrig ist,
    H. acutoconica sein, der Safrangelbe Saftling,
    (evtl auch H. chlorophana, Stumpfer Saftling),
    mit trockenem Hut/Stiel H. aurantiosplendens,
    der glänzende Orangesaftling.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Vielen Dank für Eure Meinungen und Hinweise. Dann werde ich mal nacharbeiten und berichten. :)
    [hr]


    Hört sich nicht nur so an. Ich kann beide Arten so nicht zuordnen, mal sehen was das Mikro sagt.


    Aber zuerst die Saftlinge, nachher.

  • Hallo Rada,
    zu Pilz 1: der Kirschrote Saftling hat einen glatten Hut. Hier sieht man aber deutlich Hutschuppen. Damit wäre für mich der Arbeitstitel vor dem Durchziehen des Bestimmungsprogramms Hygrocybe miniata.
    Zu Pilz 2: die Saftlinge mit wechselnd gelber, oranger und feuerroter Farbe sind die schwierigsten überhaupt. Da kommt ganz viel in Frage. Ergänzend zu den von Harald genannten Bestimmungsmerkmalen würde ich noch den Geruch (am besten bei leicht angetrockneten Exemplaren wahrzunehmen) und die Größe der ausgewachsenen Exemplare (!!) nennen. H. insipida ist z. B. ein sehr kleiner Pilz, H. acutoconica und chlorophana nicht so klein, und H. quieta und aurantiosplendens sind relativ groß für einen Saftling. Ferner fällt mir hier eine deutliche Hutrandriefung auf, aber ob das bestimmungstechnisch relevant ist, weiß ich ohne BOERTMANN nicht.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • So, Nr.1 ist seziert, berochen, beleckt und geschmeckt. :)


    Geruch und Geschmack kaum wahrnehmbar.


    Hutdurchmesser bis ca. 30mm, feinschuppig, Nass leicht schmierig, trocken klebrig (bleibt an den Lippen hängen). Hutrand leicht nach innen umgebörtelt. Fleisch unter der Huthaut orangerot.


    Lamellen breit angewachsen, z.T. ganz leicht herablaufend. Schneiden wie Lamellenfläche gefärbt.


    Basidien um 43,5 x 10,5 µm mit recht langen Sterigmen bis 8 µm.


    Sporen 8,7-9,5 x 4,8-5,6 µm, z.T. Bohnenförmig eingeschnürt, ohne erkennbare Zellkerne, scheinen ganz fein granuliert.













    Huthaut







    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Ich hätte jetzt doch fast eine Art aus der Gruppe um Hygrocybe miniata vermutet. Immerhin sind die Lamellen +/- breit angewachsen, die Hüte sind zwar glänzig, erscheinen aber so, als wären da auch feine, körnelige Schuppen drauf. Das geht aber nicht, weil bei diesen Arten die Huthaut mehr ein Trichoderm ist. Bei dir sieht das eher nach einer Kutis aus.


    H. chlorophana würde ich nicht denken: Die hat andere Sporen, rundlicher, dicker.
    Insofern müsste man sich doch noch mal mit der Gruppe um H. coccinea beschäftigen. Dann käme vielleicht auch Hygrocybe marchii (sensu Boertmann 1996) in Frage, die aber theoretisch etwas hellere Lamellen als Hutoberfläche haben sollte.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Besser nicht auf Eis!
    Lieber aufs Dörrex. ;)


    Ich glaube im Gröger I sollte auch ein brauchbarer Hygrocybe - Schlüssel drin sein, ebenso wie in FungaNordica.
    Da fehlen halt die schönen Bilder und Artbeschreibungen. Boertmann ist übrigens eher unteuer und ein durchaus schönes Buch. Also je nach dem, was diese Wiese euch noch so alles beschert, könnten sich die 34eu (zB bei Andreas im Shop) schon lohnen.
    Allerdings... Wir sehen uns ja auch mal wieder, da würde ich eben...



    LG, Pablo.

  • Kleines Update. Ebenso erfolgreich wie traurig.


    Heute wurde die Wiese mit befreundeten Pilznern erneut besucht. Die erste Ernüchterung, die Wiese war eingezäunt und frisch gemäht, also in Nutzung genommen. Trotzdem konnten wir im Randbereich noch einige Saftlinge des im Eingangsbeitrag gezeigten "Typ 2" finden. In allen Altersklassen.




    Dank dem inzwischen zur Verfügung stehenden Boertmann konnte ich die Art als Hygrocybe insipida bestimmen.
    Danach drehten wir noch eine Runde durch den angrenzenden Wald.


    Als wir dann zurück zum Auto kamen, konnten wir live und in Farbe miterleben wie diese Wiese mit Gülle zugekleistert wurde.


    Höchstwahrscheinlich haben wir damit einen seit heute ehemaligen Standort dieser Art dokumentiert. Es ist schlichtweg zum Kotzen (sorry).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf.


    Bestimmung ist nachvollziehbar, der Rest ist doof. :cursing:
    Aber vermutlich hat der Wiesenbesitzer das Problem, daß das ganze bunte Unkraut auf der Wiese wirtschaftlich wenig profitabel ist. Das muss also weg, und das geht am besten durch Vergiftung des Bodens, und dann rollt der Rubel.
    Krass ausgedrückt; anders umschrieben: Der Typ mit der Wiese versucht auch nur irgendwie zu überleben bzw. das Geld für den Zweitwagen und Sky - Abo zusammenzubekommen.



    LG; Pablo.


  • Fast. Die Wiese wurde bisher als gelegentliche Weide für Pferde genutzt. Nicht gedüngt und nur im Herbst ein Pflegeschnitt. Demnächst wird da wohl Silo produziert.

    • Offizieller Beitrag

    Achso...


    Naja, dann ist eben das wohl erträglicher (finanziell), als ab und an ein paar Pferde draufzustellen.
    Schade, solche extensiv beweideten Wiesen sind toll. Denn da gibt es beides: Die sind mager genug, um Saftlingen und Keulchen ein zuhause zu bieten, und man hat noch die Möglichkeit allerhand schicke bunte und schwarze Punkte am Dung zu beobachten.



    LG; Pablo.