Psathyrella senex/ocellata ?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.679 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzmel.

  • Hallo, zusammen,


    Ich habe meine liebe Mühe mit Psathyrellen.
    Die haben etwas gegen mich, vielleicht...


    Den folgenden Fund haben Anna Maria und ich
    heute erfolglos mikroskopiert und geschlüsselt.


    Gefunden an liegendem Laubholzast.
    Sporen im Schnitt 8 x 5, kaum Ausreisser, mit Keimporus.
    Basidien 4-sporig.
    Hutdeckschicht aus kugeligen bis fast klotzigen Elementen,
    äusserste Schicht in Kongo schwächer einfärbend als der Rest.
    Cheilozystiden siehe Abbildung, grösstenteils etwas kopfig.
    Einzelne nur verbogen-stumpf zulaufend, ein Exemplar gegabelt.
    Pleuros identisch, spärlich.
    Hymenium und Lamellentrama völlig farblos.
    Velum unklar, in allen Abschabversuchen keine globosen Elemente gefunden.
    Geruch 0, auch nach Zerreiben, Geschmack wässerig.


    Mit Gröger und Melzer schlüsselt sich der Fund als Psathyrella senex.
    Mit Moser und Horak als Psathyrella ocellata.
    Species fungorum synonymisiert die beiden Arten.


    Was soll ich davon halten?
    Ludwig führt nur Psathyrella ocellata.
    Da passen die Abbildungen wunderbar...


    Alles wunderbar also, ausser:
    Die Zystiden passen nicht! Überhaupt nicht!


    Ich fürchte darum, die Bestimmung ist völliger Quatsch.
    Hat jemand Rat?
    Abwurf und Exsikkat vorhanden.


    Lieben Gruss, Harald Andres


    Edit:
    Habe heute noch in GpBW geschlüsselt.
    Man gelangt ab Schlüsselschritt 53, S. 601
    über "Hut beim Abtrocknen mit einem warmen Braunton"
    zu einem P. trivialis,
    ohne dieses Merkmal zu P. ocellata.
    Im Beschrieb von P. ocellata wird erwähnt,
    dass wiederum diese beiden Arten synonym sein könnten.
    Im Beschrieb von P. trivialis, dass die Zystiden vielgestaltig seien.
    Ludwig stellt P. trivialis auch als Synonym zu P. ocellata,
    P. senex erwähnt er nicht.


    Zur Hutfarbe:
    Da sind die grössten Abweichungen in den Schlüsseln.
    Uneinheitlich wird von Rosa- oder Rottönen gesprochen.
    Bei unseren Exemplaren:
    Sie trocknet hygrophan hellockerlich aus.
    Siehe Fotos:
    Die Aufnahme vom gesamten Pilz Anfangs Nachmittag.
    Die Detailaufnahme des zerlegten Hutes später, gegen Abend,
    man sieht den hellen Ockerton.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald Andres!


    Huch, ein Faserling mit Chrysozystiden? Oder zumindest sowas Ähnlichem, also Zystiden mit deutlichem Inhalt?
    Da lande ich bei der Sporengröße nach Melzer schon früh im Hauptschlüssel bei >Typhrasa gossypina<. Keimporus ist ja auch deutlich, müsste man sich nur vorstellen, daß das Velum hier gänzlich abgewaschen ist, was dann makroskopisch eben zur Irritation führt.



    LG, Pablo.

  • Hallo Harald Andres,
    Pablo hat völlig recht; das ist Typhrasa gossypina. Makroskopisch hätte ich die Art nie und nimmer erkannt, aber senex insofern verworfen, weil da der Stiel im Verhältnis zum Hut meist sehr lang ist.
    Der Zystideninhalt bei gossypina ist oft gelblich, aber auch oft farblos und dann schwer erkennbar.
    Beste Grüße!
    Andreas

  • Hallo, zusammen,
    Ganz lieben Dank!
    Ich werde mir das Exsikkat nochmals vornehmen
    und schauen, was da falsch gelaufen ist...
    Die Inhalte in den Zystiden sind mir erst aufgefallen,
    als ich die Fotos in Kongorot für das Forum gemacht habe,
    habe ihnen aber keine Bedeutung beigemessen.
    Färben die Inhalte der Zystiden wie Chrysozstiden
    auch in Patentblau an?
    Ich werde es ausprobieren.
    Ich hatte es jedenfalls in KOH nicht bemerkt...
    So, für heute ist genug Pilze, hatte grad Mirkoskopgruppe...
    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo, zusammen,


    Ich habe mir das Exsikkat gestern Abend nochmals vorgenommen.
    In Wasser sind die Lamellenpräparate dieses Pilzes so transparent,
    dass fast nichts zu erkennen ist.
    In 3% KOH ist vieles leicht gelblich, hier das Foto der Zystiden,.
    Man kann Inhalte erkennen, aber auch leicht übersehen.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald Andres,
    ich habe bis jetzt noch keine Regel gefunden, nach der sich die Zystideninhalte gelb verfärben. Frisch, alte Exsikkate, KOH schwach, KOH stark etc. - immer mal so oder so. Aber meist erkennt man wenigstens die Kontur.
    Beste Grüße,
    Andreas