Dünnschaliger Kartoffelbovist?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.352 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von neten.

  • Hallo zusammen,


    auf dem Weg zum Bäcker fand ich heute zahlreiche Kartoffelboviste.


    Form: Größe 2,5 bis 4 cm, Oberfläche fein-feldrig bis warzig; mittelbraun; nur angedeuteter Fuß, keinesfalls so voluminös wie in Wikipedia abgebildet; Peridie um 1 mm dick, nach Anschnitt sofort rötend
    Biotop: Rasen vor Wohnblock, teils direkt an der Granitbegrenzung zum Fußweg: begleitender Bewuchs: Zigarettenautomat ;) , ca 1 m von Buchenhecke entfernt, im Randbereich einer Winterlinde
    Mikro: Sporen mit Stacheln bis 13 µm, meist um die 11-12 µm; weder an Gleba noch Peridie Hyphen mit Schnallen.


    Ich halte das für einen Dünnschaligen Kartoffelbovisten, aber darf der da wachsen oder ist es doch ne andere Art?


    Viele Grüße
    Dieter


    (P.S.: Ich hab mehrfach gelesen, Boviste würden in Osteuropa als Trüffelersatz gesammelt. Vor einigen Tagen (so etwa 15.000, also in meiner Jugend) bin ich in der Nähe der Hohe Mark am südlichen Taunusrand häufig wandern gewesen, so 1-2 mal die Woche. Da gab es etwas abseits ein Waldgebiet von der mehrfachen Fläche eines Fußballfeldes, auf dem der Hartschalige Kartoffelbovist mit einer Dichte von etwa 5 und mehr Fruchtkörpern pro m ² wuchs. Und jedes Jahr, bevor die Reife zur Sporenausbreitung erreicht war, war diese Fläche von einem zum anderen Mal komplett entpilzt. Soviel zur Trüffelleberwurst.)





    Im Insert sieht man an der Oberfläche der rechten Spore die einzelnen Stacheln etwas besser.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    nimm mal bitte Immersionsöl als Einbettungsmedium, vermesse die Sporen und die Länge des Sporenornaments und dann sehen wir weiter. Durch das Wasser als Einbettungsmedium sind viele Details nicht zu erkennen. Welcher der dünnschaligen Kartoffelbovistarten du nun gefunden hast, ist anhand der Daten so nicht zu bestimmen! So rein makroskopisch wäre Scleroderma bovista nicht aus dem Rennen; anhand deiner Mikrobilder btw auch nicht. (s.o.)


    Übrigens warne ich drindend davor Sclerodermas zu essen. Es sind schon Fälle von vorübergehender Blindheit nach Kartoffelbovistverzehr beschrieben worden.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo,
    wie wäre es denn mit dem Leopardenfell-Kartoffelbovist?
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,


    ich hab meine Bestimmung nach dem hier im Forum gezeigten Schlüssel von Peter Welt durchgeführt und bin so also bei Scleroderma verrucosum gelandet. Jetzt versuch ich mal den Tipp mit dem Öl.


    Danke und LG, Dieter

    • Offizieller Beitrag


    Hallo,


    ich hab meine Bestimmung nach dem hier im Forum gezeigten Schlüssel von Peter Welt durchgeführt und bin so also bei Scleroderma verrucosum gelandet. Jetzt versuch ich mal den Tipp mit dem Öl.


    Danke und LG, Dieter


    Ja mach das mal. Du wirst die Sporen wesentlich besser sehen. Dann kannst du die Sporen ohne Ornament vermessen und die Länge des Ornamants noch zudem. Damit müsstest du in dem Schlüssel dann auf die entsprechende Art kommen. :thumbup:


    Stephan: Hier hat niemand S. areolatum ausgeschlossen. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo,


    in Öl eingebettet sehe ich die Verhältnisse deutlicher. Die Sporen haben einen Durchmesser von ca. 8 µm und das Sporenornament auf jeder Seite nochmal ca. 2 µm.


    LG, Dieter


  • Hallo zusammen,


    wegen meiner Bestimmungsprobleme hab ich nach einem anderen Schlüssel in Google gesucht und hab den von Michael Kuo gefunden: http://www.mushroomexpert.com/scleroderma.html


    Da passt zur Artbeschreibung von Scleroderma areolatum, dem Getupften Leopardenfellhartbovist, alles: Hülle unter 1 mm dick, Oberfläche reif schuppig, mit dunklen Schuppen, die einen Leopardenfell-Muster vorgeben auf blass-gelbem Grund; Sporenentleerung über 1 Pore am Apex; Sporen stachelig; in Wäldern, offenen Flächen, Gärten und feuchten, schattigen Arealen; Oberfläche verfärbt sich mit KOH schnell gelb-braun oder dunkelrot; Sporen 11-15 µm, mit Stacheln bis 2 µm Länge. - sogar den Keimporus hab ich an den Sporen gesehen; die KOH-Verfärbung ist zwar rötlich, aber nicht dunkelrot, was ich auf meine nur 3%ige Lösung zurückführe.


    Danke an Stefan und an Oehrling für den von Anfang an richtigen Vorschlag.


    LG, Dieter


  • Hallo neten,
    dann solltest du dir 20- oder 30%iges KOH anschaffen, wohl das aussagekräftigste Makroreagenzium und in ganz vielen Gattungen anwendbar.
    FG
    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag


    Hallo neten,
    dann solltest du dir 20- oder 30%iges KOH anschaffen, wohl das aussagekräftigste Makroreagenzium und in ganz vielen Gattungen anwendbar.
    FG
    Oehrling


    Oder die Sporen in Immersionsöl messen. ;) KOH 20% ist schon bei vielen Pilzgattungen makroskopisch wichtig. Für Scleroderma brauchst du das nicht. Im den Großpilzen BW Band 2 und in der Funga Nordica sind die Sclerodermas schön beschrieben und die Schlüssel dazu sind in beiden Werken klasse; auch ohne KOH...

  • Hallo Oehrling und Climbingfreak,


    Danke nochmals für die technischen Tipps.
    Die Funga Nordica hab ich leider nicht.
    Die Bestimmung nach dem (auf deutsche Verhältnisse zusammengestutzten und übersetzten) Kuo-Schlüssel ist mir etwas leichter gefallen als nach den Großpilzen BW, da die Merkmale direkter zu meinem Fund passen, bezogen auf meine geringen Kenntnisse und das Fehlen von jeder Vergleichserfahrung.


    LG, Dieter

  • Hallo zusammen,


    leider hab ich da was noch nicht richtig verstanden zur Schale der Kartoffelboviste. In meinem letzten Bild hab ich die von mir dafür gehaltene Peridie mit 0,6 mm bemessen. Ist das überhaupt richtig, oder ist die unter 0,1 mm dicke, farblich deutlich abgesetzte oberflächliche Schicht die Peridie und der Rest der 0,6 mm ist Gleba ohne Sporenbildung?


    Ich bin für jede Erklärung dankbar.


    LG, Dieter

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Dieter,


    die Peridie ist die äußere Hülle, also alles das, was nicht Sporenmasse bei Vollreife der Fruchtkörper ist. ;)


    l.g.
    Stefan

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    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • Hallo Stefan,


    vielen Dank für deine Erklärung.


    Im vorliegenden Fall könnte ich also die gemessenen 0,69 mm zwischen Außenseite und Sporenbeginn nicht als Peridie ansprechen, denn Vollreife bedeutet in meinem Verständnis der Zeitpunkt des Absporens. Es könnten sich noch Teile der Messstrecke in Sporen verwandeln. Dann ist das natürlich in dem Punkt grundsätzlich schwierig mit den Schlüsseln, wenn ich einen Fruchtkörper bestimmen will, der sich noch nicht in einen aufgeplatzten Beutel "Kakaopulver" verwandelt hat.


    Ich erinnere mich, dass beim Durchschneiden des Bovistes (für das Foto) mit dem Rasiermesser diese dünne obere, braune Schicht von weniger als 0,1 mm Dicke sich flächig von der "Struktur" darunter gelöst hat. Letztere könnte und müsste sich also noch in Sporen verwandeln, wenn ich die Großpilze BW richtig verstanden habe, dass bei (hiesigen) Arten die Peridie einschichtig ist.


    LG, Dieter