Samstag 2. Juli, Offenbach am Main.
Es ist 8 Uhr.
Nahezu zeitgleich öffnen sich die Türchen
in Malones kleiner WG und, Sandmännchen in den Äuglein
tasten sich die Insassen vorsichtig auf ihrem Weg voran
ins Licht des jungen Tages.
Licht?
Nun ja.
Alles ist relativ.
Licht ist genug da, allerdings kaum wahrnehmbar
unter der drohend dunklen Wolkendecke.
Anyway.
Ausgeflogen wird.
Malone hat an die Mosel geladen.
Er will seinen Lieben etwas zeigen.
Magische Orte, deren Zauber er teilen will.
Es hebt ein gar geschäftiges Rumoren an.
Frühstück wird hergerichtet, vertilgt,
Jausen werden vorbereitet, Getränke abgefüllt,
die letzten Regenjacken verteilt, Gummistiefel parat gestellt
und Alles, was es sonst so braucht.
Die Kutsche wird beladen und auf geht's und das sogar gemäß dem Zeitplan.
Erste Station: Pilzauge Irmgard einsacken;
komplett ist das Quartett.
Das Wetter hält, was es versprach: es nieselt fleißig.
Kalten Wind gibt's gratis noch dazu auf Hunsrücks Höhe.
Jedoch schlußendlich reisst der Himmel auf, blau gibt er preis,
rechtzeitig, als das Moseltal erreicht.
Na klar: wenn Engel reisen...
Malone kurvt etwas noch herum, teils, um die Spannung zu erhöh'n,
teils, um die Reichsburg Cochem noch zu zeigen.
Na, ja... ein wenig hat er sich verfahren, stimmt...
Schlussendlich wird Etappe 1 erreicht,
DER BAUM am Kaderbach am ober'n Ende Klottens.
Dies ist der Baum, in dessen Schatten sich Malone mit Vatern einst getroffen,
um auf Malones Geburtstag anzustoßen.
Der Baum, in dessen Schatten sich der Schillerfalter zugesellt, der große Apatura iris,
um mit den beiden Erst'ren auch ein Teil vom Schaumwein einzufordern.
Jawohl: Malonen aus der Hand hat er den Sekt dereinst gerüsselt!
(Wenn Malone im Vorfeld lang genug gesucht hätt', könnte er ein Foto zum Beweis hier präsentieren,
allein - die Zeit, sie hat trotz Urlaub nicht gereicht...)
So teilt Malone auch heute wieder Sekt, mit seiner Grazien Dreien.
Indes, der Schillerfalter lässt nich heut' net blicken,
denn allzuviel Gewölk erschweret seinen Flug;
die Sonne muss man itzo leider noch im Einzelstrahl genießen.
Da dies ein Pilzeforum ist, so macht Malone sich wagemutig auf die Suche...
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...und - wird fündig!
Steinpilz hat's, den heißbegehrten, sogar im Duett!
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Anwohners Steintrog ist der Ort der Audienz. Und direkt nebendran
erhebt der Klotten-Gnolm den Finger, welcher ebenfalls aus Stein...
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Als ob dies nicht genügend Alibi für's Forum sei
so springt ein frischer Brandstell'npilz Malonen vor die Linse
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Und dies Geschehen wird umrahmt von einem - doch noch! - großen Schillerfalter, der,
erschreckt vom Nahen des Malone, sich pfeilschnell und doch majestätisch segelnd,
in großen Kreisen um den Fotografen herbewegt, der ihn zwar sonnenbadend sitzen sah
indes nicht schnell genug aufs Bild zu bannen ihn verstand.
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Des Kaderbaches Ufer überspannt ein Steg aus Holz (hier nicht im Bild), auf dem Malone den Falter zwar erkannt,
doch mangels faltertauglichen Equipments nicht dem Forum präsentieren kann.
Und leider - Ach! - der große Strauch Buddleia, der hier stand und seinerzeit
in großer Menge Nektar spenden konnte für die Götterboten mit den bunten Flügeln
und sie den Wolken gleich um sich versammelt hat: er ist nicht mehr.
Die Zeit, die allzu eigenwillige, die seine, die war schlichtweg um.
So, so... die Zeit...so kommt sie auch für uns...
Ihr Grazien, genug geratscht! S' ist Zeit, die Beine in die Hand zu nehmen
und (Station zwei) den Weg ins Tal des Dortebaches um,
des Tales Schönheit in uns auf- und, ja, auch Pilze mit-zunehmen, die
obwohl wir sie nicht riefen, sich in immer größ'rer Anzahl
uns vor die Füße werfen.
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13 Pilzauge beim Beäugen winz'ger Pilzlein
14 Hainbuchen-Rauhfuß
Und, wie so viele and're Arten auch,
so gibt sich auch die Herbsttrompete heuer schon viel früher
alswie sonst im Jahr (und uns) die Ehre.
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Und, als der Tag sich langsam fortsetzt, sieht man,
wie auch unser Trüppchen Fuß vor Fuß, dem schmalen Weglein folgend,
der Mosel Eifeluferseite steilen Hang empor sich schiebt.
Auf Pilz folgt Bank, auf Bank folgt Pilz...
16 Strubbelkopfröhrling
...bloß nicht nach unten schauen! bis,
als Lohn der Mühen wir von Hanges Haupt herab
das Städtlein Klotten endlich drunt' im Tal der Mosel dürfen liegen sehn
und uns verschnaufen...
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Doch indes dauert es nicht lang: wir müssen wieder runter, denn
Etappe drei, die Einkehr ist gebucht im fernen Kobern-Gondorf!
Wie nebenbei noch Gelberlinge sammelnd (ging ja gar nicht anders!)
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auch Großen Fuchs, den Seltenen,
(Vannessa polychloros ward er einst genannt)
vom Sitzplatz aufgescheucht
und selbstredend! vor die Linse nicht bekommen
geht's wieder abwärts strammen Schrittes,
bis "Hunger, Pipi müssen, Füße aua, Durst"
des Tales Sohle und die Kutsche wieder wir erreicht.
So ist er fast dahin, der helle Teil des schönen Tags, jedoch
jetzt steht erst noch ein orgiastisches Geschlemme auf dem Plan
um würdig abzuschließen uns're kleine Exkursion.
So geht es schweigend -allzu angefüllt, an Schönem sattgeseh'n -
Zur Alten Mühle, denn so nennt sich uns'rer Einkehr Stätte.
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Hier kürz' ich ab, hier schweigt des Sängers Höflichkeit...
21 Pilzauge amüsiert sich köstlich
Und schweigend geht auch er, der letzte Teil der Reise, hin,
denn, wieder angefüllt, diesmal von gastronomischen Genüssen,
soll'n selbst große Heldinnen und Helden
mal hin und wieder ihre müden Glieder ruhn
und all die schönen Impressionen sacken lassen.
Doch, Ach!, zuhause angekommen, harret noch - das konnten wir ja so nicht ahnen -
ein heißer Fußballkrimi uns'rer und so hat es noch gedauert.
bis wir zur Ruhe kamen in des nächsten Morgens früher Stund'.
Hier endet mein Bericht, denn gleich gibt's Pfifferlinge von der Mosel
und Semmelknödeln obendrein (Karl Valentin lässt grüßen!).
Ich hoff', ich hab' Euch nicht ermüdet und Ihr hattet Spaß beim Lesen.
Den Spaß den wünsch' ich Euch auch für die nächste Pirsch! Denn ohne
ist es nicht mal halb so schön.
Es grüßt
Malone.