massenhaftes Vorkommen von Pilzen in einer Kita

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 6.684 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,


    ich hatte neulich eine verzweifelte Leiterin einer Kindertagesstätte am Telefon....im Moment bleibt es erst mal bei dem Telefongespräch, die Vorortbesichtigung steht noch aus und ich werde Bilder nachliefern!


    In der Kita treten im Außengelände massenhaft Pilze auf! Essbare, giftige und seltene Pilze! Der Hausmeister kommt nicht mehr hinterher mit einsammeln und entsorgen. Das Problem besteht schon seit mehreren Jahren, es fing an mit dem Wachstum der Pilze auf Rindenmulch, dann breiteten sie sich weiter auf der Wiese aus, mittlerweile sind die überall, sogar im Kies und auf gepflasterten Wegen. Auf einem Foto (wie gesagt, eine Vorortbesichtigung steht noch aus) erkenne ich Tintlinge, Kremplinge, die Hundsrute, Risspilze und/oder andere kleine Rasenpilze.


    Die Kita will auf jeden Fall die Pilze so schnell wie möglich loswerden. Der TÜV hat geraten zu kalken. Das haben die auch gemacht, jedoch ohne Ergebnis. Wahrscheinlich zu wenig Kalk genommen.


    Eigentlich sträubt sich in mir alles, die Bodenverhältnisse so zu ändern, um ein weiteres Pilzwachstum zu verhindern. Aber es ist eben eine Kita und dort spielen Kinder!


    Ich habe auch noch nie gehört, dass man so was macht. Bislang kenne ich immer nur 1. Pilze absammeln und entsorgen und 2. Kindern klar machen, dass sie keine Pilze in den Mund stecken!


    Ich würde gern Eure Meinungen dazu hören.
    Wieviel Kalk benötigt man, um Bodenverhältnisse so zu ändern, dass Pilzwachstum ausbleibt?
    Rät man überhaupt zu dieser Methode? Gab es sowas schon mal?
    Oder was sagt man einer Kita-Leiterin, die verzweifelt ist über das massenhafte Voekommen von Pilzen in ihrem Gartenbereich?


    Ich danke Euch für Eure Meinungen und Diskussionen!


    Liebe Grüße
    Kerstin

  • Hallo Kerstin!
    Leider habe ich keine Erfahrungen im Abkalken von Flächen, um die Pilze zu vergrätzen. Aber ich kann die Kita-Leitern verstehen. In einer Kita sind teilweise Kinder ab 1 1/2 Jahren, die verstehen nicht immer, dass man diese kleinen lustigen Gewächse nicht essen darf. Und da eine Erzieherin auf viele Kinder achten muss, kann man nicht immer rechtzeitig einschreiten.
    Ich hoffe, es kommen noch wirksame Vorschläge.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, kerstin.


    da mein Bruder in einem Kindergarten arbeitet, weiß ich Folgendes:
    Selbstverständlich kann und muss man den Kindern sagen, daß Pilze nicht in den Mund gehören. Aber das wird nichts nützen.
    Insofern ist es schon richtig, die Fruchtkörper in einem Kindergarten zu entfernen. Und vor allem darauf zu achten, daß da auch sonst nichts Giftiges herumfährt (von Eiben bis Maiglöckchen).
    Aber nehmen wir mal an, darauf wurde bereits geachtet, dann bleibt das Pilzproblem.
    Eine solche ökologische Pracht und Vielfalt wie die hier berichtete mit Kalk bekämpfen: völlig zwecklos. Das meiste werden ohnehin kalkfordende Arten sein. Das Massenauftreten von Fruchtkörpern ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau darauf zurückzuführen, daß in den jahren zuvor gekalkt wurde. Das löst Jubelschreie gerade bei vielen Risspilzen aus, die fühlen sich richtig wohl mit dem Kalk.
    Da ist jetzt im Grunde nichts mehr zu machen, schade, daß die nicht vorher jemanden gefragt haben, der was von Pilzen versteht.
    Für das nächste jahr: Blos nicht kalken!
    Fungizide sind ebenfalls nix, weil die vermutlich wenig gegen Mykorrhizagattungen wie Paxillus und Inocybe helfen, zudem für die Kinder bedeutend giftiger sind als die Pilze.
    Einzige Möglichkeit: Weiter absammeln, blos keinen Kalk mehr! Absäuern kann man das Gebiet, eventuell auch düngen (geht beides Hand in hand, die meisten Düngemittel versauern auch den Boden), dann verschwinden immerhin nach und nach die Arten, die nährstoffarme Kalkböden brauchen.
    Aber einen pilzfreien Garten wird es nicht geben, dazu müsste man das ganze Gelände zubetonieren, und das dann jeweils wiederholen, wenn die ersten Tintlinge und Champis wieder durch den beton brechen. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kerstin,


    Kalken? Hilft das überhaupt? :evil: Ich würde eher den Einsatz eines ordentliches Breitbandfungizides bevorzugen. :giggle:


    Mal ernsthaft. Ich bin mir nicht sicher, ob Kalken wirklich was bringen soll. Meiner Ansicht nach kommen die kleinen braunen Pilze trotzdem. Vielleicht wäre Rollrasen verlegen eine gute Alternative, oder alles zu einem Sandplatz umgestalten.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Kerstin,


    schaue Dir dies erst einmal in aller Ruhe persönlich an und mache Dir ein realistisches Bild.


    Ich arbeite seit rund 20 Jahren sehr viel mit Naturprojekttagen unter anderem in Kindergärten und Grundschulen im gesamten Landkreis. Wenn ich Dir erzähle wie viele giftige und/oder halluzinogene Pflanzen dort wachsen bzw. angepflanzt wurden würdest Du fassungslos sein. Und das die verschiedensten Pilze in den Außenbereichen wachsen ist gar nicht so selten.


    Natürlich geht es nicht an, dass sich Kinder in einem geschützten Raum wie einer Kita vergiften können, andererseits habe ich leider oft die Erfahrung gemacht, dass bei den dort beschäftigten Personen nicht unbedingt ein "gesunder" Bezug zur Natur vorhanden war. Meine weitere Erfahrung ist, dass durch eine Schulung/Weiterbildung der Erwachsenen (der dort Beschäftigten und der Eltern) unglaublich viel erreicht werden kann. Und vor allem, dass durch altersgerechte Naturprojekte mit den Kindern noch viel, viel mehr erreicht werden kann. Bei den Kindern ist aber natürlich das Alter entscheidend - unter 3 Jahren wird dies schwierig.


    Auch denke ich, dass sicher nicht alle Pilze entfernt werden müssen sondern nur die wirklich gefährlichen und dies sollte doch wohl die Stadt oder der Hausmeister oder wer auch immer nach einer entsprechenden Schulung schaffen! In anderen Kommunen geht dies ja auch :)


    Ich hoffe sehr, dass ich Dir ein ganz klein wenig helfen konnte.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Ich las mal von einem im Internet der seinen Garten bzw. Rasen pilzfrei bekommen wollte.
    Dem wurde erklärt was für ein Akt das mit dem Kalken wäre wenn man das wirksam machen wollte und, so meine ich mich zu erinnern, daß ihn das auch ein Heidengeld kosten würde. Aber an mehr erinnere ich mich auch nicht. Von Gärten habe ich schon mal gar keine Ahnung.
    Als ich früher zur Grundschule ging gab es dort auch massenhaft Pilze. Und alle haben es überlebt und sogar ihre Freude daran gehabt. Ich erinnere mich noch heute sehr gerne zurück an die Zeit als wir auf dem Rasen mit den "Puffpilzen" spielten (Stäublinge).
    Schade daß man den Kindern den wichtigen Bezug zur Natur nehmen will.


    Und heutzutage sind 18 Monate alte Kinder in Kitas ?
    Haben die keine Eltern ? 8|
    Man merkt sicherlich daß ich keine Kinder habe. Als ich im Kindergarten war durfte man nicht jünger als 4 sein. "Früher war alles besser!" :evil:


    Egal was wird, ich finde es traurig daß die Pilze bekämpft werden sollen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Auch denke ich, dass sicher nicht alle Pilze entfernt werden müssen sondern nur die wirklich gefährlichen und dies sollte doch wohl die Stadt oder der Hausmeister oder wer auch immer nach einer entsprechenden Schulung schaffen! In anderen Kommunen geht dies ja auch :)


    Welches sind denn die wirklich gefährlichen?
    Ich habe zB Zweifel, daß man dem Personal mal eben so rasch beibringen kann, was zB der Unterschied zwischen Agrocybe pediades (fast harmlos) und Panaeolus foenisecii (weniger harmlos) oder Psilocybe cyanescens (ganz schön böse für Kinder) oder Inocybe decemgibbosa (keine Ahnung, vermutlich potentiell lethal für Kinder, wenn muscarinhaltige art) sein soll?
    Sonst müsste es ja viel mehr Spezialkurse, insbesondere für Clitocybe, Cortinarius, Inocybe, Psilocybe s.l. usw geben, und vor allem auch Mikroskopiekurse, Kurse in Basiswissen, die dann auch jeweils von Mykologen geführt werden, die über Sachkenntnis verfügen. Wow. Wenn dem so wäre, dann würde ich echt morgen ein paar Prüfungen ablegen, weil dann könnte ich damit ja sogar Geld verdienen...


    Ein Basiswissen ist schon wichtig, aber wenn du die Rasselbande in den Garten lässt, dann brauchst du quasi für jedes Kind 2 Aufpasser, um zu verhindern, daß ein Pilz in den Mund wandert. Da macht es schon Sinn, das Risiko generell möglichst gering zu halten. Den Kids die natur und auch die Pilze nahe zu bringen, ist dennoch absolut wichtig. Ebenso wie ein Basiswissen für die Erzieher/-innen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    ich kann sagen, dass diese Fälle, wo kleine Kinder Pilze in den Mund stecken, es sich meist um P. foenisecii (der ist wirklich harmlos), Mycena spec. usw. handelt. Meist kommen da Vorfälle mit Inocyben seltsamerweise kaum bis gar nicht vor.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Pablo,


    immer mit der Ruhe :) . Ich habe ja geschrieben, dass ich empfehle sich erst einmal ein persönliches Bild machen. Und meine Erfahrung ist einfach, dass wirklich häufig entweder eine mögliche pflanzliche Gefahrenquelle aus Unkenntnis gar nicht erkannt wird oder eben mögliche pflanzliche Gefahrenquellen, ebenfalls oft aus Unkenntnis, nicht so ganz "realistisch" behandelt werden. In beiden Fällen gilt es wirklich Ruhe zu bewahren und erst einmal mit Fachkenntnis direkt vor Ort sich ein Bild zu machen :)


    Und wenn ich jetzt schon beim Schreiben bin, dann antworte ich auch gleich noch auf Mausmann
    Ja, so wie Du dies beschreibst bin ich auch aufgewachsen. Aber die Welt hat sich leider geändert. In jeder ersten Klasse Grundschule, und da habe ich sehr viele, kennen mittlerweile 20 - 30 % der Kinder keinen Quark mehr! Meine Hauptaufgabe in den ersten Klassen sind nicht die Wiesenpflanzen (nach bayerischen Lehrplan wird in der 1. Klasse die Wiese behandelt) sondern ich muss überwiegend Ängste vor der Natur abbauen!
    In der dritten Klasse ist dann das Thema Wald dran - so gut wie noch nie hatte ich ein Kind, dass Ahnung von Pilzen hatte, dass darüber irgend etwas wusste, irgendeinen Pilz kannte. Lediglich der Fliegenpilz, ja der, der ist bekannt ;)


    Liebe Grüße


    Maria

    • Offizieller Beitrag


    In jeder ersten Klasse Grundschule, und da habe ich sehr viele, kennen mittlerweile 20 - 30 % der Kinder keinen Quark mehr! Meine Hauptaufgabe in den ersten Klassen sind nicht die Wiesenpflanzen (nach bayerischen Lehrplan wird in der 1. Klasse die Wiese behandelt) sondern ich muss überwiegend Ängste vor der Natur abbauen!
    In der dritten Klasse ist dann das Thema Wald dran - so gut wie noch nie hatte ich ein Kind, dass Ahnung von Pilzen hatte, dass darüber irgend etwas wusste, irgendeinen Pilz kannte. Lediglich der Fliegenpilz, ja der, der ist bekannt ;)


    Liebe Grüße


    Maria


    Hallo Maria,


    das ist spannend, was du da schreibst. Ich hätte es mir gewünscht, dass wir so etwas in der Schule gelernt bekommen hatten. Wir hatten lediglich ein paar Bäume in der 3. Klasse und das wars. Wir hatten eher den Schwerpunkt Vögel und Reptilien usw.


    Hattest du das Ernst gemeint mit dem Quark? Ich kann das ehrlich gesagt nicht glauben. In der Schulspeisung muss es doch Kartoffeln und Quark geben.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    nachdem dies ja zum eigentlichen Thema gar nicht passt nur eine ganz kurze Antwort: Ja, ich konnte es lange auch nicht glauben. Ich mache mit den Kindern der 1. Klasse unter anderem jedes Mal direkt auf der Wiese einen Wiesen-Quark..... Wenn man dann nachhakt kennen die Kinder Quark in weiterverarbeiteter Form dann schon - im Käsekuchen oder im Quarkplunder z. B. ;)


    Und nicht nur Du wünscht Dir solche Naturprojekttage nach Lehrplan - auch viele Lehrkräfte wünschen sich dies und somit bin ich von Kindergärten und Grundschulen ganz gut gebucht. Leider fehlt in den weiterführenden Schulen bei dem mehr als straff getackteten Lehrplan dann die Zeit dazu.


    Liebe Grüße (und weiter Infos gerne in einem anderen Thread oder per PN :) )


    Maria

  • Hallo Kerstin,


    zum Thema Kindergarten und Pilze hatte sich Prof. Siegmar Bernd, Giftpilzbeauftragter der DGfM, 2013 im DGfM-Forum geäußert.
    Ich denke, das ist ganz interessant, weswegen ich den Beitrag an dieser Stelle gern einfüge.

    Pilze im Kindergarten
      Prof. Siegmar Bernd, DGfM Forum, 01.11.2013


    Ich bin aufgefordert worden, auf die Frage von Jürgen, ob überhaupt Pilzvergiftungsfälle in Kindergärten vorkommen, zu antworten:
    Ja, es gibt Berichte über leichte, aber auch sehr schwere Vergiftungen. Jeder Pilzberater und PSV kennt das Problem mit aufgeregten Müttern und Erzieherinnen, wenn Kleinkinder Pilze (wie viele?) roh gegessen oder nur in den Mund gesteckt haben, eine Frage, die oft offen bleibt.

    Eine Statistik über Pilzvergiftungen in Kindergärten, Kitas und Hausgärten gibt es nicht.

    Das Risiko einer schweren Vergiftung eines Kindes mit Pilzen ist klein, sollte aber nicht unterschätzt werden. Kleinkinder sind kritischer zu sehen als Erwachsene, da ihr Organismus empfindlicher reagiert. Eine für einen Erwachsenen ungefährliche gastrointestinale Symptomatik infolge Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes nach Erbrechen und Durchfall, kann ein Kind rasch in eine bedrohliche Situation bringen.


    Für einen 2009 gehaltenen Vortrag habe ich meine eigenen Fälle aus 2006 bis 2008 zusammen gestellt: Unter 24 Ereignissen mit Kindern zwischen 11 Monaten und 7 Jahren, im Mittel 1,5 - 3 Jahre, waren 4 Kinder mit gastrointestinalen Beschwerden, ausgelöst durch Gesäte Tintlinge, Dünnschalige Kartoffelboviste und Heuschnittdüngerlinge und 1 Kind mit heftiger allergischer Reaktion, ebenfalls nach Gesäten Tintlingen.

    Eine sehr schwere Amanitinvergiftung meldete 2010 Frau Lotz-Winter : Einem 1,5 jährigen Mädchen hatte seine Mutter noch ein Stückchen eines Schirmpilzes (Lepiota, Sekt. Stenosporae) aus dem Mund entfernt, der von einer Gartenwiese stammte. Aber auch ältere Kinder kosten Pilze! Der PSV Horst Staub schrieb mir von einem 10 3/4 Jährigen, der ein kleines Stück vom Hutrand eines Grünen Knollenblätterpilzes, im Hausgarten gewachsen, abgebissen hatte. Diese geringe Menge, nach Herrn Staub nicht mehr als eine Messerspitze, verursachte einen Abfall der Blutgerinnungswerte, Anstieg von Bilirubin und Nierenwerten bei positivem Nachweis von Amanitin im Urin.


    Frau Rosemarie Kießling, PSV, berichtete über eine ungewöhnlich schwere Vergiftung aus den 1970er Jahren mit 5 Kindern, die zu früh in den Kindergarten gekommen, unbeaufsichtigt Gemeine Kartoffelboviste verzehrt hatten.


    Im Mai diesen Jahres meldete mir Frau Kießling, dass eine Kita in Bautzen, wie bereits vor 2 Jahren, wegen "Rauschpilzen" gesperrt wurde und 4 Kinder in ein Krankenhaus kamen.. Die PSV konnte Bittere Kiefernzapfenrüblinge und die Psilocybin haltigen Düngerlinge Panaeolus fimicola und P. sphinctrinus bestimmen.

    Erst vor wenigen Tagen brachte mir Kindergartenpersonal Hallimasch, Grünblättrige Schwefelköpfe und auf Rindenmulch gewachsene Gifthäublinge. Hier habe ich dringend zu täglichem Absammeln geraten.


    Weitere kritische Arten sind Risspilze, kleine weiße Trichterlinge, Nelkenschwindlinge (für Krabbelkinder), Blauverfärbende Kahlköpfe (in Ausbreitung auf Rindenmulch begriffen) u.a.

    Der zu Rate gezogene PSV kommt nicht umhin, die meist kleinen braunen Pilzchen gründlich zu untersuchen, auch wenn es sich überwiegend um unkritische Arten handelt


    Viele Pilzberater und -sachverständige bewegt die Frage, was im konkreten Fall zu raten ist. Aus meiner eigenen Erfahrung mit seit Jahren unternommenen Waldspaziergängen mit Waldkindergartenkindern und jungen Schülern stimme ich mit den Ratschlägen von Tanja überein.


    Das richtige Vorgehen ist immer eine Frage der Aufsichtsmöglichkeiten und der Pilzkenntnissen der Erzieherinnen, dem Alter der Kinder rund den besonderen örtlichen Gegebenheiten. So rate ich auch, Rasenflächen auf denen sich Krabbelkinder bewegen, die noch alles in den Mund nehmen, regelmäßig, mindestens einmal täglich, von Pilzen auch von unverdächtigen Arten, abzusammeln. Bitterer Geschmack hindert Kinder meistens nicht die Pilze zu essen.

    Um zu einer Statistik über Pilzvergiftungen in Kindergärten, Kitas und Hausgärten zu kommen, appelliere ich erneut an alle Pilzberater und PSV ihre Fälle, auch wenn nichts passiert ist, zu melden.




    PS. Vielleicht sollte weniger gemulcht werden? Zumindest in Kindergärten.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • (Ich krieg eigentlich gerade so ziemlich einen Hals, wenn ich darüber nachdenke, dass da Natur "igitt" ist und weggemacht werden muss. Mich reizt, den Leuten aufzuzeigen, was welcher Pilz frisst und was man also folglich gründlich entsorgen muss, damit der Pilz ebenfalls verschwindet - im Fall der Kremplinge z.B. sämtliche Bäume. Als grobe Zusammenfasseung dann so ein "alles metertief auskoffern und betonieren!")


    Mich würde eigentlich interessieren, wie alt diese Kita ist und was da vorher war. Klingt eigentlich fast, als hätte man die auf einen neu gerodeten und kaum mehr als eingeebneten Grund gesetzt und nach ein paar Jahren kommt der lebendige Grund fröhlich durch den dünnen Firnis an der Oberfläche und "renaturiert".


    Edit:
    Ich fände eine Lösung gut, die das Ökosystem dort nicht belastet.
    Wenn der Hausmeister z.B. morgens absammeln geht, bevor die Kinder in den Garten gelassen werden, könnte es nicht eine kleine Gruppe Ehrenamtlicher geben, die ihm helfen?
    Ich meine: es gibt doch auch Leute, die Kröten auflesen und über die Straße tragen. Es muss doch was zu machen sein, wenn man da schon ein Rudel Kinder hat, von denen sicher einige verständig genug sind, um zu helfen und gleichzeitig zu lernen, was das für Dinger sind und was sie im Ökosystem machen.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

    Einmal editiert, zuletzt von MarionS ()


  • (Ich krieg eigentlich gerade so ziemlich einen Hals, wenn ich darüber nachdenke, dass da Natur "igitt" ist und weggemacht werden muss. Mich reizt, den Leuten aufzuzeigen, was welcher Pilz frisst und was man also folglich gründlich entsorgen muss, damit der Pilz ebenfalls verschwindet - im Fall der Kremplinge z.B. sämtliche Bäume. Als grobe Zusammenfasseung dann so ein "alles metertief auskoffern und betonieren!")


    Wenn ich auch keinen Hals kriege, so macht es mich doch sehr nachdenklich wenn ich lese, dass Teile der Natur als auszurottendes Problem beschrieben werden.
    Es ist sogar leicht desillusionierend, wenn man auf der einen Seite versucht Kinder und Jugendliche an die Natur heranzuführen, auf der anderen Seite selbige jedoch auszumerzen versucht.
    Weiter frage ich mich, wie ich und meine Altersgenossen, wie auch unsere Nachfolgegenerationen ihre Kindheit überleben konnten. Es gab ja schließlich keine Kindergärten und wir wurden schon in frühester Entwicklungsphase mit in den Garten oder den Wald geschleppt. Da wurde eine Decke inmitten aller tödlichen Gefahren ausgebreitet, von der zu krabbeln und die Umgebung zu untersuchen wohl höchstes Vergnügen bereitet haben muss. Wenn die Beinchen trugen, wurden die Kleinen den älteren Geschwistern übergeben, mit der Pflicht sie zum spielen mitzunehmen. Wohin ? In den angrenzenden Wald natürlich. Sonst gabs ja nix. Komisch, eigentlich müssten wir alle tot sein.


    Zu Marions " alles auskoffern und zubetonieren" kann man nur sagen : " Die Menschheit ist schon dabei "

  • Hallo,
    die Realität sieht anders aus. Von den 5 Giftnotrufen die ich bisher in diesem Jahr hatte betrafen 4 Kinder zwischen 1-3 Jahren und einen Erwachsenen. 3 der Kinder hatten im eigenen Garten, eines in der Kita, Pilze zumindest angeknabbert. Soll ich den Eltern sagen sie sollen besser aufpassen oder sie vielleicht erst mal beruhigen und bitten Fotos von den Pilzen zu schicken? Es passiert immer wieder und die Kinder sind alle bisher ohne Schaden davon gekommen.

  • Hallo!
    Jetzt muss ich doch noch mal was sagen. Ich gehöre auch zu der Generation ohne Kindergarten und bin inmitten aller Dinge draußen aufgewachsen. Jedoch war es - bei uns zumindest - so, dass immer noch jemand dabei war, der auch geschaut hat, was die "Kleinste" so treibt. Ob das die Mama war, oder die große Schwester, oder die Cousine oder oder oder. Also war die Gefahr, dass man alles Mögliche und eben unmöglich isst relativ klein.


    Heute ist es aber so, dass viele Eltern darauf angewiesen sind, dass beide arbeiten gehen. Die Oma wohnt nicht mehr mit im Haus und die Kinder sind, zum Teil auch schon in sehr jungem Alter, auf die Betreuung in der Kita angwiesen. Wie genau die Vorgaben sind, weiß ich nicht. Aber im Schnitt kam bei der Kita meiner Tochter eine Erzieherin auf 15 Kinder. Besonders bei den ganz kleinen ist es da unmöglich, alles im Blick zu haben.


    Um den Kindern einen Bezug zur Natur beizubringen, können natürlich auch nicht nur die Erziehungseinrichtungen zuständig sein. (In der Kita meiner Tochter gabe es aber trotzdem regelmäßig Ausflüge in die Natur, sowie die "grüne Woche": bei Wind und Wetter draußen mit tollen Naturprojekten)
    Ich denke, dass dafür schon auch die ELTERN zuständig sind. Regelmäßige Spaziergänge in der Natur, im Garten den Unterschied zwischen Johannisbeeren und den Früchten des Geißblatts, zwischen Erdbeere und Maiglöckchenfrucht erklären etc. Ganz abgesehen davon, dass solche gemeinsamen Ausflüge auch unglaublich schön sind, lernt das Kind auf Schritt und Tritt.


    das Problem, das hier als Start-Post beschrieben wurde, handelt ja von einem MASSENHAFTEN Vorkommen von Pilzen, also nicht die "normale" Menge. Ich bin gespannt, welche Bilder uns Kerstin zeigen kann.

  • Weiter frage ich mich, wie ich und meine Altersgenossen, wie auch unsere Nachfolgegenerationen ihre Kindheit überleben konnten. Es gab ja schließlich keine Kindergärten und wir wurden schon in frühester Entwicklungsphase mit in den Garten oder den Wald geschleppt. Da wurde eine Decke inmitten aller tödlichen Gefahren ausgebreitet, von der zu krabbeln und die Umgebung zu untersuchen wohl höchstes Vergnügen bereitet haben muss. Wenn die Beinchen trugen, wurden die Kleinen den älteren Geschwistern übergeben, mit der Pflicht sie zum spielen mitzunehmen. Wohin ? In den angrenzenden Wald natürlich. Sonst gabs ja nix. Komisch, eigentlich müssten wir alle tot sein.


    In dieser Zeit sind schon auch Kinder zu Schaden gekommen. Es sind auch im Verhältnis deutlich mehr Kinder im Alltag zu Tode gekommen als heute (nicht nur durch Pilze, sondern durch Unfälle, Ertrinken, Krankheiten, Parasiten wie Fuchsbandwürmer usw.). Die Gesellschaft hat sich nur damals noch nicht so über jeden Einzelfall aufgeregt wie heute, sondern es wurde so hingenommen, und es wurde viel mehr gebetet. Dass heutzutage so wenig Kinder sterben, ist eine hart erarbeitete Errungenschaft. Mag sein, dass das auf Kosten bestimmter anderer Fähigkeiten ging, z. B. das Leben mit der Natur statt gegen die Natur.


    Zum hier diskutierten Fall der Pilzinvasion im Kindergarten: Womit man Pilze vom Rasen ziemlich zuverlässig wegbekommen könnte, wäre Mistbrühe (auch Gülle, Jauche oder Puhl genannt). Zwei mal ordentlich scharfe Mistbrühe auf den Rasen gekippt, so dass die Grasnarbe schier verbrennt, und man dürfte mindestens 15 Jahre Ruhe vor allen Pilzen haben. Das stinkt zwar bis zum nächsten Regen wie die Pest, sollte also nur während der Kindergartenferien gemacht werden, aber es dürfte wirken.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    hier ist eine sehr lebhafte Diskussion entstanden. :thumbup: Erst mal zur Erklärung. Mein erster Beitrag in dem Thread mit dem Fungizid war natürlich ironisch gemeint.


    Ansonsten ist die Thematik schwierig. Ich hatte heute auch einen Anruf von einer Kindertagestätte wegen Pilzen auf der Wiese und ob ich die Pilze als "unbedenklich" einstufen kann.


    Zum Glück hat Nobi eine Antwort von Siegmar Berndt gepostet. Die sagt ja eigentlich schon alles zu dem Thema aus. Siegmar ist ein hervorragender Toxikologe, Pilzkenner und immer für eine lustige Anekdote gut. :D Die Antwort hat mir gezeigt, dass ich gar nicht sicher sagen kann, ob die Pilze für die Kinder toxikologisch relevant sind oder nicht.


    Ich sehe es auch so, dass Absammeln der Fruchtkörper die einzige Alternative bleiben wird. Gülle ausbringen oder Kalken mag vielleicht Probleme an einer Stelle lösen, aber glaubt mir bitte. Es werden da vollkommen andere Probleme geschaffen die vielleicht noch schlimmere Auswirkungen haben. Der Ansatz mit dem weniger Mulchen findet auch meine Zustimmung.


    Zum Thema giftige Pflanzen: Es ist wirklich so, dass sehr giftige Pflanzen aus Unkenntnis von den Landschaftarchitekten, Planungsingenieuren usw. die Spielflächen mit Pflanzen bepflanzt werden, die sehr giftig sind, weil die schön aussehen und auch in vielen Parks stehen und angepflanzt werden. Ich hab da irgendwo mal was auf einer offiziellen Varanstaltung was zu dem Thema gehört, oder war es ein Fernsehbeitrag? Ich bin mir nicht mehr sicher. :/


    l.g.
    Stefan

  • Liebe Pilzfreunde,


    ja, genau so habe ich mir das vorgestellt :thumbup: :thumbup: Ich danke Euch für die Antworten und die Diskussion. Und ganz nebenbei habt ihr mir geholfen, jetzt kann ich mit der Anfrage sehr gut umgehen.


    Den Termin zur Besichtigung habe ich Anfang August (die Leiterin ist im Moment im Urlaub), ich werde berichten. Ich hoffe, dass da noch paar Pilze stehen, nicht dass das Wetter das Problem bis dahin von alleine löst ... :/


    Ich sehe es genauso wie einige hier: Für die Erziehung der Kinder sind die eigenen Eltern verantwortlich. Die Kita kann da nur als Ergänzung dienen!! Heut zu Tage wird ja überall eingespart, auch an dem Kita-Personal, das erlebe ich ja auch bei meinen eigenen Kindern. Die können da nicht aufpassen, ob ein Kind Pilze in den Mund steckt!! Dafür sind zu wenige Erzieher bei zu vielen Kindern!
    Im Übrigen biete ich ja Pilzberatung für Kinder an und gehe mit meinem Programm in Kindergärten. Das steht und fällt mit den Kita-Leitern. Sind die Kita-Leiter begeistert für die Natur, darf ich da auch mal Pilzberatung bei den Kindern machen, treffe ich auf Kita-Leiter, die mit Natur wenig am Hut haben, werde ich dezent abewimmelt...


    Liebe Grüße
    Kerstin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Nun muss ich mal zu Kreuze kriechen: Das sollte nicht so negativ rüberkommen.
    Und ich wollte auch nicht dafür plädieren, den Pilzen unbedingt den Garaus zu machen. Man muss da irgednwie mehrere Dinge im Kopf haben: Natürlich sind die Pilze einfach da, das ist eben die Natur, und Menschen sind nur ein Bestandteil der Natur. Wir täten gut daran, uns das immer klar zu machen, und darum ist es auch sehr wichtig, mit Kindern einen Zugang zur Natur und natürlich auch zu Pilzen zu finden.
    Auf der anderen Seite soll sich auch kein Kind vergiften. Selbst wenn es nur etwas Bauchweh nachher ist: Das muss einfach nicht sein. Es ist nicht immer möglich, die Rasselbande ununterbrochen im Auge zu haben und bei kleinen Kindern wandert eben immer wieder mal was in den Mund, auch wenn sie in einen normalen und gesunden Umgang mit Natur und Umweld aufwachsen. Das muss man nicht dramatisieren, aber es lohnt sich doch, Risiken wo nur möglich zu vermeiden.


    Das eine schließt das andere nicht aus.
    Wie schon geschrieben: Man bekommt die Pilze eh nicht völlig weg. Auch nicht, indem man den garten in Gülle ertränkt, denn dann tauchen halt die nitrophilen Arten auf, die auch saure Böden abkönnen. Und auch da gibt es giftige Arten. Bleibt halt nur absammeln, und da kann man aufgrund der enormen Arten- und Formenvielfalt echt nicht davon ausgehen, daß ein Hausmeister oder Kindergärtner das mal so eben in einem Wochenendkurs lernt. Dafür ist die Materie einfach zu komplex.


    Nebenher ist es selbstverständlich wünschenswert, wenn die Kinder rumkrabbeln können, auch mal was in den Mund nehmen und sich ordentlich "dreckig" machen.
    Das kann man aber auch entsprechend steuern (wenn's die Eltern oder der große Bruder können, ist es natürlich ideal), das muss nicht im Kindergarten sein, und wenn, dann so daß wirklich nichts Schlimmes passiert.


    Edit: Das hat sich nun mit Kerstin überschnitten.
    Macht aber nichts, es sieht ja so aus, als würden wir in etwa das gleiche dazu denken. :)



    LG, Pablo.