Kleines Sammelsurium

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.438 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Während meine wenigen Berichte während der letzten 3 Jahre eher der erheblichen Trockenheit des jeweils 1. Halbjahres geschuldet waren, so ist es in diesem Jahr genau der umgekehrte Fall.
    Ständige und meist ergiebige Regenfälle haben das Pilzwachstum insbesondere bei den "richtigen" Pilzen, die Ihre Sporen in Schläuche verpacken, recht gut angeregt. Hinzu kamen einige neue Brandstellen, die es genau zu untersuchen galt. Meist waren die Probenschachteln randvoll gepackt und die freie Zeit reichte kaum, alles zu untersuchen. Geschweige denn, hier ausführliche Berichte über die Funde zu schreiben.
    Dabei handelte es sich keineswegs um unzählige spektakuläre Arten, aber es fanden sich reichlich solche, die mir bisher nur aus wenigen oder gar einzelnen Funden bekannt waren und die es nun genauer zu untersuchen galt. Trotzdem gab es einige persönliche Neufunde und die Zahl der dokumentierten Arten in meinem Gebiet hat die 1000er Marke inzwischen überstiegen.
     
    Jetzt hält mich mein lädiertes Knie für einige Zeit davon ab, weiter durch den Wald zu stromern und so nutze ich die Zeit, einige der diesjährigen Funde zu zeigen. Bunt gemischt von jedem, und hoffentlich auch für jeden, etwas.
     
    Die abendlichen aus den von Nässe gesättigten Talböden steigenden Nebel versprechen reiches Pilzwachstum.




    Wasser ist ein zwiespältiges Element. Lebenserhaltend und zerstörerisch zugleich, erschreckend in seiner Wut, faszinierend im Detail. Es ist wie ein Gift, in der richtigen Dosis Wunder bewirkend.



     
    Aber ich will ja über Pilze berichten, also beginnen wir mit den Brandstellen.


    Gleich für Aufregung sorgte bei mir Peziza echinospora. Am Rande von Brandstellen finde ich diese Art mit Fruchtkörpern bis 7 cm recht zuverlässig und sie lässt sich, neben der Ökologie auch mikroskopisch recht sicher ansprechen. Die Aufregung stammte von zwei mir völlig unbekannten Apothecien von 4-5 mm Größe, die ich nacheinander auf der hellen Asche, mitten auf der Brandstelle fand. Beide konnte ich zunächst keiner bekannten Art zuordnen und hätte einiges gewettet, zwei für mich neue Arten gefunden zu haben. Das Mikroskop offenbarte eine jeweils ebenso enttäuschende wie interessante Wahrheit. Beide Apothecien sind ebenfalls Peziza echinospora, und zwar völlig ausgereift. Mikroskopisch gab es keinerlei Unterschiede. So etwas lässt Diskussionen über mögliche makroskopische Variationsbreiten in einem neuen Licht erscheinen.


    Peziza echinospora (Brauner Brandstellenbecherling)







    Eigentlich immer da zu finden, wo es gebrannt hat, ist Asconbolus carbonarius. Eine Art, die durch Ihre wunderschön gefärbten und strukturierten Sporen gefällt. Obwohl die Arten dieser Gattung überwiegend auf Dung wachsen, hat der deutsche Name hier eigentlich gar keine Berechtigung, denn mit Dung oder sonstigen Exkrementen hat sie nichts zu tun.


    Ascobolus carbonarius (Brandstellen-Kotling)





     
    Besonders gefreut hat mich der Fund von Trichophaea contradicta. Der Erstfund dieser bisher für Deutschland m.W. noch nicht dokumentierten Art gelang mir 2015 anhand eines einzelnen Fruchtkörpers. Dieses Jahr konnte ich die Art unweit der Erstfundstelle in größerer Anzahl finden. Hier bildet sie rasige bis gesellige Gruppen auf weißer Asche.


    Trichophaea contradicta (Deutscher Name vakant)



     
    Neben den üblichen Besiedlern der Gattung Anthracobia fand ich erstmals auch Anthracobia tristis. Möglicherweise habe ich diese Art in der Vergangenheit schlicht übersehen, bzw. bei der Probennahme nicht erwischt. Denn die Anthracobia wachsen alle gleichzeitig und zum Teil durcheinander und auch noch in großer Zahl auf diesem Substrat. Makroskopisch und mit der Klapplupe sind die orangefarbenen Arten im Feld kaum zu unterscheiden. Mikroskopisch unterscheidet sich die Art durch die fast schon zylindrischen Sporen und die geschwollenen hyphoiden Haare auf der Außenseite dagegen recht gut.


    Anthracobia tristis (Deutscher Name vakant)
     





    Erwähneswerte Basidiomyceten fanden sich bisher nur wenige. So schafft es die nicht ganz so seltene Agrocybe putaminum in diesen Bericht. Ich fand sie eben heranwachsend in größerer Anzahl auf einem mit Holzhächseln bedecktem Pfad.


    Agrocybe putaminum (Falber Ackerling)



     
    Bisher noch nicht gefunden hatte ich die Riesen-Gallertträne. Eigentlich habe ich sie auch gar nicht gefunden, sondern Sammelkollege Wilfried auf einer gemeinsamen Tour. Substrat war ein morscher Eichenast.


    Dacrymyces chrysospermus (Riesen-Gallertträne)



     
    Ebenfalls kurze Zeit an der Nase herumgeführt hat mich diese flach ausgebreitete "Peziza". Vom Habitus her glich sie Peziza subisabellina, die ich an genau dieser Stelle bereits gefunden hatte. Die Farbe ist jedoch eine völlig andere. Zu Hause brachte mich eben meine Nase beim öffnen der Probenschachtel schnell auf die richtige Fährte. Es handelt sich hierbei um Geopyxis foetida, die einen recht deutlichen und unangenehmen Geruch verbreitet. Auch diese Art hatte ich dort schon mehrfach gefunden, jedoch immer eher kelchförmig. Das Mikroskop bestätigte die Art dann auch. Hinzuzufügen wäre noch, dass der Artenkomplex Geopyxis m.W. noch nicht eindeutig geklärt ist. Meine Bestimmung erfolgt daher im Sinne von Garnweidner, Lohmeyer und Marxmüller (ZfM 57/2, 1991.


    Geopyxis foetida (Stinkender Kohlenbecherling)
     



    Neu für mich ist Helvella costifera. An einer vom mir seit Jahren regelmäßig besuchten und recht übersichtlichen Fundstelle für diverse Lorchelarten stand sie dieses Jahr unübersehbar vor mir. Ich denke nicht, dass ich sie bisher übersehen habe. Und wieder Fragen in wie weit das auffinden, bzw. fehlen von Fruchtkörpern Rückschlüsse auf das Vorkommen einer Art rechtfertigen. Und es macht deutlich, dass gelegentliches besammeln einer Fundstelle eigentlich keine belegbare Aussage hergibt, sondern nur jahrelanges studieren der immer gleichen Flächen einen halbwegs vollständigen Einblick in die Artenstruktur bietet. Vorausgesetzt die Ökologie bleibt über Jahre gleich.


    Helvella costifera (Grauweiße Lorchel)




     
    Den Platz muss sich obige Art mit Helvella ephippium teilen. Eine makroskopisch extrem variable Art deren Hymenium keineswegs immer sattelförmig sein muss, und die im Feld immer wieder zweifeln lässt.


    Helvella ephippium (Sattelförmige Lorchel)
     


    Auch ein Pyrenomycet hat es in diesen Bericht geschafft. Auf der Rinde liegender Pappelstämme fielen mir diese schwarzen Spaltlippen auf. Es handelt sich um Hysterium pulicare, die wohl häufiger sein soll, mir aber bisher noch nicht über den Weg gekomen ist.


    Hysterium pulicare (Gemeiner Spaltkohlenpilz)




     
    Weiter geht es zur Abwechslung mit einem Vertreter der Basidiomyceten. Laccaria tortilis ist wohl der kleinste Vertreter der Lacktrichterlinge. Kaum 1 cm breit wird der Hut, der Stiel ist völlig verknurkst und der ganze Pilz wirkt, als hätte jemand drauf getreten. Dafür hat er aber die mit Abstand größten Sporen seiner Gattung.


    Laccaria tortilis (Zwerg.Lacktrichterling)
     


    Keineswegs selten, aber immer wieder kurios anzusehen ist Lasiospheria ovina. Diese Art wächst in Gruppen auf feuchtem, morschem Laubholz und ist schon mit der Klapplupe gut zu betrachten und zu bestimmen. Er hat mehrere Deutsche Namen, Weißwolliger Kugelpilz, Eiförmiger Kohlenkugelpilz, aber einer gefällt mir am besten.


    Lasiosphaeria ovina (Schaf-Kugelpilz)
     




     
    [hr]
    Wenn man an moosigen Böschungen, gerne unter Fichten, an Stellen sucht, wo das Moos etwas zurücksteckt, und wo auch abgestorbene Moosteile herumliegen, kann man mit etwas Glück diesen schneeweißen, haarigen Gesellen finden. Leucoscypha leucotricha heißt diese hübsche Art. In feuchten Jahren wie diesem, ist sie relativ häufig zu finden.



    Leucoscypha leucotricha (Weißhaariger Borstenbecherling)




     
    Nahezu massenhaft fand sich in diesem Jahr Marasmius rotula. Eine sehr häufige, aber m.M. nach auch sehr fotogene Art. Drum sei sie hier kurz gezeigt. Ein Blick unters "Röckchen" zeigt, dass die Lamellen von einem ringförmigen Kollar vom Stiel getrennt sind. Das unterscheidet sie u.a. vom ähnlichen Ästchen-Schwindling (Marasmiellus ramealis)


    Marasmius rotula (Halsbandschwindling)




     
    In schier unvorstellbaren Mengen begegnete mir dieses Jahr Mutinus caninus überall dort, wo eine dicke Laubstreu lag. Hübsch wird sie erst, wenn man die Fruchtkörper durchschneidet.


    Mutinus caninus (Gemeine Hundsrute)



     
    Eine der wohl hübschesten Peziza ist diese herrliche blau-violette Art. Dass ich mich dabei in völlige taxonomische Verwirrung gestürzt habe, darüber breite ich mal verschämt den Mantel des Schweigens.


    Peziza gerardii (Gerard's Violettbecherling)
     


    Keinerlei Probleme hatte ich mit Peziza michelii. Eine ebenfalls hübsche Art, auch wenn sie hier am Wegrand etwas eingesaut war. Die kleiige Außenseite, verbunden mit dem zartvioletten Hymenium und dem gelben Fleisch lässt die Art schon im Feld recht sicher vermuten.


    Peziza michelii (Gelbfleischiger Becherling)




     
    Eine Peziza, die immer wieder für Diskussionen sorgt ist diese hier. Peziza sepiatra oder Peziza granulosa? Als Unterscheidungsmerkmal wird immer wieder eine sehr unterschiedliche Färbung angegeben. Sehr dunkle Exemplare werden als P. sepiatra bezeichnet, hellere als P. granulosa. Ich konnte diese hier häufige Art über Jahre, in allen Altersstadien, Farbvarianten und unter den verschiedensten Witterungsbedingungen ausführlich beobachten und bin der festen Überzeugung, dass es sich um ein und dieselbe Art handelt. Die Farbgebung alleine ist für mich kein Unterscheidungskriterium und die mikroskopischen Unterschiede zwischen hellen und dunklen Arten liegen im Bereich normaler Streuung. Ich halte zudem die Deutsche Namensgebung für irreführend, da diese Art sepiabraun sein kann, aber eben nicht sein muss. Bis ich da schlüssig widerlegt werde, nenne ich sie daher Peziza sepiatra.


    Peziza sepiatra (Sepiabrauner Becherling)



     
    Jedes Jahr finde ich an einer Stelle zuverlässig Phylloporus pelletieri. Jedoch immer entweder zu jung oder zu alt. Nie in einem schönen fotogenen Zustand. So auch dieses Jahr wieder. Dennoch....


    Phylloporus pelletieri (Goldblatt)
     




    Viel weniger zuverlässig kommt mir dagegen Pleurotus cornucopiae vor die Linse. Diesmal jedoch in einem wirklich schönen Zustand.


    Pleurotus cornucopiae (Rillstieliger Seitling)




     
    Ein Bericht von mir ohne Scutellinia ist eher selten. Neben vielen anderen Funden war dieser hier ob der Masse an Fruchtkörpern bemerkenswert. Die im Bild erkennbaren Pappelstämme waren überzogen mit tausenden leuchtend rot-oranger Scutellinia. Nicht nur auf den Schnittflächen, sondern die ganzen Stämme entlang. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Arten, von denen Scutellinia crinita die Mehrheit bildete und eher in den Rindenzwickeln wuchs, während Scutelinia scutellata eher die Schnittflächen und Astabschnitte besiedelte.


    Scutellinia crinita (Sumpf-Schildborstling) den ich noch nie im Sumpf gefunden habe.




     
    Scutellinia scutellata (Holz-Schildborstling) der tatsächlich nicht ohne Holz kann





     
    Abschließen möchte ich den Bericht mit einem Basidiomyceten der wohl häufig ist, mir aber noch nicht begegnete oder von mir nicht beachtet wurde.


    Tricholoma terreum (Gemeiner Erdritterling)





     

    Über Regenschirme.



    Regenschirme sind vordergründig ja eine gute Sache. Dem Mykologen dienen sie als Schutz vor Nässe von oben, auch und grade für die Fotoausrüstung, aber auch als Schattenspender für Fotos im grellen Sonnenlicht.
    Ich möchte hier erwähnen, dass Regenschirme die am meisten überschätzte Erfindung der Menschheit sind. Regenschirme sind nämlich immer rund. Ich habe festgestellt, dass eine rechteckige Form der wahre Jakob wäre. Und keinesfalls dürften sie einen zentrierten Griff haben, sondern müsste dieser etwas im ersten Drittel der Schirmfläche plaziert sein. Einige Seitlinge könnten hier als biotechnisches Vorbild dienen.


    Wieso?


    Nun, wenn man im plästernden Regen vor einer Feuerstelle oder in einer Treckerspur kniet, den Hintern in die Wolken gestreckt, die Unterarme auf dem Boden und die Nase dicht über der Humusschicht, dann wird mit einem runden Regenschirm das Heck klatschnass. Und da dieses Heck über eine natürliche Ablaufrinne verfügt, läuft das Regenwasser sowohl bis in den Nacken, als auch die Oberschenkel hinab. Ein runder Schirm ist ergo vollkommen wirkungslos. Plaziert man ihn zum Heckschutz etwas weiter nach hinten, fließen Ströme von Wasser vom Schirmsaum auf die Kamera. Runde Regenschirme sind die größte Fehlkonstruktion der Menschheit, wann endlich kommt der Seitlingsschirm auf den Markt ?
     
    Habe fertig !

  • Hallo Ralf,


    ich bin restlos begeistert! Nicht nur von Deinen Fotos sondern auch von der Art Deiner Präsentation - einfach nur Klasse! Vielen Dank dafür.


    Und ganz zum Schluss habe ich mich dann fast nicht mehr eingekriegt vor lauter Lachen und ich muss gestehen da lief auch ein kleines Kopfkino bei mir mit ;):D


    Liebe Grüße


    Maria



    Nun, wenn man im plästernden Regen vor einer Feuerstelle oder in einer Treckerspur kniet, den Hintern in die Wolken gestreckt, die Unterarme auf dem Boden und die Nase dicht über der Humusschicht, dann wird mit einem runden Regenschirm das Heck klatschnass. Und da dieses Heck über eine natürliche Ablaufrinne verfügt, läuft das Regenwasser sowohl bis in den Nacken, als auch die Oberschenkel hinab. Ein runder Schirm ist ergo vollkommen wirkungslos. Plaziert man ihn zum Heckschutz etwas weiter nach hinten, fließen Ströme von Wasser vom Schirmsaum auf die Kamera. Runde Regenschirme sind die größte Fehlkonstruktion der Menschheit, wann endlich kommt der Seitlingsschirm auf den Markt ?
     
    Habe fertig !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    So isses, und genau darum trage ich Hut. Man wird zwar damit auch nass, aber immerhin nicht die Glatze.
    Runde Regenschirme sind deppert, aber als Option kann ich ein geeignetes Bärlappblatt empfehlen. Damit hat's als Kind bei plötzlichem Starkregen in der Wutachschlucht jedenfalls eine Zeit lang ganz gut funktioniert.


    Die Pilze und Dokus sind absolute Spitze. :thumbup:
    Wie gewohnt, insbesondere bei der Gegenüberstellkung der makroskopisch so unterschiedlichen Formen von Peziza echinospora bin ich ziemlch beeindruckt.


    Zwei Pilze würde ich gerne noch mal zur Diskussion stellen:
    Die vermeintliche Dacrymyces chrysospermus sieht makroskopisch ganz arg aus wie Guepiniopsis buccina, mit dieser flaumig - haarigen Außenseite und der Wuchsform. Das Substrat (Eiche / Laubholz) passt auch, Dacrymyces chrysospermus gehört an Weißtanne.
    Der vermutete Trich.terr. roch doch zumindest beim zerkrümeln mehlgurkig, oder? So vom Bild her sieht das viel eher aus wie Tricholoma scalpturatum. Trich.terr kenne ich mit ganz anderen Farbverläufen zwischen Hutuntergrund und Schuppen, auch die Form der Schuppen ist anders (wolliger) und die Wuchsform geht tendeziell auch eher richtung scalpturatum.



    LG, Pablo.

  • Hallo Maria,


    danke für die netten Worte. Es freut mich dass Dir mein Bericht gefallen hat.


    @ Pablo


    Konstruktive Kritik ist immer willkommen.


    Ich muss gestehen, dass mir Guepiniopsis buccina gar nicht bekannt war. Natürlich habe ich mich schlau gemacht und erfahren, dass diese Art keine septierten Sporen hat. Bei meinem Fund waren sie jedoch septiert und so habe ich gar nicht weiter geschaut.
    Dacrymyces chrysospermus kann aber auch Laubholz, wenn auch selten. Weiter soll G. buccina vorzugsweise auf der Rinde fruktifizieren, während D. chrysospermus eher an entrindetem Holz vorkommt. Ich glaube also eher an letztere Art.


    Tja, die Ritterlinge....Lamellendinger halt.
    Also, die rochen nach nix und schmeckten nach fast nix. Gegilbt haben sie auch nicht. Weder ältere Exemplare, noch nach dem "ärgern". Die wie grob gesägt erscheinenden Lamellen haben mich dann (vorerst) überzeugt. Ich hab noch zwei Fotos von den Kameraden, vielleicht geben die mehr Aufschluss.




    PS. Was bitte hast Du für einen Hut, der bei der Mutterbodenspionage den Hintern abdeckt. Jetzt hab ich Kopfkino. :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Wo steht denn sowas, daß Guepiniopsis keine septierten Sporen haben kann? Das ist falsch. Nach Jülich: "reif mit 2-3 etw. verdickten Querwänden".
    Nach Erfahrungen meinerseits: Erst bei sehr reifen Fruchtkörpern deutlich septiert, aber gelegentlich auch mit einfach septierten Sporen bei jüngeren Kollektionen.
    Guck dir mal die Becheraußenseite an, da findest du solche ketten von lustig - kullerigen Zellen, die teils auch noch "behaart" sind:

    rechts im Bild. Links sind Tramahyphen ohne Schnallen, auch die sind pp behaart.


    Bei den Ritterlingen bin ich unsicher. Wenn die tatsächlich nach nichts schmeckten und rochen, dann eventuell doch eine seltsame tarnform von Trich.terr. Dann sollte da auch eine Kiefer in der Umgebung gestanden haben. Gilben muss Tricholoma scalpturatum nicht unbedingt, da hatte ich schon ab und an welche, die entweder gar nicht oder erst nach mehreren tagen rumliegenlassen gegilbt haben. Dennoch sträubt sich bei den Farben vieles in mir, das als trich.terr. zu erkennen. Der taucht hier zwar auch in einigen eher absurden Formen auf, aber eben immer mit +/- schwarzen (jung braunschwarzen) oder grauschwarzen, feinen bis wolligen Hutschuppen auf. Gelegentlich ist die Huthaut auch nur faserig aufgeraut, wenn es hell gefärbte Kollektionen sind, dann idR. grau, nicht aber ockerlich bis braun wie hier (und eben mit anderer Schuppenform). Erst wenn die Frost bekommen, beobachte ich bei Trich.terr. ein Umfärben in solche Brauntöne.
    Etwas anders würde ich auch die Lamellen von trich.terr. beurteilen, da sehe ich in den allermeisten Fällen schon einen blassen Grauton drin. Zudem sind sie meist etwas weniger gedrängt...
    ... aber vielleicht haben diese Beobachtungen auch keine Bedeutung, weil fehlender Mehlgeruch und Geschmack sollte in dem Fall schon ein hartes Kriterium sein.


    Übrigens: Hüte kann man schon auf verschiedene Weisen aufsetzen. ;)
    Aber im Grunde bin ich so ein komischer Typ, der sich von Regen generell nicht stören lässt.
    "Was nass wird, wird auch wieder trocken."



    LG, pablo.

  • Haaach, Ralf!


    Bin ganz hinnunnwech ob Deines Berichtes,
    freue mich sehr mit Dir über Deine Funde
    und habe leider gerade gar nicht die Zeit,
    Alles im Einzelnen zu würdigen.


    Daher hebe ich nur mal eben
    als Kurzkommentar
    eines Deiner zahlreichen Highlights
    gaaaans neidlos (ehrlich! :shy::cool: ) hervor:
    "Jedes Jahr finde ich an einer Stelle zuverlässig Phylloporus pelletieri"


    Hat sich mir bisher genau einmal vorgestellt, danach nie wieder...



    Ansonsten schaue ich verschämt von zml. tief unten
    zu einem große Mykologen auf!


    Daß Du das wohl weißt!



    Von Herzen dankend für den wundervollen Beitrag
    Peter



    P.S.:


    "...wann endlich kommt der Seitlingsschirm auf den Markt ?..."
    Fragen Sie doch mal die Offenbecher... :)

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

    Meine Fotos und Artwork dürfen nicht ohne meine vorherige ausdrückliche Genehmigung außerhalb dieses Forums verwendet werden!

    Pilz-Chips: 90+8 für Nobis Pilz-Cover-Rätsel=98, +2 Interne Tribünen-Punkte-Wette APR 2022=100, +4 PhalschPhal-Gedicht APR = 104 +5 Rätselgedicht = 109, 3 als Rätselprämie an Lupus = 106

    Einmal editiert, zuletzt von Malone ()

  • Hallo Ralf


    Zunächst mal ein Kompliment zu Deinem tollen Bericht. Deine Erfahrung mit P. echinospora und dem extrem variablen, äußern Erscheinungsbid kann ich von zahlreichen, älteren Funden aus dem Depot bestätigen, auch wenn meine kleinsten Frk. immer noch annähernd 1 cm Durchmesser hatten.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    erstmal dir Gute Besserung für dein Knie. Ansonsten sind das tolle Bilder von Arten, die ich teilweise noch gar nicht kannte. Danke fürs Zeigen.


    l.g.
    Stefan

  • Danke für die netten Kommentare. :)


    @Pablo


    Die Tricholoma wird wohl so im Raum stehen bleiben, denn der Fund ist schon länger her und bei der letzten Begehung war nix mehr davon zu sehen. Ist aber nicht tragisch, denn wie bei fast allen Lamellendingern berücksichtige ich alleine bestimmte Arten nicht in meiner Doku.


    Der Glibberpilz hatte schon deutlich mehr Septen. Dummerweise glaubte ich mir Fotos davon sparen zu können. :(
    Aber da geh ich nochmal nachsuchen, vielleicht finde ich noch was.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Darn, diese Ritterlinge... :cursing:
    Die machen halt auch nie das, was sie sollen. Und ordentliche Pilze mit Schluchen haben wenigstens anständige Mikromerkmale, so daß man sie bestimmen kann. In dem Bereich sind die Ritter ja noch ungreifbarer.


    Gallertträne...
    Hm. Mir fällt's einfach schwer, mir bei diesen becherförmigen, gestielten Exemplaren an Laubholz mit "pelzig" wirkender Außenseite Dacrymyces chrysospermus vorzustellen. Ich kenne die Art zwar nicht, und ja, auch in den Großpilzen sind zwei Funde an Laubholz notiert, aber irgendwie bin ich da eher skeptisch. Da darf man auch hinterfragen, ob das so alles richtig bestimmt wurde. Es gibt wohl auch noch ein paar mehr Gallerttränen, als in den Standardbüchern notiert sind, und auch mehr Guepiniopsisse. Generell sind die ganzen Heterobasidiomyceten schlecht erschlossen. Auf jeden Fall ist das ein ungewöhnlicher und vermutlich auch seltener Fund, darauf könne wir uns wohl schon mal einigen. Ich drücke die Daumen, daß du die wiederfindest. Dann kann man immerhin über die mikroskopische Struktur der Außenseite schon mal die Gattung fixieren.



    LG; Pablo.

  • Und ordentliche Pilze mit Schluchen haben wenigstens anständige Mikromerkmale, so daß man sie bestimmen kann.


    Böööhhhh, meine X-Akten sagen was anderes. :(


    Ich drücke die Daumen, daß du die wiederfindest. Dann kann man immerhin über die mikroskopische Struktur der Außenseite schon mal die Gattung fixieren.


    Morgen weiß ich mehr. Ich mach mir nen dicken Verband ums Knie, dann wird das schon gehen (im Wortsinn) :)
    Hin und runter schaff ich sicher, ob ich wieder hochkomme ist noch ne andere Sache. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    was für eine schöne Zusammenstellung interessanter Funde! :sun:


    Aber ... ähhm .. Lamellenpilze? Wirfst du deine Prinzipien über Bord oder soll ich das als Ausrutscher werten? :D ... Immerhin redest du dich in den Kommentaren wieder geschickt raus. ;) :thumbup:


    LG, Jan-Arne


  • Aber ... ähhm .. Lamellenpilze? Wirfst du deine Prinzipien über Bord oder soll ich das als Ausrutscher werten? :D ... Immerhin redest du dich in den Kommentaren wieder geschickt raus. ;) :thumbup:


    Naja...ich suche ab und zu nach dem missing link. Irgendwann finde ich vielleicht das Lamellending welches neben den Basidiosporen auch Schläuche aufweist, weil die Evolution erkannt hat, was gut und richtig ist und das Ruder herumreißt. :D

  • Sodele...


    ich konnte noch ein paar Exemplare finden, allerdings als Naturexsikkat. Ein paar Stunden im Wasser und sie waren wie neu.
    Leider scheint das bei den Sporen nicht zu funktionieren. Viele habe ich nicht gefunden und bei den meisten war der Zellinhalt stark geschrumpft und außen blieb nur eine dünne Hülle. Gemessen habe ich an halbwegs erhaltenen Sporen 23,2-24,6 x 7,9-8,7 µm. Die Septierungen waren nicht mehr zu erkennen.
    Die Tramahyphen waren behaart. An kugeligen Zellen an der Außenseite der Becher hab ich nur Hyphen gefunden, die quasi rundlich enden.
    Ich denke Pablo hat Recht und es handelt sich um eine Guepiniopsis. Leider besitze ich keine Literatur, mit der ich das auf Artebene runterbrechen kann. Nicht mal Sporenmaße für G. buccina. Das würde helfen, den Fund abzusichern.


    Furchtbar diese Flutschdinger, wie Gummibärchen mikroskopieren. :)










  • Hallo Ralf!
    Ein hübsches "Sammelsurium"... da hast Du uns tolle Sachen mitgebracht. Mir persönlich gefallen ja die Weißhaarbcherchen und die Halsbandschwindlinge. ... und natürlich der Wassertropfen! <3

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Du hast eine email. :)
    Was mich noch etwas zweifeln lässt sind zwei Dinge: Erstens die eher gedrungene Form der Fruchtkörper, ich kenne ausgewachsene Guepiniopsis buccina etwas schlanker.
    Zudem sollte sich der Stielteil bzw. die Außenseite der Fruchtkörper getrocknet längsrillig zeigen. Das kann ich auf deinem Bild nicht erkennen.
    Mikroskopisch könnte das aber schon passen, die Rillen müssen wohl nicht immer auftreten beim Trocknen.
    Allerdings gibt es in dem Umfeld auch noch ein paar mehr Arten, aber auf deinem dritten Mikrobild sind schon deutliche Ansätze dieser für die Gattung spezifischen, verdickten Zellen zu sehen, welche die "Behaarung" der Außenseite bilden.


    Wo wir gerade bei den X-files sind: Heterobasidiomyceten sind auch teilweise ganz undankbar.
    Sieht so aus, als gäbe es solche weißen Flecken in jedem Bereich der Mykologie...



    LG, Pablo.