Fichtenrotkappe???

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.479 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Habicht (†).

  • Hallo Fories,


    gefunden habe ich diesen Raustiel-Röhrling in meinem Hauptfanggebiet, St. Bartlmä. Am Fundort konnte ich im Umkreis von 25 m nur Fichten ausmachen, dann gesellen sich Kiefern dazu. Die nächste Birke ist 50 m entfernt sein, steil bergauf.


    In Kärnten habe wir seit einer Woche stabiles Wetter. Sonnenschein, Temperaturen um 30 Grad und jeden Nachmittag ein Gewitter mit anhaltendem Regen. Bestens, nur manche Merkmale von Pilzen könnten dadurch nicht exakt feststellbar sein z. B. der


    Hut: glatt, feinfilzig fühlt sich anders an
    Stiel: ausschließlich mit schwarzen, faserigen Schuppen besetzt
    Fleisch: weißlich, eher langsam ins bläulich/-violette verfärbend.
    Geruch: hat auch der Regen am Gewissen


    Fundort,


    1)



    Der erste Pilz,


    2)


    3)


    4)



    Zweiter Pilz, ein alter Schlappen,


    5)



    Mitgenommen habe ich Pilz Nr. 1, die Sporenabwurfprobe war nicht erfolgreich. Der zweite Pilz war fertig, der wurde von innen aufgearbeitet.


    So, dann stellt sich die Frage, mit welcher Literatur bestimme ich den Fund?


    Der Bon (Parey) hat die Heiderotkappe drinnen, allerdings mit dunkelbraunen bis schwarzen Flochenschüppchen. Hat meiner nicht, dunkelbraune Schüppchen. Meiner dunkelt auch nicht schiefergrau bis purpurgrau nach, oder? Die Farbreaktion auf Eisensulfat ist Null, hätte aber dunkel blaugrün ergeben müssen.


    Die Pilze der Schweiz schweigen eisern, nicht zum ersten Mal. Die 1700 Pilze nicht, da sind beide enthalten, die Heiderotkappe bzw. Birkenrotkappe, Leccinum testaceoscabrum (Syn. L. versipelle) und die Fichtenrotkappe, Leccinum piceinum. Das Internet schweigt sich aus, Noodelloos hat da offensichtlich was dazu. Nicht zu ergoogln.


    Könnt ihr mir den annageln?


    Auf Leccinum piceinum Pilát & Dermek, dann hätte ich keinen Fehler gemacht. Den Fund habe ich exsikkiert.


    Sollte die Birkenrotkappe rauskommen, hätte ich ihn lieber via Bratpfanne einer Geschmacksprobe unterzogen,


    LG
    Peter
    P.S.
    Nebenfunde gab es auch, die stelle ich in einem eigenen Beitrag ein.

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Ja, da stand eine Birke in der Nähe. Die Nadelwaldrotkappen haben eine dunklere, intensivere Hutfarbe. Mehr so wie die Eichen- / Laubwaldrotkappe (Leccinum quercinum = Leccinum aurantiacum ss. orig.). Zudem sollten die verfärbungen nicht so schnell so kräftig sein, was wohl vor allem für das schwärzen im Schnitt gilt, weniger für die blauende Stielrinde nahe der Stielbasis. Aber das mag ohnehin einer gewissen Variation unterworfen sein, nur so eine Hutfarbe, das geht nicht für die beiden Nadelwald - Rotkappen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Peter,
    bei einer so orangefarbigen Huthaut müsste es die Birken- oder Heiderotkappe sein. Es liegen auch einige Birkenblätter auf dem Boden, so dass du die dabei stehende Birke wahrscheinlich nur übersehen hast.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Habicht,


    ich will mich auf keinen Fall in die Diskussion einmischen, aber, schaue Dir einmal Bild 4 genauer an. Also ich kann da auch zwei Blätter ausmachen die für mich nach Birkenblätter aussehen. Könnte es vielleicht doch sein .... :)


    Liebe Grüße


    Maria

  • Hallo,


    die Birkenblätter sind recht alt und es sind keine frischen Blätter zu sehen. Die Birke könnte also schon umgefallen sein. Das würde erklären, warum Peter sie übersehen hat. Aber egal was mit der Birke ist, da muss zumindest mal eine gestanden haben. Mit so einem hell orangenem Hut und den stark kontrastierenden Stielschuppen kommt eigentlich außer L. versipelle nichts Anderes in Frage.


    Viele Grüße
    Steffen

  • bei einer so orangefarbigen Huthaut müsste es die Birken- oder Heiderotkappe sein. Es liegen auch einige Birkenblätter auf dem Boden, so dass du die dabei stehende Birke wahrscheinlich nur übersehen hast.



    Hallo Öhrling,


    die Birken bergauf habe ich gesehen, erwähnt. Wie geschrieben, die nächste Birke ist 50 m entfernt, steil rauf.


    In die Pfanne hätte ich den hauen sollen, nicht in die Dörre :D


    A bissale a Fragezeichen bleibt über, warum er nicht auf Eisensulfat reagiert hat. Du und Pablo zieht's alle Register, ich nur den Bon und die 1700 Pilze.


    Eisensulfat bestelle ich nicht nach, den Bon könnt ihr korrigieren,


    :evil:


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

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    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (†) ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Wie das mit den chemischen reaktionen verhält, müsste ich erstmal nachlesen. Möglicherweise aber eher variabel, mehr Bedeutung würde ich der farbe der Stielschuppen und der Hutfarbe beimessen.


    Was die relevante Literatur betrifft:
    1) "Rauhstielröhrlinge, die Gattung Leccinum in Europa" von Engel, Dermek, Watling; 1978
    --> das wäre eine Basis, in die man aber schon immer mal wieder reinschauen sollte. Natürlich hat sich da inzwischen vile geändert, aber einige "Sonderformen" tauchen in diesem Buch noch auf, die von späteren Autoren nicht mehr erwähnt werden. Zudem sind hier Tafeln enthalten die man sich durchaus mal angucken sollte (und mal versuchen sollte, nach aktueller Literatur zuzuordnen ohne die Namen zu lesen).
    2) Lannoy & Estades 1995
    --> dazu müsste es zumindest vom Schlüssel eine deutsche Übersetzung von Dobbitsch geben, die auch im Netz irgendwo verfügbar sein sollte. Könnte man mal nach suchen, die nennt sich: "Analytischer Schlüssel der europäischen Leccinum - Arten"
    3) und das ist wichtig, weil meines wissens die bisher einzige Gattungsbearbeitung, die auch genetische Studien berücksichtigt:
    "A Revision of European species of Leccinum", Den Bakker & Noorderloos, erschienen in: Persoonia Vol.18, Part 4, 511-587(2005)
    Ob das allerdings im Netz frei verfügbar ist weiß ich nicht.


    Im Zweifel würde ich mich nach dem aktuellen Stand richten, und das ist eben DenBakker & Noorderloos.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Meinungen. Es ist eine Heide- Rotkappe, Birken-Rotkappe, L. rufescens (Konrad) Sutara.


    Da hat mich der Parey ein wenig an der Nase herumgeführt, der Pilz hätte in die Pfanne gehört :yumyum:


    Im BLV wird der Fund so beschrieben, wie er ist. Hätte ich gestern schon zur Hand nehmen sollen...


    Und dann kommt noch die Babylonische Sprachverwirrung hinzu,


    http://austria.mykodata.net/Ta…aspx?qvtaxIdTaxon=192014&


    @Pablo, danke für deine Literaturhinweise :thumbup:


    Bestens, jetzt kann ich den Fund als "sicher" speichern,


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan