Pleurotus ostreatus (Austern-Seitling)

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.019 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lauscher.

  • Guten Abend zusammen,


    Da ich derzeit leider etwas ratlos bin hoffe ich hier Hilfe zu finden.



    Ich schreibe derzeit eine Studienarbeit zum Thema Lignin Aufschluss durch Pilze. Dazu führe ich auch einige Versuche durch um diesen zu prüfen. Leider wächst aber mein Pilz nicht.


    Bei dem Substrat handelt es sich um Gärrest aus einer Biogasanlage oder wenn man so möchte konzentrierter Rinder-Mist. Als Pilz habe ich mich für den oben genannten entschieden da ich in diverser Literatur gelesen habe, dass dieser gut Lignin aufschließt.


    Ich habe den Pleurotus in ausreichender menge in einem Labor kultiviert (Flüssigkultur). Diese Pilzmyzel in dieser habe ich nach einiger Zeit des Wachstums zum Gärrest gegeben und diesen gut durchmischt mit dem Myzel.
    Der Gärrest wurde zuvor hygenisiert, heißt bei 70 °C eine Stunde lang erwägt um einen Großteil von Mikroorganismen die ein Wachstum stören könnten abzutöten.
    Damit der Gärrest nicht zu viel Feuchtigkeit verliert ist dieser in einer geschlossenen box, der TS Gehalt beträgt ca 20 % und die Luft hat eine relative Feuchte von fast 100 % da der Behälter geschlossen ist. Die Temperatur liegt zwischen 20-28 Grad.


    Nach nun einer Woche muss ich jedoch leider feststellen das der Pilz nicht gewachsen ist und ich grübel derzeit warum nicht. Habt ihr da villt eine Idee?


    Könnte es daran liegen das der Pilz in einer geschlossenen Box ist und nicht genug frische Luft bekommt?


    Oder könnte es an dem "Presssaft" liegen der zum Gärrest gehört? Dieser enthält nach wikipedia folgendes im durchschnitt.


    Stickstoff 4,7 g/kg M
    Ammonium 2,7 g/kg FM
    Phosphor 1,8 g/kg FM5
    Kalium 5,0 g/kg FM



    Wenn jemand von euch eine Idee hätte wäre ich sehr dankbar.


    beste grüße

  • Moin Moin


    Folgende Punkte würde ich mir genauer anschauen:


    Hast du schon mal den pH wert gemessen?
    Zudem könnte das Verhältnis von flümy zum Substrat zu gering sein...
    Substrat als solches zu feucht ... Kontaminationen können sehr schnell folgen


    Ich würde erstmal ein zwischenmedium wählen /Holz / Getreide...


    Und warum machst du es nicht etwas einfacher und machst deinen Versuch nicht in Petrischalen und ligninagar und einen zusätzlichen Indikator der beim Abbau dieses Stoffes sich verfärbt ...


    Alex
    Alex

  • Hallo,



    Vielen dank für die schnelle Antwort :)


    Der pH-Wert liegt zwischen 6,0-6,5


    Ich habe nicht die genau masse an Myzel gemessen aber es war einiges was ich auf das Gärrest gegeben habe. Ich habe den Pilz über ca. 2 Wochen in einer Flüssigkultur gezüchtet. Dieser War mit ca 150 ml MEA gefüllt. Das Mea war nach diesen 2 Wochen komplett vom Pilz "eingenommen".
    Insgesamt habe ich 1 kg Gärrest mit 18 % Organik enthalten. Auf diesen habe ich ca 300 ml Pilzsuspension gegeben und mit dem Gärrest vermischt.



    Welchen Ts-Gehalt hält du den für optimaler? 25% / 30 % ? Ich ging davon aus dass der Pilz eine hohe Feuchtigkeit braucht wegen der Reaktionskette zum Ligninabbau. Wenn ich diese Ratgeber lese wie mann daheim eine Pilzkultur anlegt wird oft geraten das Holz oder das Stroh sehr lange in Wasser zu befeuchten und anschließend trocknen zu lassen. Der TS Gehalt wird bei diesen Substraten dann ja wohl auch nicht gerade hoch sein oder?


    Es ist in der Aufgabenstellung enthalten das ich es mit Gärrest untersuchen soll daher bin ich auf diese Option garnicht eingegangen.

  • Moin Moin ...


    Die Aufgaben Stellung sagt ja nur das gärreste untersucht werden sollen... Sicherlich um eine sinnvolle Verwendung für diese zu entwickeln... Jedoch nicht in welcher Form ...
    Ich würde erstmal ein zwischenmedium produzieren ... Gerstenkörner... Durchwachsen lassen und dann 1/3 zu 2/3 mischen ... Meistens hat das direkte übertragen von flümy ins endmedium nicht funktioniert... Sicherlich weil hier die Menge an myzel zu gering war.
    Man könnte aber auch aus dem endmedium eine Petrischale mit agar testen... Dann könnte man direkt sehen ob das myzel, dieses Substrat überhaupt annimmt oder ob die ausgesuchte Art geeignet ist.


    Alex
    [hr]
    Hast du schon mal nitrit und nitrat gemessen?
    Könnte mir vorstellen, das diese exorbitant hoch sein könnte ... Wäre natürlich ein direktes aus...
    [hr]
    Man könnte auch pellets aus den Resten pressen... Um die Annehmbarkeit zu testen...

    "Unwissenheit schützt vorm Sterben nicht"

    Einmal editiert, zuletzt von AlexG ()

  • Hi



    Wie werden die Gerstenkörner hergestellt? Kann ich das im Labor?
    Leider kann ich schlecht zum Händler gehen und da einfach den Pilz kaufen da ich den genauen Pilz wissen muss DSMZ Nummer etc.


    Ich meine schon gelesen zu haben das sowas gemacht wurde von Flüssig ins Endmedium. Ich habe die Pilze auch in eine Petrischale. Aber die Menge ist wesentlich geringer leider...


    In Flüssigkulturen kann man eben wesentlich schneller kultivieren.
    Die Menge an Myzel war glaube ich eigentlich nicht geringe hatte sogar ehr angst zu viel genommen zu haben.


    Hier ein zwei Bilder um die Menge mal zu veranschaulichen und mit dem Gärrest.
    Im Gärrest sieht man deutlich das Myzel. Dabei handelt es sich um die ganz großen stücke. Ich war mir nicht sicher ob ich das ganz klein (Dispersion)machen kann da ich vilt den Pilz dadurch töte.
    [hr]
    Nitrat nicht gemessen. Aber ich denke natürlich das etwas im Gärrest (Flüssigphase) enthalten ist. Da würde dann ein "waschen" mit Wasser wohl helfen. Weil der Feststoff ist ja nur das was vom Mais etc über bleibt.



    Warum ist Nitrat den für den Pilz tödlich mal so dumm gefragt?
    [hr]
    Wegen dem optimalen C:N Verhältnis den der Pilz braucht nehme ich jetzt mal so an? Kann das sein?

  • ...
    Ja könnte auch ein Ansatz sein... Beim zerhäckseln geht natürlich eine gewisse Menge vom vitalen myzel verloren ...
    Hast du das flümy eigentlich nur drüber gekippt oder durchmischt ...
    Gerste brauchst du nur wässern, sterilisieren und dann mit dem flümy beimpfen.
    Zudem kann ich mir gut vorstellen das sich in deiner kiste flüssige Bestandteile ansammeln.


    Alex


    Jedoch ... Wäre wie gesagt erstmal interessant zu wissen ob die ausgesuchte Art überhaupt geeignet ist.
    Könnte mir auch gut agrocyben vorstellen
    [hr]
    Und... Nach einer Woche würde ich mir noch keine Gedanken machen ... Wenn nach 4-6 Wochen noch nichts passiert ist... Dann würde ich mir Gedanken machen ...😉

    "Unwissenheit schützt vorm Sterben nicht"

    Einmal editiert, zuletzt von AlexG ()

  • Ich habe das Myzel drüber gekippt natürlich gleichmäßig und dann vermischt.


    Was meinst du mit flüssige Bestandteile?


    Ich habe die Kiste heute nach(vor einer Woche habe ich beimpft) geöffnet war alles relativ feucht weil es eben ein geschlossener Behälter ist. Eine deutliche flüssige Schicht konnte ich am Boden nicht erkennen. Allerdings habe ich die Kiste nich nochmals durchmischt.
    [hr]
    Gerste wässern und sterilisieren ist kein Problem. Kann ich die Gerste dann in einer Flüssigkultur mit dem Myzel in Kontakt bringen weil das schneller geht? Oder Myzel einfach von Flüssigkultur drüber geben?
    [hr]
    Naja aber ich denke ich werde noch etwas parallel laufen lassen das mit dem C:N war ein Aspekt den ich im Hinterkopf hatte aber nicht dran gedacht habe. C ist ja generell schon ehr weniger im Gärrest enthalten dafür umsomehr N. Ich denke das sollte ich angleichen indem ich das Auswasche.


    Mich würde noch interessieren ob du glaubst das ein geschlossener Behälter schlecht oder gut ist?
    Dadurch das der Behälter geschlossen ist geht natürlich keine Feuchtigkeit verloren aber es kommt auch keine frische Luft dran.


    Und welchen TS (Feuchtegehalt) würdest du empfehlen? Welchen hat Stroh das zum züchten von Pilzen genutzt wird?

  • Ein komplett hermetisch abgeriegelten Behälter ist eher von Nachteil ... Die Gefahr ist immer das du dir anaerobier ranzüchtest... Dazu gehören die meisten Pilze nicht .
    Es gibt extra Zuchtbags die mit Filter ausgestattet sind um eine gewisse Art des gasaustausches stattfinden zu lassen.
    Das mit der Gerste sollte so funktionieren, jedoch sollte dieses auch nicht zu feucht sein... Was schon ein Problem mit deinem primärmedium darstellt.
    Ich würde es so wie oben beschrieben machen das ganze vor dem sterilisieren etwas antrocknen lassen, damit noch Feuchtigkeit aus deinem flümy aufgenommen werden kann.
    Einen genauen Wert kann ich dir für den Feuchtigkeitsgehalt nicht nennen... Da es in der Hobby Zucht kaum relevant ist... Das soll man im Gefühl haben 🙄


    Und mit deiner kiste würde ich noch etwas Geduld haben... Nur gucken das es nicht komisch riecht ...
    Kontaminationen sind der Todesstoß jeden einzelnen Schrittes ...
    [hr]
    Interessant wäre, wenn du deine box mit einer Zeitraffer Kamera ausstatten würdest ... So kann man jeden Prozess nachvollziehen

    "Unwissenheit schützt vorm Sterben nicht"

    Einmal editiert, zuletzt von AlexG ()

  • Hallo Study,


    zur mentalen Aufheiterung empfehle ich einen Parallelversuch.......


    http://www.pilzzucht.eu/Auster…ge-auf-Holz-zuechten.html


    oder geh einfach mal auf


    http://www.pilzzuchtshop.eu/


    Das Myzel der Austernseitlinge / Zuchtseitlinge ist dermaßen aggressiv und einnehmend, dass ich FK in potenzielle Substrate /Stämme im Wald drücke, die von forstwirtschaftlicher Seite im Wald verbleiben sollen. Hauptsächlich Rotbuche. Und in den meisten Fällen funktioniert das auch. Die Zuchtform benötigt natürlich auch keinen Frost.


    Jetzt überlasse ich wieder Alex das Wort und wünsche dir viel Erfolg.


    LG,


    Markus

  • Zitat von pid='329512


    Das Myzel der Austernseitlinge / Zuchtseitlinge ist dermaßen aggressiv und einnehmend, dass ich FK in potenzielle Substrate /Stämme im Wald drücke, die von forstwirtschaftlicher Seite im Wald verbleiben sollen. Hauptsächlich Rotbuche. Und in den meisten Fällen funktioniert das auch. Die Zuchtform benötigt natürlich auch keinen Frost.


    :/ :/ :/ :/ :/
    Interessanter Ansatz ...
    Werd dann wohl mal meinen Handbohrer einpacken .... :yumyum:


  • Hi Alex,


    am Anfang hab ich auch den Akkubohrer in den Wald geschleppt. Völlig unnötig. Da ich nur schon bereits beschädigte Stämme auswähle (ich will ja niemandem Schaden anrichten) genügt es, die FK / FK-Stücke in die Verletzungen reinzudrücken. Mit dem Akkubohrer / Bohrer wird es noch schneller gehen. Der Austernseitling ist m.M. nach extrem einfach zu vermehren.
    Nur nicht zu kompliziert denken.


    LG,
    Markus

  • Es ist natürlich schwer etwas keimfrei zu züchten wenn man nicht gerade unter einer sterilbank arbeitet.


    Ich habe die Kisten aus nem Baumarkt mit passendem Deckel. Wobei der Deckel nicht 100% dicht schließt. Daher habe ich Parafilm um diesen gezogen dieser sollte auch einen Gasaustausch erlauben. Ich bin aber am überlegen auch noch einen Versuch parallel laufen zu lassen ohne Deckel. Die Frage ist nur ob dann nicht sich ein anderer Pilz dort einnistet.... Und ob der Gärrest nicht austrocknet

  • Hallo study,


    Ein paar Gedanken zum Thema:
    - Ich denke, der Gärrest enthält kaum noch Zellulose, da die ja überwiegend in Methan umgesetzt wird. Soweit ich weiß, ich kann mich irren, braucht der Austernpilz vor allem Zellulose und ist nur zusätzlich in der Lage, auch Lignin zu verwerten. Eventuell kommt eher ein Ligninspezialist in Frage.
    - Warum soll das Lignin verdaut werden? Ich hatte mal einen Online-Austausch mit jemanden, der Reste aus der Kläranlage von Lignin-ähnlichen Schadstoffen befreien wollte. (Medikamente usw). Ist das auch der Zweck Deines Versuches?
    - Die Mengen, die aus einer Biogasanlage kommen und überbleiben, sind ja recht groß. Geht es über das Untersuchungsstadium hinaus zur praktischen Anwendung, brauchst Du große Mengen Myzel. In Pilzzuchtbetrieben bleiben große Mengen verbrauchtes Substrat mit erschöpftem Myzel übrig, das zur Weiterzucht nicht lohnt. Es wird kostenaufwendig entsorgt. Man könnte einem Pilzzuchtbetrieb dieses verbrauchte Substrat abnehmen und mit größeren Mengen Gärrest vermengen. (Den genauen Stamm mit Nummer etc. könnte man erfragen).


    Viele Grüße, Martin