Wildpflanzen beim Pilze suchen im Juli, August, September

Es gibt 40 Antworten in diesem Thema, welches 20.907 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Maria.


  • Räuchern mit Beifuß


    Liebe Maria,


    sehr interessante Ausführungen zum Beifuß, vielen dank dafür. :)


    Ich habe von unseren im Garten nun kurz vor der Blüte etwas abgeschnitten und in der Küche zum Trocknen aufgehängt. Jetzt gilt es nur noch ein bißchen zu warten und dann werde ich das mit dem Räuchern mal ausprobieren. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    Beifuß kommt bei uns immer in die Weihnachtsgans. Ist echt ne feine Sache. :thumbup:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • Hallo,


    Beifuß kommt bei uns immer in die Weihnachtsgans. Ist echt ne feine Sache. :thumbup:


    l.g.
    Stefan


    Gib mal frische Blätter zu den Pilzen (kurz mit kochen) - richtig lecker :yumyum:
    [hr]


    :D
    Finde ich Klasse :thumbup:


    Ich hoffe, Du hast den Beifuß fest gebunden. Wenn nicht gibt es entweder ein wenig Sauerei (es muss ständig ein wenig Sauerstoffzufuhr sein, sonst geht die Glut aus, und das wirbelt die verbrannten Rückstände auf) oder Du musst Räucherkohle verwenden.


    Auf jeden Fall berichte dann wenn es so weit ist :)


    Liebe Grüße


    Maria

  • Brombeere (Rubus fruticosus)

    Von August bis Oktober gibt es in Deutschland weit verbreitet reife Brombeeren. Manch einer wird sich nun denken, also Brombeeren erkennt doch wohl jeder. Nun, von meinen vielen Führungen weiß ich, dass dem nicht so ist. Vielleicht wenn die Beeren, eigentlich sind es Sammelsteinfrüchte, reif sind, nicht aber wenn eben keine Beeren an den Ranken sind. Auch ist das Wissen über die medizinischen Seiten der Brombeere aber auch über viele der kulinarischen Nutzungsmöglichkeiten oft verloren gegangen.


    Botanisch lässt sich die Brombeere nicht eindeutig und klar beschreiben - sie macht was sie will. Zum Beispiel ist die klassische Zahl der Kelchblätter bei Rosengewächsen 5, die Brombeere hält sich da nicht immer daran, sie variiert gerne. Auch ob die Farbe der Blüten nun weiß, zartrosa oder rötlich ist, entscheidet die Pflanze nach Gutdünken selbst. Und ob die Blätter nun behaart, gefiedert oder gezähnt sind ist dann auch wieder ganz nach Willen der Pflanze, bzw. nach Standort.
    Es gibt verschiedene wildwachsende Brombeerarten die sich gerne untereinander kreuzen - ich glaube in Deutschland sind es an die 500 verschiedene Brombeerarten. Eines haben diese wildwachsenden Brombeerarten allerdings gemeinsam - die Haifischdornen. Wobei Dornen sind dies wiederum nicht, sondern Stacheln.


    Brombeeren sind mit ihren Stacheln derart gut bewehrt, dass sie sogar auf der Blattunterseite an der Blattader Stacheln haben. Und genau daran kann jeder die Brombeere erkennen. (Anmerkung: Bei den Kultur-Brombeeren wurden die Stacheln weitestgehend weggezüchtet)



    Die Brombeere ist eine uralte Heilpflanze. Insbesondere wir Frauen sollten uns viel mehr einem Tee aus den Blättern dieser Pflanze zuwenden. Verwendet werden die Blätter aber auch die Früchte, früher auch die Wurzeln. Susanne Fischer-Rizzi schreibt: Heißer Brombeersaft mit Honig ist ein guter Erkältungstrank. Er erwärmt und stärkt die Bronchien. Außerdem wirkt er krampflösend bei Asthma. Für Kinder ist er ein blutbildendes und stärkendes Getränk. (aus ihrem Buch: Blätter von Bäumen) Einige wenige weitere Heilanwendungen und Inhaltsstoffe findet man z. B. hier.


    Brombeerfrüchte sind sehr reich unter anderem an Vitamin C und Mineralstoffen.


    Aus Brombeerblättern kann man einen wunderbar schmeckenden Schwarztee herstellen. Dazu pflückt man junge, zarte Blätter die ein etwas helleres Grün haben, lässt sie zunächst ein paar Stunden liegen damit sie etwas antrocknen. Anschließend legt man sie auf einen Tisch und rollt ein paar Mal mit dem Nudelholz darüber, quetscht damit die Blätter. Mit warmen Wasser besprengen, in ein Tuch einschlagen und drei bis vier Tage an einem warmen Ort aufbewahren. Danach sind die Blätter fermentiert und schwarz. Nun die Blätter noch im Ofen bei 50 Grad oder an der Luft trocknen. Danach wie schwarzer Tee aufbewahren und zubereiten. Der Vorteil ist, dass dieser Tee kein Teein enthält. Diese Methode funktioniert übrigens auch sehr gut mit Himbeerblättern und Erdbeerblättern.



    Zu diesem Foto: Junge Blätter sammelt man im April/Mai oder dann wieder im Herbst. Jetzt im August habe ich leider keine wirklich jungen Blätter gefunden. Die unterschiedliche Farbe kann man aber immer noch erkennen.


    Neben weiteren kulinarischen Verwendungsmöglichkeiten schmeckt mir der Brombeerlikör sehr gut. Auf ca. 500 g Brombeeren benötigt man 1 L Korn, 300 g Zucker oder Honig und eine Vanillestange. Die Herstellung ist ganz einfach: Brombeeren in ein Glas mit großer Öffnung geben, den Zucker oder Honig darüber geben, umrühren und ca. 1 Stunde ziehen lassen. Mit dem Korn auffüllen, die Zimtstange zugeben, gut verschließen und sechs Wochen an einem sonnigen Platz ziehen lassen. Danach filtern, in Flaschen umfüllen und noch einmal mindestens drei Wochen ruhen lassen. Und geniessen :yumyum:


    Wie verwendet Ihr die Brombeere?


    Liebe Grüße


    Maria

  • Normalerweise nur als "Naschwerk" :)
    Brombeere als Tee kenne ich zwar auch - der ist ja auch in vielen käuflichen Teemischungen enthalten, aber ich mag ja auch Tee mit Teein.


    Meine kürzlich gesammelten "wilden" Erfahrungen habe ich hier kurz (hüstel) zusammengefasst.

  • Traubenkirschen
    Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)

    Beide Traubenkirschen wachsen bei uns sehr häufig, wobei die Spätblühende Traubenkirsche zu den problematischen Neophyten zählt und die Gewöhnliche Traubenkirsche hier heimisch ist und bereits in der Steinzeit als Lebensmittel Verwendung fand.


    Eigentlich wachsen die Traubenkirschen beinahe überall und sind dabei auch sehr gerne Pionierpflanzen, lieben sandigen oder lehmigen Boden und kommen gerne in lichten Wäldern oder an Wasserläufen vor. Als Baum werden sie ca. 15 / 20 Meter hoch, man findet sie aber auch oft als Strauch.


    Die Blätter sind wechselständig angeordnet, länglich-eiförmig und gesägt. Die Blüten im Mai bzw. zwei Wochen später bis Juni bei der Spätblühenden Traubenkirsche sind mit vielen Einzelblüten walzenförmig angeordnet und duften wunderbar.


    Die glänzenden Früchte beider Traubenkirschen sind gleichermaßen verwendbar. Sie sind der Blüte entsprechend Trauben-ähnlich hängend angeordnet. Zuerst sind sie rot, dann dunkel-rot und schließlich, wenn sie reif sind, sind sie schwarz. Sowohl die gesamte Frucht als auch der Kern sind wesentlich kleiner wie Kultur-Kirschen. Reif sind die Traubenkirschen im August und September aber man muss schnell sein, denn die Vögel lieben sie auch.


    Wie bei beinahe allen Steinobstgewächsen sollte man den Kern nicht essen. Die Kerne enthalten Cyanogene Glycoside, salopp gesagt Blausäure.


    Eine gute Beschreibung und gute Fotos findet man kurz und übersichtlich hier: Gemeine Trauben-Kirsche , Späte Traubenkirsche












    Kulinarisches


    Meistens liest man in einschlägiger Literatur oder im Internet das die rohen Traubenkirschen nicht sonderlich gut schmecken. Nun, mir und meinen Nachbarn schmecken sie ausgezeichnet. Also einfach einmal probieren und sich selbst eine Meinung bilden.


    Ansonsten ist eine Marmelade aus Traubenkirschen für mich die beste Kirschenmarmelade überhaupt. Auch als Likör oder ähnliches schmeckt die Traubenkirsche unheimlich gut! Und in Nachspeisen macht sich die Traubenkirsche hervorragend. Häufig findet man kleine Bäume oder Sträucher die dick mit gut erreichbaren Kirschen behangen sind und man in kurzer Zeit eine große Menge der Kirschen sammeln kann.


    Nachdem man die Früchte nicht gut entkernen kann kocht man die Kirschen einfach mit etwas Wasser weich und passiert sie dann durch die Flotte Lotte oder durch ein Sieb. Anschließend zu Marmelade weiter verarbeiten, wobei der Geschmack so gut ist, dass es außer einem Spritzer Zitrone (optional) und Gelierzucker (oder Ähnliches) nichts weiter braucht.


    Oder für ein traumhaft gutes Dessert nimmt man den durchpassierten und abgekühlten Kirschenbrei, kocht ihn nach Packungsanleitung mit Tortenguss auf und verteilt dies dann auf Dessertschälchen. Dann vermischt man Joghurt mit etwas Honig, hebt geschlagene Sahne darunter und verteilt diese Creme auf der Kirschenmasse. Besonders gut schmeckt es, wenn man vorher über die Kirschenmasse noch etwas Kirschlikör träufelt und das ganze mit Likörkirschen garniert.


    Traubenkirschen-Likör: Eine Flasche zu zwei Drittel mit Traubenkirschen füllen, Zucker zugeben (bei 0,7 L 200 g Zucker) und bis zum Flaschenrand mit Doppelkorn auffüllen. Zwei bis drei Wochen an einem sonnigen Platz stehen lassen und öfter schütteln. Abgießen (den Ansatz aufbewahren), einen Teil der Kirschen zerdrücken, wer den Bittermandel-Geschmack mag kann auch ein paar Kerne zerkleinern, erneut mit Doppelkorn auffüllen, vier bis sechs Wochen stehen lassen und erneut abgießen. Beide Ansätze vermischen und nach Geschmack evtl. noch Zucker zufügen.
    Die alkoholisierten Kirschen schmecken übrigens sehr gut, evtl. gezuckert, zu Eis mit Schlagsahne und ähnlichem wie z.B. dem obigen Dessert.


    Wie verwendet Ihr die Traubenkirschen?


    Liebe Grüße


    Maria


    Es versteht sich von selbst, dass man Pflanzen, genau wie Pilze auch, nur dann sammelt und verwendet, wenn man sich mit der Bestimmung dieser Pflanzen zu hundert Prozent sicher ist!


  • Hallo Maria,


    Ich verwende sie bisher gar nicht, aber jetzt glaube ich zu wissen, was ihm letzten Sommer (noch unreif) fotografiert hatte, weil ich gern herausfinden wollte, um was für eine Pflanze es sich handelt.


    Dafür danke, Craterelle


    Hallo Craterelle,


    schicke doch ein Foto oder den Link falls du das Foto hier eingestellt hattest.


    Es gibt zwar viele Sträucher und Bäume mit erbsengroßen roten und/oder schwarzen Beeren aber nur die Traubenkirschen haben die Anordnung der Früchte wie auf den Fotos gezeigt. Eigentlich kann man sie nicht verwechseln, vor allem dann nicht, wenn man die Blätter, die Rinde und die Wuchsform mit einbezieht, was man ja sowieso immer tun sollte.


    Liebe Grüße


    Maria


  • Hallo Maria,
    Das hatte ich beim letzten Post schon machen wollen, da wollten sich angesichts der lahmen Internetanbindung nicht mal ~400 kb hochladen lassen. Aber ich habe sie an anderer Stelle wiedergefunden und diesmal war offenbar auch der Upload erfolgreich.




    Erbsen sind ja wohl auch ziemlich variabel in Form, Farbe, Größe, aber "erbsengroß" als Definition einer Menge bzw. eines Volumens wäre für mich übrigens etwas kleiner.


    LG, Craterelle


    Nachtrag: ich habe das Bild etwas aufgehellt und jetzt auch das vom letzten jahr mit noch unreifen Früchten hinzugefügt.


  • Hallo Craterelle,


    man kann die einzelnen Details auf dem Foto zwar nicht so gut erkennen, aber ich denke auch, dass es sich dabei um die gewöhnliche Traubenkirsche handelt.


    Und ja, Du hast natürlich Recht, die Früchte der Traubenkirsche selbst sind etwas größer als Erbsen, die Früchte einiger anderer Sträucher und Bäume mit schwarzen Früchten dagegen etwas kleiner als Erbsen - also von mir ein etwas unglücklich gewählter Vergleich als Abgrenzung gegenüber wesentlich kleineren oder wesentlich größeren Früchten :) .


    Liebe Grüße


    Maria


    Nachtrag: Ja, jetzt mit dem aufgehellten und dem weiteren zweiten Foto sieht man es eindeutig Craterelle :thumbup:

  • Hallo,
    die Traubenkirschen habe ich auch noch nie ausprobiert - woran liegt das nur...
    ich habe Bilder von einem großen Baum (Friedhof) mit prächtiger Blüte und diverse Fotos von "Gestrüpp" mit Winterzweigen, Winterknospen, Austrieb, Blütenknospen, Blüten, Blättern von oben, von unten, Fruchtansatz ... aber kein EINZIGES von reifen Früchten :/ :cool: , da muss ich immer "woanders" herumgelaufen sein.
    Tatsächlich ist die Pflanze bei mir nicht so häufig, der Neophyt P. serotina ist gar nicht vorhanden.
    Vielleicht werden die Früchte zur jetzigen Jahreszeit auch teilweise im unreifen Zustand von den Vögeln gefressen, so dass man nicht in allen Jahren (nur in besonders guten "Mastjahren") die Pflanze voll mit roten Früchten sehen kann?


  • Hallo abeja,


    wir beobachten das Spektakel der Vögel jedes Jahr und jedes Jahr ist es ein Wettlauf - einmal gewinnen die Vögel, einmal wir. Meine Nachbarn haben eine große Traubenkirsche im Garten auf die ich auch durch mein Küchenfenster sehen kann. Wenn die ersten Früchte anfangen schwarz zu werden kommen die ersten "Test-Vögel" und sondieren die Lage. Sind nicht mindestens 70 - 80 Prozent der Früchte richtig reif, verschwinden sie wieder. Die Vögel fressen offensichtlich nur die vollreifen Früchte. Je mehr Früchte reif werden, desto öfter und mehr Vögel kommen - der Schaden hält sich aber absolut in Grenzen. Und dann, eines Tages, fällt unvermittelt der gesamte Schwarm ein und binnen ein/zwei Stunden ist keine Frucht mehr da.
    Die letzten Fotos mit den vielen Kirschen ist dieser Baum. Als ich die Fotos machte wollte der Nachbar zwei Tage später, vorher hatte er keine Zeit, die Kirschen ernten. Er konnte nichts mehr ernten - die Vögel hatten bereits ganze Arbeit geleistet.


    Bei der Gewöhnlichen Traubenkirsche sieht man die Kirschen oft etwas schlechter, die hängen nicht ganz so dick voll mit Kirschen, sieht man ja auch auf meinen ersten Fotos. Und natürlich gibt es Jahr für Jahr kleine Unterschiede wie bei allen fruchttragenden Gewächsen. Aber vielleicht hast Du bisher einfach nur Pech gehabt nicht in der Zeit der Fruchtreife dort gewesen zu sein UND auch noch darauf geachtet zu haben :)


    Liebe Grüße


    Maria

  • Pfaffenhütchen / Gewöhnlicher Spindelstrauch (Euonymus europaeus)


    Ab August beginnt die Zeit, in der einem die leuchtenden karmin-roten / purpurfarbenen Früchte des Pfaffenhütchens beginnen aufzufallen. Ab September erscheinen dann zusätzlich noch die leuchtend orange-farbenen Samen, die aus den dann geöffneten Früchten herabhängen.


    Das Pfaffenhütchen wächst wild recht häufig bei uns und wird auch sehr gerne angepflanzt. Man findet es in Laub- oder Mischwäldern, vor allem aber am Waldrand oder in Hecken. Meist ist es ein reich verzweigter Strauch, das Pfaffenhütchen kann aber auch als Baum bis zu 6 Meter hoch werden. Eine genaue Pflanzenbeschreibung findet man z.B. hier.





    Die Namen der Pflanzen sagen sehr häufig etwas über eine Pflanze aus, so auch hier. Der Name Pfaffenhütchen entstand, da die geschlossenen Früchte sowohl in Form als auch Farbe sehr der Kopfbedeckung von Kardinälen ähneln. Die Bezeichnung Pfaffe ist heute eher abfälliger Natur, früher hingegen war dies eine ehrfurchtsvoll Bezeichnung für gebildete katholische Geistliche.
    Der Name Spindelstrauch oder auch Spindelbaum verweist auf die Nutzung der Pflanze. Das feine, harte Holz des Spindelstrauches eignet sich sehr gut zum Drechseln und aus ihm wurden früher eben unter anderem Spindeln aber auch Stricknadeln, Orgelpfeifen und so weiter hergestellt.


    Als Heilpflanze wurde das Pfaffenhütchen früher ebenfalls benutzt, wobei die starke Giftigkeit durchaus bekannt war und bei der Heilanwendung berücksichtigt wurde. Gerne wurden die gemahlenen Samen auch wegen der starken Toxizität gegen Ungeziefer genutzt.


    Warnung! Stark giftige Pflanze!
    Das Pfaffenhütchen ist in allen Teilen giftig! Von einer Nutzung ist daher dringend abzuraten! Insbesondere die Früchte und deren Samen sind stark giftig. Nur zwei Früchte verursachten bei einem sieben-jährigem Kind einen dreitägigen schweren Vergiftungsverlauf, Vergiftungsfälle von kleineren Kindern werden relativ häufig gemeldet. (Quelle: Giftpflanzen-Pflanzengifte; Roth - Daunderer - Kormann; Nikol-Verlag)


    Ich empfehle bei dieser Pflanze sogar, sie nicht einmal für die Vase abzuschneiden, denn man weiß nie, ob nicht doch kleine Kinder zu Besuch kommen oder vielleicht Haustiere daran naschen. Für mich völlig unverständlich wird diese Pflanze, so hübsch sie auch ist, gerne auch neben Spielplätzen, Kindergärten, Grundschulen usw. bewusst angepflanzt.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Große Brennnessel (Urtica dioica), Kleine Brennnessel (Urtica urens)


    Wer kennt sie nicht, die Brennnesseln! Bereits Plinius (24 n. Chr., römischer Schriftsteller und Naturforscher) nannte die Brennnessel die "am meisten verhasste aller Pflanzen" und diese Ansicht hat sich bei vielen Gartenbesitzern bis heute gehalten. Die Brennnessel ist eine Pflanze die dem Menschen überall hin folgt, als wollte sie von ihm adoptiert, gehegt, gepflegt und geliebt werden. Sie steht sozusagen am Gartentor um in die Liga der Kulturpflanzen aufgenommen zu werden. Und dies mit Recht, denn sie ist so etwas wie ein "Super-Star" unter den Pflanzen.


    Vom "ne" zum Nesselstoff
    Die Wurzeln unserer Sprache gehen bis in die Altsteinzeit zurück. Das Wort "Nessel" entstammt dem indogermanischen Urwort "ne". Daraus ergibt sich ein ganzer Bedeutungskomplex (nähen, Netz, nesteln (knüpfen, schnüren), Nestel (Band, Schnürriemen), auch das Wort Nadel gehört in diesen Bedeutungskomplex und noch viele weitere Begriffe.
    Die Brennnessel war in den nördlichen Breitengraden die erste wichtige Faserpflanze, neben Lein und Hanf, aus welcher feine Gewebe, Segel- und Sacktuch, feste Stricke und Seile hergestellt wurden. Heute ist Nessel ein Begriff für grobe, ungebleichte Stoffe, seit Kurzem werden in Deutschland jedoch wieder Nesselstoffe hergestellt die leichter und angenehmer wie Seide sind. Von der einstigen Bedeutung als Faserpflanze erzählen noch heute viele Märchen, z.B. "Die sechs Schwäne" der Gebrüder Grimm oder auch Märchen von Christian Anders.


    Grüner Riese
    Die Brennnessel ist eine unserer hervorragendsten Heilpflanzen, gilt als größte Wohltäterin in vielerlei Hinsicht für einen gesunden Garten, ist eine wunderbare Tiermedizin, und ist eines unserer vitamin- und mineralstoffreichsten Gemüse überhaupt. Auch zum Färben kann die Brennnessel benutzt werden. Ferner ist die Brennnessel sehr reich an Chlorophyll (im Blattgrün), so dass der Bedarf für die Herstellung von Nahrungsmittelfarben, Zahnpasta, Mundwasser etc. vorzugsweise durch Brennnesseln gedeckt wird (Farbstoff E 141) Kräuterpfarrer Künzle sagte z. B.: "Hätte die Brennnessel keine Stacheln, wäre sie schon längst ausgerottet worden, so vielseitig sind ihre Tugenden." Horaz und Ovid haben die Brennnessel besungen, alle großen Heilpflanzenkenner loben sie hoch, auf einem prachtvollen Gemälde von Albrecht Dürer trägt ein Engel eine Brennnessel zum Thron des Allerhöchsten und im 17.Jahrhundert wurde die heilige Maria zuweilen auf Nesselzweigen rastend abgebildet.


    Die wunderbare Heilpflanze
    "Wenn die Menschheit wüsste, was die Brennnessel alles heilen kann, würde sie nichts anderes als die Brennnesseln anbauen", so die Worte von Maria Treben. Die Brennnessel ist heilkräftig von der Wurzel über die Blätter und die Blüten bis hin zu den Samen bzw. Früchten. Frisches Kraut ist besser als getrocknetes. Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen sind keine zu erwarten, allerdings sollte man bei eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit vorsichtig sein. Leider würde ein näheres Eingehen auf die vielen verschiedenen Heilanwendungen hier den Rahmen sprengen, daher wieder einen Link der einige wenige Heilanwendungen aufführt.


    Eine kulinarische Hymne auf die Brennnessel
    Brennnesselblätter runden den Geschmack vieler Gerichte ab ohne sich vorzudrängen. Alleine oder als Beigabe zu Gemüse, Spinat, Suppen, Saucen, Salat (Gurkensalat :yumyum: ) Aufläufen, Quark, Pfannkuchen, Füllungen, Soufflees, Broten, usw., usw.


    Am besten schmecken die ersten, ca. 20 cm langen, Triebe im zeitigen Frühjahr, später werden nur die obersten 4 - 6 Blätter geerntet. Wenn Brennnesseln aber regelmäßig geschnitten/gemäht werden treiben sie immer wieder nach und stehen somit den ganzen Sommer über zur Verfügung.



    Brennnesseln am Wegrand Anfang September


    Inhaltsstoffe der Blätter
    100 g Brennnesseln 100 g Kopfsalat 100 g Spinat
    Vitamin C 333 mg 13 mg 52 mg
    Vitamin A 0,74 mg 0,13 mg 0,70 mg
    Eisen 7,8 mg 1,1 mg 4,1 mg
    Magnesium 71 mg 11 mg 5,8 mg
    Kalium 410 mg 224 mg 633 mg
    Calcium 630 mg 37 mg 126 mg
    Quelle: AID


    Obwohl die Brennnesseln so mineralstoff- und vitaminreich sind sollte man sie nicht täglich essen. Sie wachsen mit Vorliebe auf stickstoffreichem Boden und nehmen sehr viel Nitrate auf. Als Bestandteil einer gesunden Mischkost sind sie aber sehr empfehlenswert.


    Feurige Samen
    Die Samen bzw. Früchte werden im Spätsommer und im Herbst geerntet (zwischen grün und braun werdend). Sie sind geschmacklich relativ neutral, schmecken vielleicht leicht nach Sesam, und sind sehr vitamin- und mineralstoffreich. Sie strotzen geradezu von Proteinen, fetten Ölen, Carotinoide, Kalium, Eisen, Kalzium, vielen wichtigen Vitaminen wie Vitamin A, B und C und Phytohormonen. Man sagt seit Alters her, dass durch tägliches Essen von einem Teelöffel der Samen alle Lebensvorgänge aktiviert und die körpereigenen Abwehrkräfte gesteigert (immunstärkend) werden. Die Samen helfen auch bei chronischer Müdigkeit und Leistungsschwäche, fördern bei stillenden Müttern die Milchbildung, bei Männern die Samenproduktion und gelten allgemein als Aphrodisiaka.
    Seit einiger Zeit avancieren die Brennnesselsamen nun zum teuer verkauften Superfood, mit nicht immer vollständigen Angaben zu den Inhaltsstoffen bzw. der Wirkung in den diversen Werbungen. Unter anderem hier kann man jedoch kurz und bündig noch einiges zu den Brennnesselsamen lesen.



    Brennnesselsamen im August

    Brennnesselsamen Anfang September


    Man kann die Brennnesselsamen frisch essen oder trocknen. Wenn es rein ums Kulinarische geht kann man die Samen auch rösten, ich benutze die Samen z.B. auch ab und an als Panade. Ansonsten einfach über den Salat, das Müsli, die Suppe streuen oder in die Butter einarbeiten usw. - der Fantasie sind da fast keine Grenzen gesetzt.
    Die Ernte an sich ist ganz einfach und das Trocknen völlig unproblematisch. Man nimmt einfach einen normalen Baumwollbeutel, kehrt die Innenseite nach außen, also das die Nähte außen sind, schneidet die Stiele mit den Samen und den Blättern ab (nicht den ganzen Stiel, sondern nur den Teil mit vielen Samen), steckt alles in den Beutel, die Triebspitzen nach unten, und hängt den Beutel einfach irgendwo auf (wo es einigermaßen luftig und trocken ist). Wenn es einigermaßen trocken ist und dies geht bei der Brennnessel sehr schnell, schüttelt man die Brennnesselstiele vorsichtig, die Samen fallen nach unten in den Beutel, und man zieht die Stiele mitsamt den Blättern aus dem Beutel. Die Samen im Beutel noch etwas nachtrocknen lassen, in ein Schraubglas umfüllen und fertig.


    Rezepte
    Im Internet findet man eine reichliche Auswahl an Rezepten mit Brennnesseln, dennoch nachfolgend noch zwei Rezepte.


    Gebackene Brennnesselblätter
    20 - 30 große Brennnesselblätter, 125 g Mehl, ca. 1/4 L Bier, 1 Ei (Eigelb und Eiweiß getrennt), Salz, 1 TL Öl
    Das Mehl mit Bier, Eigelb und Salz zu einem dickflüssigen Teig verrühren, das Öl hinzugeben und das zu Schnee geschlagene Eiweiß unterheben. Die Brennnesselblätter mit einem Nudelholz walken und leicht salzen, etwas ziehen lassen, dann in den Bierteig tauchen und bei 180 Grad in Öl goldbraun ausbacken (geht auch wunderbar in der Pfanne). Gut geeignet als Vorspeise mit diversen Saucen, als Suppeneinlage oder einfach so zum knabbern.


    Brennnesselchips
    Brennnesselblätter in eine Pfanne mit etwas Öl (man braucht nicht viel) geben, goldbraun frittieren (geht ganz schnell), auf Küchenpapier legen und leicht salzen - fertig. Die Chips schmecken warm und kalt.


    Ernte und Verarbeitung
    Man erntet die Brennnesseln entweder mit Handschuh (und Schere) oder so wie ich: Luft anhalten und pflücken - automatisch fasst man viel kräftiger zu und damit werden die feinen Brennhaare zerstört.
    Um die Brennnesseln weiter verarbeiten zu können ohne sich zu brennen gibt es fünf Möglichkeiten:
    - mit Handschuhen arbeiten
    - in einem feuchten Tuch etwas rollen
    - in große andere Blätter (Salatblätter z.B.) einwickeln und dann schneiden
    - liegen lassen bis sie angewelkt sind (ist nicht 100 Prozent sicher)
    - mit heißem Wasser überbrühen (erste Inhaltsstoffe gehen verloren)


    "Erste Hilfe" bei Brennnesselkontakt
    Brennt man sich, wächst ein Gegenmittel meist unmittelbar neben der Brennnessel. Ob Wegerich (alle Arten), Ampfer, Giersch oder alle Spingkrautarten, der Saft der zerquetschten Blätter hilft augenblicklich gegen das Brennen und die Quaddeln.



    Bei der leichtesten Berührung brechen die Brennhaare an der Spitze ab und spritzen wie Injektionsnadeln schlangen- und bienengiftartige Toxalbumine, Histamine und Ameisensäure unter die Haut. Fast man beherzt zu knicken die Brennhaare weiter unten um und die Substanzen geraten nicht unter die Haut.


    Liebe Grüße


    Maria



    Der obige Text ist ein Auszug aus meinen Veröffentlichungen zur Brennnessel - das © liegt bei mir.