Pilze Juli 2016 Österreich (NÖ/Bezirk Horn/Waldviertel) Teil 1

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  • Liebe Pilz-Freunde!



    Nach langwierigen Überlegungen, ob ich mich nicht vielleicht doch lächerlich mache, habe ich mich dazu durchgerungen, euch an den Ausflügen in die Wälder meiner Heimat teilhaben zu lassen. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht allzu übel, dass ich kein Profi-Fotograf bin, dass mein Wissen über Pilze in den Kinderschuhen steckt und dass ich euch mit meinen vielleicht falschen Bestimmungen und Fragen auf die Nerven gehe :saint:, aber mir reicht es nicht mehr, "nur" die hinlänglich bekannten Pilze für die Pfanne zu sammeln, sondern ich würde auch gerne jene Pilze benennen können, die ich früher achtlos links liegen ließ - weniger, um sie zu verspeisen, sondern vielmehr, um herauszufinden, welch sonderliche Arten sich da in den Wäldern meiner Heimat verstecken.


    Die Wälder des Waldviertels (Granit- und Gneisplateau - Teil der Böhmischen Masse), in denen ich unterwegs bin, liegen zwischen 350 und 550 Metern Seehöhe. Die meisten sind Mischwälder (Eichen, Buchen, Föhren, Fichten, Birken) - ein großes Waldgebiet ist eine fast durchgänige Fichten-Monokultur (nur hin und wieder um "angeflogenes" Gehölz bereichert).
    Die Fotos sind allesamt mit meinem Handy gemacht (Galaxy S5 mini).


    Also los geht's - bei einigen bin ich mir sicher - bei anderen wiederum nicht - da bitte ich euch, mich zu korrigieren bzw. mir zu sagen, worauf ich beim nächsten Mal genauer achten sollte. Danke schon mal vorab. Und wenn's gefallen sollte - ich habe noch viele andere Bilder vom Juli, die ich euch gerne zeigen würde - bei den meisten hab ich aber noch keinen Schimmer, was ich da eigentlich fotografiert habe :shy:


    1.) Klebriger Hörnling - calocera viscosa
    die gibt es zur Zeit sehr häufig im Fichtenwald und sind immer wieder schön anzuschauen in ihrem fröhlichen Gelb :)


    2.) Maronenröhrling - imleria badia
    auch einer, der zur Zeit häufiger auftritt, aber auch bei uns noch immer empfindlich belastet ist


    3.) Ockertramete - trametes ochracea Schmetterlingstramete - trametes versicolor
    ich finde die einfach wunderschön (und hoffe, ich hab sie korrekt bestimmt)


    4.) Parasol - macrolepiota procera macrolepiota spec.
    ein einziger dieser ehrwürdigen Riesen hat sich im Juli gezeigt - war aber leider nicht mehr küchentechnisch zu verwerten


    5.) Perlpilz - amanita rubescens
    war er Anfang Juli noch sehr häufig anzutreffen, macht er sich inzwischen ein wenig rar


    6.) Igel-Stäubling - lycoperdon echinatum lycoperdon spec.
    bin mir ein wenig unsicher, ob er das tatsächlich ist


    7.) Halskrausen-Erdstern - geastrum triplex Gewimperter Erdstern - geastrum fimbriatum
    den habe ich bisher erst ganz selten gefunden in den letzten 30 Jahren


    8.) Echter Pfifferling - cantharellus cibarius und 9.) Blasser Pfifferling - cantharellus pallens
    einige richtig schöne große Exemplare davon gefunden - aber auch: Bereifter Pfifferling - cantharellus subpruinosus (obwohl der für mich nicht ganz so einfach zu unterscheiden ist alleine anhand des Aussehens)


    10.) Steinpilz - boletus edulis
    bin mir da nicht ganz so sicher, ob das nicht doch ein Sommersteinpilz - boletus aestivalis - war, aber geschmeckt hat er auch so ;)


    11.) Semmelporling - scutiger confluens
    aufgrund der Hutfarbe bin ich vom Schafporling abgekommen und habe mich für den Semmelporling entschieden. Die knackigen jungen Teile sind auf jeden Fall mit in die Pfanne gewandert (ist in AT ja erlaubt).


    12.) Grüner Knollenblätterpilz - amanita phalloides
    beautiful but deadly - zur Zeit in großer Anzahl anzutreffen - glaub, ich hab noch nie so viele davon im Wald gesehen wie letzte Woche



    Und jetzt zu den dreien, bei denen ich mir ziemlich unsicher bin bzw. bei folgendem hab ich nur eine Vermutung:


    13.) Kammkoralle - clavulina coralloides (???)
    ich habe ansonsten nichts passendes gefunden außer ein annähernd ähnliches Bild auf 123pilze, auf dem die Kammkoralle ähnlich zarte Verästelungen zeigt. Das Exemplar in dem Bild war noch sehr klein (etwa 20 mm Durchmesser)


    14.) Riesenchampignon - agaricus augustus (???)   Kleiner Wald-Champignon - agaricus silvaticus
    1200 Pilze von Dähncke hätt mich zum Rebhuhnchampignon - agaricus phaeolepidotus geleitet (???) - der sieht aber auf 123pilze gänzlich anders aus. Darum bin ich aufgrund des Aussehens dann doch bei agaricus augustus gelandet. Was mich dabei aber störte, war der Geruch. Denn der hatte irgendwie was medizinisches. Wobei ich dazusagen muss, dass ich kein Vergleichsobjekt (Anis, Bittermandeln) zuhause hatte, um die Gegenprobe zu machen.


    15.) Weisser Knollenblätterpilz - amanita phalloides var. alba (???)  Eingesenkter (grauer) Wulstling - amanita excelsa var. excelsa
    der weisse Knollenblätterpilz war mein erster Verdacht. Was mich jedoch stutzig macht, ist die eigentlich nicht vorhandene Knolle (wie z. B. beim grünen Vertreter weiter oben). Und ich meine, ein leichte Riefung am Hutrand zu erkennen - richtig? Also was sonst könnte das denn dann noch sein?



    Ich danke euch für's Durchblättern und bin froh über jeden Hinweis, der mich zum Ziel führt :)
    Bin am Überlegen, ob ich mir nicht doch die beiden Gröger-Bände zulege, mit denen man eher ans Ziel kommt, als mit o. a. Buch...
    Hoffe, mein erster größerer post war nicht zuuuuu langweilig - ich verspreche, der nächste wird auch ein wenig mit Bildern abseits der Welt der Pilze aufgelockert.
    Vielen lieben Dank und viel Glück im Wald!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    schöne Funde.


    Also:


    3. Würde ich vom Gefühl her eher zu T. versicolor tendieren. Diese rel. starke, dunkle Zonierung und die sehr flachen Fruchtkörper sind für T. ochracea untypisch
    4. Halte ich auch für rel. unwahrscheinlich. Ich denke da eher an Macrolepiota rhodosperma. Leider hast du keine Detailufnahmen vom Stielring und Stiel eingestellt, dann hätten wir Gewissheit.
    6. L. echinatum halte ich für unwahrscheinlich. Der hätte rel. stabile, lange Stacheln. Das ist eher L. lividum; vielelicht auch L. perlatum. Ich mag mich da gerade nicht festelegen.
    7. Da fehlt mir die Halskrause; wohl eher Geastrum fimbriatum
    13. C: coralloides ist wahrscheinlich. Hast du mal einen Sporenabdruck gemacht? Es könnte aber auch eine Ramaria sein. Ich bin in der letztgenannten Gattung nicht ganz so sattelfest, als dass ich da einen Vertreter ausschließen will. Was wichtig gewesen wäre, die einzelnen Astspitzen zu fotografieren, sofern das deine Ausrüstung zulässt. Wenn die Spitzen sehr fein verästelt sind und so ein bisschen wie ein Kamm aussehen, dann passt C. coralloides.
    14. Hier wäre wirklich der Geruch wichtig. Bittermandel riecht wie Marzipan, bzw. in gängigen Büchern wird auch ein Anisgeruch erwähnt; das würde dann wie Ouzo riechen; kurz gesagt süßlich angenehm. Bei meidzinischem Geruch fällt die Option raus. DA wären Perlhuhn oder Rebhuhn wirklich die besseren Alternativen. Hast du ein Schnittbild?
    15. Dein letzter ist keinesfalls A. phalloides var. alba oder A. verna. Durch den gerieften Stielring ist das eher ein Perli (A. rubescens), Grauer Wulstling (A. exccelsa). A. franchetii schließe ich hier mal aus. Wie roch denn dein Fund?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das sind wirklich schöne Funde. Es ist absolut unmöglich sich damit lächerlich zu machen. Die Bilder sind gut, macht Spaß beim Anschauen. Und bestimmungstechnisch... Pilze sind kompliziert. Niemals wird es jemanden geben, der alle Pilze erkennt, dazu sind es einfach zu viele und zu schwierig zu unterscheiden. Lächerlich machen könnte höchstens ich mich, wenn ich jetzt bei ein paar Bestimmungstips was Falsches erzähle. ;)


    Von hinten her:
    15 ist Amanita excelsa var. excelsa (Eingesenkter grauer Wulstling)
    14 ist einer der Blutchampignons / Waldchampignons, entweder Agaricus langei oder Agaricus silvaticus. Dieses Exemplar ist im Röten etwas schwach, das kann mal passieren. Am Hut- Stiel - Übergang und an der Stielbasis sieht man es aber schon, wie ich finde.
    13: Da bin ich auch sehr für Clavulina coralloides :thumbup:
    8: Diese Pifferlingsarten... Ich kann mir gut vorstellen, daß auf den Bildern beides Cantharellus subpruinosus (Blasser Laubwald - Pfifferling) ist. Das ist der mit den lebhaft gefärbten Leistenn, leicht rötendem Fleisch und weißlich bereifter Hutoberfläche, die Hutbereifung kann aber mit der Zeit verschwinden. Cantharellus pallens wäre in allen teilen blass, also auch die Leisten.
    7: ist der Gewimperte Erdstern, siehe Stefan.
    3 ist schon recht sicher Trametes versicolor (Schmetterlingstramete), für eine ochracea fehlen die warmen Ockertöne, aber die sind auch verflixt schwer zu trennen manchmal.



    LG, Pablo.


  • FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Guten Morgen allerseits! :)


    Herzlichen Dank für euer feedback und die Aufmunterungen :)
    Ich muss eure Antworten erst mal verarbeiten und werde im Laufe des Tages eine Antwort erstellen.
    Eine Frage habe ich dann doch noch: soll/darf ich die Namen dann in meinem ursprünglichen post korrigieren oder soll ich die so (falsch) belassen?
    Oder haltet ihr das für wenig sinnvoll? :/


    Für mich wichtig ist, dass ich die Funde auf meiner Liste abhaken kann und den einen oder anderen, bei dem ich mir unsicher bin, noch genauer untersuche und mir notiere, worauf ich bei einem neuerlichen Fund achten soll.


    Eines noch vorab: manchmal bin ich schon sehr überfordert mit den schier unendlichen Möglichkeiten, was denn das Abgelichtete da vor mir nun sein könnte...drum wäre die Frage auch noch, ob es sinnvoll ist, sich die Bestimmungsschlüssel von Gröger zuzulegen oder ob ich da auch nicht weiterkomme ohne Mikroskop oder Sporenpulverfarbe? :/


    Nochmals vielen lieben Dank und bis später,
    schönen Tag,
    bibabaer

    • Offizieller Beitrag

    Eine Frage habe ich dann doch noch: soll/darf ich die Namen dann in meinem ursprünglichen post korrigieren oder soll ich die so (falsch) belassen?
    Oder haltet ihr das für wenig sinnvoll? :/



    Eines noch vorab: manchmal bin ich schon sehr überfordert mit den schier unendlichen Möglichkeiten, was denn das Abgelichtete da vor mir nun sein könnte...drum wäre die Frage auch noch, ob es sinnvoll ist, sich die Bestimmungsschlüssel von Gröger zuzulegen oder ob ich da auch nicht weiterkomme ohne Mikroskop oder Sporenpulverfarbe? :/


    Hallo,


    erstmal sorry, dass ich das Schnittbild der Egerlinge bei den vielen Bildern oben übersehen hab. Natürlich schließe ich mich den anderen an. Der Fund gehört definitiv in die Waldchampigruppe.


    Dann zu deinen anderen Fragen.


    1. Frage: Ja mach das ruhig. :thumbup: Du kannst gern deinen alten Bestimmungsversuch durchgestrichen stehen lassen und mit einem "edit:" den neuen Namen hinschreiben. Das hat auch den Vorteil, dass ein unbedarfter Mitleser kein falsches Bild von der jeweiligen Art bekommt.


    2. Frage: Ja das ist ein ziemliches Problem und damit meine ich nicht, ob du die beiden "Gröger"-Bände kaufen solltest oder nicht. Wichtig ist erstmal, dass du einen groben Überblick über die Gattungen und Bestimmungserfahrung bekommst. Ein Schlüsselwerk zu kaufen halte ich für Anfänger wenig sinnvoll. Du musst auch verstehen/navchvollziehen, was du da liest und nach was du da schlüsseln sollst. Zudem werden dort auch sehr viele Mikromerkmale abgefragt; in einigen Gattungen sogar fast ausschließlich.


    Aus meiner Sicht würde ich dir raten, dass du dir ein umfangreiche Pilzbuch, wo viele Arten abgebildet sind, zulegst. Ich kann dir das "Pareys Buch der Pilze", Ewald Gerhardt: "Der große BLV-Pilzführer für Unterwegs" und Laux: "Kosmos-Pilzführer für unterwegs" empfehlen. So lernst du erstmal einen Fruchtkörper grob richtig einzuordnen. Wenn du dann ein bisschen mehr Praxiserfahrung hast, dann lohnt es sich schon über den Kauf des Gröger oder Funga Nordica nachzudenken.


    Für Erfahrene kann ich btw auch noch die Großpilze Baden-Würtembergs und die Pilze der Schweiz empfehlen.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bibabaer!


    In der Literaturfrage schließe ich mich Stefan an: Gröger oder Funga Nordica macht wenig Sinn, weil da schon die Gattungsschlüssel viel mikroskopisch abfragen. Dann stehst du schon am Anfang vor der Frage, ob die Huthaut mehr aus blasigen zellen oder mehr aus zylindrischen, langen Hyphen besteht und weg ist der Spaß.
    Sinnvoll wären Bücher, die gute makroskopische Gattungsschlüssel enthalten, Pareys ist sicher eines davon. Man kommt damit nicht immer zum Ziel, aber es ist in jedem Fall hilfreicher, sich damit zu beschäftigen, als sich an einem Schlüssel abzuplagen, dem man gar nicht folgen kann.


    In dem Zusammenhang ist das auch richtig, was Oehrling schreibt: Weniger ist manchmal mehr, wenn amn es schafft, so nach und nach immer einen Pilz mehr gut kennen zu lernen, sich die Merkmale einprägt und auch beobachten kann, wie veränderlich diese merkmale bei einer Art sind, dann hilft das für jeden weiteren Pilz, den man kennenlernen / bestimmen will. Aber es macht trotzdem Spaß, mit offenen Augen durch den Wald zu laufen. Es ist wunderbar, einen Pilz zu finden und zu bestimmen, den man sich in einem Buch ausgeguckt hat um ihn finden zu wollen. Aber der Wald macht eben was er will und dann passiert es unweigerlich:
    "Wow. Kenne ich nicht. Sieht toll aus. Was ist das?"
    Gehört dazu. Es lohnt sich, da immer mal zwei oder drei Kollektionen als Bestimmlinge mitzunehmen und zu bearbeiten, dabei versuchen, den Fund möglichst umfassend zu dokumentieren und kennen zu lernen. So wie du das mit deinem Champignon gemacht hast. :thumbup:
    Man darf sich davon nicht immer Erfolg versprechen, nicht alle Funde sind bestimmbar (das wird sich auch mit Gröger und Mikroskop nicht ändern), aber man muss ja erstmal ein gefühl entwickeln, wo es sich lohnt und wo es sich eher nicht lohnt, sich in eine bestimmung zu verbeißen (lohnt sich zB nicht: Einzelfruchtkörper, die in einem undankbaren Zustand sind, zu alte Pilze, zu junge Pilze, Pilze aus einigen speziellen Gattungen, wo man ohnehin kaum zu einer sinnvollen bestimmung kommt).


    Insofern, was Stefan und Oehrling in etwa auch schon gesagt haben: Nicht überfordern, nicht auf Teufel komm raus alles auf einmal wollen, sondern Spaß haben.
    Das klappt besser mit ein paar einfacheren Büchern als mit "wissenschaftlicher Spezialliteratur". BLV, Pareys, Lüders "Grundkurs Pilzbestimmung" sind schon Sachen, die richtig gut weiter helfen. Die Großpilze Baden-Württembergs sind gut, aber leider nur antiquarisch zu Märchenpreisen zu bekommen. Pilze der Schweiz ist im Grunde besser, weil jeder dort enthaltene Pilz auch abgebildet und beschrieben ist. Aber eben auch teuer und nicht fehlerfrei (aber das ist kein Pilzbuch).



    LG; Pablo.


  • Guten Morgen!
    Besten Dank, Pablo - genau so, wie Du das beschreibst, werde ich mir das in Zukunft vornehmen! :)
    Ich geh's langsam an und werde nicht versuchen, alles auf einmal zu bestimmen, sondern mich auf einige wenige Pilze konzentrieren - mit denen werde ich euch dann sicher noch nerven :giggle:
    Dann lege ich mir vielleicht Pareys oder Pilze der Schweiz zu - denn mit 1200 Pilze fühle ich mich manchmal ein wenig in die Irre geleitet bzw. passen da die Zeichnungen nicht immer 100-prozentig. Und außerdem ist's schwer, da überhaupt mal auf die richtige Fährte zu kommen...


    Habe einiges editiert - nach euren Vorschlägen korrigiert.
    einige Bemerkungen zu den einzelnen Pilzen:


    14.) zum Champignon: habe das Schnittbild nochmal etwas aufgehellt eingestellt. Meiner Meinung nach hat der überhaupt nicht gerötet, sondern maximal gegilbt. Ich habe extra auf das Röten geachtet - aber nach 30 Minuten sah der Pilz so aus wie auf dem Bild - also für mich überhaupt keine Rot-Töne. Kommt auf dem Bild vielleicht schlecht rüber - aber wenn ich das mit anderen Bildern vergleiche, dann war das keinesfalls ein Blutchampignon.
    Was also bleibt: nicht rötend, medizinisch im Geruch (kein Marzipan, kein Ouzo - also wohl doch eher Karbol, von dem ich nicht weiß, wie das riecht - medizinisch nehme ich an :-), Laubwald (Rotbuchen, Eichen, vereinzelt Hainbuchen), saurer Boden, gefunden als Einzelgänger im dichten Laub an einem Abhang, 10 cm hoch, Hut ca. 4 cm im Durchmesser (also eher klein).
    11.) Oehrling: ich hab nur ein paar Teile davon mitgenommen (die kleinen jungen) und zusammen mit Pfifferlingen, Steinpilz und Maronenröhrling in der Pfanne gebraten - kein herber Geschmack (könnte aber auch an der geringen Menge liegen)
    die Nummern 4.) und 6.) muss ich mir noch genauer anschauen und in mich gehen - muss leider zwischendurch mal arbeiten, obwohl ich viel lieber im Wald wäre :giggle:
    Ansonsten nochmals herzlichen Dank, Stefan, Pablo und Oehrling für eure Hilfe und eure Geduld mit mir :shy:
    Schönen Tag einstweilen,
    LG aus Wien,
    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!



    - mit denen werde ich euch dann sicher noch nerven :giggle:


    Das hoffe ich doch. :thumbup:


    Was die Verfärbung des Champis betrifft: Bei den Karbol - Arten zeigt sich da ein ganz anderes Gelb in und an der Stielbasis. Auch die Struktur der Hutschuppen wäre da ungewöhnlich, wenn überhaupt könnte das noch zu Agaricus phaeolepidotus (Rebhuhn - Champi) passen. So wie die Farbe im Schnitg auf den Bildern aussieht, habe ich aber etwas Schwierigkeiten, mich damit anzufreunden...
    ...allerdings sind Champis auch eine dieser eher undankbaren Gattungen, weil viele wichtige makroskopische Merkmale (vor allem verfärbungen und Geruch) nicht immer ideal ausgeprägt sind. Das kann schon recht verwirrend sein.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    14.) zum Champignon: ... Was also bleibt: nicht rötend, medizinisch im Geruch (kein Marzipan, kein Ouzo - also wohl doch eher Karbol, von dem ich nicht weiß, wie das riecht - medizinisch nehme ich an :)


    Hallo,


    ich hab mal nach "Karbol" gegoogelt. Der Begriff ist mir damals im Chemiestudium nicht untergekommen. Wenn ich dem Wiki-Artikel glauben darf, ist das ein alter Trivialname von Phenol. Das wurde früher in Desinfektionsmitteln eingesetzt. Für mich war das eine Überaschung, denn der Karbolgeruch der Karbolegerlinge ist doch etwas sehr verschieden als der Geruch der Reinsubstanz Phenol.


    l.g.
    Stefan

  • 14.) zum Champignon: ... Was also bleibt: nicht rötend, medizinisch im Geruch (kein Marzipan, kein Ouzo - also wohl doch eher Karbol, von dem ich nicht weiß, wie das riecht - medizinisch nehme ich an :)


    ich hab mal nach "Karbol" gegoogelt. Der Begriff ist mir damals im Chemiestudium nicht untergekommen. Wenn ich dem Wiki-Artikel glauben darf, ist das ein alter Trivialname von Phenol. Das wurde früher in Desinfektionsmitteln eingesetzt. Für mich war das eine Überaschung, denn der Karbolgeruch der Karbolegerlinge ist doch etwas sehr verschieden als der Geruch der Reinsubstanz Phenol.


    Hallo Martin,


    Ich würde den Champignon für einen der Waldchampignons halten.
    Für mich persönlich haben die auch keinen so besonders angenehmen Geruch. Deshalb nehme ich sie auch nicht mehr.


    Hallo Stefan,


    Mit dem Karbolgeruch kann ich auch nichts anfangen. Soweit ich weiß, wurde Karbol früher mal als Desinfektionsmittel benutzt. Da roch es in den Krankenhäusern immer so komisch. (Daher noch der Spitzname "Karbolmäuschen" für Krankenschwester).


    Ich hatte mal Bekannte an einem Karbolchampignon riechen lassen. Die haben den Geruch "nach frischem Heftpflaster" beschrieben. Dem könnte ich mich anschließen. Gemeint ist hier natürlich das herkömmliche alte Heftpflaster aus Textil mit dem Kleber.


    LG, Josef



  • Mal ein Erklärungsversuch:


    Karbolegerlinge enthalten zwar tatsächlich reines Phenol, aber eben nicht nur. Man riecht das Gemisch.
    "Karbol" soll so heißen, weil man es erstmals aus Steinkohlenteer extrahierte (carbo = Kohle und oleum = Öl). Keine Ahnung, warum man das nachträglich umbenennen musste, die Endung stimmt doch.
    Und wer weiß, was für ein Gemisch genau man im 19. Jahrhundert als Desinfektionsmittel benutzt hat. Natürlich kein reines Phenol, sondern stark verdünnt, bestimmt auch mit anderen Alkoholen. Und sicher nicht unter Laborbedingungen (häufige Wiederverwendung), sich bildende Phenolate mögen auch anders riechen. Vielleicht so wie Karbolegerlinge ;)

    • Offizieller Beitrag

    Mal ein Erklärungsversuch:


    Karbolegerlinge enthalten zwar tatsächlich reines Phenol, aber eben nicht nur. Man riecht das Gemisch.
    "Karbol" soll so heißen, weil man es erstmals aus Steinkohlenteer extrahierte (carbo = Kohle und oleum = Öl). Keine Ahnung, warum man das nachträglich umbenennen musste, die Endung stimmt doch.
    Und wer weiß, was für ein Gemisch genau man im 19. Jahrhundert als Desinfektionsmittel benutzt hat. Natürlich kein reines Phenol, sondern stark verdünnt, bestimmt auch mit anderen Alkoholen. Und sicher nicht unter Laborbedingungen (häufige Wiederverwendung), sich bildende Phenolate mögen auch anders riechen. Vielleicht so wie Karbolegerlinge ;)


    Hallo Verena,


    danke für dein Erklärungsversuch. Ich hab mir inzwischen auch so was gedacht. ;) Die nachträglich Umbennung ist der IUPAC geschuldet. Sie hat Regeln für die Nomenklatur von chem. Verbindungen erstellt. Das Wort "Karbol" ist zu unpeszifisch. Ich hab gerade auch nochmal die Artikel über Phenol und Benzen überflogen. Schon sehr interessant, was unsere Vorgänger alles für tolle Theorien aufgestellt haben, gerade was die Struktur von Benzen angeht. Leider ist so was im Studium damals zu kurz gekommen. Wir haben uns da eher auf Synthesewege beschränkt. Im Hauptstudium beschäftigten wir uns dann fast nur noch mit der Analytik.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • Hallo Martin,


    Ich würde den Champignon für einen der Waldchampignons halten.
    Für mich persönlich haben die auch keinen so besonders angenehmen Geruch. Deshalb nehme ich sie auch nicht mehr.
    LG, Josef


    Hallo Josef,
    danke auch Dir für Dein Feedback. Ebenso wie allen anderen! :thumbup:


    14.) Ich taufe ihn dann mal Kleiner Wald-Champignon - agaricus silvaticus und hoffe, ich finde an derselben Stelle nochmal so ein Exemplar, das ich dann eingehend untersuchen werde. Wie gesagt - Geruch stört mich und das Nichtvorhandensein von blutrot.


    Zitat von Climbingfreak

    6. L. echinatum halte ich für unwahrscheinlich. Der hätte rel. stabile, lange Stacheln. Das ist eher L. lividum; vielelicht auch L. perlatum. Ich mag mich da gerade nicht festelegen.


    Ich hätte einen jungen L. echinatum aufgrund der Stachelform für die wahrscheinlichste Variante gehalten, da sie spitzig zugeinigt sind - obwohl ich das paarweise Entspringen nicht erkennen kann und die Farbe eher bräunlich sein sollte - werde mich mal eingehender mit den Stäublingen beschäftigen - Stacheln abwischen, auf Netzmuster achten usw.
    L. perlatum hätte doch pyramidenförmige, körnige Stacheln...und auch L. lividum wäre doch eher nur körnig...?


    Zitat von Climbingfreak

    4. Halte ich auch für rel. unwahrscheinlich. Ich denke da eher an Macrolepiota rhodosperma. Leider hast du keine Detailufnahmen vom Stielring und Stiel eingestellt, dann hätten wir Gewissheit.


    Ich notiere: Stiel und Stielring sind wichtig! Diese Fotos reiche ich nach - denn dort, wo der wächst, da wachsen meist bis Ende Oktober noch sehr viele. Auch das Schuppenmuster werde ich mir genauer anschauen. Bei dem alten Herren waren die notwendigen Merkmale wohl nicht mehr für eine eingehendere Bestimmung geeignet.


    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und freue mich schon auf die Wälder, obwohl ich fürchte, dass der Regen ein wenig fehlt...
    Bis bald :)