Mit dem Chor unterwegs

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.487 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    "mein" Bergsteigerchor und ich waren von Donnerstag bis Sonntag im Südlichen Polen, direkt an der Grenze zur Tschechischen Republik ins Gebiet des Glatzer Kessels (Kotlina KÅ‚odzka), für ein paar Tage gefahren. Wir haben eine schöne Tradition, dass wir aller 2 Jahre mit den Frauen und Familie für ein paar Tage vereisen. Dieses Jahr gings, wie bereits erwähnt, ins südliche Polen in eine relativ unbekannte Region. Vielleicht wird der/die Ein oder Andere von euch durch meinen Beitrag dazu angeregt auch mal dahin zu fahren. Die Gegend ist einfach traumhaft, die Leute sind sehr nett und der Aufenthalt/Verpflegung ist sehr preiswert.


    Auf dem Hinweg machten wir noch einen Abstecher zur evangelischen Friedenskirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit" (pl. KoÅ›ciół Pokoju pw. ÅšwiÄ™tej Trójcy) in Åšwidnica (Schweidnitz). Das ist eine uralte Holzkirche, reich verziert und mit einem wunderschönen barocken Altar. Hier mal 1-2 Impressionen.






    Auch der "Park" um die Kirche ist sehr sehenswert. Mir hat besonders diese schöne Atlaszeder Cedrus atlantica imponiert; leider ohne Geopora sumneriana (Zedern-Sandborstling); wäre ja auch zu schön gewesen.



    Ich muss natürlich auch sagen, dass es ein bisschen spät für den wäre. So muss ich weiter nach Zedern Ausschau halten. In Sachsen haben wir leider davon nicht so viele. Trotzdem habe ich unter der Zeder nicht näher bestimmte Parkröhrlinge (Hortiboletus spec.), so wie sich das für einen guten Park gehört. Kein Park ohne Parkröhrlinge. :giggle:



    Der Glockenturm:



    Nach einer Mittagsrast gins weiter. Gegen 16 Uhr kamen wir am Hotel in Zieleniec (Grunwald) an. Natürlich mussten wir an dem angebrochenen Tag vor dem Abendessen noch was machen. Also entschlossen wir uns zu einer nahegelegenen Berggaststätte zu gehen. Dazu mussten eben mal "lächerliche" 120 Höhenmeter und 2 km Wegstrecke absolviert werden. Viele von uns sind direkt den Berghang hoch. Über das Wiedersehen mit dem folgenden Süßgras Alopecurus pratensis (Gemeiner Wiesenfuchsschwanz) habe ich mich sehr gefreut.



    Ich habe es zuletzt vor 3 Monaten im Bielatal gesehen. Natürlich sind mir auch sehr markante Blattflecken aufgefallen. Ich hatte kein Mikroskop dabei. Das war auch gut so, denn ich hätte sonst sofort die Blätter nach Sporen von Mastigosporium album abgesucht. Die sahen mir sehr verdächtig danach aus. :cool:


    Verabschieden möchte ich mich mit dem ersten Teil mit 1-2 Bildern von der Gipfelaussicht. Die restlichen Erlebnisse der Reise werde ich in den nächsten Tagen posten. Ich kann schon mal sagen, dass tolle Landschaftsaufnahmen und auch ein paar tolle Pilze dabei sein werden. Lasst euch mal überraschen. ;)




    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,


    danke für die wunderschönen Aufnahmen :thumbup: . Das könnte auch einmal ein Ausflugsziel von mir werden. Der Altar ist ja ein absoluter Hammer.


    Welcher von den Filzern war denn der Parkröhrling?


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Jörg,


    danke für deine Antwort. Der PArkröhrling sind beide. ;) Ich vermute, dass es sich bei denen um H. bubalinus oder H. engelii handelt. Zumindest wären die beiden am wahrscheinlichsten. ;)


    l.g
    Stefan


    Der Rest kommt dann morgen. Es kommen auch noch ein paar schöne Pilzaufnahmen.

  • Vielen Dank für die tollen Eindrücke, Stefan! :thumbup:
    Ich bin bereits auf die Fortsetzung gespannt!


    LG Nobi


    PS. Den Zedern-Sandborstling musst Du natürlich im zeitigen Frühjahr suchen, wie Du selbst erwähnst. Später traut er sich nicht mehr heraus.
    Kennst Du Zedernstandorte in Sachsen?
    Falls ja, sollten wir mal eine Frühlingsexkursion dahin unternehmen.

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Stefan,
    bei den Bildern im Inneren der Barockkirche, dachte ich zuerst du bist in Bayern auf der Barockstraße unterwegs. Die Kanzel ist ja geradezu überbordend. Hier ahnt man schon das kommende Rokoko. Schön, dass du diese Bilder mit eingestellt hast, denn sowas erfreut auch sehr.
    In Polen gibt es noch sehr schöne weite Landschaften, wie wir auf einer Ostpreußenreise –“ allerdings schon im Jahr 2002 –“ gesehen hatten. Leider hatte ich damals von Pilzen noch keinerlei Ahnung.
    Freue mich schon auf den zweiten Teil.
    Viele Grüße.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    vielen Dank für das Lob. Der 2. Teil ist hoffentlich spätestens morgen Abend fertig. Was am meisten Zeit beansprucht bei so einem Beitrag ist für mich immer die Bildauswahl und das Hochladen der Bilder.


    nobi_†: Bis auf 1-2 Privatgärten in Dresden Bühlau und dem Botanischen Garten Dresden sind mir leider keine Zedernstandorte bekannt. Ich wollte auch noch mal im Forstbotanischen Garten Tharandt nachfragen.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    bevor ich mit dem 2. Teil fortfahre, muss ich erstmal noch was vorausschicken. Direkt nach der deutschen Grenze ist mir dann doch landschaftlich einiges aufgefallen. Ich habe an der Autobahn, Landstraßen und in den Dörfern noch nie so viele Eschen gesehen. Das war Wahnsinn. Viele von denen sahen auch noch sehr vital aus. Einige hatten schon einen leichten Schaden; viele sahen auch sehr mitgenommen aus. Der Grund dafür ist unser (un)beliebter "Freund" Hymenoscyphus pseudoalbidus (der Erreger des Eschentriebsterbens). Der Pilz wird wohl dafür sorgen, dass die Eschen in den nächsten Jahren stark dezimiert werden.


    Am nächsten Tag ging es zum Großen Heuscheuergebirge (Góry StoÅ‚owe). Das ist ein sehr großes Felsplateau, wo teilweise sehr imposante Felsformationen darauf zu finden sind. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Aufstieg (gesäumt mit vielen Eschen, Birgärten und Imbissbuden) habe ich einem älteren Chorfreund von meiner Begeisterung über die schönen Eschen berichtet.Er hat auch daraufhin "ein altes Sprichwort" zitiert: "Unter Eschen sollst du deinen Durst löschen." Auf dem Rückweg zum Parkplatz haben wir das auch ausgiebig gemacht. :D


    Nur mal der Vollständigkeit halber: Ein Bild einer Esche (Fraxinus excelsior).



    Blick von unten auf den Großen Heuscheuer. Warum die die eine Stelle mit einem Pfeil markiert habe, erkläre ich später.



    Der Aufstieg (unregelmäßige Treppen) selbst gestaltete sich als schweißtreibend. Es war recht warm und zudem sehr schwül.



    Oben angekommen haben wir uns an der dortigen Baude erstmal mit einem wohlverdienten Bierchen gelabt. Anschließend wurde, auch sehr zur Freude der anderen Besucher ein paar Berglieder gesungen. Viele von uns haben anschließend einen Rundgang über das Gipfelplateau gemacht. Für 7 Zloty (umgerechnet 1,75€) konnten wir den Rundweg über das Plataeu bestreiten und uns die tollen Sandsteinformationen und wildromantischen Kamine/Schluchten ansehen. Viele dieser Felsformationen haben auch tolle Namen und das schöne daran ist auch, man erkennt in den meisten Fällen warum. :cool:


    Einige Beispiele:


    das Kamel



    der Affe



    die Henne



    Natürlich gabs auch namenlose Formationen (zumindest unbeschriftete); die fand ich irgendwie besonders spannend.



    Das hier ist der Großvaterstuhl. Der Name ist jetzt nicht besonders originell, denn wir haben im Elbsandsteingebirge auch mindestens 2 davon. Immerhin ist das die größte Erhöhung des ganzen Plateaus und mit einer schmalen Eisenleiter begehbar.



    Hier mal 2 Bilder vom Ausblick




    Huch wo gehts denn hier hin?



    Ach ja alles klar; da unten gibts gekochte Teufel. :giggle: :evil:



    Der Abstieg. Ob wir das heil überstehen werden? Vielleicht wollen die Teufel auch uns kochen? 8| 8|



    Während des Abstieges konnte ich noch folgenden Schnappschuss machen; ein interessantes "Tor"



    Ich kann an dieser Stelle sagen, dass wir die "Teufelsküche" und die "Hölle" (nein Wolle Petry wurde da zum Glück nicht gespielt :evil: ) heil überstanden haben.


    Hier nochmal eine schöne Felskluft



    Pilze gabs auch.


    Russula claroflava (Gelber Graustieltäubling) war diesem und am folgenden Tag ein steter Begleiter. Schade, dass wir den nicht zubereiten konnten. Ich finde den sehr lecker.



    Amanita fulva war an beiden Tage auch ein treuer Begleiter.



    Hier noch 2 Bilder von nicht bestimmten Pilzen. Ich fand die einfach interessant. Der orangene wuchs direkt unter einem unterhöhlten Felsbrocken. Der 2. wuchs auf einem Ast; geht denke ich in Richtung Lentinus.




    Den Abschluss des ersten Tages ist ein Foto von der letzten Aussicht des Hochplateaus vor dem Abstieg (auf dem Bild oben mit dem Pfeil markiert). Der Pfeli auf dem unteren Bild markiert die Stelle, wo ich das obige Foto geschossen hab.



    Am nächten Tag machten wir eine Wanderung zu den sog. Weißen Steinen. Es ging ebefalls über ein Hochplateau, von welchem immer mal wieder gigantische Ausblicke hatte.




    Die "Stütze" ist eigentlich doch Makulatur. :giggle:



    Neben den beiden schon erwähnten Sprödblättlern habe ich meinen ersten Lactarius helvus (Bruchreizker, Maggipilz) für dieses Jahr gefunden.



    Einige gefundene Pilze habe ich den anderen gezeigt und erklärt. Neben L. helvus unter anderen auch R. claroflava. Einer meiner Chorfreunde hat den mir direkt aus der Hand genommen und gleich gekostet. Ich erwähne das extra, weil dieses Detail später nochmal interessant werden wird. :evil:


    Nicht bestimmter Filzröhrling.



    Nach ca. 2 Stunden hatten wir knapp die Hälfte des Weges geschafft. Es ging anschließend durch ein kleines Hochmoor über diesen ca. 1km langen Steg.



    Dabei fiel mir auch dieses unbekannte, aber sehr interessant-aussehende Süßgras auf. Leider hatte ich keine Chance, das scharf abzulichten.



    Ebenso gings auch wieder durch enge Felsenklüfte.



    Hier ist mal ein Kletterweg; allerdings weit jenseits meines Schwierigkeitsbereiches. Die ganze Zeit an der Rippe hochhangeln? :/ Nee lieber nicht. :D



    Hier fand ich das Motiv so hübsch. So dekorativ finde ich den Klebrigen Hörnling selten. :sun:



    Kurze Zeit später waren wir am Trumpf-As.



    Calocera furcata finde ich auch nicht sehr häufig.



    Hier habe ich einen Fehler gemacht. Keiner der anderen wollte Lactarius turpis kosten. Ich hab extra das "einmalige Geschmackserlebnis" angepriesen. :evil: Ich hab den Fehler gemacht, zu erwähnen, dass der in einigen Gegenden auch "Mordschwamm" genannt wird. Sogar mein Täublingsfreund von oben hat die Kostprobe verweigert. Das ist vielleicht auch besser so. Hätte nur Ärger gegeben. Trotzdem mein diesjähriger Erstfund.



    Dann hatten wir auch schon "fast" unser Ziel erreicht. Die letzten 2 km ging es über einen Forstweg. Erst jetzt kamen die wirklich spannenden Funde.


    Mycena acicula der Orangerote Helmling oder eher doch ein Galerinchen :shy:



    Hygrophorus olivaceoalbus, der Natternstielige Schneckling, wurde von einem Chormitglied gefunden. Ich war sehr überrascht. Das ist eigentlich eine ARt, die später im Jahr auftaucht. Zudem finde ich den relativ selten. Das scheint eine Art zu sein, die etwas mehr montan vorkommt.



    Beim nächsten habe ich mich sehr gefreut, da Perserfund. :cool: Allerdings wuchs der jenseits eines Wassergrabens. Ich hab den kühnen Sprung gewagt und wurde mit prächtigen Fruchtkörpern belohnt. Lactarius lignyotus (das ist der mit dem politisch unkorrekten deutschen Namen). :whistling: Na ja macht nix. Der wird bei uns auch Essenkehrer genannt. Das muss als deutscher Name an dieser Stelle genügen. :giggle:



    Der absolute Sensationsfund ist dieser hier:





    Anfänglich konnte ich mit dem überhaupt nix anfangen. Aber nach einiger Zeit fing der bei Druck an leicht zu schwärzen. Ein Schwärzling; eine schwärzende Lyophyllum-Art. 8| 8| So was zu bestimmen macht Arbeit. Ich hab den in meine Dose gepackt (obwohl ich eigentlich max. nur Risspilze mit nach Hause nehmen wollte). Zu Hause habe ich den als Lyophyllum paelochroum (Lehmfarbener Schwärzling) bestimmt. Zumindest hat der unter Berücksichtigung aller Merkmale am passendsten rausgestellt. Der Fruchtkörper hatte nämlich z.B. keinen Mehlgeruch.


    Ich hoffe unser Ausflug hat euch gefallen.


    l.g.
    Stefan

  • Feine Fortsetzung, Stefan! :thumbup:


    Die Felsformationen sind wunderschön.
    Und das "Zwergerlfeuer" hast Du exzellent in Szene gesetzt.


    Allerdings sollte die vermeintliche Mycena acicula eher auf den Namen Galerina spec. hören. Jaja, immer wieder diese Speckarten. :D
    Und der Mohrenkopf-Milchling (ich trau' mich mal, diesen Namen auszusprechen ;) ) könnte auch der Pechschwarze (Lactarius picinus) sein.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Nobi,


    danke für deinen Einwand. Ja auf dem Foto könnte man die Mycena auch für eine Galerina halten; bzw. dort vor Ort war ich mir mit meiner Bestimmung sicher. Aber ja ich sehs ein. Dann wird es ein Galerina-Speck. :giggle:
    Soweit ich weiß wächst Lactarius picinus bei Kiefer. Am Fundort standen nur Fichten.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Boulder - Alarm !!!!
    Das sind ja faszinierende Felsen, da will man doch am liebsten gleich ein paar Züge dran machen.
    Manche Formationen erinnern mich gerade an die Cote de Granit Rose, wo ich früher im Urlaub mit den Eltern immer dran rumgeklettert bin.


    Die Mohrenköpfe glaube ich dir, bei den wunderbar scharf farblich vom Stiel abgesetzten Lamellen.



    LG, Pablo.