Hymenoscyphus cf monticola

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Am Freitag abend, nach zuvor ausgiebigen Regenfällen in der Woche, ist die Großpilzsituation im sandigen, planaren Umland von Mannheim nach wie vor mau.
    Aber sobald man auf die Knie geht und genauer guckt, ist alles voller Pilze.
    Zum Beispiel beim Wühlen in der Laubstreu.


    Da wäre also ein folgender Standort: Oberrheinebene zwischen Mannheim und Heidelberg, sandiger Untergrund, kleines Wäldchen aus Eichen und einzelnen Rot- und Hainbuchen, so wie die üblichen Gewächse einer degradierten Hartholzaue (müsste das vor 300 Jahren jedenfalls gewesen sein, vor dem Bau von Autobahnen, Eisenbahnlinien, usw. usf.).
    Da hätte man haufenweise Arten mit einem Handgriff einsammeln können, konzentiert habe ich mich auf eine. Die Becherchen wachsen vorwiegend an Eicheln, gelegentliche Überläufer sitzen auch an Holz und an Blättern. Apos deutlich gestielt, Außenseite vor allem zur Basis hin weißfilzig, Becherränder auch im Alter nicht nach unten einrollend.


    Theoretisch tendiere ich zu >Hymenoscyphus monticola<, wenn da nicht ein paar Details seltsam wäre. Erstens: Inhalt der Paraphysen in Lugol nicht rotbraun, sondern goldbraun. Zweitens: Ectal - Excipulum nur dünn und keine wirklich eindeutige (gut entwickelte) textura angularis. Mehr eine Mischform aus angularis und intricata. Drittens: Gehört Hymenoscyphus monticola nicht in eine andere ökologische Nische? Also planarer Standort, submediterranes Klima: eher unpassend?


    Reife Sporen habe ich noch nicht viele gefunden, da suche ich nochmal nach. Wollte den aber vorher schon mal herzeigen, weil vielleicht ja jemand Interesse an einer eigenen Untersuchung haben könnte (Ingo? Florian? Pilze sind frischgehalten, also...)







    Bilder anklicken, die werden groß.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Aber sobald man auf die Knie geht und genauer guckt, ist alles voller Pilze.
    Zum Beispiel beim Wühlen in der Laubstreu.


    Hört sich gut an bei dir!


    Zitat


    ....wenn da nicht ein paar Details seltsam wäre.
    Erstens: Inhalt der Paraphysen in Lugol nicht rotbraun, sondern goldbraun.


    Das musst du nicht so genau nehmen, hängt etwas mit der einwirkenden Jod-Konzentration und der Mikro-Optik zusammen wie man das wahrnimmt. Wichtig ist, dass du siehst, dass der Paraphyseninhalts eine braune Farbe annimmt, die schon verschieden ist von der restlichen (z.B. dextrinoiden Farbe, die man mitunter in heranwachsenden Asci sieht).


    Zitat

    Zweitens: Ectal - Excipulum nur dünn und keine wirklich eindeutige (gut entwickelte) textura angularis.


    Bei allen helotialen Becherchen sollte man das Ectal-Excipulum immer basisnah beurteilen.
    Aufsteigend strecken sich die Zellen, unter dem Becherrand sind die Zellen dann prismatisch und gehen in die gestreckten Marginalzellen über.


    Zitat

    Drittens: Gehört Hymenoscyphus monticola nicht in eine andere ökologische Nische? Also planarer Standort, submediterranes Klima: eher unpassend?


    Ich war mal eine zeitlang sogar der Ansicht, dass monticola gerne wassernah wächst. Es gibt aber einige Beispiele von Eichel-Cupulen, die von der Art ganz normal im Wald bewachsen sind. Auch das muss dich also nicht stören.


    Du bräuchtest eigentlich nur noch reife Sporen, am besten, wenn sie unterm Mikro ausgespuckt werden. Ich bin aber guter Dinge, dass du richtig liegst mit deiner Idee.
    Ein weiterer Verwandter wäre dann H. epiphyllus mit größeren Sporen.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    OK, dann gucke ich mal nach reiferen Sporen. Heute abend schneide ich nochmal einen auf.
    Die Bilder vom Ectal-Excipulum sind in der Tat nicht eben "randfern" entstanden, da kann ich bei der Gelegenheit auch noch mal beobachten, wie das näher an der Basis aussieht.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Folgende Feststellungen:
    Je weiter man nach unten geht, desto "kugeliger" werden die Zellen im Ectal - Excipulum. Das wird unten schon zur Textura globosa. :thumbup:
    Beobachtung zwei: Reife Sporen (nach beobachtetem Abschuss in H2O) sind größer. Nämlich (16) 17 - 20 (22) µm.
    Hoppla. Also doch besser H. epiphyllus?



    Der eine Becher auf dem Blatt und die beiden vom Holz sehen mikroskopisch nicht anders aus, Sporengrößen liegen da auch in dem Bereich (16,5 - 21 x 4 - 5)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Je weiter man nach unten geht, desto "kugeliger" werden die Zellen im Ectal - Excipulum.


    Richtig! Also akurat kugelig ist es ja dort nicht, ich sage immer angulär mit abgerundeten Ecken. Das ist aber genaugenommen auch irgendwie eine widersinnige Begriffkonstruktion.
    Na Hauptsache, man weiß, was gemeint ist, denn dieser Umstand führt uns zu Phaeohelotium/Hymenoscyphus, und bei den Sporenlängen mit dem Inhalt zu epiphyllus.


    Einen anderen Unterschied von epiphyllus zu monticola als die Sporenlängen kann ich dir nicht sagen.
    Wenn ich mir die verschiedenen Substrate aber so anschaue, wo beide Arten schon gefunden worden sind, befürchte ich beinahe, dass das Becherchen-Arten sind, die nah beieinander stehen, vielleicht eine sich kräftig aufspaltende Artengruppe.


    Also nach meinem Gusto ist dein Fund mit Phaeohelotium/Hymenoscyphus epiphyllus ausreichend inspiziert und gut bestimmt.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    OK, dann notiere ich den mal so. :thumbup:
    Vielleicht...
    Hat jetzt möglicherweise nur am Rande mit diesem konkreten Fall zu tun, aber: Wenn es einige Gattungen oder Gattungsgruppen gibt, wo sich doch eher Hybrien bilden können, wäre das eventuell auch eine Erklärung für die Schwieirgkeiten, "morphologische" Arten zu definieren. Was natürlich eben dann wahrscheinlicher wird, je näher sich die "Arten" genetisch stehen. zB weil sie sich erst seit kurzer Zeit auseinanderentwickeln.



    LG, Pablo.