Sporormiella capybarae?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.024 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Charlotte80.

  • Hallo zusammen,


    auf Schaflosung fand ich heute folgende Sporormiella. Die Asci messen ca. 130 - 140 x 30 µ, die Sporen haben Maße von 50 - 54 x 10 - 11 µ. Die Keimspalten sind geschwungen +- S förmig. Bei S. grandispora passt ( meiner Meinung nach ) die Keimspalte nicht, bei S. intermedia stimmt wiederum die Sporenform nicht wirklich überein. Kann das vielleicht S. capybarae sein?


    LG Charlotte




  • Hallo Charlotte,


    für mich so nicht ganz einfach. S. capybarae kann gut sein. Um S. intermedia sicher auszuschließen (die Sporenform kann ich auf Deinen Fotos nicht zweifelsfrei zuordnen) betrachte nochmal genau die Ascuswurzel. Die sollte bei S. intermedia abrupt kurzstielig sein, ansonsten würde ich da auch zu S. capybarae tendieren.

  • Hallo Ralf,


    erst einmal vielen Dank für deine Antwort. Vorhin habe ich erneut einen Fruchtkörper untersucht. Meiner Meinung nach sind Ascuswurzeln "langstielig". Anbei noch ein paar Bilder. Ich hoffe man kann das ein oder andere Detail darauf erkennen.


    LG Charlotte





  • Hallo Charlotte,


    Maße und Ascuswurzel passen zu capybarae. Aber ich traue mich nicht, das mit letzter Sicherheit zu sagen. Irgendwie stört mich die Sporenform ein wenig, aber vielleicht habe ich vor dieser Art noch zu wenig Variationen gesehen.


    Wir hoffen auf Nobi, mal wieder. :)

  • Hallo Charlotte, hallo Ralf,


    Eure Zweifel an Sporormiella capybarae sind meiner Meinung nach völlig berechtigt. Ein charakteristisches Merkmal von Sp. capybarae ist, dass die vier Einzelzellen einer Spore jewils von unterschiedlicher Größe und Gestalt sind. Hinzu kommt, dass die oberste Zelle auffällig zugespitzt ist.
    Sehr schön hat das Björn vor einiger Zeit hier gezeigt.
    Ebenso ist das gut abgebildet bei Ahmed & Cain (Abb. 73/74, S. 43) und bei Doveri (s. 652/53).
    Von der möglichen Sp. capybarae abweichend sind zudem einige Ascuseigenschaften. Bei dieser Art sind die Sporen +/- biseriat angeordnet, die unteren 1 - 2 Sporen sogar uniseriat. Dadurch sind die Asci länger und schlanker als von Dir, Charlotte, festgestellt und gemessen. Breiten um 30 µm werden nicht erreicht.


    Schon allein aufgrund dieser Differenzen würde ich Sp. capybarae ausschließen.


    Die bi- bis triseriate Sporenanordnung, die Ascusgröße, der relativ kurze Stiel sowie die Gleichmäßigkeit aller vier Einzelzellen (sehr schön auf dem vorletzten Bild dokumentiert) sprechen neben Sporengröße und Keimspalte doch recht deutlich für Sporormiella intermedia.
    Die abweichende Sporenform auf dem dritten Bild des Eröffnungsbeitrages ist sicher eine Ausnahme, wie sie neben Ein-, Zwei- oder Dreizelligkeit hin und wieder vorkommen kann.
    Die meisten Sporen sollten allerdings normal ausgeprägt sein.


    Außerdem ist es natürlich vorstellbar, dass mehrere Arten durcheinander wachsen, was bekanntermaßen nicht selten vorkommt.


    LG Nobi

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  • Hallo Nobi, hallo Ralf,


    vielen Dank für eure Antworten, und die tolle Erklärung!! Eine kleine bescheidene Frage brennt mir noch auf der Seele, wieviele Jahre oder Jahrzehnte beschäftigt ihr beiden euch eigentlich schon mit Dungpilzen?


    LG Charlotte


  • Eine kleine bescheidene Frage brennt mir noch auf der Seele, wieviele Jahre oder Jahrzehnte beschäftigt ihr beiden euch eigentlich schon mit Dungpilzen?


    Ich komme ja von den Kleinbecherlingen und habe daher seit meiner intensiven Beschäftigung mit den Pilzen (Anfang der 1980er Jahre) schon immer mal einen Blick auf diverse "Hinterlassenschaften" geworfen. Vor allem größere Becherlinge (Peziza, Pseudombrophila, Cheilymenia) waren damals für mich interessant.
    "Kleine schwarze Punkte" waren da allerdings noch kein Thema.


    Ende der 1990er las ich einige Arbeiten von Erich Jahn über koprophile Pilze (übrigens der Bruder von Hermann Jahn, dem Holzpilzguru), die wohl den Ausschlag gaben, mich ziemlich konsequent mit dieser Pilzgruppe zu beschäftigen.


    Meine erste Aufsammlung, die ich näher untersuchte, datiert vom 16.01.1998. Es waren einige Mäuseköttel, auf denen ich drei (natürlich für mich neue) Arten nachweisen konnte. Wenig später erwarb ich den "Lundqvist", wodurch ich nun auch einige Pyrenomyceten entdecken und bestimmen wollte.
    Nils Lundqvist habe ich übrigens während meiner ersten "coprophilen Jahre" oft um Rat gefragt und er hat mich wunderbar unterstützt.
    Und dann nahm das alles einfach seinen Lauf und lässt sich bis heute nicht aufhalten.


    Dank dieses Unterforums, was wir übrigens Ralf zu verdanken haben, sind wir wenigen deutschen Dungpilzfreunde mittlerweile auch ganz gut vernetzt,
    wovon wir alle profitieren, wie ich denke! So konnten einige Erstfunde für Deutschland überhaupt erst bemerkt und letzlich bestimmt werden.
    Eine 1. Deutsche Dungpilztagung gab es 2014 (darüber wurde hier und da ausführlich berichtet) und die 2. könnte 2017 stattfinden. Ideen dazu habe ich bereits!


    Ralf ist wohl durch Björn Wergen und durch dieses Forum zu den Dungis gekommen, aber das kann und wird er Dir sicher selbst erklären.


    LG Nobi

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  • Hallo Charlotte,


    mein Dungi-Lebenslauf ist nicht annähernd so spektakulär wie der von Nobi. So um Ende 2011 habe ich angefangen, mich näher mit den Dungis zu beschäftigen. Nobi hat es schon fast richtig vermutet, dass ich durch Björn Wergen in die Schei$$e geraten bin. :D
    Fast richtig, weil ich durch Björn überhaupt vom reinen Speisepilzsammler an die ernsthafte Mykologie herangeführt wurde. Unzählige gemeinsame Exkursionen und Stunden vor dem Mikroskop haben mich enorm von Björns Wissen profitieren lassen.
    Wenn Du in der Suchfunktion "Pilzfestival" eingibst, bekommst Du einen Eindruck von unseren Exkursionen und Funden.


    In der Anfangszeit war es eher so, dass ich dabei der Tourenplaner und -führer war, Björn derjenige, der die Bestimmung unserer gemeinsamen Funde geleistet hat. Mir wurde auch schnell klar, dass ich allgemein niemals an das Wissen von Björn herankommen könnte, lediglich bei den Dungis war sein Vorsprung nicht ganz so groß. Außerdem sind die Dungis im sowieso völlig unterkartierten Gebiet der Mykologie wohl mit die am wenigsten erforschten und Garant für viele lokale, aber auch deutschlandweite, Neufunde. Drum habe ich dieses Gebiet für mich erschlossen.


    Doch auch hier war und bin ich auf fremde Hilfe angewiesen. Und dabei habe ich über dieses Forum in Nobi einen ebenso sachverständigen, wie netten und hilfsbereiten Mentor gefunden, ohne den ich sicherlich auf verlorenem Posten gestanden hätte. Und selbst heute bezeichne ich mich noch als fortgeschrittenen Anfänger mit bescheidenem Grundwissen.


    Wie bei den Insekten habe ich für mich schnell erkannt, dass man die so gewonnenen Erkenntnisse irgendwie sinnvoll verwerten sollte und mit der Kartierung meines lokalen Umfelds begonnen. Inzwischen habe ich eine umfassende Datenbank mit 1010 dokumentierten Arten, davon 127 Dungi-Fungis.


    In den letzten Monaten geht es bei mir etwas zäh voran, weil ich beruflich stark eingespannt bin und nur wenig Zeit für dieses Hobby investieren kann. Aber - so Gott will - habe ich in wenigen Jahren die Rente erreicht und dann..... :)


    Und wo immer es geht mache ich Werbung für das dokumetieren und die Mitarbeit bei der Kartierung. Das Wissen eines jeden Hobby-/Feldmykologen ist viel zu wertvoll, als dass es nach dem abdanken von dieser Welt mit dem für die Erben uninteressanten Nachlass entsorgt wird.


    Lass mich noch sagen, dass man als Einzelkämpfer vor enormen und oft unüberwindbaren Hindernissen steht. Und nicht jeder hat das Glück in seinem direkten Umfeld erfahrene Sammler zu haben, die einen unterstützen. Und darum ist dieses Forum so unendlich wichtig und nützlich, vor allem weil es eben auch jenen Einsteigern wertvolle Hilfe geben kann. Man muss halt nur fragen und keine Scheu haben.