Tricholoma sciodes?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.398 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Guten Abend,


    letzten Samstag ging Peter Widmann im bayerischen Voralpenland ein Ritterling ins Netz, bei dem ich mir den Violettschwarzen bzw. Schärflichen Ritterling (Tricholoma sciodes) vorstellen könnte. Allerdings bin ich in der Gattung nicht bewandert, weshalb ich euch um Rat bitte.


    Was mir auffiel: Der Hut zeigt schwache lila Farbtöne und die Lamellenschneiden sind partiell dunkel pigmentiert. Leider waren die Frk. am Sonntag noch steril - sie liegen aber noch im Kühlschrank, in der Hoffnung, dass zumindest ein paar Sporen nachreifen. Bislang schiebe ich die Kauprobe noch vor mich her, weil ich egtl. kein "brennend scharf" schmecken will - komme ich um eine Kauprobe nicht herum?


    Habitat: Östlich eines tief eingesenkten, von Süd nach Nordwest verlaufenden Bachs am Rand eines lichten Buchenmischwalds oberhalb der Leite in der dicken Laubstreu (nur die Hüte der beiden großen Exemplare spitzelten heraus); Baumschicht aus mehreren dickstämmigen Rot-Buchen (Fagus sylvatica) und einer ebenso dickstämmigen Stiel-Eiche (Quercus robur); Krautschicht bestehend aus Naturverjüngung von Rotbuche und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), außerdem Brombeeren (Rubus sect. Rubus)


    Begleitfunga: Buchen-Spei-Täubling (Russula nobilis, Syn. R. mairei), Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus s. str.)


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    anhand der Bilder vermag ich wenig zu sagen. Auf alle Fälle wäre eine Kostprobe aus meiner Sicht angebracht. Ich denke mal, dass die nicht viel schlimmer wird, als beim Brennenden Rübling. :giggle:


    Ansonsten habe ich mit den Ritterlingen aus der Sektion sehr wenig Erfahrung. Kannst du uns noch was zum Geruch sagen?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    ich fürchte, bei diesen Ritterlingen wirst du ums Schnuppern und schmecken nicht herum kommen.
    Sollte es Tricholoma sciodes sein: Das ist in der Tat nicht schlimm. Man muss mitunter auch eine ganze Weile auf dem Pilz rumkauen, bis das überhaupt scharf wird. Dann aber brennt es ordentlich, wenn auch weniger fies als zB Lactarius acerrimus. Das Blöde: Es wirkt bei diesem Ritterling einige Zeit nach. Trotz Ausspucken und Nachspülen hatte ich da bisweilen noch einige zeit ein komisches Kratzen im Hals. Aber auch das vergeht.


    Seltsam sieht dein Fund allerdings schon aus. Die fleckenden lamellenschneiden und der Standort passen sehr gut, aber die Fruchtkörper sind schon ungewöhnlich hell und die Hüte sehr wenig faserig. Auch violette Töne habe ich noch nie bei dieser art beobachtet, die mir meisten ungefähr so begegnet:

    Immerhin schreiben Christensen & Heilmann-Clausen zum Hut von T. sciodes: "...in central part mouse-grey, dark grey or dark reddish grey..." Und rotgrau kann schon mal was vilettes an sich haben und bei vielen Ritterlingen können Hüte mal heller sein als normal...


    Dennoch, man sollte besser noch ein paar Arten differentialdiagnostisch prüfen, zB auch die "weißen Arten" aus den Buchenwäldern.



    LG, Pablo.

  • Servus Andreas,


    neben den violetten Tönen - ergänzend zu Pablo - stört mich auch der gelbliche Farbton in der Hutmitte. Sind die Farben real, also waren die Farbtöne auch in neutralerem Licht so, oder ist das standortbedingt? Alles andere würde gut passen. Geschmack, aber auch Geruch (Ausschluss T. saponaceum?) müssen aber schon geprüft werden.


    Gruß


    Helmut

  • Hallo in die Runde,


    danke für euer Interesse an meinem Fund und eure Anmerkungen.


    Habe die Kollektion vorhin aus dem Kühlschrank geholt und auf Zimmertemperatur kommen lassen. Einen spezifischen Geruch konnte ich nicht feststellen, jedenfalls nicht "nach Waschküche" wie bei T. saponaceum. Auch nicht im Anschnitt.


    Von wo soll ich denn am besten eine Geschmacksprobe machen (Hut, Lamellen, Stiel oder egal)?


    Sowohl der schwache lila Farbton (lediglich das intensive Lila links am Hut erscheint durch das Seitenlicht [Waldrand] zu kräftig) als auch die gelblichen oder viel mehr ockerlichen Stellen sind kein Artefakt. Ich versuche ebens noch Studioaufnahmen anzufertigen...


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Also Geruch gleich null, auch beim Anschneiden, das schließt schon mal eine ganze Reihe Arten aus. Wegen dem Seifenritterling: Die Hutoberfläche sieht ganz und gar nicht danach aus. Die ist ja keineswegs glatt oder gar speckig, oder? Auf den Bildern wirkt das fein radialfaserig, teilweise auch fein aufschuppend. Wenn das so stimmt, dann ist die ganze Gruppe um den Seifenritteling raus. Auch die tendenziell weißhütigen Arten um Tricholoma Album kann man wohl vergessen, die haben alle schon ihre speziellen Gerüche (oder benötigen andere Habitate). Den Fruchtkörpern fehlen jegliche Verfärbungen, auch über Zeit (müsste nach Tagen im Döschen schon sichtbar sein).


    Soweit das nicht eine Art ist, die in FNE4 fehlt, sehe ich im Grunde nur noch zwei Optionen: Entweder tatsächlich die vermutete Tricholoma sciodes, oder eine wunderlich gefärbte Form von Tricholoma terreum (der auch selten mal bei Laubbäumen vorkommen kann). Da helfen dann zwei Merkmale zur Unterscheidung: Unterschiedliche Sporenform (Tricholoma terreum deutlich länglich - elliptisch, Tricholoma sciodes nahezu subglobos). Und eben der Geschmack. Da ist es eigentlich egal, wo du abbeißt, nur ausgiebig kauen ist wichtig.



    LG, Pablo.

  • Hallo in die Runde,


    das Ergebnis einer Kauprobe des Hutfleischs mit Lamellen: erst bitter und ab ca. einer Minute brennend scharf. Aus diesem Grund lege ich den Fund unter T. sciodes ab. Danke an alle für eure Hinweise.


    Sobald ich das Porträt fertig habe, poste ich hier den Link. Will mir noch die Sporen ansehen und muss noch ein paar Studiofotos bearbeiten.


    Für mich ein spannender Fund, da ich die Art bislang noch nicht hatte.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Und spannend halt auch darum, weil er so anders aussieht, als das was ich als Tricholoma sciodes kenne. Abgesehen von den Gemeinsamkeiten natürlich. ;)
    Aber so wie Jürgen j auch festgestellt hat: Gerade farblich fällt diese Kollektion ganz schön aus dem Rahmen.
    Das ist ja auch reizvoll zu sehen, wie manche Arten variieren können.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    aus meiner Sicht spricht bei den angefragten Pilzen nichts gegen Tricholoma sciodes. Die Beschreibung des Geschmacksverlaufes (erst mild, dann schnell bitterlich, später anhaltend scharf) ist mMn charakteristisch, ebenso wie der fehlende/schwache Geruch und das Vorkommen im Buchenwald (als Buchenwald anhand der Laubstreu gut erkennbar).
    Die ockerfarbenen Verfärbungen am Hut könnten solche Stellen sein, die von Laub bedeckt waren. Foto 1 macht auf mich den Eindruck, dass sich die Pilze bei Entdeckung teilweise unter der Laubstreu befunden haben und herausgehoben werden mussten.
    Auf dem Foto von Beorn sind mMn nicht nur (falls überhaupt?) Tricholoma-sciodes-Exemplare zu sehen. Vor allem die mit den schwärzlichen Schuppen auf dem Hut gehören mir eher in die Erdritterlings-Ecke, etwa zu T. orirubens.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Die standen alle schön in einem Grüppchen angeordnet im (schwach) bodensauren Rotbuchen - Mischwald auf Buntsandstein. Das ging von einem Ende der kleinen "Fruchtkörperstraße" mit ausschließlich striaten Hüten bis zu den schuppigen am anderen Ende, dazwischen ging das hübsch ineinander über. Geruch (Trich.terr. - artig) und Geschmack (nach einer Viertelminute allmählich aber anhaltend scharf) waren mit und ohne Schüppchen identisch, Verfärbungen jeweils null (auch am nächsten Tag), bis auf die schwarz fleckenden Lamellenschneiden.


    Ich denke, da ist irgendwas beim Wachstum passiert, was die Hüte so aufschuppen ließ. Normal ist das sicher auch nicht, aber anders bestimmen konnte ich die nicht (obwohl ich ja gerne irgendeine Art aus der orirubens - Gruppe draus gemacht hätte).



    LG; Pablo.