Tödlich giftig - Der Grüne Knollenblätterpilz / Amanita phalloides

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.560 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Bevor ich mich entschlossen habe, diesen Beitrag zu erstellen, habe ich recherchiert, was es an Beiträgen zu dieser Art in unserem Forum gibt. Das ist recht dünn, was ich gefunden habe. Entweder findet sie kaum jemand, oder jeder ist sich sicher, oder man traut sich nicht dazu was zu posten. " Keine Ahnung ".
    Aufgrund der Tatsache, dass die meisten tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen auf den Grünen Knollenblätterpilz zurückzuführen sind, und nach dem, was ich recherchiert habe, verläuft der Großteil der Vergiftungen mit dem Grünen Knolli tödlich, sollten wir auf diese Art hinweisen.
    Derzeit sind aktuelle bundesweite Funde zu verzeichnen. Da wir viele stille Mitleser haben und auch viele Flüchtlinge bei uns aufgenommen wurden, halte ich es für angebracht, auf den Grünen Knollenblätterpilz ausdrücklich hinzuweisen.


    Fotos von heute, hängt welche ran, .....






    Das Portrait von Pablo zu Amanita Phalloides....


    http://www.pilzforum.eu/board/…hlight=Amanita+phalloides


    LG, Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Markus,


    so dünn finde ich die Infos von unserem Forum nicht. Ich habe mir sogar damals die Mühe gemacht, die Giftwirkung des Grünen Knollis; inkl. Strukturformeln in Pablos Portrait nochmal darzustellen.


    Da steht alles wichtige drin.


    l.g.
    Stefan


    P.S. ABer ein Hinweis kann natürlich nie schaden. :thumbup:

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,


    da hast du wohl was falsch verstanden.


    Informationen sind sehr schnell da und wieder weg.
    Die Ausführungen deinerseits sind Klasse, deswegen habe ich auch das Portrait verlinkt. Herzlichen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen.


    Allerdings muss man diesen Beitrag / das Portrait erst einmal finden.


    Deswegen halte ich es auch für angebracht, gerade aufgrund aktueller bundesweiter Funde, auf den Grünen Knollenblätterpilz explizit hinzuweisen. Ich behaupte mal, und da bin ich mir sicher, dass kein Neuling und schon gar keiner der unsere Sprache nicht kennt, das Portrait findet. Da hilft dann oft ein Bildervergleich.


    LG, Markus

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    So ist es, das ist ein Pilz, den man ruhig öfter mal zeigen kann, der auch gut in aktuellen themen vertreten sein sollte.
    Die Art ist ja sehr häufig, zudem sehr variabel, und eben verantwortlich für die Mehrzahl der tödlich verlaufenden Vergiftungen hier im Land.


    Und eben auch ein sehr schöner, spannender Pilz.


    Da stelle ich gerne noch ein paar Bilder dazu, die ich natürlich auch im Portrait dranhänge.


    1. Ein kleines Grüppchen von typischen Amanita phalloides in unterschiedlichen Altersstufen:


    2. Ein ungewöhnlich fetter Fruchtkörper von Amanita phalloides mit keulig aufgeblasenem Stiel, der kaum noch in die Scheide passt:


    3. ältere Fruchtkörper von Amanita phalloides an offenem Standort:

    Der Ring ist nur noch undeutlich vorhanden, das grün auf dem Hut verblasst. die Farben sind dominiert von hellem graubraun. Diese Grünen Knollis imitieren die am selben Standort regelmäßig erscheinenden Größten Scheidlinge (Volvariella gloiocephala).


    4. die rein weiße Form der Art, Amanita phalloides var. alba:


    Hier fehlt einfach nur das Pigment, so daß die Fruchtkörper weiß erscheinen und weiß bleiben. KOH - Reaktion auf dem Hut ist übrigens negativ, anders als bei Amanita virosa (Kegelhütiger Knollenblätterpilz). Auf dem oberen Bild der weißen Form liegt der Ring des stehenden fruchtkörpers am Boden, die können nämlich durchaus mal abfallen (Achtung!). Der Stiel ist nicht wollig-schuppig wie bei Amanita virosa, sondern die Stielrinde durch Hitze und Trockenheit aufgeplatzt.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    da frage ich gleich mal nach. :evil: Ich kenne A. virosa leider nicht aus eingenen Funden. Schreib doch bitte noch mal was zu der KOH-Reaktion.


    Zur Artabgrenzungvon A. phalloides var. alba zu A. verna und A. virosa sollten wir mal separat besprechen. ;)


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    In die morphologisch teils recht ähnlichen Amanita virosa, Amanita verna und Amanita phalloides var. alba spielen noch ein paar andere Arten mit rein, die aber teilweise kritisch sind und nur von sehr wenigen Funden im mediterranen Raum bekannt.
    Zur KOH - Reaktion von Amanita virosa wiedersprechen sich Ludwig und Gröger: Ludwig gibt als Reaktion auf dem Hut bei Amanita virosa "gelb" an. Gröger schreibt im Schlüssel bei Amanita virosa "KOH - Reaktion negativ". Amanita verna beschreibt Ludwig gar nicht als eigene Art, die hat er entweder nicht zuordnen können oder übersehen. Müsste aber eine gute Art sein: Ein eher schmächtiges, weißes Pilzchen teils mit rosa HUtmite (Gröger) im mediterranen Raum bei immergrünen Eichenarten. KOH - Reaktion auf Hut hier negativ bis goldgelb (bei var. decipiens, siehe Gröger).
    Die KOH - Reaktion von Amanita virosa muss ich bei Gelegenheit aber erstmal testen, da mag ich mich derzeit nicht drauf verlassen.


    Amanita verna sollte eine etwas andere Sporenform haben als Amanita phalloides und Amanita virosa: mehrheitlich deutlich ellipsoid (nahezu subglobos bei A. virosa und A. phalloides). Die Cheilozystiden von Amanita phalloides sind nach Gröger deutlich größer als die von Amanita verna und Amanita virosa.


    Amanita phalloides var. alba und Amanita virosa sind allerdings makroskopisch in den meisten Fällen gut unterscheidbar anhand von Habitus (v.A. Hutform beim Aufschirmen) und Stieloberfläche. In Laubwäldern können beide Arten auftreten, anbei mal ein Bildchen von Amanita virosa aus einem Buchen- Eichenmischwald auf Kalkboden am Bodensee:

    Bevorzugt werden vom Kegelhütigen aber kolline bis montane Nadelwälder (Fichte) auf sauren Böden.
    Amanita phalloides ist bodenvag, bevorzugt als Mykorrhiza - Partner aber Laubbäume (bei mir meistens Eichen) und verirrt sich nur selten in winterkalte Nadelwälder im bergigen Bereich.


    Blöd wird's dann, wenn Amanita virosa mal keinen deutlich wolligen Stiel ausbildet. So wie >hier kürzlich aufgetaucht<.



    LG, Pablo.

  • Das Problem bei Knollenblätterpilzvergiftungen ist, dass die Konsumenten mit an Null gehender Wahrscheinlichkeit Mitglied eines Pilzforums sind und solche Beiträge wie diesen hier lesen.
    Östlich des Urals kommt der Grüne Knolli offensichtlich nicht vor, er ist dort unbekannt. Nicht verwunderlich, dass viele Vergiftungen Russen bzw. Russland-Deutsche betreffen.


    Beste Grüße
    Harald

  • Hallo Harald,
    du schreibst:
    "Das Problem bei Knollenblätterpilzvergiftungen ist, dass die Konsumenten mit an Null gehender Wahrscheinlichkeit Mitglied eines Pilzforums sind und solche Beiträge wie diesen hier lesen".
    Das kann ich nicht beurteilen. Aber selbst wenn sich auch nur eine/r hier "verirrt" und dadurch sensibilisiert ist, hat sich der gesamte Thread bereits mehr als gelohnt. Außerdem gibt es auch die Anfänger, die neu im Forum sind und die Knollenblätterpilze eben noch nicht so gut oder gar nicht kennen. Auch hatte ich selbst so einen stark verblassten, grauen und veränderten Knollenblätterpilz, wie ihn Beorn zeigt selbst noch nie gesehen, auch wenn ich einen solchen nach längerer Zeit in natura erkannt hätte. Im Hinblick auf die schrecklichen Folgen bei Verzehr halte ich es auch für wichtig, auf diese Pilze immer wieder aufmerksam zu machen und auch entsprechende Bilder, gerade von schwierigeren außergewöhnlichen (egal aus welchen Gründen) Exemplaren zu zeigen.
    Wahrscheinlich wolltest du eh nur darauf hinweisen, wie schwierig es ist, die Leute zu erreichen, wo die Gefahr vielleicht am größten ist. Dennoch wollte ich auf Obiges hinweisen.
    Viele Grüße.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    Einmal editiert, zuletzt von Bergwald ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    danke für die Aufklärung.


    l.g.
    Stefan

  • Ich möchte mich bei euch allen für die freundlichen Ergänzungen bedanken.


    :thumbup:


    Pablo, Thomas, Uli, Stefan, und auch Harald.


    Mutmaßlich wird ein potenzieller Gefährdungskandidat tatsächlich nicht Mitglied eines Pilzforums sein.


    Aber es gibt viele Mitleser, Deutsche, Europäer und auch andere mit Migrationshintergrund aus dem nichteuropäischen Ausland.


    Wenn dieser Thread nur 1 x zum Nichtverzehr des Knollies führt, hat er sich schon gelohnt. Danke Thomas, du hast meine Intuition verstanden.


    Der Informationsfluss unter Ausländern ist viel zielgerichteter als bei uns Deutschen und funktioniert schneller.


    Grün, mit Knolle, nicht essen. Das genügt doch schon für`s Erste. Bei anderen Kulturen gehört die Nahrungsbeschaffung in der Natur gewohnheitsgemäß zum Alltag.


    Es ist auch interessant, wie oft zu Pilzforen verlinkt wird. Bei FB ist 123pize und auch unser Forum hier hoch vertreten durch Verlinkung.


    Hier noch ein Beispiel. Links ein leckerer Speisepilz in Asien und rechts eben A.p.


    http://images.google.de/imgres…OAhUJOhQKHVY_AssQ9QEIFTAC


    Liebe Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Markus!


    Das ist ja ein klasse Link. :)
    Eben dafür ist das Internet so nützlich, Informationen wandern um die Welt. Auch wenn's niemals alle lesen und es weiterhin Unfälle gibt, sicher wird es einigen Leuten helfen.


    Ich habe noch einen Nachtrag von gestern, diesmal mit etwas ungewöhlich kleinen Fruchtkörpernvon Amanita phalloides:


    KOH - Reaktion auf Hut begativ, Sporenpulver weiß, Sporen amyloid:


    Sporen (in KOH3%) überwiegend subglobos, gelegentlich breitelliptisch, sehr selten globos; bei dieser Kollektion maximal 9,5 µm in maximaler Ausdehnung, größtenteils eher 7,5-9:


    Cheilozystiden blasig, breitkeulig, gelegentlich angedeutet utriform, bis 40 µm lang, meist aber kleiner:



    LG, Pablo.