kellerfund: WTF ist Rhodosporus prunulus?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.217 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von botanicus.

  • hi
    ich habe einen interessanten kellerfund gemacht.
    es handelt sich um eine pilzlehrtafel vom verlag Förster und Borries, Zwickau sa.
    herausgegeben von Edmund Michael.
    daurauf finden sich so "köstliche speisepilze" wie der samtfuß und der kahle krempling 8| <X


    naja die tafel ist ja auch schon seeehr alt und da galt ja so manches gift als genießbar.
    was mich stutzig machte war der pilz Rhodosporus prunulus (pflaumen-pilz), den ich weder in einem buch noch in google gefunden habe. und was man in google nicht findet, dessen existenz ist ja schon beinahe zweiflhaft. ;)
    ich hab die tafel mal fotographiert. meine vermutung ist der mehl-rasling.
    interessant wäre auch der Scheiden-Runzling, Rozites caperata?!

    achtung ich habe die ganze tafel fotographiert (sehr groß).
    weiß jemand wie alt die ist und ob sowas eher altpapier oder doch wertvoll ist?
    liebe grüße
    paul

  • Hallo Paul,


    das ist eine sehr schöne Tafel mit interessanten Zeichnungen. Viele heute als Giftpilze eingestufte Arten wurden in früheren Zeiten als Speisepilze verzehrt. Erst mit dem Fortschritt der Medizin hat man die Ursache mancher Erkrankung herausgefunden.
    Bei Giftpilzen mit langer Latenzzeit, wie z.B. dem Orangefuchsigen Rauhkopf wurde oft keine Verbindung des Nierenversagens mit einer Pilzmahlzeit erkannt, da sie ja oft Tage oder Wochen zurücklag.


    Den Scheiden-Runzling nennt man heute Zigeuner (Rozites caperatus) und er wird glaube ich mittlerweile wieder zu den Cortinarien gestellt und Rhodosporus prunulus sieht ganz nach der heutigen Art Clitopilus prunulus (Mehlräsling) aus.


    Ich würde die Tafel auf jeden Fall behalten, egal ob sie einen materiellen Wert hat oder nicht.


    LG
    Rita

  • Hi Paul, hi Rita,


    ich hab mal etwas gegooglet und bin mit dem Suchbegriff "Edmund Michael" fündig geworden. Er hat gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einige Publikationen über Pilze geschrieben. Ein Buch ist vom Titel her identisch mit dem Titel der Tafel - "Die am häufigsten vorkommenden essbaren, verdächtigen und giftigen Pilze" und wurde vom Verlag Förster & Borries (Zwickau) in den Jahren 1898-1901 vermutlich erstmals herausgebracht.
    Führer für Pilzfreunde : die am häufigsten vorkommenden essbaren, verdächtigen und giftigen Pilze (Buch, 1898) [WorldCat.org]
    Hinter dem Link "21 Auflagen" auf dieser Seite sieht man, dass das Buch seit dem immer wieder einmal neu aufgelegt wurde. Bei Amazon und anderen Anbietern findet man einen Nachdruck von 2005/2006. Die Pilze auf der Umschlagseite sehen meines Erachtens denen auf der Tafel sehr ähnlich. Es könnte sich also um ein wirkliches historisches Schätzchen handeln, herzlichen Glückwunsch ;)


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

    Einmal editiert, zuletzt von emmess2006 ()

  • Hallo Paul, ich habe Band 1-3 "Führer für Pilzkunde" von Edmund Michael (Ausgabe1905). Darin sind auch Lehrtafen erwähnt, die er für den schulischen Unterricht selbst (und des Malers Albin Schmalfuß) erarbeitet hat. Herzlichen Glückwunsch zu dem Fund. Meine Bücher hat mal mein Urgroßvater zur Pilzbestimmung genutzt, die Zeichnungen sind genauso schön, wie die auf den Tafeln. Ein Zitat: "So möge denn meine Arbeit viele Freunde und Gönner finden, damit sie in den Schulen und im Hause für des Volkes Wohl wirke, und die herrliche Gottesgabe der Pilze, welche uns die Natur alljährlich und oft in großen Mengen umsonst darbietet, achten und verwerten lehre." (Juli 1895)
    Herzliche Grüße
    Anja

  • klingt alles ganz toll, ich hab schon gedacht dass die tafel was besonderes ist.
    :)
    ich werde sie gut hüten! sollte sich ein sammler dafür interessieren, bin ich gerne bereit sie weiter zu geben.
    lg paul