Flüchtling stirbt an Pilzvergiftung

Es gibt 36 Antworten in diesem Thema, welches 8.044 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Maria.


  • Sorry Maria


    kann von dieser Idee nur warnen-außer jemand kennt von ehrenamtlichen Bereichen Personen aus Fluchtländern schon länger


    VG Willy


  • Hallo Willy,


    so unterschiedlich können Erfahrungen mit Menschen sein :)


    Die, zugegeben wenigen, Kontakte mit Flüchtlingen waren für mich immer sehr angenehm und bereichernd. Und ich kenne weder die Heimatländer, noch die Sprachen, noch die Sitten und Gebräuche. Aber ich habe erlebt, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge ganz normale, unheimlich nette Menschen sind, die sich sehr freuen und sehr dankbar sind, wenn man unvoreingenommen, mit Respekt und auf gleicher Augenhöhe, auf sie zugeht und mit ihnen umgeht.


    Aber natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden ob man einmal einen Versuch wagt. :)


    Liebe Grüße


    Maria
    [hr]
    Hallo an Alle,


    ich habe gerade eben einfach einmal bei einem Stadtrat der Stadt Erlangen angerufen der sich mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt und das Thema Pilze angeschnitten. Ihm war bisher noch nicht zu Ohren gekommen dass sich deutschlandweit immer wieder Flüchtlinge mit Pilzen vergiftet hatten. Aber er nahm das Thema ernst und will dies bei der nächsten Sitzung thematisieren, auch dahingehend, ob es Sinn machen würde Führungen oder ähnliches anzubieten. Sobald ich etwas höre, frühestens nächste Woche, werde ich natürlich berichten :)


    Liebe Grüße


    Maria


  • Hallo zusammen,


    die sprachliche Komponente ist definitiv nicht zu unterschätzen. Sehr schwierig, da viele Flüchtlinge manchmal auch nur eingeschräntes Englisch sprechen. -> Die Idee anhand von Bildern finde ich :thumbup: sehr gut, denn die Zielgruppen wissen, auf welche Eigenschaften sie bei Pilzen beachten müssen.
    Auch gibt es in den verschiedenen Unterünften schwarze Bretter oder Informationskataloge.. die können ja bestimmt auch gut um das Pilzthema ("Achtung Doppelgänger in Ihrer Heimat und in der BRD..") erweitert werden. Was meint ihr dazu?


    Zu den Zeitungsartikel :/ selbst kann man, finde ich, echt schwer was sagen.. sprich: könnte Sommer-Artikel sein oder aber auch einfach nur schlecht recherchiert.. Gott sei Dank ziehen in solchen Fällen die Krankenhäuser PSV zu Rate.:thumbup:


    LG
    Aurora


  • Hallo Alex,


    genau diese Plakate meinte ich in einem Text weiter oben. Die sind doch gut und müssten nur wieder in Erinnerung gebracht werden, wieder neu ausgelegt/aufgehängt werden.


    Weißt Du wo die Plakate letztes Jahr verteilt wurden und über wen bzw. wie dies erfolgte?


    Liebe Grüße


    Maria


    Nachtrag:


    Ich habe gerade gelesen, dass die DGFM zu den Plakaten folgendes geschrieben hatte: "Die Medizinische Hochschule Hannover hat Warnplakate vor dem Knollenblätterpilz in mehreren Sprachen erstellt, die wir hier in Kopie zur Vervielfältigung anbieten. Unsere Bitte an alle Mitglieder und Pilzinteressierte: Helfen Sie mit bei der Aufklärung, und geben Sie Kopien der Plakate an die lokalen Flüchtlingsnetzwerke und andere zuständige Stellen weiter. Für das Präsidium Wolfgang Prüfert und Martin Schmidt"


    Es wäre interessant zu erfahren, ob da überhaupt jemand weiter Plakate verteilt hat - meine Befürchtung ist nämlich, dass wohl eher nicht sehr viele!

  • Hallo Ihr Lieben,


    bei einem Gespräch mit einer weiteren Stadträtin Erlangens, die über eine andere Fraktion ebenfalls für das Thema Flüchtlinge zuständig ist, konnte ich heute noch einmal dieses Thema ansprechen. Auch sie hatte bisher noch nichts darüber gehört, war aber sofort äußerst interessiert. Sie meinte, dass die Flüchtlinge natürlich spazieren gehen, etwas unternehmen, und dass natürlich die Möglichkeit besteht, dass sie dabei auch Pilze finden und dann evtl. auch zubereiten. Sie fände es sehr wichtig vorbeugend etwas zu unternehmen damit es erst gar nicht zu Vergiftungsfällen kommt.


    Wir haben vereinbart, dass ich ihr die Links (DGFM mit den Plakaten, Zeitungsartikel etc.) zusende. Bei der nächsten Sitzung will auch sie dies thematisieren, so das zumindest die Plakate überall verteilt und aufgehängt werden. Außerdem fragte sie, ob es jemanden gäbe, der mit den Flüchtlingen einmal in den Wald, zu den Pilzen, gehen könnte. Gute Dolmetscher wären überhaupt kein Problem, die gäbe es zur Genüge.


    Ferner fragte sie, ob man wisse mit welchen Pilzen der Herkunftsländer die Verwechslungen überwiegend stattfinden bzw. stattfanden. Weiß man dies?


    Ich hatte jetzt innerhalb meiner Kommune zwei kleine Gespräche und bin dabei zwei Mal auf offene Türen gestoßen. Von Vergiftungsfällen wussten beide Ansprechpartner nichts, auch nicht, dass es Plakate gibt. Vielleicht könnten solch kleine Gespräche in anderen Kommunen ja auch einmal versucht werden :)


    Liebe Grüße


    Maria

  • Hallo Maria,


    Also soweit mir bekannt handelt es sich vor allem um Verwechslungen des Eierwulstlings (Amanita ovoidea) mit Knollenblätterpilzen (Amanita phalloides / virosa).


    Der ist wohl ein wärmeliebender Pilz, dessen bevorzugter Mykorrhizapartner laut Wikipedia die "Aleppo-Kiefer" ist. Es deutet viel auf Syrien und die Levante hin und die Medienberichte in diesem und letzem Jahr berichteten auch von Syrern, die sich teils tödlich vergiftet hatten.


    Ich denke weiter nördlich, in Südeuropa, wird es den Eierwulstling auch nicht selten geben, aber eben auch die tödlich giftigen Knollis und deshalb ein Wissen um die Gefährlichkeit einer Verwechslung. Das scheint den Syrern vor allem zu fehlen.


    Grüße

  • Danke Suillus :)


    Wie ich gerade gelesen habe, scheint es sich bei diesem Fall um eine Familie aus Afghanistan zu handeln.


    Und für diejenigen, die nun vielleicht innerhalb ihrer Kommune selbst einen Vorstoß machen wollen und in Bayern leben, schaut einmal was ich hier gefunden habe (dies dürfte, neben der Fachkompetenz der MHH, durchaus unterstützend sein):
    Gesundheitsministerin warnt vor Pilzvergiftung - Flüchtlinge in Bayern - SZ - 21. September 2015.
    Leider geraten solche Meldungen, wenn sie denn überhaupt gelesen werden, sehr schnell in Vergessenheit. Aber man kann ja nun, ein Jahr später, wieder nachhaken ;)


    Liebe Grüße


    Maria


  • [..] Es geht in erster Linie um MENSCHEN die sich mit Pilzen vergiften. [..]


    Hallo Maria, ich möchte Dir zunächst für Deine umsichtigen und ausführlichen Beiträge in diesem Thread danken, sie waren für mich und die Diskussion hier wohltuend.
    Ich denke Dein obiger Satz bringt es auf den Punkt. Menschen vergiften sich mit Pilzen und Pilzsachverständige versuchen das zu verhindern. Das klingt jetzt etwas einfach ausgedrückt aber letzten Endes läuft es darauf hinaus. Jawoll, Pilzler frönen einem als eher verschroben geltendem Hobby, aber viele nutzen ihre Kenntnisse um sie ehrenamtlich der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen. Und wenn man sich für diese Tätigkeit entschieden hat ist es meines Erachtens nach absolut nahe liegend darüber nachzudenken wie man bspw. der Gefahr von vermehrten Vergiftungen unter Flüchtlingen entgegenwirken kann.


    Das Menschen "von weit her"aus Unkenntnis Giftpilze in den Korb packen weil diese heimischen Arten ähnlich sehen ist nichts neues. So scheinen sich überproportional häufig osteuropäische Sammler mit dem Grünen Knolli zu vergiften weil es diesen in Russland etc nicht zu geben scheint, man dort aber ähnliche Arten sammelt bzw. das Pilze sammeln ansich dort sehr populär zu sein scheint. Oder schauen wir auf den Pantherpilz, der in der DDR den Beinamen "Sachsenschreck" erhielt - weil sich auffallend häufig sächsische Urlauber in Thüringen, Brandenburg etc. daran vergifteten weil sie den Pilz aus ihrer Heimat nicht kannten..


    Ich meine dass es sinnvoll ist das Thema Aufklärung von Flüchtlingen offensiv anzugehen (nebenbei kann man aber auch das Verhalten im Wald erklären). Ich verstehe dass man vor einer solchen Aufgabe Respekt hat - aber sprachliche Hindernisse kann man überwinden. Das Argument lieber erst gar nicht zu helfen weil man im Ernstfall in Haftung genommen werden kann finde ich persönlich nicht der Sache dienlich.


    P.S.: Direkt neben uns wohnt übrigens eine syrische Familie, wir treffen uns häufiger im Hof und unterhalten uns bzw. üben deutsch. Der Beitrag hier hat mich dazu angeregt dass ich beim nächsten Gespräch das Thema Pilze mal ansprechen werde. Wenn sie erwähnen dass sie in Syrien auch Pilze gesammelt haben dann kann ich ja bei Interesse Hilfe anbieten oder etwas erklären. Nichts großes was ich beizutragen hätte, aber wenn ich damit verhindern könnte dass sich ein junger Mensch seine Organe zerstört oder stirbt dann wäre das für mich persönlich ein sehr gutes Gefühl.

  • Irgendwie wurde es Zeit für meine erstes Posting. Ich lese seit ein paar Jahren immer mal wieder mit, habe mich aber nie aufraffen können, nachdem ich schon bei PilzePilze irgendwann den Faden verloren hatte.


    Wie auch immer, ich wohne in Sankt Augustin unweit der ZUE für Flüchtlinge (Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes NRW - http://www.sankt-augustin.de/c…se_infos/dokumente/42464/). Das parkähnliche Gelände beherbergte bis Ende 2014 die Produktion des Bundeswehr TV. Nach dem Abrücken der Bundeswehr habe ich es ein wenig erkundet. Am Auffälligsten: Esskastanien, Birkenpilze, Sommersteinpilze, grüne Knollenblätterpilze. Nachdem der Einzug der Flüchtlinge im Spätherbst 2015 feststand und die Pilzvergiftungen von Flüchtlingen durch die Medien geisterteten, schrillten alle Alarmglocken. Unter den Eichen wachsen die zuverlässig...


    Ziemlich frustriert möchte ich meine Erfahrungen teilen. So ging es aus:

    • Hier im Forum von den Plakaten der MH Hannover gelesen. Folglich versucht, diese noch vor dem Einzug der Flüchtlinge bekannt zu machen und anbringen zu lassen.
    • Erster Ansprechpartner: Der Betreiber. Mehrfach angerufen, Problem geschildert, auf die verfügbaren Plakate hingewiesen. Ergebnis: "Ja, wir kümmern uns. Nein, Sie brauchen nichts zu schicken, keinen Link, kein Plakat. Wir kümmenr uns." Klang nach abwimmeln.
    • Zweiter Ansprechpartner: Die Bezirksregierung. Angerufen, Problem geschildert. Ergebnis: "Da kümmert sich der Betreiber darum. Bitte wenden Sie sich ausschliesslich an diesen." Aha.
    • Dritter Ansprechpartner: Die Stadt Sankt Augustin. Angerufen beim Büro des Bürgermeisters, Problem geschildert, auf die verfügbaren Plakate hingewiesen. Ergebnis: Immerhin als potentielles Problem erkannt. Mail geschickt mit Link zum Plakat, Pressemitteilung der MH Hannover und Erklärungen.
    • Am Flüchtlingsheim vor Ort nachgefragt (nicht öffentlich zugänglich) - keine Plakate aufgehangen.
    • Bei der Stadt nachgehakt. Ergebnis 1 Jahr später: Immer noch keine Plakate...
    • Bisher ist nix passiert. Der Wachdienst freut sich über die Steinpilze und die grünen Knollenblätterpilze wurden wohl alle umgetreten.


    Klingt jetzt destruktiv, aber das musste raus.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Robert!


    Willkommen im Forum!
    versuch doch mal, was Konstruktives draus zu machen.
    Wenn von den Leuten, die sich darum kümmern sollten, keiner zuhört, dann schildere den Fall doch den Leuten, die es interessiert.
    Anders ausgedrückt: Habt ihr eine gute Regional- oder Lokalzeitung?



    LG, Pablo.

  • Hallo Robert,


    ich finde es toll wie aktiv Du bereits im letzten Jahr warst :thumbup:


    Lasse Dich bitte nicht entmutigen. Seit rund 20 Jahren habe ich immer wieder mit Kommunalpolitik(erInnen), Verwaltungen und einschlägigen Organisationen zu tun. Das was Du geschildert hast geschieht leider tatsächlich immer wieder einmal genau so und hat vom Prinzip her auch nichts mit Flüchtlingen zu tun - bei anderen Themen geschieht immer wieder einmal genau das Gleiche.


    Ich schließe mich der Aussage von Pablo voll und ganz an :)
    Nicht schimpfen, negativ denken, sich ärgern, resignieren, sondern neue konstruktive Wege gehen. Und ja, warum nicht die Presse - letztes Jahr gab es doch nach einem Todesfall in NRW bereits verschiedene Artikel und Aufforderungen und Fernsehberichte in NRW - wie peinlich dass da in Deiner Kommune, und nicht nur in Deiner, bis heute noch nichts passiert ist, nicht einmal Plakate aufgehängt werden konnten ;)


    Aber tröste Dich - hier in Bayern hat ja sogar die Gesundheitsministerin landesweit dazu aufgerufen die Plakate aufzuhängen - und hängt hier eines? Nee - :D - es ist noch nicht einmal bekannt, dass es da zu Todesfällen gekommen ist. Ich gebe trotzdem nicht auf, sondern sage mir: Jetzt erst recht. Wie hat "Chorknabe" so wunderschön geschrieben - " Nichts großes was ich beizutragen hätte, aber wenn ich damit verhindern könnte dass sich ein junger Mensch seine Organe zerstört oder stirbt dann wäre das für mich persönlich ein sehr gutes Gefühl." Und genau dies ist es !!!


    Liebe Grüße


    Maria
    [hr]
    Hallo Thomas,


    ich bin ganz gerührt - danke für die netten Worte :)


    Liebe Grüße


    Maria