Hallo,
nach den ersten 2 Tagen ging das wissenschaftliche Vortragsprogramm los. Im Laufe des Sonntags kamen die besagten Studenten und ihre Dozenten. Dadurch bekam die Tagung noch mehr "Würze". Im Laufe der Zeit habe ich mich auch mit einem von Ihnen angefreundet. Wir hatten sehr interessante, erfrischende und teilweise auch sehr philosophische Gespräche geführt; insbesondere auch außerhalb der Mykologie. An dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür Max.
Am Montag (12.9.) ging ein Run auf ein bestimmtes Exkursionsgebiet los. Bei der Vorstellung der Exkursionsgebiete wurde es auch von Peter Karrasch entsprechend beworben. Erwartungsgemäß war der Bus auch bis auf den letzten Platz belegt.
Es ging in den Eibenwald bei Paterzell, dem vielleicht noch einzigsten Eibenwald Deutschlands; mit teilweise sehr alten Eibenbeständen. Daneben waren da noch Buchen, Tannen, Fichten, einige sehr wasserreiche Bäche und demzufolge war es sehr feucht, bzw. sumpfig. Leider waren die Belichtungsverhältnisse an vielen Stellen sehr ungünstig, so dass einige Bilde verwackelten oder farbstichig waren.
Trotz dieser äähm leichten Widrigkeiten waren die Funde (Seltenheit und Fülle) enorm.
Björn kam übrigens auf über 1400 Fotos während der gesamten Tagung. Das ist Rekord. Hier mal ein Beweis. Er knipst schneller als sein Schatten.
Diesmal wieder mit einem seltenen Fund. Lentinellus castoreus hab von dem noch nie gehört. Auf Deutsch: Filziger Zähling.
Am Fuß der ältesten Eibe im Gebiet, die vor 5 Jahren einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war , (es steht da jetzt "nur" noch ein toter Stammteil), konnte ich endlich was gescheites finden. Es gibt doch nix über meine Lieblinge.
War wieder ein Erstfund. Durch einen Hinweis von Ditte hatte ich den dann in der Nachbestimmung sehr schnell raus. I. lanuginosa; GPBW unterscheidet da noch einiges an Variationen. Ich komme mit dem GPBW-Schlüssel auf I. lanuginosa var. ovatocystis; FN nennt den Pilz I. lanuginosa = I. ovatocystis. Ist aber auch nicht so wichtig. Pleurocystiden vorhanden; Cheilos recht kurz und gedrungen; eiförmig. Das sind die markanten Merkmale.
Folgender Pilz wurde von Tomentella-Frank angekündigt:
Amylostereum laevigatum; kann auch an Taxus (Eibe) vorkommen; meist aber an Wachholder (Juniperus) zu finden
Hier sind nicht ganz so verwackelte Bilder. :shy:
Für diese Tour habe ich mich Karin Pätzold äähm angeschlossen oder besser gesagt wir waren plötzlich allein. War mir auch sehr recht. Karin ist eine sehr sympathische und eine gute und kompetente Gesprächspartnerin. Ich habe die Zeit, die wir auch teilweise mit Björn zu dritt verbracht haben sehr genossen.
Es ging mäßig los:
Ischnoderma benzoinum Nadelholz-Harzporling (wohl eher nicht und Frank hat den auch nicht bestimmt) Auf alle Fälle sah der fotografierte Porling interessant aus. Trotzdem hatten wir an dem Tag auch sichere Funde von Ischnoderma benzoinum; bisher hatte ich seinen "Bruder" immer nur an Laubholz. Ob und wie beide Arten zu trennen sind, wusste auch Frank keine abschließende Antwort. Er trennt so:
an Laubholz: I. resinosum
an Nadelholz: I. benzoinum
Russula queletii (Hutfarbe darf auch mal braun sein; war aber trotzdem am markanten Stachelbeerkompottgeruch zu erkennen; deutsch: Stachelbeertäubling). Es hat sich auch während der Tagung immer mehr folgende Begrifflichkeiten herauskristallisiert:
"auf Schlau" und "auf Dumm".
Romantischer Waldweg
Es wird langsam besser: Die Trompeten von Jericho.
Hier hatte ich noch die Hoffnung, dass der nicht rötet und ich endlich I. corydalina finden darf; aber nein, den Gefallen tat er mir nicht; wieder "nur" I. fraudans.
Am Fuße dieses tollen Bachlaufs hatte ich einen neuen pers. Erstfund:
Inocybe nitidiuscula (leider nicht fotografiert) hier und hier könnt ihr euch aber umfassend informieren.
Kurze Zeit später sah ich von der anderen Seite des Baches sehr große und iwie merkwürdige Tropetenpfifferlinge rumstehen. Das war mein Überraschungsfund des Tages:
Goldstielige Leistlinge Craterellus lutescens
Später fand ich dann noch das (2 Fruchtkörper direkt nebeneinander; Geruch rettichartig):
Ich war mir nicht sicher. Inocybe ja oder nein. Hin und her überlegt. Die Dinger haben doch auch ne Menge von einer Hebeloma (Fälbling). *grübel* Als ich die beiden später Ditte und Bernd zeigte, waren die sich auch nicht sicher. Das beruhigt ungemein.
Der Fruchtkörper mit den weißen Lamellen ist steril, deswegen sind die Lamellen auch weiß. Ich kann nun auch auflösen: Ditte hat den Fund mit I. flocculosa bestimmt (als was sonst). Den hat sie auch in Ihrem Vortrag nochmal erwähnt. Der kann makroskopisch sehr variabel sein. Ultimatives Chamäleon halt.
Karin hat auch noch einen sehr schönen Fund gemacht:
Zungenkerneule Elaphocordyceps ophioglossoides
Natürlich, so wie sich das gehört auch mit entsprechender Hirschtrüffel dran.
An einem toten stehenden Stamm einer Tanne:
Tannenfeuerschwamm Phelinus hartigii
Auf dem Rückweg trafen wir auch wieder unsere Berliner Pilzfreunde
und nicht nur die, sondern auch St. sanguinolentum (Blutender Nadelholzschichtpilz).
Wir haben uns auch von einem alten Fenchelporling in die Irre führen lassen. Der sah so sehr nach einem Phelinus aus. Frank hat uns gleich auf den Fehler aufmerksam gemacht.
Der Beschleierte Zwitterling Nyctalis parasitica ist auch dieses Jahr im Dresdner Raum nicht selten
Nachmittags ging im Kloster die Vortragstagung los. Über das Plakat konnten Björn und ich nur einfach lachen. Scheint eine neue Pilzart zu sein. The Common Sampling (für die nicht ganz englischsprachigen Versierten unter euch Sampling=Probennahme) Wenn der Wortwitz so beabsichtigt war, ist das genial. Auch scheint es zukünftig Mode zu werden, die Pilze mit einem Kescher zu fangen. Interessante Ansätze.
In der Pilzaustellung haben die anderen Gruppen auch schöne Sachen gefunden.
Amanita ceciliae
Hemitrichia serpula
Josef Christan hat noch einen sehr schönen Fund gemacht: Die Schleiereule Cortinarius praestans.
Leider haben wir insgesamt zu wenig Phlagmacien und Kalkboleten finden können. Trotz der widrigen Umstände haben wir teilweise sehr tolle Funde machen können, bzw. werden wir noch machen. Ich will nicht undankbar erscheinen. Am nächsten Tag werde ich was wirklich tolles finden.
Ihr dürft gespannt sein.
l.g.
Stefan
P.S. Zur vermeintlichen Ischnoderma als Klarstellung: den hat Frank nicht bestimmt. Ich hab das oben unglücklich geschrieben. Die Korrektur sollte jetzt aber passen. Inzwischen bin ich auch der Meinung, dass Ischnoderma beim Bild nicht ganz passt. Sorry für das Misverständnis. :shy: