Es lebt was im Rotbachtal

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.527 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von gdno81.

  • Hallo zusammen,


    etwa seit Anfang August hat es hier bei uns nicht mehr ernsthaft geregnet und entsprechend knochentrocken sieht die gesamte Gegend hier auch aus. Grüne Wiesen sucht man vergebens und die meisten Bäume haben sich entschieden weniger Blätter mit Wasser zu versorgen. Die Bodentrockenheit in meinem Garten reicht 54cm tief!
    Da mich die Trockenheit seit drei Wochen zu Hause gehalten hat musste ich mich heute endlich mal wieder auf die Pirsch begeben und suchte mir das Rotbachtal aus.
    Dieses Gebiet ist ein Buchen-Mischwald mit Eichen und Birken, stellenweise gibt es noch Fichten- und Kiefernparzellen.
    In Bachnähe ist die Erle gut vertreten. Die Wälder im Rotbachtal habe ich schon des Öfteren bewandert und immer interessante Funde machen können. Der Boden im Tal ist recht sandig und daher schnell trocken. In meinen bisherigen Exkursionen war der Rotbach mit seinen Uferzonen weitgehend ausgeklammert da der gesamte Bachlauf nebst seinen Ufern sowie große Teile der umgebenden Wälder ein Naturschutzgebiet sind. Seit letzter Woche bin ich aber stolzer Besitzer einer Begehungserlaubnis für die NSG auf Bottroper Stadtgebiet und so viel mir die Wahl meines heutigen Zieles nicht schwer :cool: .
    Erwartungsgemäß wurde ich nicht enttäuscht und konnte den ein oder anderen feinen Fund machen :) . Zwar reicht das nicht an die grandiose Vielfalt des letzten Jahres heran aber für die derzeitigen Bedingungen bin ich sehr zufrieden. Immerhin umfasst meine Fundliste etwas mehr als 50 Arten..... In vergleichbaren Wäldern ohne Bach bin ich im Moment glücklich wenn ich 25Arten finde...


    Jetzt aber zu einigen meiner Funde:


    1.
    Chlorociboria aeruginascens, kleinsporige Grünspanbecherlinge


    2.
    ganz frisch und noch nie so dunkel gesehen, Trametes versicolor, Schmetterlingstramete


    3.
    denen macht die Trockenphase wenig aus, Fomes fomentarius, Zunderschwamm


    4.
    Mit runden und den typischen langen Poren, Daedalea quercina, Eichenwirrling


    5.
    In unserer Ecke recht selten, Fistulina hepatica, Leberreischling


    6.
    Da unten ist ´s schön feucht ;)


    7.
    Wunderhübsche Raupe auf Bertia moriformis, Maulbeerkugelpilz


    8.
    einer der vielen rötlich-braunen Milchlinge, Lactarius cf. rufus


    9.
    In diesem Jahr habe ich noch keinen anderen Röhrling so häufig gesehen, Pseudoboletus parasiticus, parasitischer Röhrling auf Scleroderma citrina, dickschaliger Kartoffelbovist.


    10.
    Direkt im Matsch am Bachufer, Leotia lubrica,grüngelbes Gallertkäppchen



    11.
    Erstfund für meinereiner, Lactarius vellereus, wolliger Milchling, Erdschieber



    12.
    rote Täublinge, evtl. Russula mairei, Buchen-Speitäubling


    13.
    direkt am Bachufer im Moos, Ramsbottomia?


    14.
    reckt sich, wie zum Trotz, Oudemannsiella mucida, Buchen-Schleimrübling


    15.
    5mm groß und noch völlig unklar was es mal wird.....


    16.
    Coprinus spec. , Tintling, wenn der sich bis morgen hält schau ich mal rein....


    17.
    schwer zu überriechen, Phallus impudicus, Stinkmorchel


    18.
    noch ungeklärter Dachpilz, Pluteus spec.




    Ich hoffe ich konnte dem ein oder anderen Mut machen die Trockenperiode zu überstehen :giggle:

  • Feine Bilder zeigst Du uns in dieser pilzarmen Zeit! :thumbup:



    8. Einer der vielen rötlich-braunen Milchlinge, Lactarius spec.


    Mit dem kleinen spitzen Buckel könnte das der Rotbraune Milchling (Lactarius rufus) sein.



    13. Direkt am Bachufer im Moos, Neotiella?


    An eine Neottiella glaube ich nicht. Man sieht einige Apos auch ohne Moos fruktifizieren, also muss das kein Moosparasit sein.
    Ich vermute vielmehr, auch wegen des Habitus, eine Ramsbottomia, wahrscheinlich crec'hqueraultii. Siehe auch hier.
    Eine andere Option wäre Byssonectria deformis (= Kotlabaea deformis).
    Hier hilft nur das "Scharfe Glas".



    16. Coprinus cf. atramentarius, grauer Faltentintling, wenn der sich bis morgen hält schau ich mal rein....


    Ein Tintling ist das natürlich, aber den "Faltigen" kannst Du ziemlich sicher ausschließen.
    Dafür ist der zu zart und auch vom Äußeren kommt das nicht hin. Auch hier kommt man (jedenfalls ich) ohne Mikros nicht weiter.


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi, danke für deine Tipps :thumbup:
    Mikroarbeit steht für morgen auf dem Plan, bin ich nach der Tour leider nicht mehr zu gekommen. ;)

  • Sieht fast so aus wie meine Fundliste vom 24ten, auch am Wasser. Scheinbar wächst jetzt ähnliches an derartigen Orten obwohl weit entfernt voneinander.
    Der Mühlenteich hier und sein Zu- wie Abfluß haben allerdings deutlich gelitten. Der Teich war an mancher Stelle um ca. 1m niedriger als sonst und der Ablauf stellenweise ganz trocken, was ich bisher noch nie sah. Das fand ich erschreckend und das dritte Jahr in Folge das klimabedingt ein ganz schlechtes Pilzjahr in Hamburg zeigt lässt mich Schlimmes befürchten. Ich hoffe dieser Trend hält bald ein sonst steht noch mal ein Hobbywechsel auf Succulenten und Wüstenechsen an.
    Auch wenn das bisher nicht überall so schlimm verlaufen ist in der Republik müssen wir alle wohl mal ein besonderes Augenmerk darauf richten.
    Wegen der Begehungserlaubnis für das NSG wollte ich mal eben darauf hinweisen. Auch dort sollte man darauf achten. Man bemerkt in solchen Gebieten wohl eher die positiven Dinge weil man Dinge findet die man anderswo nicht sieht, jedoch gilt es auch darauf zu achten ob negative Entwicklungen bemerkbar sind.
    Du wirst ja nun öfter dort sein.


    Den Grünspanbecherling habe ich mit Freude aufgenommen. Mal eine Erfrischung fürs ausgedörrte Pilzerlerherz. :)


  • ...Den Grünspanbecherling habe ich mit Freude aufgenommen. Mal eine Erfrischung fürs ausgedörrte Pilzerlerherz. :)


    Wenn ich den mal finde, brauche ich in dem Jahr keinen anderen mehr. :cool:==)

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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    "Es gibt Gottsucher, Ichsucher und Schwammerlsucher" (G. Polt)



  • Hallo Björn,


    Was für schöne Funde. Und natürlich gefällt mir der Grünspanbecherling auch am besten... ;)


    Der Eichenwirrling ist ja auch interessant - wusste gar nicht, dass der auch runde Poren kann!

  • Hallo Nobi,
    Nr.15 könnte mal der schuppige Stielporling Polyporus squamosus werden. Kommst du nochmal an diese Stelle?
    Grüsse.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    Einmal editiert, zuletzt von Bergwald ()


  • Hallo Nobi,
    Nr.15 könnte mal der schuppige Stielporling Polyporus squamosus werden. Kommst du nochmal an diese Stelle?
    Grüsse.
    Thomas


    Hallo Thomas,
    der schuppige Porling ist hier bei uns reichlich selten vertreten, ich selber kenne nur ein vorkommen auf Bottroper Stadtgebiet, im Rotbachtal selber ist aber der Löwengelbe Porling sehr gut vertreten, diesen würde ich hier doch wesentlich stärker vermuten.

  • :thumbup: Endlich mal wieder ein paar Pilze :thumbup: Schöne Funde :) Ich finde hier auch fast ausschließlich noch Pilze an den Bachläufen und deren Quellen/Quellsümpfen...und beim Porling bin ich dabei würde aber auf schuppiger Porling tippen das es der wird :cool:


    Eh Mausmann...ich bin doch kein Subbermarkt :evil: :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Was? frische Pilze?
    Ja, gut, ok... Das entspricht aber ungefähr auch dem Angebot in Süddeutschland momentan. Auch da muss man aber gebiete mit grundfeuchtigkeit aufsuchen.
    Tolle Zusammenstellung und schöne Bilder zeigst du. :thumbup:


    Nummer 15: Thomas ist ganz nah dran. An den kannst du aus meiner sicht >Sklerotienporling< dranschreiben; für einen Löwengelben sind die fruchtkörper zu "kompakt".



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Schön, dass zu dem kurzen Bericht noch ein bebilderter Bericht kommt. In das Gebiet gehe ich doch gerne mal mit. :) Besonders spannend finde ich die Orangenen.


    LG, Jan-Arne


  • :thumbup: Endlich mal wieder ein paar Pilze :thumbup: Schöne Funde :) Ich finde hier auch fast ausschließlich noch Pilze an den Bachläufen und deren Quellen/Quellsümpfen...und beim Porling bin ich dabei würde aber auf schuppiger Porling tippen das es der wird :cool:


    Eh Mausmann...ich bin doch kein Subbermarkt :evil: :D



    Hallo Mentor, hallo Pablo,
    nun die gezeigten Babies sind etwa 5mm groß gewesen und da halte ich selber noch so einiges für möglich.
    Den schuppigen kenne ich wie gesagt bisher nur von einem Standort in Bottrop, den Sklerotienporling ebenso. Letzterer ist allerdings im Ruhrgebiet generell selten und würde mein Herz erfreuen. Mal schauen wann ich den das nächste mal besuchen kann.
    Wie steht ´ denn mit dem Substrat? ich kenne den Sklerotienporling nur von liegenden Ästen bis maximal 10cm Durchmesser. Dieses Exemplar hier entwuchs einem liegenden Buchenstamm von mindestens 40cm Durchmesser.....



    Hi!


    Schön, dass zu dem kurzen Bericht noch ein bebilderter Bericht kommt. In das Gebiet gehe ich doch gerne mal mit. :) Besonders spannend finde ich die Orangenen.


    LG, Jan-Arne


    Du bist mehr als herzlich eingeladen :Kuschel:
    [hr]
    Hab oben mal ein paar Korrekturen durchgeführt ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Der Sklerotienporling mag tendenziell wohl lieber dünneres Holz, aber festlegen lässt er sich nicht. Hier im Südwesten ist es eine häuige Art, und begegnet einem auch oftmals an dickeren, liegenden Stämmen. Bei so jungen Exemplaren müsste das aber uch über den Geruch sicher zu klären sein.



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo,
    da fehlt mir einfach die Erfahrung, vor allem bei den Porlingen.
    Was mir noch eingefallen ist: Meripilus giganteus, der ist im Areal häufig, die Farbe und das Substrat passen auch..... ich schau mal wann ich wieder hinkomme und was sich daraus entwickelt hat ;)