Krause Glucken und viele Holzbewohner

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  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    Heute gingen wir ohne viel Hoffnung in den Wald hinter Schwetzingen. Das ist ein Mischwald mit Rotbuche und Kiefer + kleine Abschnitte mit Eiche und Fichte. Sandiger Boden, Oberrheinische Tiefebene.


    Ergebnis: Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge und Wulstlinge, die sonst dort wachsen, fehlen komplett. Aber es gibt Krause Glucken und auf Holz wachsen gerade sehr viele Pilzarten.
    Ich zeige gerne fast alle Funde von heute. Ich traue mich langsam mehr und mehr an die Bestimmung von diversen Pilzen und bitte, wo anhand der wenigen Fotos möglich, mitzubestimmen bzw mir einen Tipp zu geben.


    1) Krause Glucke (Sparassis crispa) - 100% sicher. 2 Stück à 300+g waren noch verwertbar und sie haben uns gut geschmeckt. War zwar kein Erstfund aber die Erstverkostung!


    Zwerge auf einem Baumstumpf (blieben auch dort)!


    2) Sklerotien-Stielporling (Polyporus tuberaster) - 100% sicher. Nicht sehr bekannt, aber durchaus ein guter Speisepilz. Nur die Hüte kann man essen - die Stiele lassen sich einfach nicht zerkauen.


    3) Wurzelnder Schleimrübling / Schleimiger Wurzelrübling (bei diesem Pilz ist der lateinische Name einfacher zu merken - Xerula radicata) - 100% sicher. Auch nicht so wirklich als Speisepilz verbreitet und bekannt, uns schmeckt er aber gut! Auch hier - nur die Hüte sind verwendbar.


    4) Samtfusskrempling (Tapinella atrotomentosa) - 100% sicher. Nach mehreren unserer Kochexperimenten bleiben diese hübschen Pilze lieber im Wald:


    Ab hier bin ich mir nicht mehr 100% sicher.


    5) Kiefern-Braunporling (Phaeolus spadiceus) - gefunden entweder unter Kiefern oder auf Baumstümpfen von Kiefer.


    6) Sind das Waldfreundrüblinge (Gymnopus dryophilus)? Einer der sehr wenigen Pilzen auf dem Boden heute. Geruch ist mild und angenehm. Die Hüte sind hygrophan. Gefunden an verschiedensten Stellen, aber wenn es Waldfreundrüblinge sind dann sind Bäume in der Nähe sowieso irrelevant.


    7) Ein Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum) ?


    8) Ein einziger Klebriger Hörnling / Zwerglfeuer (Calocera viscosa). Ich bin mir fast sicher was die Bestimmung angeht.


    Ab hier kann ich die Pilze nicht wirklich bestimmen. Ich zeige einfach die Fotos und wenn jemand in den Kommentaren die Pilze bestimmen kann, würde ich mich freuen. Ein Pilz-Quiz:


    9) Ich würde gerne wissen wie dieser hübscher lilafarbener Pilz heist. Gefunden auf einem alten Baumstumpf, evtl. Kiefer.
    UPDATE: Laubholzknäueling (Panus conchatus), jung


    10) Ein weisser Totholzbewohner
    UPDATE: Buckeltramete (Trametes gibbosa)


    11) Schöne Trameten
    UPDATE: Schmetterlingstramete (Trametes versicolor)


    12) Vielleicht eine weisse Lohblüte? Wahrscheinlich eher nicht. Sieht aber aus wie Butter, von Hexen drauf geschmiert ;)


    13)
    UPDATE: Spaltblättling (Schizophyllum commune)


    14) Das geht evtl. in die Richtung Zunderschwamm (Fomes fomentarius)


    15) Hübsche grünliche Pilze auf alten Ästen einer Rotbuche.
    UPDATE: abgestorbene Striegelige Trameten (Trametes hirsuta ), mit Algenbewuchs


    16) Trameten?
    UPDATE: Schmetterlingstramete (Trametes versicolor)


    17) Was ist das für ein Lamellenpilz? Ziemlich zäh, wächst auf dem Baumstumpf von einer Rotbuche.
    UPDATE: Laubholzknäueling (Panus conchatus), alt


    18) Ein Faserling?


    19) Bei diesem Pilz wäre ich mir relativ sicher, wenn er nicht so angefressen wäre - Schuppiger Sägeblättling (Neolentinus lepideus), auf Kiefer.


    20) Eine Art die auf Fichtenzapfen wächst, evtl. aus der Gattung der Zapfenrüblinge (Strobilurus)


    21) Gelbe rüblingsartige Pilze auf einem morschen Eichen-Ast


    22) Auf einer Holzlagerstelle, wo viel Kieferrinde rumlag, wuchsen diese Pilze, bei denen ich keine Idee habe was sie sein könnten:


    Die Ergebnisse unserer Pilztour: 2 Krause Glucken (620g bevor sie geputzt waren, 370g nachher), wenige Sklerotien-Stielporlinge und Xerula radicata:


    Krause Glucken haben wir separat gekocht, die anderen zwei Arten zusammen in einer kleinen Pfanne. Hat uns mit Kartoffeln ziemlich gut geschmeckt:


    Last but not least - ich möchte eine seltsame Beobachtung mit Euch teilen. Nachdem ich im September mehrmals im Wald war ohne ordentlich Pilze zu finden, habe ich sogar angefangen nachts davon zu träumen! Einmal habe ich im Traum Judasohren gefunden ;) Heute war mein "Pilz-Traum" wirklich intensiv - ich habe eine Stelle gefunden wo die Pilze wie gesäht standen - vor allem Steinpilze und, warum auch immer, die Art die ich noch nie selbst gefunden habe - der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus). Im Traum habe ich den kupferroten Gelbfuß sofort als solchen erkannt und mich über den pesönlichen Erstfund gefreut ;) Träumt ihr auch von Pilzen?

  • Hallo Alex,


    Waldfreundrübling sollte passen.


    Bei Nr. 9 denke ich an den Laubholz-Knäueling (Panus conchatus)


    https://de.wikipedia.org/wiki/Laubholz-Kn%C3%A4ueling


    Bei Nr. 17 kann ich mir den Anis-Zähling (Lentinellus cochleatus) vorstellen.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Anis-Z%C3%A4hling


    VG Jörg


  • Hallo Jörg und vielen Dank fürs Feedback! :)


    #9 Laubholzknäueling könnte gut passen :thumbup:
    #17 wäre Aniszähling nicht viel kleiner? Diese Pilze haben etwa 5-15 cm breite Hüte

  • Hallo Alex,


    könnte Nr. 17 nicht auch ein ganz alter Panus conchatus / Laubholz-Knäueling sein ?
    Schau mal bei https://de.wikipedia.org/wiki/Laubholz-Kn%C3%A4ueling die Bilder in commons oder auch bei http://www.pilzbestimmer.de/Detailed/12155.html


    Bei Nr. 13 würde ich erstmal an den Spaltblättling / Schizophyllum commune denken. Hast Du mal unten drunter geschaut ?



    Grüße
    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)


  • Hallo Günter und Danke für die Einschätzung!
    #17 könnte sehr gut passen! #13 auch. Drunter waren Lamellen, ich habe aber die Pilze nicht mitgenommen.

  • Guten Morgen Alexander,
    momentan kann man wirklich nur von Steinpilzen und anderen Röhrlingen träumen.
    Ich war eben bei uns im Wald zum Kontrollgang.Nur gelbe Knollis, ein paar Kremplinge und zerfressene oder verwurmte Täublinge.
    Übrigens hatte ich solche Träume schon, hab großartige Funde aber auch in natura erlebt.
    Manchmal kann man wirklich Massenfunde machen und dann eben ist auch ein nicht ergiebiges Jahr dabei.
    Jetzt heißt es einfach nicht aufgeben und deine Glucken sind doch ganz prima.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Liebe Grüße aus Schleswig-Holstein
    Armin

    Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Warten wir mal ab, wenn der Regen jetzt gereicht hat, dann sollte sich in den nächsten tagen noch was tun im Wald.


    Nummer 6 sind schon Waldfreundrüblinge (Gymnopus dryophilus), zumindest sehe ich da nichts anderes.
    Nummer 9 und nummer 17 ist das gleiche: >Laubholzknäuelinge<. 9 in jung und 17 in alt.
    10 = >Buckeltrameten<
    11 & 16 = >Schmetterlingstrameten<, da auch auf die Unterseite achten, um Schichtpilze oder >Rauchporlinge< ausschließen zu können.
    12: Wenn es ein Schleimpilz ist, ist er noch unreif und nicht bestimmbar. Es kann aber auch ein Rindenpilz sein, der sich in der Zersetzung befindet, wäre dann aber auch nicht bestimmbar. ;)
    13: >Spaltblättlinge<
    14: Ich denke, da liegst du richtig.
    15: >Striegelige Trameten<, abgestorben nach Lageveränderung des Substrates und mit starkem Algenbewuchs.
    18: Ja, näher als "Faserling" käme ich da auch nicht an eine Bestimmung dran. Slebst mit Pilz in der Hand, denke ich.
    19: ist auf jeden Fall so wie du denkst. :thumbup:
    20: Müsste man mal von unten sehen, aber ich vermute stark Baeospora myosurus (Mäuseschwanz - Rübling)
    21: Müsste man erstmal gucken, ob das Dunkel- oder Hellsporer sind. Wenn Dunkelsporer gehören die zu den Schüpplingen (Pholiota), wenn Hellsporer und Hut und stiel so körnelig - schuppig, dann vermutlich Körnchenschirmlinge (Cystoderma). Ist auf den Bildern schwer zu erkennen, weil es um so feine Strukturen geht.
    22: Dürften ebenfalls Faserlinge (Psathyrella) sein, kann man aber auch unter KWLP (KleineWeißeLamellenPilze) zusammenfassen. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo und vielen Dank für die detailierte Antwort! :thumbup: Ich werde jetzt wohl anhand von Deiner Antwort meine "Hausaufgaben" machen müssen. :D
    Heute waren wir im Käfertaler Wald. Nicht viel los, aber immer hin - wenige Täubline, zwei Herbstrotfussröhrlinge und drei Butterpilze (mein Erstfund seit Jahrzenten!). Ich werde gleich noch eine Bestimmungsanfrage für Riesenschirmlinge posten.
    [hr]


    Danke Armin, jetzt bin ich beruhigt dass ich nicht der einzige bin wer nachts von Pilzfunden träumt :D
    "Nicht aufgeben" ist das einzig Sinvolle :) Heute habe ich endlich mal wieder Röhrlinge gefunden - zwar nicht viele, aber es gibt Hoffnung!

  • Hallo Alexander,
    den vorletzten von dir angefragten Pilz könntest du mit Cystoderma aminathinum vergleichen (ähm, wie hieß der doch gleich auf deutsch...).
    Dass du von Pilzfunden träumst, zeigt, wie sehr du vom Pilzesuchen/-finden/-bestimmen emotional berührt bist. Das muss das Anfangsstadium eines Hobbys sein, welches über Jahrzehnte trägt und Freude bereitet. :thumbup:


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Hallo Oehrling und Danke für Deine Antwort! Ich weiss nicht ob ich von den Pilzen sehr emotional berührt bin, aber in der letzten Zeit habe ich "richtige" Funde ziemlich vermisst. Mein Gehirn versucht wahrscheinlich durch die Träume die Abwesenheit solcher Funde zu kompensieren :D
    Cystoderma aminathinum (Amiant-Körnchenschirmling) scheint mir sehr schuppig und etwas größer zu sein als mein #21.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Wenn die Amiant - Körnchenschirmlinge (Cystoderma amianthinum) etwas verregnet sind, dann sind sowohl die Hutschüppchen als auch die Ringzone vergänglich. Recht klein sind die bisweilen auch und in den Sandkiefernwäldern hier in der Gegend extrem häufig.
    Was mich eher irritiert, sind die Lamellen, in denen ein bräunlicher Hauch zu sein scheint. Aber das kann ja auch ein Schatten sein. Jedenfalls kam ich vor allem deswegen noch auf die Alternatividee mit einem Schüppling.



    LG, Pablo.