Och nööööööö, soviel Text und nicht auch nur ein einziges Bild, kann der Neue nichtmal eben wenigstens die Regeln überfliegen und wer ist der Typ überhaupt, will der Pappkopp jetzt etwa nen Pilz essen, den er mit "sah aus wie nen Regenschirm" beschreibt ...
Ja hallöchen zusammen, ich bin der Neue.
Die meisten Pilze, die mich interessieren, sind für viele von euch völlig uninteressant, denn ich will sie nicht essen.
Ich bin Landschaftsgärtner und Baumkletterer und finde hilflose Aussagen wie "Da ist nen Pilz dran, hol mal die Kettensäge" sehr unbefriedigend. Daher beschäftige ich mich seit einiger Zeit mehr oder minder stümperhaft mit diesen kleinen lustigen Gesellen, die ihr so gerne eßt ... da will ich da jetzt mal ernsthafter einsteigen. Ich habe seit längerem so einen lustigen Pilzfächer zu gehölzschädigenden Pilzen und habe das ganze verlängerte Wochenende damit zugebracht, alle Beiträge dieses Forums zu allen dort genannten Pilzen (knapp 50) zu lesen ... das war teilweise sehr informativ. Anständige bedarfsgerechte Literatur steht auf der Einkaufsliste, aber das Fächermoped war ein guter Einstieg, vorher waren Schwefelporling "Gelbes Mupptet-lippanartiges Moped", Klapperschwamm "Wirres krauses Durcheinander", Hallimasch "EDEKA-Pilz", nur anders, und Riesenporling "Scheißpilz" ... langsam bekommt die (Pilz-)Welt jedoch Struktur.
Ich lebe telephonmäßig noch im Mittelalter, meines hat noch 12 Tasten, von denen ich zwei noch nie außer zum Aufladen benutzt habe und noch so ein paar Wippschalter und eine Kamera hat das Ding auch nicht. Ob ich mir irgendwann die Mühe mache, mit nem Photoapparat zur Arbeit zu gehen, weiß ich noch nicht aber ich befürchte, daß ich das irgendwann wohl muß.
Ich würde da gern zum Einstieg mal einen Sorgenkandidaten von mir vorstellen, derzeit ist es mein einziger. Mir ist völlig bewußt, daß eine anständige Bestimmung völlig ausgeschlossen ist, aber ich suche eher nach Gedankenanstößen und durchaus auch Bemerkungen dazu, was ich gleich mal links liegen lassen kann.
Der Gesuchte ist ein Porling, eine sehr schöne und regelmäßige Konsole.
Der Kandidat wuchs in etwas über zwei Metern Höhe an Sorbus intermedia (Schwedische Mehlbeere) im Raum Neuss (Hollandklima) nichtmal 50m über NN. Zm Boden sagt man in Gärten besser nichts, das kann von Meter zu Meter gravierend schwanken, mir scheint der Pilz aber eh über unsachgemäß große Schnitte am Stamm eingedrungen zu sein. Den fruchtkörperbefallenen Ast durften wir später abnehmen, es fand sich nur sehr wenig Kernfäule, nicht weit fortgeschritten, aber das könnte ja auch ein ANDERER Pilz verursacht haben, also davon nicht verunsichern lassen.
Der Kandidat war sehr frisch, nur wenige Wochen alt, aber schon mindestens handteller-groß. Er war etwas breiter als lang, war an der Anwuchsstelle etwas dicker aber auch außen noch nen guten Zentimeter dick. Er ließ sich gut ablösen.
Der Kandidat war unerwartet schwer, sehr viel schwerer als ein vollgesogener Putzschwamm derselben größe ... man hatte das Gefühl, daß man ihn auswringen könne aber bein dran rumfingern tat sich nichts, auch keine Verfärbungen (weder an den Fingern noch am Pilz)
Der Kandidat war jetzt auch nicht sehr hart, er fühlte sich beim Drücken wie einer dieser unglaublich feinporigen Superschwämme (nicht Pilz, die Putzmopeds, die man zum Flüssigkeitsaufsaugen nimmt) in vollgesogen an, beim drüberstreicheln hatte man fast das Gefühl, über was pelziges zu streicheln ... ein sehr angenehmes Gefühl.
Der Kandidat war komplett braun ... da hört mein männliches EGA-Farbsehen (16-Farben) auf ... Frauen, die nicht mit meinem minderbemittelten männlichem Sehsinn gestraft sind, würden es wohl Rehbraun nennen. Es gab keine weiße oder nennenswert hellere Zuwachszone ... einfach nur rehbraun.
Einen auffallenden Geruch habe ich nicht bemerkt, aber meine Kettenrauchernase beginnt mit ihrer Wahrnehmung auch erst im Bereich von Gestank.
Reigebissen habe ich auch nicht ... der war zwar schön, aber wenn ich als Gärtner schon nicht in Bäume beiße, fange ich mit Pilzen damit erst garnicht an.
Die Besitzer haben solche Fruchtkörper dieses Jahr schon mehrfach abgetrennt und entsogt, doch der Pilz schob nach kurzer Zeit hartnäckick immer wieder einen neuen Pilzkörper nach. Ich war Mitte August da, ich weiß nicht, ob immer an der selben Stelle, konnte aber keine weiteren Abtrennungswunden finden.
Da nach mir noch ein städtischer Beamter kommen sollte, der entscheiden mußte, wieviel wir an dem durch die lokale Baumschutzsatzung geschützten Baum entfernen dürfen, habe ich den Fruchtkörper nicht weiter zerstört, um ihm ein brauchbares Anschauungsobjekt zu hinterlassen.
Ich persönlich hatte den Kandidaten stümperhaft unter Phellinus schlagmichtotus (Irgendein Feuerschwamm, P. igniarius nimmt ja auch Sorbus) abgelegt, womit ich nicht zufrieden war, aber ich wußte erstmal nicht weiter.
Was mich im Nachhinein dann so richtig stutzig machte ist, daß der städtische Baumgutachter seinerseits einen (vermutlich Pilz-) Experten zurate zog und dann die Entnahme des Astes genehmigte. Die Genehmigung verwunderte mich schon, denn eigentlich sind diese Herren sehr konservativ und Phellinus (zumindest tuberculosis, das ist ein liebgewordener Feind von mir) ist eigentlich recht lange recht gutmütiig mit seinem Opfer und läßt den Baum (und befallene Äste) noch lange leben und so schnell bricht da auch nichts, allerdings hing der Ast über den Gehweg und war sehr weit ausladend (statisch ungünstig). Dennoch gehe ich davon aus, daß dieser Mann normalerweise einen Phellinus schon erkennt, wenn er in 100m Entfernung um die Straßenecke biegt und das macht mich dann doch stutzig.
Der versteht sicher VIEL mehr als ich von Pilzen (pffffff Kunststück) und er hat den Kunden leider nicht gesagt, für was die beiden den Pilz halten. Ich zweifle daher mehr denn je.
So, damit ist mein Problem geschildert ...
Ich fasse das Wichtigste nochmal zusammen ... Hallo, ich bin der neue ... nein, ich will es nicht essen ... ja, die Informationen sind viel zu dürftig für eine Pilzbestimmung, ich suche nach Gedankenanstößen, denn irgendwann in naher oder ferner Zukunft werde ich wieder zu dem Baum gerufen werden und DANN hätte ich gern ein paar Ideen (eure) im Hinterkopf und wüßte gern, worauf ich achten können/sollte/müßte.
Ich danke euch für eure Mühen schonmal im Voraus.
Es grüßt,
der Hessekopp
Edith meint noch, daß ich was Wichtiges vergessen habe. Der Sorbus ist quicklebendig, auch der befallene Starkast war es noch bis in die Spitzen.