Sichere Bestimmung von Russulae

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.703 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von zuehli.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    auch wenn ich schon seit frühester Kindheit Pilze sammele und das Glück habe, dass mein Vater bis zur Wende auch Pilzberater war, so würde ich mich doch eher als Hobby-Sammler mit eingeschränkten Kenntnissen bezeichnen. Da bleibt dann doch schon mal der ein oder andere mutmaßlich essbare Pilz stehen.


    So bin ich mir bei Russulae doch immer leicht unsicher ob ich richtig " bestimmt" habe.
    Was ich von meinem Vater bezüglich Russulae gelernt habe ist folgendes:


    1. makroskopisch wahrnehmen, dass es sich um Russula handeln könnte
    2. testen ob die Lamellen spröde brechen
    3. tun sie dies so folgt die Geschmacksprobe
    4. wenn nichts bitter scharf oder seifig schmeckt sind sie gut für die Pfanne


    Hierbei bin ich mir immer recht unsicher wie stark z.B. nach langer Nässe verräterische Geschmäcke ausgebildet sind und auch wie lange gilt es die Geschmacksprobe im Mund zu behalten eh sich ein solcher Geschmack wahrnehmen lässt. Bisher bin ich zwar ganz gut mit dieser Methode gefahren, jedoch nagt da immer ein Quäntchen Unsicherheit am Gewissen.


    Deshalb meine Frage an euch:


    Inwiefern entspricht diese Methode dem heutigen Wissensstand und gibt es bessere Methoden einen essbaren Russula sicher zu bestimmen ohne jeden einzelnen Vertreter genau zu kennen?


    Für eure Gedanken und Anregungen bin ich im Voraus dankbar.


    Mit vielen lieben Grüßen,



    Le Peng.

  • Grundsätzlich hat Dein Vater da schon Recht.


    Wenn Du aber unbrüchige Lamellen ausscheidest, gehen Dir die Frauentäublinge (einer der besten Täublinge) dabei verloren.


    Und dann die Geschmacksprobe: Ich habe festgestellt, daß die Geschmäcker des einzelnen oft unterschiedlich sind. Deshalb machen mein Töchterchen und ich immer die doppelte Probe und hoffen, daß das ausreicht. Es gibt ja zum Glück bei den Täublingen keine stark giftigen.

  • Ah, gut dann werde ich mich bezüglich des Frauentäublings doch noch etwas Informieren.
    Was den Geschmack angeht bin ich mir oft unsicher was scharfe täublinge angeht, da ich häufig und gern scharf esse hab ich immer etwas Bedenken, dass ich etwas scharfes als mild wahrnehme, aber einfach noch jemand anderen zur Hilfe nehmen, soweit vorhanden, ist natürlich eine gute Idee!


    Vielen Dank für Deine Antwort!


    Gruß!


  • [..]
    Deshalb meine Frage an euch:


    Inwiefern entspricht diese Methode dem heutigen Wissensstand und gibt es bessere Methoden einen essbaren Russula sicher zu bestimmen ohne jeden einzelnen Vertreter genau zu kennen?


    Hallo,


    ich würde hier noch etwas ergänzen/ändern:


    2) Die Brüchigkeit nicht an den Lamellen sondern am Stiel testen. Dieser darf niemals faserig sein sondern muss brechen wie Styropor.


    3) Exemplare mit sehr knallig rotem Hut und rein weißem Stiel kann man getrost stehen lassen und sich die Geschmacksprobe sparen. Die Chance hier einen SEHR scharfen Täubling zu erwischen ist ausgesprochen hoch. Die Zunge wird es einem danken ;)

  • Hallo!


    Ich gehe ganz ähnlich vor, auch wenn ich mich an Täublinge als Speisepilze erst langsam herantaste. Frauentäubling ist klar (auch wenn junge Exemplare anderer Arten auch mal noch weiche Lamellen haben können, zumindest auf den ersten Blick), alle anderen werden der Geschmacksprobe unterzogen. Da habe ich festgestellt, dass bei einigen die Schärfe durchaus erst nach 1-2 Minuten auftritt - schon gefreut, milder Täubling, und plötzlich brennt's im Mund...


    Ich esse auch gerne und häufig sehr scharf, aber die Schärfe von Täublingen ist anders und bis jetzt konnte ich auch sowohl bei scharfen als auch bei milden verschiedene Geschmäcker unterscheiden.


    Ich denke, Übung macht's auch hier... einfach mal alles durchschmecken, irgenwann hat man ein Gefühl dafür.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

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  • Und wieder was gelernt, danke dafür!
    Dass es oft die roten sind die schön brennen ist mir auch schonmal aufgefallen, ich find's dann manchmal ein bisschen schade, dass sie nichts zum Essen sind, wäre ja immerhin eine gute Würze ;) .


    Zum Stiel: Sind die Stiele immer hohl, habe ich das richtig in Erinnerung?


    Grüße!


  • Dass es oft die roten sind die schön brennen ist mir auch schonmal aufgefallen, ich find's dann manchmal ein bisschen schade, dass sie nichts zum Essen sind, wäre ja immerhin eine gute Würze ;) .


    Die Schärfe vergeht beim Kochen und wandelt sich in eine Bitterkeit um. Insofern ist ein scharfer Täubling als "Würzpilz" nicht geeignet - mal abgesehen davon dass der Magen solche Täublinge nicht selten eh ganz schnell wieder loswerden möchte ;)


  • Dass es oft die roten sind die schön brennen ist mir auch schonmal aufgefallen, ich find's dann manchmal ein bisschen schade, dass sie nichts zum Essen sind, wäre ja immerhin eine gute Würze ;) .


    Die Schärfe vergeht beim Kochen und wandelt sich in eine Bitterkeit um. Insofern ist ein scharfer Täubling als "Würzpilz" nicht geeignet - mal abgesehen davon dass der Magen solche Täublinge nicht selten eh ganz schnell wieder loswerden möchte ;)


    Naja auf diese Art " Magenbitter" können wir wohl alle gern verzichten ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    zum Thema auch noch 1-2 Anmerkungen meinerseits.


    1. Es lohnt sich immer die Begleitbäume anzusehen und zu notieren. Das ist sehr wichtig für eine richtige Täublingsbestimmung. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass du grüne Täublinge bei Birken (Russula aeruginea) ruhig stehen lassen kannst, denn die schmecken nicht; ebenso Ockertäublinge. Die kommen sehr viel bei Fichte vor.
    2. Alle Heringstäublinge schmecken gut, der Fischgeruch verliert sich beim Braten.
    3. Russula violeipes, R. virescens, R. mustelina und R. vesca (Speisetäubling) schmecken sehr gut und sind makroskopisch sehr gut zu bestimmen. Vom Frauentäubling wurde ja schon berichtet.


    Wenn du dann die ersten einfachen 20 Täublinge oder so kennen gelernt/selbst erarbeitet hast, dann kannst du schon abschätzen, ob es sich überhaupt lohnt einen Täubling wegen Essbarkeit zu verkosten.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Inwiefern entspricht diese Methode dem heutigen Wissensstand und gibt es bessere Methoden einen essbaren Russula sicher zu bestimmen ohne jeden einzelnen Vertreter genau zu kennen?


    Hallo Le Peng,
    zunächst mal: bestimmen tust du allein mit der Geschmacksprobe nichts - du schätzt nur ab, ob das was du vor dir hast essbar ist oder nicht, was auch immer es letztlich ist. Irgendwann nervt es dich vermutlich, Täublinge immerzu kosten zu müssen und dir dabei die Schnau** zu verbrennen, so dass der Wunsch entstehen kann, Täublinge auch ohne ständige Geschmacksproben zu erkennen und tatsächlich im Wortsinne zu bestimmen.
    Beim wissenschaftlichen Bestimmen von Täublingen ist die Geschmacksprobe nach wie vor angesagt. Oft wird in Bestimmungsschlüsseln als erstes nach dem Geschmack (mild oder scharf) gefragt. Die Erhebung des Geschmacks dient (zusammen mit dem Erheben der Sporenpulverfarbe und des Geruchs) dazu, in die richtige Untergattung (Sektion) reinzukommen, um von dieser Plattform aus nach der richtigen Art weiterzuforschen. Es gibt in Deutschland unter den Täublingen weit über 100 Arten, so dass man das Bestimmen in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten durchführen muss, wenn man in dieser Riesengattung Erfolg haben will.
    Bessere Methoden, tja... Du kannst dich schon an gewisse Faustregeln halten. Zum Beispiel nur Täublinge mit violettgrauem bis grünem Hut und blassen Lamellen sammeln. Oder orangefarbige. Oder solche, bei denen das Fleisch innerhalb einer Stunde nach dem Anschneiden deutlich grau wird. Oder diejenigen, die von oben genau wie Steinpilze aussehen (Größe, braune Farbe). Die sind eigentlich alle miteinander gut.
    Dagegen sind solche mit gelbem oder leuchtendrotem (ähnlich wie Fliegenpilze) Hut fast nie gut. Kleine Täublinge mit sehr brüchig-bröseligem Fleisch sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Insgesamt sind von den über 100 Täublingsarten meiner Meinung nach nur etwa 10 wirklich gut.
    FG
    Oehrling

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  • Vielleicht 'ne doofe Frage, aber wie macht das der Pilzsachverständige, wenn er einen Korb voller Täublinge vorgelegt bekommt? Der wird die ja nicht alle abschlabbern?
    Lamellenprobe bei einigen, aber die anderen? Können ja schon mal einige sein.

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    • Offizieller Beitrag


    Vielleicht 'ne doofe Frage, aber wie macht das der Pilzsachverständige, wenn er einen Korb voller Täublinge vorgelegt bekommt? Der wird die ja nicht alle abschlabbern?
    Lamellenprobe bei einigen, aber die anderen? Können ja schon mal einige sein.


    Ich würde einfach rotzfrech die Ratsuchenden kosten lassen; schließlich haben sie die Täublinge gebracht. :evil: Dann komts darauf an, wie interessiert die Ratsuchenden sind. Wollen die nur die Pilze essen oder wollen sie auch wissen, wie diese heißen. Das ist ein großer Unterschied.


    Je nach Situation sollte so was entschieden werden.


    l.g.
    Stefan

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  • Zitat von Schupfnudel


    Vielleicht 'ne doofe Frage, aber wie macht das der Pilzsachverständige, wenn er einen Korb voller Täublinge vorgelegt bekommt? Der wird die ja nicht alle abschlabbern?
    Lamellenprobe bei einigen, aber die anderen? Können ja schon mal einige sein.


    Klasse Frage! :giggle:


    das ist mir noch gar nicht eingefallen.
    Ich lasse erst mal den Pilzsachverständigen kosten... Genial!


    Grüsse
    claus


  • Ok, stimmt natürlich - die meisten werden wohl nicht unbedingt die genaue Art wissen wollen...




    Unterhaltsam wäre das wohl allemal. ;)

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  • Vielleicht 'ne doofe Frage, aber wie macht das der Pilzsachverständige, wenn er einen Korb voller Täublinge vorgelegt bekommt? Der wird die ja nicht alle abschlabbern?
    Lamellenprobe bei einigen, aber die anderen? Können ja schon mal einige sein.


    Hallo Schupfnudel,
    ich hoffe mal, dass der Pilzsachverständige die besten Täublinge aus eigener Anschauung kennt: Grüngefelderter, Frauen-, Speise-, Brauner Leder-, Orangeroter Graustiel-Täubling (habe ich einen vergessen?). Und die übelst scharfen: Spei-, Stachelbeer-, Zitronenblättriger, Heimtückischer Täubling (habe ich nochmal einen vergessen?) Bei allen anderen reicht es, an den Ratsuchenden die "Allgemeine Täublingsregel" herauszugeben.
    FG
    Oehrling

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  • Genauso mache ich das zum Beispiel.
    Täublinge am Bestimmungstisch ordentlich zu identifizieren ist oft sowieso mühsam, zumindest für mich. Otto-Normal-Pilzsammler achtet ja meist nicht auf Begleitbäume und so Sachen.


    Grüße
    Harald