subappendiculatus / fuscoroseus(pseudoregius)-Problem

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.857 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sarifa.

  • Hallo Boletenfreunde,


    Ich versuche grad, die Unterschiede zwischen Butyriboletus subappendiculatus und B. fuscoroseus (früher pseudoregius), also dem Nadelwald-Anhängselröhrling und dem Blauenden Königsröhrling rauszuklamüstern, und komme nicht weiter.


    Laut Büchern und Internet sind die gemeinsamen Merkmale zwischen den beiden
    - Stiel und Stielnetz gelblich, leicht blauend auf Druck.
    - Röhren gelblich, blauend auf Druck.
    - Fleisch weißlich - gelblich, im Hutbereich im Schnitt blauend, im unteren Stielbereich rötlich.


    Unterschiede:
    - Nadelwald (subappendiculatus) bzw. Laubwald (fuscoroseus)
    - Hut bräunlich-ocker, nie mit Rosatönen (subappendiculatus), braunrosa (fuscoroseus)
    - Stiel oft rötlich im unteren Bereich (fuscoroseus), Stiel selten rötlich im unteren Bereich (subappendiculatus).


    Und dann gibt's neuerdings noch B. roseogriseus, der sich von B. fuscoroseus wohl hauptsächlich in den Hutfarben (mehr rot-rosa-lila B. fuscoroseus als rot-rosa-braun in B: roseogriseus) und in fehlendem rötlichen Fleisch im unteren Stiel unterscheidet. Allerdings bisher nur aus Tschechien bekannt.



    Und was hab ich nun gefunden?
    - Hut schmutzig-rosa-braun
    - Röhren gelblich, blauend auf Druck
    - Stiel und Stielnetz gelb, kaum oder nicht blauend auf Druck
    - Stiel im unteren Teil nicht rötlich (oder nicht gesehen, weil immer mit Lehm überkrustet)
    - Fleisch im Hut blauend, im unteren Stielbereich rötlich
    - Standort: Bergwald, Tannen-Eichen zu gleichen Teilen (Nordpeloponnes, Griechenland, 900m)


    Ich tendiere ja irgendwie zum Blauenden Königsröhrling, der Hutfarben wegen, aber ich finde diese Unterscheidungsmerkmale alle so subtil, dass ich da echt keine Ahnung habe.


    Kann jemand helfen?


    (ach, und Standortfoto hab ich natürlich nicht gemacht... :shy: )


    1.


    2.


    3.


    4.


    5.


    6.


    7.




    Danke!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo,


    interessant - da bin ich gespannt,was die Experten sagen. B. subapendiculatus habe ich mehrfach als solchen bestimmt und von kompetenter Seite bestätigt bekommen, hier fehlten aber jeweils rötlichen Töne komplett.
    Schau mer mal....


    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Boletus (Butyriboletus) subappendiculatus hat neben den anderen Standortansprüchen ein ganz anderes verfärbungsmuster.


    Das was du da zeigst, ist ein einwandfreier Boletus fuscoroseus (= Butyriboletus fuscoroseus = Boletus pseudoregius). Auch die Hutfarbe unterscheidet beide Arten: Bei B. fuscoroseus immer mit Rosa Tönen, bei B. subappendiculatus immer ohne Rosatöne.
    Eher wären Verwechslungen mit dem Anhängselröhrling (Boletus appendiculatus = Butyriboletus appendiculatus) möglich, der eine ähnliche ökologische Amplitude wie B. fuscoroseus hat. Aber eben auch keinen rosanen Hut. Der blaut zwar deutlicher als B. subappendiculatus, aber nie in dem Muster wie B. fuscoroseus (im Hut blau, im Stiel Stiel rosarot).


    Steht aber auch in den Portraits.


    PS.: Boletus (Butyriboletus) roseogriseus hat eher ökologische Ansprüche wie B. subappendiculatus (submontane / montane Nadelwälder), ist bisher wohl nur aus Tschechien bekannt.



    LG, Pablo.

  • Hallo, wie sehr darf Eurer Meinung bzw nach neuestem Stand der Literatur eigentlich B. regius blauen?... Bon, Engel, Moser geben alle auch ein mögliches leichtes Blauen bei B. regius an. LG eberhard

    Chiprechnerei:

    284 (goldene Zeit < APR 2020), dann viele Min-, wenige Plusse, APR 21 + andere Rätsel: 272. Nach -20 Startgeld APR22: Tiefpunkt bei 252.

    Dort: nach Wetten, Abrackern, Platz 1 und Prozenten f. GI warens: 300. Dann APR '23-Startgebühr: =>280. Dort: 5 (Platz 7) + 6 (Platzwette) + 3 (500. Beitrag Rätsel) + 5 (Jokerschnellstrauswurf) + 3 (Frühjoker) + 3 (Kurzphal) + 3 (Teamphal) + 3 (Kreativ-Bonus) - 5 (Gewinnsteuer-GI) + 4 (get. viertbester Phal ) => 310. Minus 20 Teilnahme APR 2024 = 290.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Eberhard!


    Egal ob schwach baluend oder nicht: Den König müsste ich erstmal irgendwie finden. ;)
    Ich denke schon, daß es möglich ist, wenn auch nicht mit diesem schicken Muster wie beim Falschen König.
    Das Stielfleisch müsste immerhin leuchtend gelb bleiben, das Blauen im Hutfleisch dürfte kaum so intensiv sein.
    Ich glaube, irgendwo schrieb auch mal Jürgen Schreiner, daß es durchaus möglich sei, ein König mit leichtem Blauen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Aha. Bestätigung für fuscoroseus ist ja schonmal fein. War ich also auf der richtigen Spur.


    Aber nochmal ein paar Sachen klarstellen büdde... ;)


    Was sind die unterschiedlichen Standortansprüche? Ich habe Laubwald bzw Nadelwald für fuscoroseus / subappendiculatus gefunden. Meine Exemplare waren im Mischwald. Sind da noch andere Ansprüche? Bodenbeschaffenheit, pH oder so? Da konnte ich nichts zu finden.


    Und du sagst, appendiculatus sollte blauen? Den habe ich überall als nicht-blauend gefunden und daher sofort ausgeschlossen. Woher ist die Info? Du verwirrst mich! :D


    Eberhard, ich finde überall auch nur, dass B. regius normalerweise nicht blaut, aber eventuell bei feuchtem Wetter ein ganz bisschen blauen darf. Ich hatte den einmal, hat nicht geblaut.



    Andreas, danke auch dir für die Einschätzung. Also scheinen dann doch die Rosatöne der wichtigste Unterscheidungsgrund zu sein.
    [hr]


    Steht aber auch in den Portraits.


    Ups. Ey, manchmal bin ich echt doof. Die hab' ich mal wieder vergessen zu studieren... :shy: Sorry! Werd ich mir gleich nochmal zu Gemüte führen.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

    Einmal editiert, zuletzt von sarifa ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Öhm...
    Infos: Die Quellen, die auch im Schlüssel unten angegeben sind + eigene Erfahrungen + die Quellen, die ich seitdem zu der Thematik gelesen habe (Gröger zB, ein paar Artikel im Zuge der Gattungsneukombinierungen).


    Ist im grunde ganz einfach:
    B. appendiculatus:
    - blaut (an Poren mäßig, im Schnitt schwach)
    - wärmebegünstigte Laubwälder (und Mischwälder, Mykorrhiza vorw. mit laubbäumen) auf Kalk (oder zumindest basischem Boden)
    (- Hut tendenziell eher dunkel gefärbt)


    B. subappendiculatus
    - blaut nicht ! (oder nur sehr schwach und langsam an Poren und im Schnitt)
    - colline bis montane Nadelwälder (und Mischwälder, mykorrhiza vorw. mit nadelbäumen) auf sauren Böden, ohne besondere Wärmeansprüche
    (- Hut meistens recht hell gefärbt)


    B. regius und B. fuscoroseus wie B. appendiculatus (nur etwas strenger kalkgebunden)
    B. roseogriseus wie B. subappendiculatus.



    LG, Pablo.

  • Hallo Sarah,


    ich gebe auch noch meinen Senf dazu, einfach damit du eine Vielzahl von Meinungen kennst. Wie du weißt, entstehen mit einer Vielzahl von Meinungen auch Widersprüche, die nicht immer zuverlässig aufgelöst werden können. Wenn wir Glück haben, bekommen wir auch noch die Meinung des Users Jürgen (Schreiner), dem vielleicht besten aktiven Röhrlingskenner Deutschlands.
    Vorweg: meine Live-Funderfahrungen sehen so aus: Boletus appendiculatus alljährlich-regelmäßig, Boletus subappendiculatus alljährlich-regelmäßig, Boletus pseudoregius bisher 3 mal, Boletus regius auch regelmäßig, aber nur von einer einzigen Fundstelle (d. h. Variabilität von B. regius kann ich nicht gut einschätzen).


    Boletus subappendiculatus: kenne ich als einen Pilz des montanen feuchten moosbewachsenen (Fichten-Weißtannen-)Nadelwaldes (kommt z B. im Nord- und Ostschwarzwald sehr häufig vor), welcher im Moos vergesellschaftet mit Fichtensteinpilzen und Schönfußröhrlingen wächst, etwa die Größe des Schönfußröhrlings hat, Hutfarbe hell schmutzigrosa, Hutoberfläche feinfilzig, niemals blauend (weder auf Druck noch bei Anschnitt; ich habe den Pilz wirklich sehr oft gefunden, aber das habe ich niemals beobachtet), relativ schnell vom Goldschimmel befallen, so dass man oft neben intakten Steinpilzen und Schönfußröhrlingen nur schimmlige Leichen findet. Der Farbenverlauf beim Längsschnitt ist so, dass im Hut und in der oberen Stielhälfte ein Zitronengelb vorherrscht, das in der unteren Stielhälfte durch ein blasses Altrosa abgelöst wird.


    Boletus appendiculatus: kenne ich als Pilz des Laubwaldes über mineralischem Lehmboden (also nicht unbedingt über Kalkboden), der fast das ganze Jahr über trocken ist und nur zwei, drei Wochen im Jahr überhaupt Pilze in nennenswerter Menge erbringt. Als Begleitpilze kommen Sommersteinpilz, Hainbuchenröhrling oder Gelbporiger Raustielröhrling in Betracht, selbstverständlich auch Rotporer wie B. luridus oder B. legaliae. Die Hutfarbe ist ein ziemliches kräftiges Rotbraun bis hin zum Kastanienbraun. Die Hutoberfläche würde ich als grobfilzig bis leicht schuppig bezeichnen. Schneidet man den Pilz durch, blaut er nur oberhalb der Röhrenschicht, sonst nicht. Die Poren blauen auf Druck ebenfalls. Der Farbverlauf im Fleisch ist der gleiche wie bei B. subappendiculatus. Walter Pätzold war der Meinung, dass B. appendiculatus (den er vom Büchereck kannte) und B. subappendiculatus (vom Locherhof) dasselbe sei. Ich dagegen meine, dass diese beiden Pilze sich makroskopisch ziemlich gut trennen lassen und halte das abweichende Taxon B. subappendiculatus für voll berechtigt.


    Boletus pseudoregius (= fuscoroseus): kommt über noch krasserem Kalkboden vor als B. appendiculatus, also da wo die Erde rissig-krümelig-bröckelig ist und Kalkbröckchen enthalten sind. Ich habe ihn immer ziemlich am Waldrand gefunden, im Eichen-Hainbuchen-Wald, zwischen Weißdorn und Elsbeeren, in Gesellschaft des Echten Satanspilzes und ähnlichen Rotporern. Seine Hutfarbe würde ich immer noch als braun bezeichnen, allerdings ist es ein helleres Braun, welches gleichermaßen in Richtung Rosa und Orange geht, etwa wie die Eichenrotkappe, auch von der Huthautstruktur her. In der Mitte des Stieles hat er oft eine rötliche Ringzone, die den oberen gelben vom unteren bräunlichen Teil trennt. Beim Durchschneiden wird die gesamte obere Hälfte des Pilzes gleichmäßig und relativ kräftig blau.


    Boletus regius: an der mir bekannten Fundstelle wächst auch B. appendiculatus. Die beiden anderen (B. subappendiculatus und B. pseudoregius) habe ich trotz regelmäßiger Begehung noch nie dort gesehen, dagegen aber schon den Silberröhrling (B. fechtneri). Die Hutfarbe würde ich als kräftig rosa bis purpurfarben bezeichnen, brombeersaftrot kommt auch in etwa hin. Die Hutoberfläche ist eigentümlich kräftig schorfig, also schon anders als bei B. pseudoregius (so schorfig wie bei den hier gezeigten Exemplaren habe ich die Huthaut bei B. pseudoregius bisher noch nicht gesehen). Die bisherigen Funde habe ich immer stehen lassen, also kann ich zum Verfärbungsverhalten nichts sagen.


    Was du gefunden hast, ist nach meinem Kenntnisstand eindeutig B. pseudoregius (= fuscoroseus).


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling!


    Wow, danke für die vielen Infos!


    Gestern abend habe ich zu später Stunde tatsächlich dann auch das Blauen von appendiculatus und subappendiculatus verwechselt. Zusammen mit den Standortangaben kommt bei meinem also auch wirklich nichts anderes heraus als B. fuscoroseus. Auch die Größe war dann deutlich mehr als B. appendiculatus, ich habe mehrere Exemplare von über 20-25cm Hutdurchmesser gefunden - so groß kenne ich nicht mal Steinpilze. Und deutlicher Kalkboden ist dort auch vorhanden, kommt also auch hin.


    Spannend, so langsam fange ich an, die Röhrlinge ein bisschen besser einschätzen zu können und auf die Feinheiten zu achten.


    Danke nochmal für eure Mühe und Geduld!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).