Im Moorwald unterwegs

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.570 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Liebe Pilzfreunde



    Trotz zahllosen Pleiten in den letzten Wochen war ich gestern mit meinem Pilzfreund Rainer in der Eifel unterwegs. Man kann nicht sagen, das es schlecht war; es war grottenschlecht. Selbst in Gebieten in denen etwas geregnet hatte und in Bereichen mit Bachläufen wuchs der Frust unaufhörlich. Wiesen, die sonst vor Rötlingen und Saftlingen überquellen, sahen aus als wäre dort noch nie ein Pilz gewachsen. Fluchen über das Schei... - Skandinavienhoch brachte nur wenig Entlastung.
    Ein Moorbereich hat uns dennoch ein wenig entschädigt. Ein älterer, halb vergammelter Schleierling und ein angefressener Täubling, waren die ersten Pilze des Tages. Ein einzelner Lacktrichterling ein überständiger Röhrling; geht da noch was?
    Endlich ein unversehrte Fruchtkörper. Zwar in guten Jahren ein Massenpilz in den Fichtenwälder der Eifel aber an so einem Tag war auch ein Einzelfruchtkörper ein Bild wert.


    Graubräunlicher Seidenkopf (Cortinarius anomalus)


    In guten Zeiten an geeigneten Standorten wie gesät zeigten sich zumindest kleine Grüppchen
    Duftender Gürtelfuß (Cortinarius flexipes)


    Wie sein Vorgänger mit Geruch nach geriebenen Geranienblättern jedoch mit schwachem bis fehlendem Velum auf dem Hut und ohne violette Töne im Fleisch
    Duftender Gürtelfuß (Cortinarius flexipes var flabellus)


    Der nächste Vertreter trägt seinen Namen wohl zu recht.
    Geschmückter Gürtelfuß (Cortinarius armillatus)


    Ein Hautkopf mit gelben Lamellen und Sporen über 10 m µ, in Sphagnum wachsend
    Gelbblättriger Sumpf-Hautkopf (Cortinarius huronensis)


    Dann zeigte sich doch noch ein fast unbeschädigter Täubling
    Gelber Graustieltäubling (Russula claroflava)


    Einer der häufigsten Milchlinge, der meist mit Birken vergesellschaftet ist. Er bevorzugt zwar keine nassen Böden, verschmäht sie aber auch nicht. Er schmeckt mild wird jedoch allmählich bitter und seine Milch färbt sich langsam blass gelb, was am Besten isoliert auf einen Papiertaschentusch zu sehen ist.
    Flattermilchling (Lactarius tabidus) früher L. theogalus


    Auch der nächste Milchling ist ein Birkenbegleiter. Seine Geschmack ist scharf und seine Milch verfärbt sich beim Eintrocknen graugrün.
    Graufleckender Milchling (Lactarius vietus)


    Eine große auffällige Art mit unveränderlicher, scharfer Milch zeigte sich mit schönen violettlichen Farben. Meistens sind ausgewachsene Fruchtkörper ausgebalsst und nicht auf den ersten Blick erkennbar.
    Nordischer Milchling (Lactarius trivialis)


    Sicher einer der schönsten Vertreter seiner Gattung, der durch den zottig behangenen Rand und die violette Verfärbung der Milch fast unverwechselbar ist. Erfreulicherweise erstmals gleich an zwei Stellen im Gebiet.
    Zottiger Violett-Milchling (Lactarius repraesentaneus)


    Vom letzten Milchling fanden wir nach mühsamer Suche ein kaum 1cm großes Exemplar an einer bekannten Stelle unter Laub versteckt.
    Schüppchenmilchling (Lactarius spinosulus)


    Nur um das klar zu stellen. 1 cm Durchmesser hatte der große Fruchtkörper :)


    Bei der Suche ging uns als Beifang noch eine eher seltene Art ins Netz. Früher wurden alle derartigen Funde als Grüne Erdzunge (Microglossum viride) bestimmt Eine Form mit mehr oder weniger einheitlich grünen Farbtönen, stärker schuppigen Stielen, Standort im Laubwald wurde in jüngere Zeit als Microglossum griseoviride abgetrennt und neu beschrieben. Hier nun die –žEchte–œ
    Grüne Erdzunge oder Stielzunge (Microglossum viride)


    Das Jammern auf inzwischen höherem Niveau geht weiter :). Kein Gewöhnlicher Birkenpilz (Leccinum scabrum), kein Moor-Birkenpilz (Leccinum holopus), kein Vielverfärbender Birkenpilz (Leccinum variicolor) eeeeeeeeendlich gab es doch noch einen Vertreter seiner Zunft.
    Blaufüßiger Raufuß (Leccinum cyaneobasileucum)


    Zum Abschluss noch zwei kleine Vertreter einer gut bekannten Art, die sich ins Torfmoos verirrt haben
    Kahler Krempling (Paxillus involutus)


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Solche Sumpfgebiete müsste man haben...
    Schön ein paar so feine Sachen zu sehen, auch wenn sie mehr oder weniger in der Not zusammengekratzt wurden.
    Ob das wirklich nur am schlechten Wetter in August und September liegt, daß viele Gebiete, die sonst Massen an Pilzen zeigen, so leer sind?
    Oder sind es auch noch die Nachwirkungen der verheerenden Dürrekatastrophen in 2015 und 2014? :/



    LG, Pablo.

  • Moin Karl ...na das lässt doch langsam hoffen :thumbup: Für dieses wirklich bisher pilzarmen Herbst sehr schön :)


    Aber mir geht es hier oben auch so...Frust...Wiesen usw wo man zu dieser Zeiten echt Probleme hat keinen Pilz zu zertreten sind leer...oder fast zumindest.. von daher freuen mich immer solche Berichte :)


    Irgendwie kann es nicht nur an dem fehlenden/wenigen Regen liegen dieses Jahr...

  • Zitat


    Irgendwie kann es nicht nur an dem fehlenden/wenigen Regen liegen dieses Jahr...


    Wie Pablo schon andeutet, spielen wohl auch die Jahre 2014 und 2015 eine Rolle. 2014 sind schon Pilzwanderungen ausgefallen wegen ist nicht und die Funde waren in der Ganzen Hauptsaison schon ziemlich schwach. Im Dürrejahr 2015 kam dann nur noch sporadisch was, mal hier, mal da, aber nichts Zusammenhängendes und auch erst spät im Jahr. Daß die Pilze 2015 gelitten haben, wurde klar, als nach dem nassen Frühjahr und Frühsommer 2016 die normalerweise bei dem Wetter zu erwartende Pilzschwemme ausblieb. Spätestens 2016 hätten die Myzelien ein regenreiches Jahr gebraucht, um sich halbwegs erholen zu kömmen, stattdessen kam es noch dicker. 61 Liter in Juli, August und September zusammen. Früher hat hier West- oder Nordwestwind dominiert. Der Wind hat sich im wahrsten Sinn gedreht. Mittlwerweile sind hier wochenlang Ostwind normal, dann mal etwas Westwind und mit Glück ein Eimer Regen. Im Netzbachtal sind ganze Bachläufe verschwunden, nur noch trockene Gräben.


    Schöne Bilderstrecke, Karl. Da sind Arten dabei, die ich selbst in besten Pilzjahren noch nicht fand.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

    "I'm only happy when it rains
    I'm only happy when it's complicated
    And though I know you can't appreciate it
    I'm only happy when it rains"
    (Garbage)

  • Hallo Karl,


    ach das tut gut mal wieder Pize zu sehen ;)
    Auch Dir vielen Dank für den schönen Beitrag! Sollte Dein Pilzfreund der Rainer "aus dem" Wald sein, grüß ihn doch mal ganz herzlich von uns :)
    Unser letztes Treffen liegt nun auch schon ein paar Jahre zurück, leider.


    Liebe Grüße von


    Sabine & Holger

  • Lieber Karl,


    ganz vielen Dank für diesen wunderbaren, sumpfigen Beitrag!


    Da sind einige Arten dabei, die ich nicht kenne und einige, deren Bestimmung mir nicht leicht fällt.
    Umso schöner, dass Du sie in aussagekräftigen Bildern vorstellst!


    LG Nobi

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