Hallo,
scheinbar gab es so gut wie keine Pilze in diesem Sommer, in diesem Frühherbst - alles so trocken, so sonnig, bis auf kleine Regenepisoden (aber auch mit kurzem Starkregen, der Wanderwege zu Bächen machte und einen in 2 Minuten von oben bis unten durchnässte) - aber scheinbar kommen doch einige Pilzarten damit zurecht: die Unscheinbaren.
Und manche Pilze sind auch nur - auf den ersten Blick - scheinbar dies und auf den zweiten Blick sind sie scheinbar das - und in Wirklichkeit sind sie vielleicht noch ganz was anderes ... und bei genauer Betrachtung sind auch die Unscheinbaren gar nicht mehr unscheinbar.
Eine Auswahl (Bilder sind auf die genannte Pixelzahl vergrößerbar) von August bis Anfang Okober:
01 (1200)
Den hatte ich noch "unterschlagen", dieses seltsame Ding wuchs auf der Orchideenwiese (Halbtrockenrasen auf Kalk) bei Istein im Juli.
Ich wusste nicht, was es war (sieht rohrkolbenartig aus)- aber dank dem Beitrag hier (von Jule und Karl) müsste es sich um einen Gras-Kernpilz handeln, Epichloe spec. (Vermutlich Epichloe typhina? Aber ich habe mir das nichtblühende Gras nicht näher angeschaut.)
02
Trauriggnolm weint, keine Pilzies da.
03 (1600)
August-Highlight, persönlicher Erstfund von Gyroporus castaneus (bei Buchen auf Kalk, 450 m, über Wochen bis jetzt im Oktober vereinzelt anzutreffen auf einem einzigen Wegstück, dort jetzt auch bei forstwirtschaftlich angepflanzten (alten) Roteichen, Quercus rubra (kein einheimischer Baum)).
Ist ja selten, sollte geschont werden - weil es aber so viele gab, habe ich 5 Pilze geerntet, 2 waren (äußerlich nicht deutlich sichtbar) schon sehr madig. Den Geruch in der Stielbasis empfand ich als leicht metallisch, auch der Geschmack als Reingericht war nicht so sehr aromatisch, auch ein bisschen metallisch (nicht so mein Fall).
04-06 (1600)
Diese sahen von oben scheinbar wie Röhrlinge aus, dann hatten sie scheinbar "goldene Blätter" (.... Blödsinn....), doch aber "gekrempelt" (aha!)
Aber sie wuchsen scheinbar nicht in direkter Verbindung mit Holz sondern auf dem Erdboden (vielleicht auf Häckseln oder per "Wurzel" mit dickeren Holzstücken verbunden? Kiefern in der Nähe, ev. auch Kieferntotholz) Jedenfalls sind es Samtfußkremplinge, Tapinella atrotomentosa (pers. Erstfund, es darf gelacht werden ....hahaha ...) Geschmack vor Ort etwas würzig-säuerlich-herb (nicht eindeutig bitter), nur zur Probe (und um die Farbe zu sehen) ein Stückchen gekocht. Das wurde blau ... und bitter.
07-08 (1600, 1200)
Die kleinen Pilze halte ich für Psathyrella pygmaea, Zwergfaserlinge (nicht zerlaufend, bräunliche Lamellen, bräunliches Sporenpulver) - auf einem Buchenstumpf, pers. Erstfund. (Unterseitenbild hätte ich auch noch.)
09-10 mir wird schwin-de-lig (1600)
50 m weiter am gleichen Tag, der Verwechslungskandidat
Coprinellus disseminatus, Gesäter Tintling (so direkt nebeneinander eigentlich im frischen Zustand/vor allem mit jungen Pilzen - eindeutig auseinander zu halten - und ich denke, viele Bilder im Web von Psathyrella pygmaea zeigen Coprinellus disseminatus)
11-12 (1600)
Könnte ein Rätsel sein, welcher P. hat so einen Hut?
Es war ein sehr sehr großer Graugrüner Dachpilz (Pluteus salicinus), ca. 10 cm Durchmesser.
Das Trocknen brachte die Farbe deutlicher hervor.
13 (1600)
Anderswo selten, hier kommen diese kleine hübschen Pilze (leider schon etwas verdallert) regelmäßig im Sommer nach Regen, Weißer Zwergschwindling, Marasmiellus candidus (bisher meine größten Exemplare in D, bis 2 cm Durchmesser)
14-15-16 (1600, 1200, 1200)
Das ist so ein "scheinbar-unscheinbar" Pilz. (Pers. Erstfund) War nach Starkregen, Huthaut glatt, keine Strukturen, keine Riefung, keine Hygrophanität, enge Lamellen, Ansatz ganz schmal, weißes Sporenpulver, inamyloid.
Ich rätselte und rätselte (hätte ja hier nachfragen können) ... scheinbar kein Marasmius, kein Gymnopus wollte passen.
Dann noch mal gesehen (und noch mal und noch mal).
Es ist der Zierliche Mehlschirmling, Cystolepiota seminnuda (das "Mehl" kann völlig ab sein). Nur ca. 1 cm breit (max. vielleicht 15 mm, junge Pilze 2 mm Knöpfchen), Fundort in anghäufelter lockerer steiniger holzdurchsetzter Erde am Wegrand.
17 (1600)
Nebenan standen einmal einige Stinkschirmlinge, Lepiota cristata (der wollte in den Beitrag) und auch Spitzschuppige Schirmlinge (Lepiota aspera). Da konnte ich auch noch mal den Geruch ("cristaoid") vergleichen. Deutlich beim Stinkschirmling, beim Spitzschuppigen etwas anders, für mich nicht unangenehm.
18-19 (1600)
Röhrlinge ...
fast nur Rotfußröhrlinge allg. (vor allem X. rubellus und engelii, eher später X. pruinatus und chrysenteron, dann noch X. porosporus gefunden), dazu 3 (insgesamt!) kleine Netzhexen (Suillellus luridus, Syn. Boletus luridus ... lecker)
Aber hier ein pers. Erstfund, Schwarzblauender Röhrling, Boletus pulverulentus (bei Buchen auf Kalk)
20 (1600)
Mal etwas ganz anderes, etwas ganz Simples (oder nicht?)
Sind so kleine Schichtpilze (2cm breit, 5 mm abstehend) auf Ästchen immer Ästchen-Schichtpilze, Stereum rameale (---> jetzt = Stereum ochraceoflavum) (keine Verfärbung beim Reiben oder Anfeuchten, sehr striegelige Oberfläche, eine ganz feine, nur minimal dunklere Schicht unter dem Hutfilz (soo selten (?), oder nur übersehen, pers. Erstfund auf dünnem, in der "Luft" (an Sträuchern) hängendem Buchenästchen.
21-22-23 (1600)
Hier lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte, diese Risspilze sind Inocybe maculata (Gefleckter Risspilz)...
der Ordnung halber ergänze ich ein cf: Inocybe cf. maculata
Am schmalen Weg wie gesät (Buchen auf Kalk), spitzkegelig, rimos, glänzend-faserig, Velumreste auf dem Hut (abwischbar), Hüte relativ groß werdend (5 cm, dann geschweift, "divenhaft"), hellbraune Lamellen mit heller Schneide, Stiel oben leicht flockig, eher nicht bereift (?, dort jedenfalls anders aussehend als unten), im Alter oft einseitig bräunend, Stielbasis unterschiedlich geformt, meist - aber nicht immer - etwas verdickt.
Geruch: sehr deutlich "blütenduftig" mit etwas sperm. Unterton (deutlich süßer als Inocybe cookei)
24 (1600)
Wulstlinge....
ich sah (in der ganzen Zeit): 1 Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), 1 Amanita cf. lividopallescens, 1 Amanita cf. vaginata und einige Perlpilze (Amanita rubescens), davon war 1 (!) essbar.
Die anderen sahen so aus (der rechts erinnert "assoziativ" an Charlie Brown, Drachen schon wieder im Baum gelandet, die Nadeln sind nicht "drapiert"
25-26 (1600)
Phytoparasiten an Bergahorn,
das müsste die Weißfleckenkrankheit sein (nicht die Schwarzfleckenkrankeit), Cristulariella depraedans.
http://www.arbofux.de/weissfleckigkeit-an-bergahorn.html
27-28 (1600)
Was mag das sein ...?
Na ja, einfach nur ein uralter Birkenporling, Piptoporus betulinus von oben, abgefallen vom stehenden Totholzstamm (dunkle Ecke, tausend Mücken, aber Erstfund ... nicht des Porlings ... sondern von solch Birkenndürrständern, die gibt es hier normalerweise nicht.)
29-30 (1600, 1200)
Noch so was Unscheinbares, ein "gräulicher" Milchling, mit rötenden Madengängen und Milch, die nur im Fleischkontakt langsam rötet (überprüft), also der Rußfarbene Milchling (Lactarius fuliginosus), immer mal wieder ein einzelnes Exemplar.
(Ansonsten an Milchlingen zur Zeit noch Erdschieber, Lactarius vellereus (Milch solo mild) und Eichen-Milchlinge, Lactarius quietus (Geruch? Welcher Geruch? Den Geruch finde ich jedenfalls nicht "schlimm" und auch nicht besonders ausgeprägt) und Süßliche Milchlinge, Lactarius subdulcis)
31 -32 (1600)
Nicht Besonders, dünnschalige Kartoffelboviste, ev. der Braunwarzige, Scleroderma cf. verrucosum (wg. Buchen auf Kalkboden), aber jetzt kommt es:
so jung, dass sie innen noch weiß sind (noch nie gesehen).
Ansonsten z.Zeit viele Stäublinge (Birnenstäublinge und Flaschenstäublinge), an Bovisten kommen an einer Stelle immer wieder Bleigraue Boviste, Bovista plumbea.
33 (1600)
Zur Entspannung: einheimisches Großes Springkraut, Impatiens noli-tangere, in "Normal-Gelb" und in "Fast-Weiß" (separate Pflanzen, eine einzelne davon, die weiß blühte).
34 (1600)
Diese hübschen Saumpilze (Lacrymaria/ Psathyrella lacrymabunda) muss ich einfach hier hereinnehmen ...obwohl ... das Licht ... die Sonne ... die Schatten ... mir gefällt es jedenfalls so besser als die Bilder zwei Minuten vorher ohne Sonne.
35-36 (1600)
Noch ein persönlicher Erstfund (glaube ich...), den ich gerne Starkblauenden Rotfußröhrling (Xerocomellus cisalpinus) nennen würde. Bei Berührung an Stiel und Poren sehr stark blauend , ebenso im Schnitt sehr schnell deutlich blauend (vor allem im Stiel), aber so gut wie gar keine Rottöne vorhanden (außer in den Madengängen im Stiel). ---> ist o.k.
37 (1600)
Als Beispiel für die vielen Täublinge, meist angefressen, zerfallen, in Einzelexemplaren ohne Nachwuchs, viele absolut sporulier-unwillig (auch mit Bitten und Drängeln nicht, sprich etwas feuchter lagern, drinnen, draußen, abgedeckt, unabgedeckt). Meist habe ich durch "Sporenpulverfarben-Annahme" + Geruch + Geschmack + Huthautabziehbarkeit + Chemie (per Gröger) einen cf.-Namen verteilt.
Hier als Beispiel etwas was ich für ziemlich eindeutig halte (ich hätte auch noch Detailbilder):
Riesiger Pilz bei Buchen auf Holzlagerplatz, auf Kalk: 14 cm Hut, Stiel sehr massig über 3 cm dick, Hut im Alter leicht gerieft, Huthaut knapp ein Drittel abziehbar, Farbe wie auf Bild (in der Mitte ausgeblasst) Stielaußenseite und Fruchtfleisch deutlich gilbend bräunend, Geruch vor Ort unauffällig, Geschmack mild, Geruch vergehend sehr aufdringlich ... süß ... aber auch wohl "krabbig".
Jedenfalls legt die sehr starke (dunkel-grün-graue) Rk. mit Eisensulfat den Buchen-Heringstäubling (Russula faginea) nahe, sollte rel. dunkles gelbliches Sporenpulver haben. Eine sehr leichte Gelbfärbung der Lamellen widerspricht dem zumindest nicht.
38 (1600)
Nur so "Hutoberflächen" vom Frauentäublingen, Russula cyanoxantha (weiche Lamellen überprüft), die habe ich auch noch nie im essbaren Zustand gefunden. Hier schauten einen 1000000 und eine Made an, wenn man den Pilz umdrehte.
39-40 (1600, 1200)
Persönlicher Zweitfund, Gelber Fadenstachelpilz, Phlebia uda.
41-42 (1600)
Persönlicher Erstfund, Zweifarbiger Knorpelporling, Gloeoporus dichrous.
Die rosa Poren ließen sich wie ein Häutchen abziehen.
Der Pilz sollte vor allem im Auwald auf Weidenästen vorkommen, hier im Buchenwald (nur Buchen im direkten Umfeld) ohne Wassernähe auf nicht näher identifizierbarem dünnen Ast mit abplatzender Rinde.
43 (1200)
Detail vom Dickblättrigen Schwarztäubling, Russula nigiricans (so "taufrisch" noch nie gesehen).
44 (1600)
Auch "alter" Pilz hat seinen Reiz, Riesenporlings"studie", Meripilus giganteus.
Zum zweiten und dritten Mal gegessen (natürlich jüngere Pilze, die waren von Totholz, geschmacklich einwandfrei. Im Gegensatz zu meiner Erstprobe von lebender Buche, die seltsam nach "Holz" schmeckte.)
Probiert habe ich in diesem Jahr auch (zum ersten Mal):
Mehlräslinge (Clitopilus prunulus) (mit vorheriger Sporenpulver-Absicherung), der "ranzig-mehlige" Geruch verfliegt zwar, aber ich nahm im Reingericht immer noch einen etwas "ranzigen" Nachgeschmack war.
Ockerbraune Trichterlinge (Clitocybe gibba)
Als Reingericht (so ein Löffelchen) ziemlich intensiv, etwas penetrant. Aber getrocknet, gemörsert und dann a la Pilzbutter, das fand ich gut.
45 (1600)
Und diesen habe ich auch gerade erst wieder gefunden, bei Kiefern und Bach in parkähnlichem Friedhofsgelände:
Chroogomphus rutilus, Kupferroter Gelbfuß (auch wieder dort bei Erlen Erlenkremplinge, Paxillus rubicundulus und Erd-Ritterlinge, Tricholoma terreum s.l bei Kiefern)
Auch die Gelbfüße habe ich probiert, na ja, die Farbe ist schön, Geschmack ist nicht viel daran, außer einer leichten Säure.
Im Wald letzte Woche (ohne Fotos): zwei essbare Semmelstoppler, 2 nicht mehr essbare Zitzen-Riesenschirmlinge, kleine Stockschwämmchen, die ersten Buchenschleimer und Orangemilcher und Rettichhelmlinge, vertrocknete Lacktrichterlinge usw. div. Porlinge im Wachstumsschub (und das Ganze ohne Regen).
Dann fand ich noch im Wald 'nen Stein,
ein hübsches Steinchen, keinen Steini, nein!
Denn Ironie von der Geschicht:
Steinis gab es hier nicht!