Etwas Grundsätzliches über Trameten...

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.256 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fraxineus.

  • Hallo zusammen,....
    laut meiner Erkenntnis bauen Trameten lediglich das Splintholz ab und meiden eher die Tannine im Kernholz an denen sie sich i.d.R "die Hyphen ausbeißen"...


    Ich entdeckte vor kurzer Zeit eine Prunus avium mit stark gebogener Kronenspitze auf deren Oberseite eine Tramete saß.
    Ich vermute Daedaleopsis confragosa (Rötende Tramete) oder Striegelige Tramete
    (T.hirsuta).
    Wie würdet Ihr die Gefährichkeit einstufen wenn es sich ausschliesslich um Trametenbefall handelt und kein anderer Kandidat zusätzlich das Holz abbaut?
    Bei allen von mit untersuchten Kirschbäumen werden lediglich Kambium und Splint tangiert...



    Vielen Dank im Vorraus
    Gruss Frank

    • Offizieller Beitrag


    Hi,


    ich glaube wird dir im Forum keiner sagen können, es sei denn hier ist noch ein anderer Baumkontrolleur. Ich kann auch mit Begriffen wie "Splintholz" wenig anfangen; dazu bin ich zu wenig Forstwirt. Kambium sagt wir was, aber wo sitzt das bei Prunus im Stamm? Inwieweit die "Festigkeit" des Holzes duch einen reinen Trametenbefall beeinträchigt ist, kann ich nicht beurteilen.
    Zudem solltest du dich fragen. Ist die Quelle für die Info valide, dass Trameten das Kernholz nicht angreifen? Gilt das auch D. confragosa, die ja keine Tramete ist? Nebenbei erwähnt habe ich D. confragosa an Prunus sp. noch nicht gefunden!
    Dann kannst du niemals ausschließen, dass der Baum duch andere Organismen, wie z.B. Insekten geschädigt ist. Dann können im Holz noch andere Pilze sein, die aus was für Gründen auch immer nicht fruktifizieren müssen, die du äußerlich gar nicht siehst. Zudem gibts auch noch Oomyceten, wie z.B. Phytophtora, die auch dem Baum zusetzen können. Baum mit Hängender Kronenspitze stimmt mich zumindest nachdenklich...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Fraxineus,


    Wenn Kambium und Splintholz abgebaut werden, liegt das Kernholz irgendwann schutzlos frei, da Kernholz nicht abschotten kann ... es ist mausetot. Irgendwann bricht mal ein kernholzfreier Zweig ab und öffnet eine Pforte zum Kernholz für die Kernholzfresser.
    In einem solchen Fall empfehle ich einen entlastenden Rückschnitt, der keinesfalls Kernholz freilegt, um die Bruchgefahr zu mindern. Bei Prunus ist da allerspätestens bei 5cm Querschnitt ende, bei einigen Arten auch besser schon vorher. Genaueres kann man nur vor Ort entscheiden. Ein kräftiger geiler Trieb kann durchaus nach wenigen Jahren schon die 5cm knacken, ist dann aber kernholzfrei, ein alter hingegen kann durchaus auch schon bei 4cm kernholzhaltig sein.
    Grundprinzipiell ist das Kernholz totes Fleisch, Leben ist nur im Splintholz und weiter draußen. Wenn ein Pilz "nur" den lebendigen Teil frißt, frißt er eigentlich den Baum.
    Ich kenne Trameten jetzt allerdings nicht unbedingt als Baumkiller. Wenn das Holz eh extrem hängt, wäre meine Vermutung, daß es die Kirsche erst abgestoßen hat und DANN die Tramete kam, daß die Tramete also nur Totholz besiedelt hat. In dem Fall wäre nur das Totholz zu beseitigen ... dabei bitte nicht in lebendiges Holz sägen/schneiden.


    Edith meint noch, daß bis auf die rötende Tramete die anderen gängigen Trameten i.d.R. nicht an lebendigem Holz zu finden sind und auch die eher selten.
    Edith mein auch noch, daß ich kein Baumkontrolleur bin, ich pflege lediglich beruflich Bäume.
    Edith nervt, aber das muß noch dazu. Gerade Prunus sehen gern von unten recht gesund aus und obendrauf sitzt dann Phellinus tuberculosos oder ein anderer Feuerschwamm. Da habe ich beim durchklettern schon oft nen Schreck bekommen. Daß man keinen weiteren Pilz sieht, heißt nicht, daß kein weiterer da ist. Ich bin gerade beim Feuerschwamm immer wieder erstaunt, wie weit ich zurückschneiden muß, um in demarkationslinienfreises Holz zu kommen.

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Hessekopp ()

  • - Edith meint noch, daß bis auf die rötende Tramete die anderen gängigen Trameten i.d.R. nicht an lebendigem Holz zu finden sind und auch die eher selten.-



    Hallo zusammen,...
    die Trametes hirsuta z.B. findet sich bei uns häufig an Prunus im Stammbereich, wenn schwächende Faktoren (i.d.R. SONNENBRAND) auf den Stammbereich eingewirkt haben.
    Ein Rindenschaden reicht also als Eintrittspforte für Trameten vollkommen aus.
    Wenn Trockenstress und Bodenverdichtung,Frost, etc. noch hinzukommen ist der Baum oft nicht in der Lage die Wunde vernümpftig abzuschotten.
    Als Nächstes kommen dann (last not least) die Kernholzzersetzter hinzu, wie z.B der Schwefelporling oder der von dir genannte Phellinus.
    Die Rötende Tramete finde ich (bis auf Ausnahmen) tendenziell weiter oben, und zwar im Kronenbereich.
    Dort erfüllt sie ihre Funktion als sog. "Astreiniger" .
    Hier ist es (zumindest bei uns in Bonn) meist die Variante "Daedaleopsis confragosa var. tricolor".


    Naja,....
    was meine Frage angeht so finde ich nirgendwo brauchbare (und gut dokumentierte) Untersuchungen zu der besagten Problematik; bin also weiterhin auf Beobachtungen angewiesen.
    Generell gibt es bei mir erst einmal eine Entwarnung wenn ich Trameten entdecke.
    Danach wird näher untersucht.


    Vielen Dank nochmal.
    Gruss Frank.
    :)

  • Prunus schottet von Haus aus ja schonmal sehr schlecht ab, schlechter gehts kaum.
    Schwefelporling habe ich hier auch gelegentlich an Prunus. Ich habe neulich einen Prunus gesehen, der einfach nicht sterben will. Angeblich zeigte sich der Schwefelporling jetzt das siebte Jahr in Folge. Der Prunus hat einen Stamm von nichtmal 20cm, aber an der Stelle des Schwefelporlings ist er durch die massive Bildung von Kompensationsholz auf über 50cm angeschwollen (keine Veredelungsstelle, der "Knubbel" wuchs mit dem Pilz).
    Ich habe hier sehr viel Phellinus, die nehmen hier jede Eintrittspforte, die sie kriegen können. Trameten hingegen habe ich kaum bis keine. Hier (Raum Neuss) gibt es weit und breit keinen nennenswerten Wald mit toten Bäumen oder Stumpen und daher wohl auch kaum Lebensraum für Trameten.
    Ich bestelle mir für nächste Woche - da habe ich Urlaub - einiges an Literatur, die sich mit Baumdiagnostik, Gehölzkrankheiten und Holzzersetzenden Pilzen beaschäftigt, wenn ich da was brauchbares dazu finde, melde ich mich nochmal ... ich lese die Schinken aber sicher nicht alle aufeinmal und auch nicht alle innerhalb der Urlaubswoche ... soll ja nicht in Arbeit ausarten :D

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

  • Hallo zusammen,


    vorab: Ich halte von der ganzen Bäumebeschneidere garnichts, und auch nicht von der Theorie, dass man einen bereits mit Pilzen befallenen Baum großartig "retten" kann;-) Kambium und Splintholz "wehren" sich gegen Pilzbefall durch Wasser oder zumindest hoher Feuchtigkeit - die Myzelien mögen das nicht, jedenfalls von Holz abbauenden Pilzen (Im Kambium und in den Holzstraheln des Splintholzes können aber z.B. Hefen leben und sich davon ernähren). Da das Kernholz wenig Wasser enthält, ist das in erster Linie das Hauptsubstrat holzzerstörender Pilze. Wird von einem Baum vornehmlich das Kernholz langsam abgebaut, wird er innen dann schließlich hohl, und bekommt eine "Röhren-Statik";-), kann aber trotzdem noch lange stehen! Hier würden dann mechanische, stabilisierende Maßnahmen helfen, den Baum noch lange leben zu lassen.


    Grüßle
    Jürgen


  • laut meiner Erkenntnis bauen Trameten lediglich das Splintholz ab und meiden eher die Tannine im Kernholz...



    Hallo Frank,


    nach WOHLERS et al. erfolgt der Holzabbau durch Trameten bei Eichen nur im Splintholz.
    Bei anderen Baumarten würde ich mich darauf nicht verlassen.


    @ Jürgen: Es geht meist gar nicht um ´s Retten, sondern darum, den befallenen Baum
    bis zu seinem Tod regelmäßig so zu beschneiden, dass er keine Gefahr darstellt.
    Bei Baumpflegern nennt sich das "Pflege auf Abgang", wenn ich mich richtig erinnere.


    Grüße
    Stefan


    Wohlers A., Kowol T., Dujesiefken D.: Pilze bei der Baumkontrolle, Thalacker, Braunschweig, 2003





  • -> Bei anderen Baumarten würde ich mich darauf nicht verlassen... <-
    Das war auch mein Eindruck.


    Ps:
    Das sich Trameten am Kernholz der Eiche "die Hyphen ausbeissen" habe ich in der Fachliteratur nachlesen können.


    Vielen Dank Stefan!
    .-)