Es lebe der Kalk!

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  • A.Gminder hat mal sehr schön und treffend gesagt: In Jena sind die Wälder entweder völlig vertrocknet und man findet keinen einzigen Pilz - oder aber sie stehen voll mit Pilzen. Den ersteren Zustand habe ich schon häufig schmerzvoll erfahren müssen und viele male betrübten Gesichts den Pilzkorb völlig umsonst stundenlang durch die Wälder geschleppt. Aber es gibt auch die Zeiten wo es eine wahre Pracht ist hier in den Wald zu gehen. Heute war einer von diesen Tagen. :cool:


    Ziel der Exkursion war neben der allgemeinen Pilz-Pirsch auch das Sammeln für die Landespilzausstellung Thüringen welche dieses Wochenende in Ilmenau stattfindet. Daher habe ich alle Funde möglichst behutsam und komplett aus der erde/Holz geschnippelt, die Fruchtkörper aber sonst in Ruhe gelassen. Schnittbilder gibt es heute daher keine. Aber das macht nichts, kommt freut Euch einfach (mit mir gemeinsam) über viele schöne Funde, nicht wenige davon Erstfunde bzw. aus der Rubrik Bestimmlinge.



    1) Büschelig am Baum mit unbestimmtem Geruch. Von unten erinnern sie mich an Fälblinge.





    2) Samtfußrüblinge




    3) Da die Fruchtkörper so extrem ausgeblichen sind vermute ich hier den Blauen Träuschling. Standort direkt am Weg würde auch passen.





    4) Ein Ritterling, vielleicht sogar Erdritterling. Interessant fand ich die mutmaßlichen Reste einer Cortina. Könnten aber natürlich auch einfach nur Spinnenweben gewesen sein ;)





    5) Noch ein Ritterling - wieder Erdritterling? Die Hutoberfläche sah anders aus - und die Faßstellen an der Unterseite waren intensiv gelb gefärbt. Ein Hinweis?





    6) Jetzt wird es spannend - und sehr wage was die Bestimmung angeht. Ich werfe mal den Begriff Klumpfuß / Dickfuß in den Raum und überlasse dezent den Experten die wilden Mutmaßungen. Egal, schön schaut er aus, oder? Begleitbäume übrigens Eiche.






    7) Gleich darauf stolperte ich über den nächsten Schleierling - vermutlich ein Schleimkopf. Ebenfalls bei Eiche.






    8) Ebenfalls ein mutmaßlicher Schleierling bei Eiche; dieses mal tippe ich auf Telamonie. Mit der auffälligen Bereifung des Hutrandes vielleicht leichter zu bestimmen?





    9) Erneut ein Klumpfuß/Schleimkopf (der Hut war übrigens nicht schleimig), wiederum an Eiche. Der gleiche wie 6) ?





    10) Zwei weitere Schleierlings-Bilder - einfach weil diese Pilze wirklich schön anzuschauen sind





    11) Hier bin ich überfragt. Ich vermute dass es Richtung Helmling geht? Die Pilze wuchsen dicht gedrängt aber nicht büschelig.




    12) Ein mutmaßlicher Helmling auf Totholz. Sehr kräftiger Fruchkörper, der Stiel sehr auffällig gerillt. Kann das ein Rillstieliger Helmling sein (die kenne ich sehr viel filigraner)?





    13) Hier war ich überrascht. Meiner Meinung anch ganz klar ein Schleimkopf. Dass ich den im Laubwald bei Eiche finde hätte ich nicht erwartet. Die Funde beim Pilzkurs waren immer im Nadelwald.






    14) Ganz ehrlich: völlige Ratlosigkeit. Ich vermute einen Weißsporer?






    15) Hier ein weiterer mutmaßlicher Ritterling. Geruch leicht nach Mehl aber auch etwas unangenehm stechend.





    16) Meine erste Nebelkappe dieses Jahr. Es wird Spätherbst :(




    17) Tausendmal gezeigt und immer noch nicht satt gesehen: der Spechttintling




    18) Den berindeten Seitling erkenne ich mittlerweile schon ganz gut





    19) Bei diesem Fund habe ich wirklich laut gejauchzt. Für mein Auge ganz klar Möchsköpfe. Erstfund!!! :thumbup:




    20) Ich würde diese Pilze hier als büschelig wachsende Gürtelfüße bezeichnen.





    21) Hier war ich zunächst ratlos. Hüte mit dieser Farbe und büscheligem Wachstum hab ich noch nicht gesehen. Beim Blick auf die Stiele ahnte ich aber etwas: junge Spindelige Rüblinge? Der Geruch würde passen..





    22) Wieder ein Schleierling.





    23) Ein Ritterling mit einer sehr auffälligen Hutbeschuppung. Habe ich so noch nicht gesehen. Könnte es vielleicht sogar ein Tigerritterling sein? Geruch übrigens ganz leicht nach Mehl.





    24) Ein einzelner Steinpilz ehrenhalber durfte nicht fehlen.




    25) Ein Champignon ohne Anisgeruch der im Anschnitt rötet. Bei Eiche.





    26) zum Schluss noch ein düsteres Bild von vermutenden Gemeinen Erdritterlingen. Brav bei Kiefer. Geruch schwach mehling.





    Wie ihr seht ist es über meine begeisterte Pilzrunde dunkel geworden. So stapfte ich nicht nur mit vollem Korb bzw. voller Spoeicherkarte sondern auch voller Freude aus dem Wald. Am Waldrand gab es noch einen hübschen Ausblick von oben auf Jena:



    Das war sie, meine "kleine" Exkursion :) Was gab es sonst noch zu sehen:

    • Knolliger Schleierritterling
    • Rosa Rettichhelmling
    • ein alkahlischer Helmling (mit kräftigem chlorigem Geruch und stark gerieftem grauem Hut
    • diverse Schirmlings-Arten
    • Kuhröhrling
    • Krönchenträuschling
    • Rosablättriger Helmling
    • ein alter nicht mehr sehr ansehlicher Wolliger Scheidling
    • Anis-Chamignons
    • viele wässrig-weiße Trichterlinge
    • Schleimiger Wurzelrübling
    • und und und...


    LG, der Thomas

    • Knolliger Schleierritterling


    Uargh! Und ich hatte schon gehofft, dass ich den morgen exklusiv habe... ;( ;)


    Ich glaube folgende Cortinarien zu erkennen: infractus, elegantissimus (falls mit grünlichgelben Lamellen, was auf dem Foto nicht so gut rüberkommt), trivialis und anserinus. Und folgende Ritterlinge: terreum, argyraceum, scalpturatum und lascivum. Und Büschelraslinge.


    Also dann bis nachher!
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Ist ja ein dickes Ding, insbesondere die Cortinarien - Ausbeute kann sich sehen lassen. :thumbup:
    Bestimmt werden die Funde ja bestimmt im Vorfeld der Ausstellung, wenn da was rauskommt und du die Namen hier noch ergänzen kannst, wäre das freilich genial.
    Zu deiner Nummer 11 kann ich dir einen namen geben: Das dürfte Marasmius wynnei (Violettlicher Schwindling) sein.
    Bei Nummer 13 würde ich fast sagen, daß da eine Birke in der Nähe stand: Das sieht sehr nach Cortinarius trivialis (Natternstieliger Schleimfuß) aus.
    14: Vielleicht ein ungewöhnlich spärlicher Brauner Büschelrasling (Lyophyllum decastes)?
    15: Die weißen Ritterlinge sind nicht ganz einfach. Neben dem Standort ist der Geruch das wesentliche Merkmal. Und die Gerüche sind teils recht komplex, ist am besten, die selbst zu riechen um es vergleichen zu können. Mehlig riecht eigentlich keine der mir bekannten Arten, aber "Scheunenstaub" wäre ein Hinweis auf Tricholoma stiparophyllum (Birkenritterling), wogegen irgendwie" ätzend - pissig" ganz gut zum Lästigen Ritterling (Tricholoma lascivum, meist im Rotbuchenwald auf neutralen bis basischen Böden) passt.
    Geruch ist auch bei den Erdritterlingen wichtig.
    Ein Trich.terr (Gemeiner Erdritterling), der mehlgurkig riecht ist nicht Trich.terr.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Was für - mit Verlaub! - geile Teile. Kalk ist schon was Feines. Leider gibt's hier keinen und daher kenne ich auch nur eine Handvoll Cortinarien. Dabei sind die so interessant und schick anzuschauen.


    Pablos und Oehrlings Vorschlägen habe ich nicht viel hinzuzufügen. 11, 13, 14 sehe ich genauso. 12 dürfte schon ein Rillstieliger Helmling sein. 21 recht sicher auch der Spindelige Rübling. Zur Stropharia fällt mir noch Stropharia albocyanea ein. Da wäre der Geruch interessant.


    Ansonsten: Danke für's Zeigen! Und wenn die Namen noch hinzukämen, wäre das wirklich die Krönung. :)


    LG, Jan-Arne

  • Bezüglich einiger Funde hat sich nun etwas mehr Klarheit ergeben. Leider konnten meine Funde nicht im detail bestimmt werden - auf der Pilzausstellung waren die experten schlicht zu sehr damit beschäftigt Funde zu sortieren bzw. auszulegen. Dennoch möchte ich die neuen Erkenntnisse gern hier teilen:



    6) bzw. 9)
    Hier wurde häufiger der Bittere Schleimkopf (Cortinarius infractus) als Hypothese geäußert. Eine allerletzte Gewissheit ist leider nicht gegeben.


    7)
    Von mehreren Sachverständigen wurde der Messing-Klumpfuß (Cortinarius elegantior) in den Raum geworfen. Auch das ist nur als Arbeitshypothese zu verstehen - für eine genauere Beschäftigung war keine Zeit. Ein Test mit KOH wurde gemacht - das Fleisch rötete damit nicht. Was auch immer das jetzt für die Bestimmung bedeutet ;)


    15)
    Der Geruch entwickelte sich gerade unter Luftabschluss doch sehr schnell sehr eindeutig: ekelhaft stechend, fast pissig, ein wenig in Richtung Schwefelritterling gehend. Damit wäre der Lästige Ritterling wohl sehr wahrscheinlich.


    20)
    Hier wagte sich niemand heran. Dieser Pilz muss also leider unbestimmt bleiben. Ich tröste mich mit der Aussage dass Telamonien eine sehr schierige Untergattung ist.


    23)
    Dieser Pilz hat bei den Pilzlern in Ilmenau Interesse erzeugt :) Zunächst wurde bei schnellem Draufschauen der Tigerritterlings als Idee geäußert - bis jemand mit guten Augen ein sichtbares Röten am Hutrand bzw. an der häufig betastetem Stielbasis auffiel. Es geht also eher in die Richtung Tricholoma orirubens. Was hier aber nicht ganz passt ist der Standort: T. orirubens soll eher bei Nadelbäumen zu finden sein - bei mir stand er aber in einem Buchenwald, vereinzelt durchmischt mit Hainbuchen und Eichen. Da es aber in der Gegend auch immer mal wieder Kiefern gibt kann ich deren Vorkommen am Fundort nicht kategroisch ausschließen. Ein Schnittbild wurde unterlassen - der Pilz sollte ja noch ausgestellt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Prima, danke für die Aufklärungen! :thumbup:
    Den Cortinarius infractus hätte ich sogar fast vermutet, aber es erschien mir angesichts der Schwierigkeiten in der Gattung dann doch als so unsicher...
    Umso interessanter, daß die Experten vor Ort auch zu dieser Idee kamen.
    Soweit ich weiß, darf Tricholoma orirubens durchaus auch bei Laubbäumen vorkommen. Interessant übrigens: Nach Christensen / Heilmann-Clausen unterscheidet sich die Art von den beiden ansonsten sehr ähnlichen tricholoma atrosquamosum und Tricholoma basirubens durch ihr gelbes Basismycel. Das ist aber halt schwer zu beurteilen, über Bilder geht's meist gar nicht und im Feld nur wenn der Pilz frisch ist und unten auch genug Mycel mit dran hängt.



    LG, Pablo.

  • Hallo Thomas,


    Toller Beitrag, der wäre mir fast entwischt. Wahnsinns-Cortinarien-Ausbeute!


    Den trivialis hatte ich auch übrigens schon auf Kalk im reinen Eichenwald. Der kann definitiv auch ohne Birken oder Nadeln...


    Die Mönchsköpfe sind toll, die sehen im jungen Zustand völlig skurril aus...

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

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