Russula, Russula, Russula - Teil 1

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  • [font="Arial"] Russula, Russula, Russula - Teil 1

    Dieser Bericht ist Teil 1.
    Teil 2 findet Ihr hier: [font="Arial"]zum Teil 2[/font]


    Hallo Russula-Freunde,
    heute einmal ein Spezialthread, in dem ich Euch meine Russula-Bestimmungen zeigen möchte.
    Ich beginne einfach mal chronologisch - vom Jahresanfang. Alle Täublinge lagen als Exsikkate vor.
    Bei vielen machte ich keine makrochemischen Reaktions-Tests, wodurch "unnötige" Nacharbeit erforderlich war.
    Einige Russus sind evtl. doppelt (in alten Threads als noch unbestimmt gekennzeichnet) - ihr kennt also das ein oder andere Bild vielleicht schon.
    Genug gequasselt - es geht los...
    Ich hoffe Ihr habt so viel Spaß wie ich:

    [/font]
    Nummer 1:


    [font="Arial"]Makrodaten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im sehr feuchten Moos im Fichtenwald.
    Fundzeit: 19.06.2015
    Boden-pH: 5.0 pH (also sauer)
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    jung halbkugelig, alt ausgebreitet mit Delle in der Mitte
    Huthaut-Konsitenz: feucht sehr schmierig (schleimig), klebrig, glänzend. Trocken glänzend.
    Huthaut-Farbe: außen blass-violett, nach innen blass-olivegrün werdend
    Huthaut-Abziehbarkeit:
    2/3 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : weiß, ohne Farbstich
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: gerieft (jung und alt)
    Lamellen: jung fast weiß, alt creme mit orangebraunen Punkten an den Schneiden, deutliche Queradern, mit Y-Gabeln
    Lamellensprödigkeit: schwer zu sagen. Ich würde sagen mittlere Brüchigkeit. Egal ob alt oder jung, sie brechen beim darüber streichen nicht wie üblich, aber dann doch, wenn man fester streicht. Das kann aber auch daher kommen, weil die Pilze wirklich sehr gut feucht waren.
    Lamellen-Stielübergang:
    frei
    Fleisch:
    weiß
    Stiel: weiß, innen wattig ausgestopft, keine braun-Fleckigkeit am Stiel
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stielbasis: jung: normal rund. Alt: zugespitzt
    Größe: Hutdurchmesser 4-7 cm; Stiellänge 6-8 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe: Pantone 713U
    - das ist absolut keine Romagnesi-Farbe --> siehe dazu die folgende Betrachtung.
    Geruch: neutral
    Geschmack:
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)
    [/font]
    [font="Arial"]Sehen wir uns zuerst einmal die Problematik mit der Sporenpulverfarbe an.


    Es ist eindeutig zu erkennen - Pantone 713U:



    Das ist RGB 255, 193, 144.
    Im Direktvergleich mit der Romagnesi-Tafel passt deshalb natürlich keine Farbe, da diese in dieser Helligkeitsklasse (83%) nur b zu g-Faktoren von ca. 40% enthält, nicht aber wie bei dem Bestimmungs-Pilz einen b zu g-Faktor von 77%. Oder anders gesagt: das Sporenpulver ist einfach zu blau für die Romagnesi-Tafel. Will man trotzdem unbedingt einen Wert zuordnen, passt am ehesten die Farbe IVa bis IVb.

    [/font]
    [font="Arial"]Bei diesem Täubling kommt man auf die Verwechslungspartner-Gruppe:
    Kiefern-Täubling (Russula cessans)
    Karminroter Weich-Täubling (Russula ruberrima)
    Lärchen-Weich-Täubling (Russula laricina)
    Geriefter Weich-Täubling (Russula nauseosa)

    Der Kiefern-Täubling fällt wegen der Hutrand-Riefung weg.
    Der Karminrote Weich-Täubling fällt wegen der Hutfarbe weg.

    Der Lärchen-Weich-Täubling fällt eigentlich deshalb weg, weil die jungen Exemplare ebenso stark gerieft sind.
    Es bleibt jedoch eine Unsicherheit, die über die Sporen beseitigt werden kann.
    Der eine Unterschied ist das Ornamet, welches bei Russula laricina eindeutig Typ E ist, während bei Russula nauseosa ein Mix aus Typ B und E vorhanden ist.
    Außerdem bleiben die Warzen des Lärchen-Weich-Täublings (Russula laricina) unter 1 µm Höhe, während die des Gerieften Weich-Täublings (Russula nauseosa) über 1 µm lang werden.
    Anhand der Sporen können diese Arten also eindeutig unterschieden werden.

    [/font]
    [font="Arial"]Das sehen wir uns an:

    [/font]
    [font="Arial"]Ermittelte Mikrodaten:
    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (7.6) 8.5 - 9.3 (9.8) x (6.6) 6.8 - 7.7 (8.1) µm
    Q = (1.1) 1.2 - 1.28 (1.3) ; N = 50
    Me = 8.8 x 7.3 µm ; Qe = 1.2

    [/font]
    [font="Arial"]Warzenhöhe:
    (0.7) 0.8 - 1.1 (1.3) µm
    N = 52
    Me = 1 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Warzenform:
    Stumpfkegelig bis zylindrisch

    [/font]
    [font="Arial"]Apikulus:
    (1.4) 1.44 - 1.8 (1.9) x (0.7) 0.8 - 1 (1.1) µm
    Q = (1.5) 1.6 - 2.1 (2.2) ; N = 10
    Me = 1.7 x 0.9 µm ; Qe = 1.8
    [/font]
    [font="Arial"]Ornament:
    Isolierte Warzen, einige mit Linien verbunden und selten auch perlschnurartig aneinandergereihte Warzen
    Das ist B3, selten E3 nach Woo

    [/font]
    [font="Arial"]Hilarfleck:
    polygonal,
    2.4 - 3.2 µm
    N = 8
    Me = 2.7 µm
    [/font]
    [font="Arial"]Und das ist eindeutig der Geriefte Weich-Täubling (Russula nauseosa):

    [/font]
    [font="Arial"]Dieses Bild ist nicht überbelichtet auch wenn es so scheint - genau so sah er aus (mit vorherigem Weißabgleich aufgenommen):

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Queradern und Y-Gabeln an abgefressener Stelle gut sichtbar:[/font][font="Arial"]

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]



    [font="Arial"]Nummer 2:
    [/font]
    [font="Arial"]Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Moos neben Hainbuche.
    Fundzeit: 27.06.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    jung halbkugelig, er zeigt schon Vertiefung in der Mitte
    Huthaut-Konsitenz: glänzend, minimal klebrig, leicht bereift
    Huthaut-Farbe: Zentrum braun, außen ocker
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : deutlich beige (siehe Farbe im Schnitt)
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: gerieft (jung)
    Lamellen: creme, mit Zwischenlamellen, es kommen Y-Gabeln mittig vor
    Lamellensprödigkeit: in dem Alter nichtsaussagend
    Lamellen-Hutübergang:
    angeheftet
    Fleisch:
    weiß ohne Verfärbung
    Stiel: weiß, innen kammerig wattig, fast zylindrisch
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stielbasis: etwas zugespitzt, bräunlich
    Größe: Hutdurchmesser 4 cm; Stiellänge 4 cm, Stieldurchmesser 15 mm
    Sporenpulverfarbe: Pantone 7507U - das ist wie so oft keine Romagnesi-Farbe da ein hoher Cyan-Anteil dabei ist. Am ehesten passt
    IIIa, IIIb nach Romagnesi
    Geruch: fruchtig
    Geschmack:
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)
    [/font]
    [font="Arial"]Mikrodaten:

    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (6.5) 6.7 - 7.9 (8.1) x (5.2) 5.5 - 6.4 (6.6) µm
    Q = (1.1) 1.12 - 1.28 (1.3) ; N = 31
    Me = 7.2 x 6 µm ; Qe = 1.2

    [/font]
    [font="Arial"]Ornament: einige Verbindungen

    max. Warzenhöhe:
    ca. 0,8 µm

    -->
    Ornament-Typ nach Woo: B(C)2(3)

    Apikulus:
    1.3 - 1.7 x 0.75 - 1 µm
    Q = 1.31 - 2.2 ; N = 5
    Me = 1.4 x 0.9 µm ; Qe = 1.6

    [/font]
    [font="Arial"]Epikutis-Haare & Endhyphen: ca. 2,25 µm im Durchmesser

    Es kommen ja nur 2 Russulas in Frage:
    Der Milde Kamm-Täubling (Russula insignis) und der Kratzende Kamm-Täubling (Russula pectinatoides).

    [/font]
    [font="Arial"]Wie können diese unterschieden werden?

    a) makrochemische Farbreaktion
    Diese beiden Arten können eigentlich durch die makrochemische Farbreaktion (orangerot) einer starken Base (KOH, Ammoniak) an der Stielbasis leicht unterschieden werden. Bei Russula insignis färbt sich die Stielbasis rostrot/orange, bei Russula pectinatoides nicht. Leide habe ich dies aber am Frischpilz nicht durchgeführt. Am Exsikkat machte ich dann den KOH-Test an der Stielbasis. Er war negativ.
    Bei einem Exsikkat muss man aber vorsichtig sein, denn die Farbreaktion kann schwinden. Das paradoxe ist dass bei pectinatoides als Exsikkat sogar eine leicht orange-Färbung auftreten kann. Somit ist dieser Test beim Exsikkat mehr oder weniger nichts-aussagend.

    [/font]
    [font="Arial"]b) Sporenpulverfarbe
    Einige Beschreibungen sagen dass die beiden Arten durch die Sporenpulverfarbe unterschieden werden können.
    Es gibt hier starke Widersprüche in den Beschreibungen was die Sporenpulverfarbe betrifft.
    Für Russula pectinatoides ist alles klar --> Die Sporenpulverfarbe soll IIc bis IIIa sein (was aber auch nicht so recht wahr ist, denn KEINE Romagnesi-Farbe trifft zu, denn das Sporenpulver hat deutlichen Cyan-Anteil).
    Für Russula insignis widersprechen sich die Autoren: Alles von Ib bis IIIb wird hier genannt. In Wirklichkeit trifft auch für Russula insignis KEINE Romagnesi-Farbe zu. Es ist verständlich dass sich die Autoren hart taten mit der Ermittlung nach der Romagnesi-Farbtafel, denn dieser fehlen wie schon gesagt die Cyan-Anteile. Dies ist übrigens keine Nachlässigkeit von Romagnesi gewesen. Die Recherche über die Romagnesi-Farbtafel und warum dort keine Cyan-Anteile drin sind werde ich mal ausführlich berichten.
    Meiner Meinung nach wahr ist jedoch die Sporenpulverfarbe am ehesten IIa bis IIb ist. Und dadurch ist dieses Merkmal wieder anwendbar.

    c) Geruch
    In vielen Beschreibungen ist erwähnt das pectinatoides NICHT fruchtig riechen kann. Laut Peck ss. Singer, nec Romagn. 1950 ist es aber anders: "odeur nauséeuse de caoutchouc, recouvrant un fond fruité plus ou moins distinct". Ich denke eher, dass pectinatoides nicht fruchtig riechen kann und insignis fruchtig riecht.

    [/font]
    [font="Arial"]d) HDS-Elemente
    Einige Beschreibungen sagen dass die beiden Arten durch die HDS-Elemente unterschieden werden können.
    Es gibt auch hier starke Widersprüche in den Beschreibungen.
    Fasst man alles zusammen kommt man ungefähr auf: "Ein Unterschied ist bei den Epikutis-Haaren vorhanden. Diese sind bei Russula pectinatoides lang, fadenförmig, 2,5 µm im Durchschitt. Bei Russula insignis aber breit und verzweigt, 4 µm im Durchschnitt."
    Leider ist auch das nicht richtig. Die Epikutis-Haare und Pileozystiden sind stark unterschiedlich im Zentrum des Hutes zum Rand des Hutes. Sowohl was die Septierung als auch was Form und Größe angeht. Bringt man die variatas und formas von pectinatoides noch ins Spiel dann wird man narrisch wenn man nach zuverlässigen Daten sucht. Ein Unterscheidung anhand der Epikutis-Haare ist, wenn überhaupt möglich mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet, es sei denn jemand nimmt einmal von beiden Arten, allen variatas und formas die Daten auf. Ich konnte an meinen Exemplaren (ich habe insignis und pectinatoides) in meinem Herbarium noch keinen eindeutigen zuverlässigen Unterschied erkennen.
    Auch dieses Unterscheidungsmerkmal können wir also vorerst vergessen.

    e) Sporenornament
    Hier wird es nicht weniger problematisch, denn es geht drunter und drüber in der Literatur.
    Angeblich (siehe auch Kibby) wurde die amerikanische "echte" pectinatoides mit der europäischen gleichgesetzt oder eben verwechselt.
    Die amerikanische "echte" pectinatoides hat nämlich ein isoliertes Sporenornament (Typ A), und die europäische nicht.
    Deshalb nennt Kibby sie verständlicher weise auch Russula praetervisa und beschreibt diese mit Typ C(E)2, während er insignis mir C2 beschreibt.
    In Funga Nordica ist das nicht so, hier ist pectinatoides B2 und insignis E2 - also gerade eher umgkehrt.
    Ich meine, dass das Sporenornament ist erstens variabel (mit dem Alter des Pilzes) und zweitens ähnlich, und somit leider kein Unterscheidungsmerkmal.

    Wie oben zu sehen, passt das die Sporenpulverfarbe, der Geruch und der Geschmack zu eindeutig zu Russula insignis.
    Es ist also der Milde
    Kamm-Täubling (Russula insignis):
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]



    [font="Arial"]Nummer 3:
    [/font]
    [font="Arial"]Makrodaten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Moos im Fichten- und Kieferwald - sumpfartiges Gelände.
    Fundzeit: 02.08.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    flach, mit Delle in der Mitte
    Huthaut-Konsitenz: glatt, glänzend
    Huthaut-Farbe: rot, etwas rosa ausbleichend
    Huthaut-Abziehbarkeit:
    1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : weiß
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: gerieft
    Lamellen: weiß, mit Queradern, mit Y-Gabeln
    Lamellensprödigkeit: schwer zu sagen. Ich würde sagen mittlere Brüchigkeit.
    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen
    Fleisch:
    weich, zerbrechlich, feucht und saftig
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stiel: weich, lässt sich zusammendrücken, innen voll aber weich, starke Längsrillen
    Stielbasis: normal rund
    Größe: Hutdurchmesser 6 cm; Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
    Geruch: leicht fruchtig, kein Kokosgeruch
    Geschmack: sehr scharf

    [/font]
    [font="Arial"]Mikrodaten:
    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (7.9) 8 - 9.3 (10.1) x (6.7) 7 - 7.6 (8.2) µm
    Q = (1.1) 1.11 - 1.26 (1.3) ; N = 24
    Me = 8.7 x 7.3 µm ; Qe = 1.2

    [/font]
    [font="Arial"]Warzenhöhe:
    (0.6) 0.7 - 0.9 (1) µm
    N = 18
    Me = 0.8 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Ornament:
    isoliert oder mit wenigen Verbindungen
    --> das ist Typ B2 nach Woo

    [/font]
    [font="Arial"]Basidien:
    36.8 - 44 x 10.7 - 12.1 µm
    Q = 3.2 - 3.9 ; N = 6

    Me = 39.7 x 11.4 µm ; Qe = 3.5

    [/font]
    [font="Arial"]Sterigmen:
    6.3 - 11.18 µm
    N = 5
    Me = 8.7 µm

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Pileozystiden:
    Sehr viele Pileozystiden, keulig, septiert 1-3-fach, keine Inkrustationen
    44.6 - 70.8 x 6.3 - 7.8 µm
    Q = 6.4 - 10.2 ; N = 7
    Me = 60.3 x 7 µm ; Qe = 8.7

    [/font]
    [font="Arial"]Epikutis-Hyphen:
    (1.3) 1.7 - 3.5 (3.9) µm
    N = 12
    Me = 2.5 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Endhyphen:
    rund, ebenso
    2.5 µm
    [/font]
    [font="Arial"]Cheilos und Pleuros:
    mit Fortsatz

    42.4 - 58.2 x 9 - 11.3 µm
    Q = 3.8 - 6.7 ; N = 8
    Me = 50 x 9.8 µm ; Qe = 5.2

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Und das ist der Wässrige Moor-Täubling (Russula aquosa):
    [/font] [font="Arial"]
    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
     

    [/font]
    [font="Arial"]Nummer 4:
    [/font]
    [font="Arial"]Makrodaten:
    [/font]
    [font="Arial"]Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, direkt an einer Bachböschung wachsend im Fichten- und Kieferwald.
    Fundzeit: 02.08.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    flach, mit Delle in der Mitte
    Huthaut-Konsitenz: glatt, glänzend, wachsartig
    Huthaut-Farbe: Zentrum dunkelrot, außen rot
    Huthaut-Abziehbarkeit:
    1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : rötlich
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine vorhanden
    Hutrand: gerieft
    Lamellen: weiß, mit Queradern, mit Y-Gabeln
    Lamellensprödigkeit: brüchig
    Lamellen-Stielübergang:
    weit frei
    Fleisch:
    weich, sehr zerbrechlich, feucht und saftig
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stiel: cremefarben, wachsartig, weich, lässt sich zusammendrücken, innen wattig ausgestopft, starke Längsrillen
    Stielbasis: normal rund
    Größe: Hutdurchmesser 6 cm; Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
    Geruch: neutral (zerrieben und unzerrieben), kein Kokosgeruch
    Geschmack: scharf

    [/font]
    [font="Arial"]Mikrodaten:
    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (7) 7.2 - 7.8 (7.9) x (5.6) 5.7 - 6.4 (6.6) µm
    Q = (1.1) 1.2 - 1.3 (1.4) ; N = 10
    Me = 7.5 x 6 µm ; Qe = 1.2
    [/font]
    [font="Arial"]Warzenhöhe:
    (0.3) 0.5 - 0.67 (0.7) µm
    N = 22
    Me = 0.6 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Ornament:
    isoliert oder mit wenigen Verbindungen
    [/font]
    [font="Arial"]--> das ist Typ B2 nach Woo
    [/font]
    [font="Arial"]Cheilos und Pleuros:
    mit Fortsatz
    33.8 - 47.3 x 5.83 - 7.7 µm
    Q = 5.72 - 8 ; N = 4
    Me = 40.7 x 6.5 µm ; Qe = 6.3

    [/font]
    [font="Arial"]Epikutis-Hyphen:
    [/font]
    [font="Arial"](1.7) 1.8 - 2.5 (2.8) µm
    N = 11
    Me =
    2.1 µm
    [/font]
    [font="Arial"]Endhyphen:
    rund, ebenso 2.1 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Pileozystiden:
    keulig, septiert 1-3-fach, keine Inkrustationen
    52.55 - 73.89 x 6.8 - 8 µm
    Q = 7.8 - 9.28 ; N = 4
    Me = 62 x 7.5 µm ; Qe = 8.3
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Nein, das nächste Bild ist nicht verdreht ;-))
    An einer Böschung eines kleinen Bachlaufes war dieser optische Leckerbissen zu funden.
    Und das ist ebenso der Wässrige Moor-Täubling (Russula aquosa):

    [/font] [font="Arial"]
    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
     

    [/font]
    [font="Arial"]Nummer 5:
    [/font]
    [font="Arial"]Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, neben verschiedenen Laubbäumen.
    Fundzeit: 04.09.2015
    Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    jung kugelig, älter schirmartig
    Huthaut-Konsitenz: glatt, etwas glänzend
    Huthaut-Farbe:
    beige nach außen hin heller werdend
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: deutlich creme
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: stark gerieft
    Lamellen:
    creme, mit Zwischenlamellen, keine Y-Gabeln
    Lamellensprödigkeit: mittelspröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    ausgebuchtet angewachsen

    Stiel: weiß, innen gekammert mit scharfkantigen Kammern
    Stielbasis: normal rund
    Fleisch: weiß
    Größe: Hutdurchmesser 3-8 cm; Stiellänge 4-7 cm, Stieldurchmesser 15 mm
    Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
    Geruch: fruchtig
    Geschmack: mild, nicht hals-kratzend

    [/font]
    [font="Arial"]Die Vermutung war klar - es sollte der Milde Kamm-Täubling (Russula insignis) sein.
    Als ich noch dachte dass man insignis und pectinatoides anhand des Sporenornament unterscheiden kann, habe ich diesen Pilz mikroskopiert.

    [/font]
    [font="Arial"]Das kam heraus:


    Die Warzen sind sehr selten isoliert, ebenfalls selten mit längeren Verbindungen. In der Regel sind sie eng aneinander stehend, sodass Perlschnüre bis Leisten entstehen die nicht selten zebra-streifige Strukturen bilden.
    Das ist E, vereinzelt B nach Woo, und das passt wie ich später erfuhr zu insignis und pectinatoides.
    Ebenso erfuhr ich aber dass die Angebe dass pectinatoides auch fruchtig riechen kann falsch ist.

    Hier muss sich also um den Milden Kamm-Täubling (Russula insignis) handeln:


    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Nummer 6:
    [/font]
    [font="Arial"]Makrodaten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Nadelwald, Laubbäume könnten vereinzelt untermischt gewesen sein
    Fundzeit: 06.09.2015
    Wuchsform: paarweise
    Hutform:
    stark wellig, etwas niedergedrückt
    Huthaut-Konsitenz:
    glatt, etwas glänzend
    Huthaut-Farbe:
    dunkel-weinrotbraun
    , wasserfleckig
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: weinrot
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: dunkel-weinrotbraun
    Hutrand: gerieft
    Lamellen:
    creme, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln
    , Grund queradrig verbunden
    Lamellensprödigkeit: spröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen bis frei

    Stiel: kurz
    , gedrungen, weiß, innen voll und fest bis wattig ausgestopft, keine Verfärbungen
    Stielbasis: normal rund
    Fleisch: weiß
    Größe: Hutdurchmesser 5-8 cm; Stiellänge 4-6 cm, Stieldurchmesser ca. 15-20 mm
    Sporenpulverfarbe: Pantone 1235U - Direktvergleich mit Romagnesi-Tafel ergibt IVc
    Geruch: neutral
    Geschmack: mild

    Mikrodaten:

    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (8.3) 9 - 9.6 (10.1) x (7.5) 7.6 - 8.3 (8.4) µm
    Q = (1.1) 1.13 - 1.26 (1.3) ; N = 14
    Me = 9.4 x 7.9 µm ; Qe = 1.2

    [/font]
    [font="Arial"]Warzen:
    zylindrisch stumpf bis leicht aufgeblasen
    0.6 - 1 (1.1) µm
    N = 12
    Me = 0.8 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Ornament:
    isoliert.
    Somit A3 nach Romagnesi und Woo

    [/font]
    [font="Arial"]Apikulus:
    1.8 - 2.3 x 1 - 1.3 µm
    Q = 1.51 - 1.8 ; N = 4
    Me = 2 x 1.2 µm ; Qe = 1.7
    [/font]
    [font="Arial"]Hilarfleck:
    2.8 - 3.3 µm
    N = 5
    Me = 3.1 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Basidien:
    keulenförmig, teils mit großem Öltropfen
    37.32 - 45 x 13.8 - 15 µm
    Q = 2.7 - 3.1 ; N = 4
    Me = 41.3 x 14.3 µm ; Qe = 2.9

    [/font]
    [font="Arial"]Sterigmen:
    7.2 - 7.8 µm
    N = 6
    Me = 7.4 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Cheilos:
    zylindrisch, Spitze stumpf
    42.9 - 57.8 x 7 - 7.9 µm
    Q = 5.65 - 7.3 ; N = 4
    Me = 50.2 x 7.6 µm ; Qe = 6.6

    [/font]
    [font="Arial"]Pleuros:
    keulig bis spindelig
    55 - 66.48 x 8.14 - 10.8 µm
    Q = 5.45 - 7.5 ; N = 4
    Me = 59.5 x 9.2 µm ; Qe = 6.5
    [/font]
    [font="Arial"]Pileozystiden:
    zylindrisch bis keulig, 1-? septiert
    40.7 - 51.8 x 3.7 - 8.4 µm
    Q = 4.5 - 11.4 ; N = 8
    Me = 44.7 x 6.5 µm ; Qe = 8.4
    [/font]
    [font="Arial"]Epikutis-Hyphen:
    septiert, gegabelt verzweigt
    1.9 - 3 µm

    N = 9
    Me = 2.5 µm

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Endhyphen (Haare):
    spitz zulaufend, septiert, manchmal gegabelt
    (2.2) 2.5 - 3.5 (4) µm

    N = 22
    Me = 3 µm

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Bei Betrachtung der makroskopischen Merkmale und der Sporen kommt man zu der Verwechslungspartner-Gruppe:
    [/font]
    [font="Arial"]Flachland-Leder-Täubling (Russula campestris)
    Purpurbrauner Täubling (Russula singularis)
    Braunroter Leder-Täubling (Russula integra)

    Der Flachland-Leder-Täubling (Russula campestris) scheidet wegen der Huthaut-Abziehbarkeit und wegen der Form der Huthaut-Haare aus.
    Der Purpurbraune Täubling (Russula singularis) scheidet schon wegen des Pileozystiden-Durchmesser aus.

    Beim Braunroten Leder-Täubling (Russula integra) stimmt hingegen alles. Die bekannten Variatas zu integra scheiden ebenso aus.

    [/font]
    [font="Arial"]Hier also der Braune Ledertäubling (Russula integra).
    Der Geschmackstest zeigte dass es sich um einen vorzüglichen Speisepilz handelt:

    ☻


    ☻


    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
    ☻


    ☻


    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]
    ☻
    [/font]
    [font="Arial"]Nummer 7:
    [/font]
    [font="Arial"]Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Fichten- und Kieferwald, Buchen untermischt. Direkt an Holz unter Erde wachsend
    Fundzeit: 11.09.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    halbrund
    Huthaut-Konsitenz: glatt, leicht glänzend
    Huthaut-Farbe: Zentrum olivebraun, außen weinrot
    Huthaut-Abziehbarkeit:
    1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : deutlich rosa
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: Rand rosa
    Hutrand: leicht gerieft
    Lamellen: creme, fast weiß, weit entfernt stehend, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln am Hutrand, queradrig verbunden,
    Lamellensprödigkeit: brüchig
    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen
    Fleisch:
    weiß, leicht gilbend im Schnitt
    Stiel: weiß, fest, innen etwas weicher, beim Trocknen gilbend
    Verfärbungen auf Druck: keine
    Stielbasis: normal rund
    Größe: Hutdurchmesser 7 cm; Stiellänge 7 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe: Pantone 7499U, das ist IIb nach Romagnesi (auch im Direktvergleich mit der Romagnesi-Tafel)
    Geruch: leicht obstartig, kein Jodoformgeruch
    Geschmack: scharf

    [/font]
    [font="Arial"]Makroskopisch ein Schwarzroter Spei-Täubling (Russula atrorubens).
    Wegen der Unsicherheit untersuchte ich diesen aber mikroskopisch.

    [/font]
    [font="Arial"]Basidien:
    4-sporig
    34.6 - 40.4 x 8.2 - 9 µm
    Q = 4 - 4.6 ; N = 7

    Me = 37.7 x 8.6 µm ; Qe = 4.4

    [/font]
    [font="Arial"]Sterigmen:
    6 - 7.5 µm
    N = 7
    Me = 6.5 µm

    [/font]
    [font="Arial"]Sporen:
    (5.5) 5.9 - 7.2 (7.8) x (4.4) 4.7 - 5.7 (6.2) µm
    Q = (1.1) 1.2 - 1.3 (1.4) ; N = 63
    Me = 6.5 x 5.2 µm ; Qe = 1.2

    [/font]
    [font="Arial"]Ornament:
    Warzen netzig verbunden, teilweise auch Perlschnur-Ketten formend

    Warzenhöhe:

    in der Regel sehr niedrig. Jedoch ausnahmen vorhanden
    (0.2) 0.3 - 0.6 (0.7) µm
    N = 30
    Me = 0.5 µm
    --> das ist D1 bis E2 nach Woo

    [/font]
    [font="Arial"]Apikulus:
    (1.3) 1.5 - 1.8 (2) x (0.5) 0.7 - 1.06 (1.1) µm
    Q = (1.5) 1.53 - 2.4 (3.3) ; N = 18

    Me = 1.7 x 0.9 µm ; Qe = 2

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Cheilos & Pleuros:
    sehr häufig
    spindelförmig, selten keulenförmig
    manchmal appendikuliert

    (39.9) 42.2 - 54.1 (54.3) x (7.4) 7.5 - 8.3 (8.6) µm
    Q = (4.8) 5.5 - 6.9 (7.3) ; N = 13
    Me = 48.4 x 7.9 µm ; Qe = 6.1
    [/font]
    [font="Arial"]Pileozystiden :
    zylindrisch bis keulig
    häufig
    unseptiert bis ?-fach septiert
    35 - 46 x 5 - 7.4 µm
    Q = 6.1 - 7 ; N = 8
    Me = 39.6 x 6 µm ; Qe = 6.6

    [/font]
    [font="Arial"]Endhyphen:
    manchmal spitz (fast crin-artig), aber meistens stumpf
    oft bauchig aufgeblasen
    häufig gegabelt
    manchmal mit seitlichen Auswüchsen

    1-2 septiert
    (0.9) 1.4 - 3 (4.3) µm
    N = 26
    Me = 2.3 µm

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Nach Auswertung der Daten kommt man auf diese Verwechslungspartnergruppe aus der größeren Gruppe der kleinsporigen scharfen Russula:
    [/font]
    [font="Arial"]Wässriger Moor-Täubling (Russula aquosa)
    Buchen-Spei-Täubling (Russula nobilis)
    Karminroter Täubling (Russula rubrocarminea)
    Vielfarbiger Täubling (Russula versicolor)
    Schwarzroter Spei-Täubling (Russula atrorubens)

    Russula aquosa
    scheidet aus wegen der oliven Farbtöne und der Hutrandriefung. Und eigentlich auch wegen dem Standort.

    Russula nobilis
    scheidet aus wegen der oliven Farbtöne

    Russula versicolor
    scheidet aus wegen der Fleischfarbe unter der Huthaut, Sporenpulverfarbe und wegen der Begleitbäume.

    Russula rubrocarminea
    scheidet aus wegen der Warzenhöhe und der nicht wirklich passenden anderen Merkmale die nur den Grenzbereich von rubrocarminea streifen.

    Russula atrorubens bleibt also übrig.
    Dieser Pilz ist widersprüchlich von den verschiedenen Autoren beschrieben, wie die meisten Täublinge.
    Ebenso sind quasi alle Beschreibungen ungenau und lückenhaft.
    Die Merkmale sind aber nach genauen Vergleich der verschiedenen Quellen gut bis einwandfrei passend.

    [/font]
    [font="Arial"]Es bleibt also auch mikroskopisch dabei - der Schwarzrote Spei-Täubling (Russula atrorubens):

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Weiter zum Teil 2[/font]

  • Wow, was für ein Beitrag. Das werde ich mir irgendwann mal in Ruhe zu Gemüte führen, zumal ich deine Faszination für die Täublinge teile .)

    LG Inken


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