Erstfunde zum Überprüfen (fast wie Hausaufgaben damals!)

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    ich hoffe dass ihr alle in den letzten zwei Wochen trotz wenig Regen auch einige schöne Funde macht. Zumindest das was ihr hier im Forum präsentiert ist für mich ziemlich interessant und manchmal beneidenswert ;)
    Gestern waren wir im Pfälzer Wald. Für mich war das ein sehr schöner Tag mit zahlreichen Erstfunden.
    Ich zeige sie der Reihe nach mit Bitte um Korrektur bzw. Hinweise auf die Verwechslungsmöglichkeiten, die anhand von Fotos denkbar wären. Dafür bedanke ich mich im Voraus!


    1) Birkenreizker (Lactarius torminosus), 100% sicher.
    Gefunden unter Birken. Milch ist weiß. Das ist kein wirklicher Erstfund, aber der erste in 20 Jahren. Ich habe einige Pilze mitgenommen um Silieren zu üben, bin sehr gespannt ob es klappt.


    2) Rosenroter Schmierling (Gomphidius roseus), 100% sicher
    Wuchs bei den Kuhröhrlingen in einem Mischwald mit Kiefern und Birken. Sehr hübscher kleiner Pilz, über diesen Fund habe ich mich persönlich besonders gefreut.


    3) Kuhröhrling (Suillus bovinus), 100% sicher
    Soll nur als Mischpilz brauchbar sein und sich beim Kochen hübsch rosa bis lila verfärben. Beides kann auch ich jetzt bestätigen ;)
    Interessant fand ich dass meine Kuhröhrlinge eher lila waren, und beim Kollegen, der mit uns am Anfang zusammen die Pilze gesammelt hat, sind die Pilze beim Kochen warum auch immer pink geworden.


    4) Da war ich erstmal erstaunt. Gefunden bei "normalen" Birkenpilzen. Meine Vermutung: Moor-Birkenpilz (Leccinum holopus)? Oder ist das ein Albino-Birkenpilz? (gibt es sowas überhaupt?)


    5) Violetter Laktrichterling, 90% sicher
    Gefunden in Moos am Rand vom Mischwald mit vorwiegend Fichten und Birken. Die kleinen Pilze wuchsen immer in Gruppen, aber nicht buschelig. Diese Pilze haben wir nicht gegessen, weil unsicher bei der Bestimmung.


    6) Warum verfärbt sich dieser Birkenpilz unten am Stiel blau? Ist das Leccinum variicolor? Die Hutfarbe ist eigentlich wie bei "normalen" Birkenpilzen und er wuchs auch direkt bei den Birkenpilzen die sich nicht verfärbt haben.


    7) Meine ersten rötende Schirmlinge ohne Stielnatterung. Ist das der Gemeine Safranschirmling (Chlorophyllum rachodes)?
    Diese wuchsen mitten im Mischwald mit vorwiegend Fichten und Birken, in der nähe von Fliegenpilzen.
    Geruch: nicht sehr ausgeprägt, auf jeden Fall roch dieser Pilz nicht nach Parasol.
    Die Verfärbung im Schnitt war zuerst Karroten-Orange, nach wenigen Minuten Weinrot, danach bräunlich. Passt zur Beschreibung von Safranschirmling.
    Natürlich wurden diese Pilze auch nicht gegessen.


    8) Dickblättriger Schwärz-Täubling (Russula nigricans), 99% sicher
    Ein riesiger 100-Gramm-Täubling. Die Lamellen sind entfernt stehend und extrem brüchig.
    Geschmack: mild, angenehm.
    Der Stiel verfärbte sich an den Schnittstellen zuerst rosa/rot, dann schwarz. In der Pfanne waren die Stückchen dann komplett schwarz.
    Ich hatte zuerst Bedenken wegen des Speisewertes, aber der Pilz schmeckte uns mild und lecker.


    Am Ende gab es über ein Kilo Pilze für die bunte Pilzpfanne. Nur die Birkenreizker auf diesem Bild sind nicht in der Pfanne sondern erst mal in einem Eimerchen mit Wasser gelandet.


    Von links nach rechts:
    -ein Teller mit Birkenreizkern (#1)
    -3 Perlpilze mit abgezogener Huthaut und Ring
    -4 Rotfußröhrlinge
    -weißer Raufuß (#4)
    -Birkenpilze, inklusiv #6
    unter den Rotfußröhrlingen:
    -2 Edelreizker
    -3 Hüte von Rehbraunen Dachpilzen. Diese sind auf Birken gewachsen und paniert wie Parasol schmeckten sie uns nicht so übel, wie die von Eiche.
    Mitte:
    -1 etwas älterer aber noch brauchbarer Steinpilz
    -3 kleine Flockis
    -2 Baby-Maronen
    -1 Rosenroter Schmierling (#2)
    Unten:
    -2 Parasole (oder eine verwandete Art mit typischen Parasol-Merkmalen und Parasol-Geruch)
    -ca. 20 Kuhröhrlinge (#3)
    -Flaschenstäublinge (im Brotkorb)
    -Fichtenreizker (im Brotkorb)
    -Täublinge diverser Arten inklusiv #8 (im Teller)


    Beim Kochen habe ich vergessen weitere Fotos zu machen, sorry, war ziemlich müde nach dem langen Tag :P


    Sonst im Wald gesehen: grüner Knollenblätterpilz, Fliegenpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Falscher Pfifferling in Massen, Kahler Krempling auch oft, und viele kleine weisse oder braune Pilze die ich niÑht bestimmen konnte :rolleyes:

  • Hallo Alex,


    schöne Funde, die Du da zeigst. Die Kombination Kuhröhrling mit Rosenroten Schmierling ist mir zuletzt auch begegnet. Endlich mal so, wie es in der Literatur beschrieben wird. :thumbup:


    Ansonsten sehe ich da auch violette Lacktrichterlinge, zu dem Rest lass ich lieber die Experten was sagen.


    Aber meiner Meinung nach hast Du Deine Hausaufgaben gemacht :D :thumbup:

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18


  • Danke Marco! :thumbup:

  • Hallo Alex,
    mMn alles korrekt bis auf den zweiten Birkenpilz. Das ist nicht L. variicolor, sondern L. cyanobasileucum/brunneogriseolum.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Alex,
    mMn alles korrekt bis auf den zweiten Birkenpilz. Das ist nicht L. variicolor, sondern L. cyanobasileucum/brunneogriseolum.
    FG
    Oehrling


    Hallo,


    sehe ich auch so. Allerdings kann dein weißer auch gut eine Albinoform von L. scabrum oder, was ich aufgrund der Stielschuppung wahrscheinlicher finde L. cyaneobasileucum...


    l.g.
    Stefan


    P.S. Dein Safranschirmling ist Chlorophyllum racchodes. Den Safranschirmling gibts ja nicht mehr.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()


  • Hallo Alex,
    mMn alles korrekt bis auf den zweiten Birkenpilz. Das ist nicht L. variicolor, sondern L. cyanobasileucum/brunneogriseolum.
    FG
    Oehrling


    Hallo Oehrling, Hallo Stefan,


    Danke - L. cyanobasileucum/brunneogriseolum passt!
    Habe ich also zwei relativ seltene Raufuß-Röhrlingsrarten neben den gemeinen Birkenpilzen gefunden? Unglaublich...

  • Hallo Alex,



    der weiße Birkenpilz ist eine weiße Form vom Wollstieligen Birkenpilz (Leccinum cyanobasileucum). Der hat mich vor ein paar Jahren auch schon einmal "verarscht" :D . Warum die so aussehen konnte mir bisher noch keiner erklären. Der andere blauende gehört zur gleichen Art.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag


    Hi,


    soo selten ist cyaneobasileucum nicht. Der ist nur unterkartiert und sehr unbekannt. Beachte auch bitte meinen nachträglichen Einwand zu deinem Halopus...


    l.g.
    Stefan

  • soo selten ist cyaneobasileucum nicht. Der ist nur unterkartiert und sehr unbekannt. Beachte auch bitte meinen nachträglichen Einwand zu deinem Halopus...


    l.g.
    Stefan


    Hallo Alex,


    da kann ich Stefan recht geben. Der ist zumindest bei mir sehr häufig.


    Hallo Stefan,


    deinen Einwand bezweifle ich. Die sehen genau so aus wie meine von Peter W. bestätigten L. cyaneobasileucum.


    VG Jörg

  • Hallo,


    #7 wurde ja als Chlorophyllum rachodes (Keulenstieliger Garten-Safranschirmling) eingestuft.


    Helft mir mal auf die Sprünge warum, bei dieser diffizilen Trennung der Chlorophyllum-Arten.
    In den letzten Tagen habe ich hier und im Nachbar-Forum verschiedene Beiträge durchgeackert, und würde jetzt hier Chlorophyllum olivieri ins Spiel bringen.
    Vergleicht doch mal mit diesem Beitrag.
    "Diese wuchsen mitten im Mischwald mit vorwiegend Fichten und Birken" , also eher auf nährstoffarmen Boden ?
    Und hier der link zu Chlorophyllum rachodes - Keulenstieliger Garten-Safranschirmling.


    Wenn ich's nur mal kapieren würde mit den Schirmlingen (Macrolepiota und Chlorophyllum).


    Grüße
    Günter


    PS: schöne Funde, Alexander, bei uns in der Westpfalz ist alles trocken und ich finde keine Pilze :(

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

    • Offizieller Beitrag


    Hi,


    das ist schon schwierig. Das war bei mir auch "nur" ein Bauchentscheidung. Ich kenne C. olivieri mehr in Einheitsgraulichen Farben auf dem Hut, sowohl bei den Schuppen, als auch beim Untergrund. Hier aber ist die Schuppung rotbräunlich.
    Bei dem von dir verlinkten Artikel würde ich die ersten Fruchtkörper als C. racchodes einstufen und die Fruchtkörper weiter unten dann als C. olivieri, denn so wie dort abgebildet kenne ich sie.
    Natürlich kann ich auch falsch liegen.


    Jörg: Ich schrieb ja, dass es entweder L. scabrum ist oder L. cyaneobasileucum und sogar noch mit Wichtung. ;) Wenn du so willst mindestens 70% zugunsten L. cyaneobasileucum. Was daran willst du anzweifeln? :evil:

  • Guten Morgen zusammen,


    Danke für die Infos und Einwände! :thumbup: Ich habe wieder mal einiges aus dem Forum gelernt.



    der weiße Birkenpilz ist eine weiße Form vom Wollstieligen Birkenpilz (Leccinum cyanobasileucum). Der hat mich vor ein paar Jahren auch schon einmal "verarscht" :D . Warum die so aussehen konnte mir bisher noch keiner erklären. Der andere blauende gehört zur gleichen Art.



    soo selten ist cyaneobasileucum nicht. Der ist nur unterkartiert und sehr unbekannt. Beachte auch bitte meinen nachträglichen Einwand zu deinem Halopus...


    Gut zu wissen dass es Albino-Varianten von L. scabrum und L .cyanobasileucum gibt. Das Fleisch hat sich nicht verfärbt (oder verfärbt sich das Fleisch bei Albinos nicht?).



    #7 wurde ja als Chlorophyllum rachodes (Keulenstieliger Garten-Safranschirmling) eingestuft.
    Helft mir mal auf die Sprünge warum, bei dieser diffizilen Trennung der Chlorophyllum-Arten.


    Ich bin mir eigentlich überhaupt nicht sicher dass es sich um Chlorophyllum rachodes handelt. Ich bin mir aber sicher dass ohne Stielnatterrung und mit dieser intensiver Verfärbung kann das kein Parasol bzw. essbare Macrolepiota sein. Mit der Gattung Chlorophyllum bin ich mir zu >90% sicher. Würde mich auch interessieren, wie man dort die Arten makroskopisch unterscheidet, deshalb die Bestimmungsanfrage.



    PS: schöne Funde, Alexander, bei uns in der Westpfalz ist alles trocken und ich finde keine Pilze :(


    Bei uns im Rhein-Neckar-Raum hatte ich auch kaum Hoffnung... aber in den lezten zwei Wochenenden war ich in verschiedenen Wäldern vier mal unterwegs und immer, trotzt Trokenheit, über 1 kilo Pilze für die Pfanne gefunden. Hauptsächlich wachsen bei uns zur Zeit Schmierröhrlinge, Birkenpilze, Stäublinge, Reizker, sowie einige Täublingsarten. Perlpilze habe ich vor gestern seit Monaten nicht mehr gesehen.

  • Würde ich unterstützen. Die Hutschuppen junger Chlorophyllum olivieri sind braun. Sie werden erst im Alter grau.


    Alexander
    wenn du das richtige Biotop zur richtigen Zeit besuchst (also ein von Birken, Eichen und Zitterpappeln bestandener Fleck, der trockenere und feuchtere Stellen hat), kannst du die nahezu ganze Leccinum-Flöte bei einer einzigen Exkursion sehen, quasi als Live-Ausstellung. Und da würdest du die Leccinums mal so richtig kennenlernen.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Glückwunsch zu den Birkenmilchlingen. :thumbup:
    Und das sieht ja schon nach einer reht ordentlichen Menge aus.


    Bei dem weißen Birkenpilz bin ich unschlüssig: Ein paar blaugrüne Flecken an der Stielbasis schließen Leccinum holopus nicht aus. Sicher bilden auch Leccinum scabrum und Leccinum cyaneobasileucum weiße Formen aus, aber bei L. cyaneobasileucum ist die Anatomie der Stielschüppchen ja eine andere. Bei deinem Pilz sehen die schon eher sparrig aus, dann wär's eben holopus, wozu auch die olivbraunen Flecken auf dem ansonsten recht glatten Hut passen würden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo



    Glückwunsch zu den Birkenmilchlingen. :thumbup:
    Und das sieht ja schon nach einer reht ordentlichen Menge aus.


    Danke! :) "Nur" 250 Gramm. Mein Vorhaben eimerweise Milchlinge zu finden und dann mit Silieren zu experimentieren werde ich wohl für ein Jahr verschieben müssen. Aber trotzt kleiner Menge hoffe ich dass es klappt.



    Bei dem weißen Birkenpilz bin ich unschlüssig: Ein paar blaugrüne Flecken an der Stielbasis schließen Leccinum holopus nicht aus. Sicher bilden auch Leccinum scabrum und Leccinum cyaneobasileucum weiße Formen aus, aber bei L. cyaneobasileucum ist die Anatomie der Stielschüppchen ja eine andere. Bei deinem Pilz sehen die schon eher sparrig aus, dann wär's eben holopus, wozu auch die olivbraunen Flecken auf dem ansonsten recht glatten Hut passen würden.


    Kann L. holopus auch ausserhalb von feuchten Gebieten wachsen? Ich habe ihn auf einem Hang gefunden, relativ weit oben und nicht unten im Tal.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Der Boden sollte halt nicht knochentrocken sein (Death Valley als Fundort wäre untypisch) und ausreichend sauer.
    Ein regelrechter Sumpf oder so muss das nicht sein.



    LG, Pablo.