Russula, Russula, Russula - Teil 2

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  • [font="Arial"]Russula, Russula, Russula - Teil 2

    Dieser Bericht ist Teil 2.
    Teil 1 findet Ihr hier:
    zum Teil 1


    Nummer 8:
    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, neben Winter-Linde (Tilia cordata).
    Fundzeit: 13.09.2015
    Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    jung kugelig, älter flach, in der Mitte vertieft, trichterförmig
    Huthaut-Konsitenz:
    glatt, jung etwas glänzend, klebrig wenn feucht
    Huthaut-Farbe:
    Zentrum braun bis beige nach außen hin heller (ocker) werdend
    Huthaut-Abziehbarkeit: 2/3 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: creme
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: gerieft
    Lamellen:
    creme, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln, mit Queradern
    Lamellensprödigkeit: spröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen, etwas herablaufend

    Stiel: weiß, innen gekammert und ganz hohl, zusammendrückbar
    Stielbasis: normal rund
    Fleisch: weiß, nirgends verfärbend
    Größe: Hutdurchmesser 4-8 cm; Stiellänge 3-7 cm, Stieldurchmesser 15 mm
    Sporenpulverfarbe: Pantone 7402 - das ist IIIa und IIIb nach Romagnesi
    Geruch: etwas fruchtig
    Geschmack: mild, auch nach längerem Kauen


    Als ich noch dachte dass man insignis und pectinatoides anhand des Sporenornament unterscheiden kann, habe ich diesen Pilz mikroskopiert.


    Das kam heraus:

    Die Warzen sind selten isoliert, mit einigen Verbindungen.
    Das ist B nach Woo, und das passt wie ich später erfuhr zu insignis und pectinatoides.
    Ebenso erfuhr ich aber dass die Angebe dass pectinatoides auch fruchtig riechen kann falsch ist.
    .

    Anhand des Sporenpulvers, des Geruches und des Geschmacks also eindeutig der Milde Kamm-Täubling (Russula insignis):







    [/font] [font="Arial"]
    Nummer 9:
    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Nadelwald
    Fundzeit: 27.09.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex
    Huthaut-Konsitenz:
    glatt, trocken, matt
    Huthaut-Farbe:
    weinrot, hellfleckig
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: creme
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: gerieft, Huthaut hochgezogen aber nicht wie vesca
    Lamellen:
    ocker, starke Queradern, dicht stehend, am Stiel gegabelt
    Lamellensprödigkeit: spröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen, leicht herablaufend

    Stiel: weiß
    , dick
    Stielbasis: rund
    Fleisch: weiß
    Größe: Hutdurchmesser 9 cm; Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser 20 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht getestet
    Geruch: neutral
    Geschmack: mild (auch nach längerem Kauen)


    Für diese Makrodaten gibt es quasi nur 3 Pilze die dazu passen.
    Der Braunrote Leder-Täubling (Russula integra), der Jodoform-Täubling (Russula turci) und der Amethyst-Täubling (Russula amethystina). Wobei durch die hellen Flecken auf der Huthaut und durch den Fundort (Gebirgs-Nadelwald) von den letzten beiden dann nur Russula amethystina wahrschenlicher wäre.
    Cheilos & Pleuros & inkrustierte Primordialhyphen werden für die Bestimmung nicht viel weiter helfen.
    Was gut helfen wird ist das Sporenornament, die Sporengröße, ob Pileozystiden vorhanden sind oder nicht und ggf. die Epikutis-Haare.
    Diese Merkmale müssen wir uns also ansehen.

    Mikrodaten:

    Sporen:
    (7.7) 8.3 - 9.9 (10.5) x (6.7) 7.3 - 8.5 (9.1) µm
    Q = 1.1 - 1.2 (1.3) ; N = 62
    Me = 9.2 x 7.9 µm ; Qe = 1.2

    Warzen:
    zylindrisch stumpf bis dornenförmig
    (0.5) 0.6 - 1 (1.3) µm
    N = 83
    Me = 0.8 µm

    Apikulus:
    1.52 - 2.25 x 0.8 - 1.39 µm
    Q = 1.54 - 2 ; N = 5
    Me = 2 x 1.1 µm ; Qe = 1.8

    Ornament:
    Warzen isoliert, teilweise gedoppelt oder kurze Reihen bildend --> das Typ A3, teilweise E3 nach Woo

    Hilarfleck:
    polygonal
    (2.2) 2.5 - 3.2 (3.4) µm
    N = 15
    Me = 2.9 µm

    Pileozystiden:
    zylindrisch bis keulig, eine auch appendikuliert
    60.2 - 66.88 x 4.9 - 9.9 µm
    Q = 6.35 - 13.75 ; N = 4
    Me = 64.1 x 7.4 µm ; Qe = 9.3



    Endhyphen:

    häufig septiert, spitz auf ca. 1 µm zulaufend aber nicht Crin-artig, teilweise mit seitlichen Auswüchsen, verzweigt.
    (2) 2.1 - 3.3 (3.4) µm
    N = 21
    Me = 2.8 µm



    Und damit ist ist das eindeutig der
    Braunrote Ledertäubling (Russula integra):




    Nummer10:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Wiese, bei Ahorn, Hainbuche, Rot- oder Weißdorn
    Fundzeit: 18.10.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex, minimal vertieft
    Huthaut-Konsitenz:
    glatt, schleimig wenn feucht
    Huthaut-Farbe:
    weinrot, hellfleckig, Zentrum oliverötlich
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: creme
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßsstellen
    Hutrand: leicht gerieft
    Lamellen:
    creme, Queradern, dicht stehend, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln
    Lamellensprödigkeit: mittelspröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Hutübergang:
    gerade angewachsen

    Stiel: creme
    , dick, wattig ausgestopft
    Stielbasis: rund
    Fleisch: weiß
    Größe: Hutdurchmesser 7 cm; Stiellänge 5 cm, Stieldurchmesser 20 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht getestet
    Geruch: leicht obstartig
    Geschmack: mild (auch nach längerem Kauen)

    Mit diesen Makrodaten kommt eigentlich nur der Hainbuchen-Täubling (Russula carpini) in Frage.
    Wegen der Unsicherheit mikroskopiere ich mal die Sporen:


    Sporen:

    (8.1) 8.5 - 9.7 (10.8) x (7.4) 7.6 - 8.5 (9.2) µm
    Q = (1) 1.1 - 1.18 (1.2) ; N = 43
    Me = 9.1 x 8.1 µm ; Qe = 1.1

    Apikulus:
    1.75 - 2.1 x 1 - 1.3 µm
    Q = 1.6 - 2.1 ; N = 6
    Me = 1.9 x 1.1 µm ; Qe = 1.8

    Warzen:
    Babyschnullerförmig bis dornig
    (0.5) 0.6 - 1.1 (1.3) µm
    N = 62
    Me = 0.8 µm



    Ornament:

    Isoliert, selten ein Dopplung --> das ist Typ A3


    Ganz klar: Der Hainbuchen-Täubling (Russula carpini):








    Nummer 11:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Wiese am Nadelwald-Rand (aber auch mit Laubbäumen untermischt)
    Fundzeit: 01.11.2015
    Wuchsform: gruppiert
    Hutform:
    konvex
    , Mitte vertieft, Oberfläche leicht radialrunzelig
    Huthaut-Konsitenz: klebrig
    Huthaut-Farbe:
    violett mit Olivton
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: braun-oliv
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: leicht gerieft
    Lamellen:
    orangecreme, Y-Gabeln, Zwischenlamellen
    Lamellensprödigkeit: spröde
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen, leicht herablaufend

    Stiel: weiß
    , leicht gilbend bei Berührung, runzelig, zusammendrückbar, wattig ausgestopft, zylindrisch
    Stielbasis: bräunlich
    , rund, schief
    Fleisch: weiß
    , Siel im Schnitt gilbend
    Größe: Hutdurchmesser 3-7 cm; Stiellänge 4-7 cm, Stieldurchmesser ca. 10-15 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 124U = ████ - das ist keine Romagnesi-Farbe - jedoch im Direktvergleich am ehesten IVe nach Romagnesi
    Geruch: neutral, zerrieben ebenso neutral
    Geschmack: nach 10 Sekunden mittelscharf


    Hier kommen makroskopisch 4 Arten in Frage:

    Purpurbrauner Dotter-Täubling (Russula cuprea)
    makroskopischer Volltreffer

    Rötlich-Olivgrüner Dotter-Täubling (Russula cuprea f. rubro-olivascens)
    Stiel- und Fleischfarbe passt nicht.

    Weinroter Dotter-Täubling (Russula decipiens)
    Ebenso: makroskopischer Volltreffer

    Purpurfleckiger Täubling (Russula vinosopurpurea)
    Huthautabzihbarkeit passt nicht.
    Lamellen-Stielübergang passt nicht.
    Das Sporenpulver ist auch etwas zu dunkel, aber könnte man noch gelten lassen
    Sonst makroskopisch ein Kandidat.

    Diese Arten sind allein durch das Sporenornament und die Sporengröße trennbar.
    Ich musste also nur die Sporen mikroskopieren:

    Sporen:
    (6.1) 6.6 - 8.5 (9.1) x (5.6) 6 - 7.4 (8.1) µm
    Q = 1 - 1.2 (1.3) ; N = 81
    Me = 7.6 x 6.7 µm ; Qe = 1.1

    Apikulus:
    1.44 - 1.8 x 1.1 - 1.26 µm
    Q = 1.25 - 1.5 ; N = 6
    Me = 1.6 x 1.2 µm ; Qe = 1.4

    Hilarfleck:
    rundlich
    3.33 - 3.4 µm
    N = 2
    Me = 3.4 µm



    Ornament:

    Wenige Warzen isoliert, teils gratig, teils gedoppelt oder perlschnurartig und dickwarzig
    (0.5) 0.52 - 1 (1.1) µm
    N = 60
    Me = 0.8 µm
    Das ist Typ E2(3) nach Woo



    Damit ist das eindeutig der seltene Weinrote Dotter-Täubling (Russula decipiens):






    Nummer 12:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Wiese am Nadelwald-Rand (aber auch mit Laubbäumen untermischt)
    Fundzeit: 01.11.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex
    , Mitte vertieft, Rand eingerissen
    Huthaut-Konsitenz: leicht bereift
    Huthaut-Farbe:
    Zentrum schwarzolive
    , Rest dunkelviolett
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: violett
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: normal, nicht gerieft
    Lamellen:
    creme, Y-Gabeln, Queradern, braunfleckig an einer Stelle
    Lamellensprödigkeit: nicht getestet
    Lamellenschneiden: normal

    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen

    Stiel: weiß
    , gilbend, fest, etwas wattig ausgestopft
    Stielbasis: rund
    Fleisch: weiß
    , im Schnitt nicht gilbend
    Größe: Hutdurchmesser 9 cm; Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 124U = ████ - das ist keine Romagnesi-Farbe - jedoch im Direktvergleich am ehesten IVe nach Romagnesi
    Geruch: absolut neutral, zerrieben schwach obstartig
    Geschmack: scharf aber nicht brennend scharf

    Hier kommen makroskopisch 3 Arten in Frage:

    Purpurbrauner Dotter-Täubling (Russula cuprea)
    makroskopischer Volltreffer

    Weinroter Dotter-Täubling (Russula decipiens)
    Ebenso: ein makroskopischer Kandidat

    Purpurfleckiger Täubling (Russula vinosopurpurea)
    Huthautabzihbarkeit passt nicht.
    Lamellen-Stielübergang passt nicht.
    Geruch passt gar nicht.
    Das Sporenpulver ist auch etwas zu dunkel, aber könnte man noch gelten lassen
    Sonst makroskopisch ein Kandidat.

    Diese Arten sind allein durch das Sporenornament und die Sporengröße trennbar.
    Ich musste also nur die Sporen mikroskopieren:

    Sporen:
    (6.6) 7.2 - 8.8 (9.6) x (5.8) 6.2 - 7.6 (8.5) µm
    Q = (1) 1.1 - 1.25 (1.3) ; N = 90
    Me = 8.1 x 6.9 µm ; Qe = 1.2

    Apikulus:
    (1.3) 1.6 - 2.47 (2.5) x (0.8) 0.9 - 1.3 µm
    Q = 1.4 - 2.2 (2.3) ; N = 13
    Me = 1.9 x 1.1 µm ; Qe = 1.8

    Hilarfleck:
    rundlich
    2.7 - 3.35 µm
    N = 5
    Me = 3 µm



    Ornament:

    Wenige warzen isoliert, teils gratig, teils gedoppelt oder perlschnurartig und dickwarzig
    (0.5) 0.51 - 0.8 (0.9) µm
    N = 35
    Me = 0.7 µm
    Das ist Typ E2 nach Woo



    Ganz klar: Wieder der Weinrote Dotter-Täubling (Russula decipiens):




    Nummer 13:

    Makrodaten:
    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen bei Weide, Hainbuche, Ahorn, Pflaume, Blasenspiere,
    Gemeine Trauben-Kirsche, Felsenbirne und Riesen-Lebensbaum
    Fundzeit: 14.11.2015

    Wuchsform: paarweise
    Hutform:
    abgeflacht
    , Mitte vertieft
    Huthaut-Konsitenz: glatt
    Huthaut-Farbe:
    weinrot
    , nach außen hin heller werdend
    Huthaut-Abziehbarkeit: vollständig abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: rosa
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine
    Hutrand: leicht gerieft
    Lamellen:
    weiß, queradrig, Zwischenlamellen
    Lamellensprödigkeit: nicht getestet
    Lamellenschneiden: glatt (also nicht gesägt)

    Lamellen-Hutübergang:
    gerade angewachsen, leicht herablaufend

    Stiel: weiß
    , runzelig, zusammendrückbar, wattig ausgestopft, dick im Vergleich zum Hut
    Stielbasis: gelblich
    , rund
    Fleisch: weiß
    , alles sehr zerbrechlich
    Größe: Hutdurchmesser ca. 5 cm; Stiellänge 7 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 7506U = ████ - das ist keine Romagnesi-Farbe. Am ehesten passt IIb nach Romagnesi nach Direktvergleich des Pulvers mit der Romagnesi-Tabelle
    Geruch: vergessen zu testen
    Geschmack:
    scharf

    Es kamen mehrere Täublinge in Betracht.
    Ich musste zwingend mikroskopieren.

    Mikrodaten:

    Sporen:
    (5.8) 6.2 - 7.4 (7.8) x (4.4) 4.7 - 5.6 (6.1) µm
    Q = (1.2) 1.23 - 1.4 (1.5) ; N = 68
    Me = 6.7 x 5.2 µm ; Qe = 1.3

    Warzen bis 0,7 µm
    Ornament: Typ B2 nach Woo (wenige Verbindungen, mittelhohe Warzen)
    Apikulus ca. 1,5 µm lang
    Hilarleck: nicht erkennbar

    [/font]


    [font="Arial"]
    ☻

    Basidien:

    4-sporig
    31.1 - 35.6 x 9.25 - 9.36 µm
    Q = 3.32 - 3.85 ; N = 2
    Me = 33.4 x 9.3 µm ; Qe = 3.6
    Sterigmen: 5-7 µm


    Cheilos und Pleuros:
    40.3 - 49.4 x 9.3 - 11 µm
    Q = 4.2 - 5 ; N = 9
    Me = 45.7 x 10 µm ; Qe = 4.6
    appendikuliert

    Epikutis-Hyphen / -Enden:
    septiert, gegabelt, im Schnitt Ø 2,6 µm

    Pileozystiden:
    nicht bis wenig (1-2) septiert, mit Inkrustationen(?).
    Durchmesser:
    4.6 - 6.37 µm
    N = 5
    Me = 5.4 µm
    Längen: nicht ermittelbar –“ aber wohl länger als 100 µm

    ☻

    Folgende Täublinge folgende in die nähere Auswahl:

    Beim Grünvioletten Täubling (Russula violacea) passt die Hutfarbe, Begleitbäume, Huthaut-Abziehbarkeit, die Farbe unter der Huthaut, Stielform, Lamellen-Stielübergang, die normale Schärfe (also nicht brennend), das zerbrechliche Fleisch und das nicht verfärbende Fleisch nicht.
    Mikroskopisch passt er auch nicht.
    Ähnliches trifft für die Verwechslungspartner von Russula violacea - also Russula clariana und Russula pelargonia zu.
    Diese "Gruppe" scheidet also aus.

    Bei Russula exalbicans passt die Färbung, Huthaut-Abziehbarkeit, der Lamellenstand und das nicht grauende Fleisch nicht.
    Mikroskopisch passt sie auch (z. B. Sporen müsste 8-10 µm lang sein) nicht und scheidet damit aus.

    Bei Russula emetica passt die Färbung, die Sporenpulver-Farbe, die normale Schärfe (also nicht brennend), die nicht bauchigen Lamellen und der der Lamellenstand nicht. Ähnliches gilt für die Verwechslungspartnerin Russula nana.
    Mikroskopisch passt sie auch (z. B. Sporen müsste 7,4-10 µm lang sein) nicht und scheidet damit aus.

    Bei Russula longipes passt die Sporenpulver-Farbe, Begleitbäume (Nadelholz), die normale Schärfe (also nicht brennend), Huthaut-Abziehbarkeit und die nicht bauchigen Lamellen nicht. Mikroskopisch passt sie auch nicht. Auch sie scheidet aus.
    Bei Russula gracillima passt die Färbung, Huthaut-Abziehbarkeit und der Stieldurchmesser nicht. Mikroskopisch passt er recht gut, mit Ausnahme der Zystidenlängen. Ähnliches gilt für Verwechslungspartnerin Russula betularum.
    Bei Russula fragilis passt einiges mehr, jedoch die Sporenpulver-Farbe, die Schärfe und der Stieldurchmesser nicht.
    Außerdem passt sie mikroskopisch gar nicht. Auch diese "Gruppe" scheidet aus.

    Bei Russula ionochlora passt die Färbung, Huthaut-Abziehbarkeit sporen, Farbe unter Huthaut, die Schärfe und der Lamellenstand nicht.
    Mikroskopisch fällt sie wegen dem Sporenornament auch raus.

    Beim Lackierten Täubling (Russula laccata) wäre der Stiel etwas zu dick und die Sporen zu klein. Außerdem wird der Fortsatz bei den Zystiden nirgends genannt. Ansonsten würde er super passen, scheidet aber dann doch einfach wegen der Sporengröße aus.

    ABER: Bei Russula atrorubens passt zwar die Huthaut-Abziehbarkeit und die Begleitbäume nicht.
    Sie passte mikroskopisch jedoch sehr gut, sodass ich keinen Zweifel mehr hatte. "Er wird sich wohl einen anderen Baum als Partner genommen haben." dachte ich mir.
    Und so fand ich die Lösung für das Problem - nach längerer Suche: Atrorubens kann laut Neuhoff und Heinemann Salix begleiten. Und Favre fand sie in den Alpen unter Koniferen.
    Und was stand neben meinem Pilz? Eine Konifere und Salix auch. ;)
    Interessant: Koniferen werden überhaupt nirgends in "normalen Schlüsseln" als Russula-Begleitbäume genannt...

    Es ist also der Schwarzrote Spei-Täubling (Russula atrorubens):


    Nummer 14:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im feuchtem Moos bei Birke und Fichte.
    Fundzeit: 19.06.2016
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex abgeflacht, mit deutlichem Buckel
    Huthaut-Konsitenz: klebrig, glänzend, feinrunzelig
    Huthaut-Farbe: rosa, Zentrum olivebraun
    Huthaut-Abziehbarkeit: fast komplett abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : weiß
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: leicht gerieft
    Lamellen: cremegelb, bauchig, mit Y-Gabeln, wenige Zwischenlamellen, Schneiden vom Rand her rosa
    Lamellensprödigkeit: normale Sprödigkeit
    Lamellen-Stielübergang:
    ausgebuchtet angewachsen
    Stiel:
    weiß, seidig glänzend, feinrunzelig, hohl, keulig
    Fleisch: weiß, brüchig
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stielbasis: rund
    Größe: Hutdurchmesser 3,5 cm, Stiellänge 4 cm, Stieldurchmesser ca. 10 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 719U = ████ - am ehesten passt IIIc im direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel (das ist bereits marxmüller)
    Geruch: völlig neutral
    Geschmack:
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)
    [/font]
    [font="Arial"]Mit diesen Makrodaten kommen nur 4 Arten in Frage:

    Milder Glanz-Täubling (Russula nitida)
    makroskopischer Volltreffer
     

    [/font]
    [font="Arial"]Milder Torfmoos-Glanz-Täubling (Russula robertii)
    Zu diesem passt die Sporenpulverfarbe nicht wirklich, der Standort passt nicht wirklich.

    Milder Torfmoos-Täubling (Russula sphagnophila)
    Zu diesem passt die Hutrandriefung nicht.
    Mache Autoren synomisieren Russula sphagnophila = Russula robertii.
    Es gibt jedoch einige eindeutige Unterschiede zwischen diesen Arten, somit trenne ich sie so wie es Index Fungorum auch tut.
    Eine Literaturrecherche ist nötig um die Trennungsmerkmale zu erkennen.

    Vielfarbiger Täubling (Russula versicolor)
    Gefällt mir optisch nicht so recht. Auch der starke Hutbuckel und die Milde schließt diesen schon fast aus.
     

    [/font]
    [font="Arial"]Diese Arten können vor allem durch die Warzenhöhe unterschieden werden.
    [/font]
    [font="Arial"]Matthias nahm schon mal die Sporen unter's Mikroskop. Er stellte 6-9 x 6-7 µm Sporengröße fest.


    Die Sporenmaße allein helfen noch nicht wirklich weiter.
    Ich entschied mich eine Sporenmessreihe mit Warzenhöhen zu machen und das Ornament nochmals unter die Lupe zu nehmen.
    Ebenso nahm ich die Epkutishyphen und Pleurozystiden mit ins Visier um versicolor sicher ausschließen zu können.


    Sporen:

    (6.9) 6.92 - 8.1 (9.6) x (5.4) 5.6 - 6.4 (6.9) µm
    Q = 1.2 - 1.35 (1.4) ; N = 40
    Me = 7.5 x 6 µm ; Qe = 1.3

    Warzen:
    (0.5) 0.7 - 0.87 (0.9) µm
    N = 31
    Me = 0.8 µm

    Apikulus:
    (1.7) 1.71 - 1.9 x (0.8) 0.81 - 1.1 (1.3) µm
    Q = (1.5) 1.6 - 2.2 (2.3) ; N = 11
    Me = 1.8 x 1 µm ; Qe = 1.9

    Hilarfleck:
    Polygonal bis rundlich
    2.7 - 3 µm
    N = 7
    Me = 2.9 µm



    Ornament:
    Warzen formen selten unvollständiges Netz durch feine Linien, sind sonst meist isoliert
    Das ist Typ A(B/C)2 nach Woo


    Basidien:
    4-sporig
    30.6 - 37.1 x 10.4 - 11.5 µm
    Q = 2.9 - 3.3 ; N = 6
    Me = 34 x 10.8 µm ; Qe = 3.2

    Pleuros:
    Keulig bis spindelig, die spindeligen haben einen langen wurmartigen Fortsatz mit 6x1,5 µm
    38 - 42.1 x 6.8 - 9.8 µm
    Q = 4.3 - 5.9 ; N = 6
    Me = 39.4 x 8.6 µm ; Qe = 4.8

    Cheilos:
    Keulig, büschelig
    31.22 - 38.5 x 9.15 - 11.59 µm
    Q = 3.22 - 3.49 ; N = 4
    Me = 35.8 x 10.6 µm ; Qe = 3.4

    Epikutishyphen:
    1.9 - 2.79 µm
    N = 5
    Me = 2.3 µm





    Pileozystiden:

    Zylindrisch, teils auch crin-förmig
    0-3 septiert
    39.5 - 66.6 x 2.83 - 4 µm
    Q = 11.7 - 20.1 ; N = 9
    Me = 53.2 x 3.5 µm ; Qe = 15.7



    Die Pileozystiden schließen versicolor ganz klar aus.
    Die Warzenhöhe und der Rest ist eindeutig:
    Das ist der Milde Glanz-Täubling (Russula nitida) - ein wunderschöner Pilz:








    Nummer 15:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Kiefer (direkte Nähe) und Fichte.
    Fundzeit: 19.06.2016
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    halbkugelig
    Huthaut-Konsitenz: matt, leicht klebrig, fein genarbt
    Huthaut-Farbe: grau-olive, Zentrum dunkler
    Huthaut-Abziehbarkeit: 2/3 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : leicht olive-grau
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: minimal gerieft, quasi nicht gerieft
    Lamellen: cremeweiß, mit Y-Gabeln, Zwischenlamellen
    Lamellensprödigkeit: mittelspröde (aber für Bestimmung unbeachtet wegen des jungen Alters)
    Lamellen-Stielübergang:
    angeheftet, fast frei
    Stiel:
    weiß, matt, zylindrisch, wattig ausgestopft
    Fleisch: weiß, minimal gilbend
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stielbasis: rund
    Größe: Hutdurchmesser 5 cm, Stiellänge 5,5 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe:
    IIa im direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel.
    Geruch: völlig neutral
    Geschmack: völlig
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)
    Chemische Reaktionen: Huthaut mit KOH orange (über die gleich folgenden Arten liegen mir jedoch keine Angaben außer beim Grasgrünen Täubling über diese Reaktion vor - somit für die Bestimmung nicht unbedingt verwendbar)

    Hier kommen makroskopisch mehrere Täubling in Betracht - vor allem wegen des jungen Alters:

    Grasgrüner Täubling (Russula aeruginea)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu hell (aber wegen der sowieso-nicht Romagnesi-Farbe ist das bedeutungslos), der Lamellen-Stiel-Übergang passt nicht (aber wegen des Alters in der Toleranz)

    Frauen-Täubling (Russula cyanoxantha)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Olivfarbener Frauentäubling (Russula cyanoxantha f. peltereaui)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Hartfleischiger Frauen-Täubling (Russula langei)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Papageien-Täubling (Russula ionochlora)
    Die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht

    Rissighütiger Frauen-Täubling (Russula cyanoxantha var. cutefracta)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Huthaut-Abziehbarkeit passt gar nicht, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Grüner Speise-Täubling (Russula heterophylla)
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Huthaut-Abziehbarkeit passt gar nicht, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Fleischroter Speise-Täubling (Russula vesca)
    Hier gibt es tatsächlich grüne Formen.
    Für diesen ist das Sporenpulver etwas zu dunkel, die Huthaut sollte zurückgezogen sein, die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht.

    Am ehesten ist es also der Grasgrüne Täubling.
    Das lässt sich jedoch leicht anhand dem Sporenornaments klären, denn nur Russula aeruginea hat Ornament Typ B bis C während alle anderen A haben.
    Außerdem unterscheidet sich die Sporengröße. Somit müssen hier nur die Sporen untersucht werden.

    Sporen:
    (7.4) 7.5 - 8.4 (8.8) x (5.9) 6.2 - 7 (7.1) µm
    Q = 1.2 - 1.27 (1.3) ; N = 21
    Me = 8 x 6.6 µm ; Qe = 1.2

    Warzen:
    (0.3) 0.35 - 0.6 (0.9) µm
    N = 52
    Me = 0.5 µm

    Ornament (diesmal ohne Bilder):
    2-3 feine Verbindungen zwischen den Warzen
    Das ist Typ B2 nach Woo

    Apikulus:
    1.7 - 1.9 x 0.9 - 1.1 µm
    Q = 1.6 - 1.8 ; N = 6
    Me = 1.8 x 1 µm ; Qe = 1.7



    Und das ist damit ganz klar der
    Grasgrüne Täubling (Russula aeruginea):








    Nummer 16:

    Makrodaten:
    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Birke & Kiefer
    Fundzeit: 19.06.2016
    Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    bereits jung konvex und abgeflacht, Mitte leicht vertieft
    Huthaut-Konsitenz: matt
    Huthaut-Farbe: violettrosa wobei rosa überwiegt, stark ausblassend zu Ockertönen
    Huthaut-Abziehbarkeit: 2/3 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : creme, Mitte aber violettlich
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: ungerieft
    Lamellen: cremeweiß, viele Y-Gabeln am Stiel, wenig Zwischenlamellen, starke Queradern
    Lamellensprödigkeit: spröde
    Lamellen-Stielübergang:
    ausgebuchtet angewachsen
    Stiel:
    weiß, unten jedoch deutlich rosa, fein runzelig, zylindrisch bis leicht keulig, total hohl
    Fleisch: weiß, gilbend
    Verfärbungen auf Druck: keine (weder innen noch außen)
    Stielbasis: rund bis leicht zugespitzt
    Größe: Hutdurchmesser 4-7 cm, Stiellänge 8 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm
    Sporenpulverfarbe:
    IIa im direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel.
    Geruch: völlig neutral
    Geschmack: völlig
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)

    Ein schwieriger Fall - das ist ganz klar. Denn hier passt kein Täubling so richtig dazu.
    Aber bei diesen Makrodaten kommen auch nur 3 Täublinge in Frage:

    Fleischroter Speise-Täubling (Russula vesca)
    Die Stiel-Konsistenz passt überhaupt nicht, die Huthaut müsste mehr zurückgezogen sein, optisch passt er einfach nicht, aber evtl. eine Möglichkeit

    Rubinroter Täubling (Russula zvarae)
    Die Begleitbäume passen dafür nicht (was aber nichts heißen mag), die Bodenart passt nicht gut (was aber auch nichts heißen mag)

    Armoricanischer Täubling (Russula armoricana)
    Ein optischer Volltreffer, jedoch ebenso: Die Begleitbäume passen dafür nicht (was aber nichts heißen mag), die Bodenart passt nicht gut (was aber auch nichts heißen mag). Er lässt sich scheinbar nur eindeutig durch die Länge und Spitzenform der inkrustierten Primordialhyphen von Russula zvarae unterschieden.

    Sehr schwer...
    Matthias nahm schon mal kurz die Sporen auf:

    Die Spo
    ren sind etwas gröber warzig und durchschnittlich etwa 6-8 x 6-6,5.

    Die Sporen helfen hier aber nicht weiter - da die 3 Arten recht ähnliche Sporen und Ornament haben.
    Eine eindeutige Unterscheidung ist durch die Pileozystiden und durch die inkrustierten Primordialhyphen möglich.
    Ich muss also die Huthaut auf 2 verschiedene Arten untersuchen.
    Hier genügt Kongorot nicht, da ich eine eindeutige Aussage über Pileozystiden und inkrustierte Primordialhyphen brauche.

    Ergebnis Mikrodaten:

    Pileozystiden:
    Epicutis in Sufovanillin: ganz klar: keine Pileozystiden --> Fleischroter Speise-Täubling (Russula vesca) scheidet aus.

    inkrustierte Primordialhyphen:
    vorhanden, stark inkrustiert, lang, dünn, Enden zugespitzt --> Armoricanischer Täubling (Russula armoricana) scheidet aus.
    2.6 - 4.3 µm
    N = 9
    Me = 3.4 µm

    Inkrustierungen:
    0.73 - 1.1 µm
    N = 7
    Me = 0.9 µm

    filamentöse Subcutishyphen:
    vorhanden
    Me = 5 µm

    Hier sieht man die starken Inkrustierungen:


    EDIT: Zuerst bestimmt als: Rubinroter Täubling (Russula zvarae)
    Dann siehe unten nach Tipp von Öhrling: Rotstieliger Reif-Täubling (Russula lilacea)










    Das war's für den zweiten Teil. Teil 3 folgt bald.
    Bitte beachtet dass ich totaler Russula-Anfänger bin.
    Ich bin für jeden Kommentar, Tipps, Hinweise und Kritik immer dankbar.

    Beste Grüße
    Dieter


    [/font]


  • ... Bitte beachtet dass ich totaler Russula-Anfänger bin. ...


    Mein lieber Herr Gesangsverein!
    Ich hoffe mich dann mal demnächst fürs Russula-Seepferdchen anzumelden. Aber da habe ich bammel. :shy:



    Also ernsthaft.
    Bei der Aufbereitung deiner Täublings-Beiträge nun, da denkt man, du arbeitest eigentlich in irgendeinem High-Tech-Labor als Wissenschaftler.
    Wie aufwändig das alles zelebriert ist! 8| Kraaaaaaahaaaaass!


    Ein wahrer Schmaus! :)

  • ;)
    Danke danke - aber ich hab ja erst damit angefangen vor ein paar Wochen.
    Es hat aber echt Spaß gemacht und es folgen noch ganz tolle Täublinge aus 2016.
    Da bin ich aber noch drüber.
    Beste Grüße
    Dieter

  • Russula-Anfänger????



    Ich sehe Dich eher in der Champions League (wobei ich dann in der Bezirks (oder Holz-) Klasse rum gurke).



    Also ich bin noch betäubt von Deinen beiden Beiträgen, so als hätte ich in zwei scharfe Täublinge gebissen <X <X Muss mich erst langsam davon erholen.



    Auf jeden Fall ganz großer Sport Dieter :thumbup: :thumbup:

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • Hallo Dieter,
    Ganz großes Kino, dagegen bin ich trotz Mikro nur ein Hinguck-Schlamper
    ..stehe ich aber dazu.
    Gruß Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95 +5 APR2024 Platz und einschätzung = 100

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------


  • Hallo Dieter,


    ich habe es irgendwann schon mal geschrieben: ganz viel Arbeit, das ohne Frage, aber stimmen die Bestimmungen auch? Denn ob das tatsächlich "großer Sport" ist, wie einige User etwas voreilig jubilieren, hängt meines Erachtens schon auch von dieser Frage ab. An den Arten, die du zu zeigen glaubst, beißen sich langjährig erfahrene Russula-Spezialisten oft die Zähne aus, daher gestattest du bitte, dass ich deinen Bestimmungen (d. h. den Bestimmungen eines sich selbst so bezeichnenden Russula-Anfängers) gegenüber erst einmal skeptisch bin.


    Ich fange mal mit der letzten von dir präsentierten Art an: Russula zvarae, einer unglaublich seltenen Art, die ich selbst auch nach 10 Jahren intensivem Russula-Studium mit weiten Fahrten nie zu Gesicht bekam. An deinem Pilz passt vieles nicht zu R. zvarae. Z. B. die Hutfarbe, die beim "Rubinroten" Täubling auf allen Abbildungen, die ich bisher sah, tatsächlich freudig rosarot bis rubinrot ist. Hier dagegen sieht man nur ein trübes Weinrot, das man z. B. von Russula lilacea kennt, einem Täubling, der ebenfalls inkrustierte Primordialhyphen und einen rosa überhauchten Stiel hat. Du schreibst, das Sporenornament sei hier nicht so wichtig, da es bei den drei nahe verwandten Kandidaten in etwa gleich sei. Das Gegenteil ist der Fall. R. zvarae unterscheidet sich von R. lilacea oder der ebenfalls nah verwandten R. emeticicolor gerade durch das abweichende Sporenornament: nicht isoliertwarzig wie bei den anderen beiden Arten, sondern mit etlichen Verbindungslinien zwischen den Warzen. Ebendie müsstest du auf Sporen-Fotos zeigen, um zu überzeugen. Außerdem musst du zwingend bei der Art-Präsentation die markanten arttypischen aufgeblasen-unförmigen Huthauthaare im Bild zeigen, sonst nimmt dir ein Täublingsexperte die R. zvarae nicht ab. Davon abgesehen hat R. zvarae weißes Sporenpulver, das von dir angegebene IIa ist dagegen schon cremefarben.
    Fazit: für mich ist das erstmal R. lilacea, wenn du daraus eine R. zvarae machen willst, müssten bestimmungstechnisch schlüssige Beweise her.


    Jetzt ist es spät geworden, die restlichen Arten werde ich in den kommenden Tagen nach und nach durchschauen und dann meinen Senf dazu geben.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • Hi Öhrling,
    danke. Lilacea hatte ich ausgeschlossen, wegen den Abmessungen und den Flecken auf der Huthaut.
    Er hat übrigens auch "weißes" Sporenpulver, worauf ich aber nichts gebe denn ich hatte noch niemals einen Täubling mit Ia (also rein weißem) Sporenpulver, auch nicht bei denen die es definitiv haben sollten. Und Zvarae hat es ja laut Literatur eben auch nicht.
    Egal, ob es zvarae oder lilacea ist schaue ich mir an - lässt sich ja am Ornament klären. Ich melde mich dazu später.
    Kann natürlich sein, dass es lilacea ist - denn auch hier ist möglich dass die Literatur wieder mal falsch ist.
    Lilacea bilder folgen übrgigens auch noch - den kenn ich auch schon aber wie gesagt - eben kleiner.
    Nochmals danke für deinen Tipp und ich freue mich schon auf weitere Hinweise.
    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    ich bin's wieder. Jetzt habe ich mal deine "Russula insignis" unter die Lupe genommen. Meines Erachtens ist keine der drei vorgestellten Kollektionen überzeugend Russula insignis. Es fehlen an allen drei Kollektionen die auffallend schwefelgelben Töne, die an der Stielbasis und nicht selten auch am Hutrand zu sehen sein müssten, und die mit KOH/Ammoniak leuchtend orangerot reagieren müssten. Diesen Test hast du, wie du schriebst, unterlassen, aber von der Bestimmungslogik hättest du dir das nicht sparen dürfen. Wenn du eine seltene Russula-Art auf überzeugende Weise dingfest machen willst, musst du in der Bestimmung zielführend vorgehen, und das wäre hier die Abgrenzung R. insignis/R. praetervisa gewesen. Die Geschichte mit dem Geruch ist so eine Sache: zwei Leute riechen das Gleiche, haben aber unterschiedliche Assoziationen und beschreiben es daher völlig anders. Habe ich bei Täublingen schon wie oft erlebt. Eine Geruchsangabe via Internet sehe ich immer sehr kritisch, als Beweisargument ist das m. E. kaum zu gebrauchen. Bleibt noch die Sache mit dem Sporenornament. Damit man darüber diskutieren kann, müsste man es erst einmal scharf sehen. Leider geben deine Fotos das alles nicht her - du kannst nicht die Kamera einfach mal scharf stellen, wenn du ohnehin so viel Zeit in die Sporenfotos investierst? Auch hier gelingt dir keine überzeugende Beweisführung.
    Fazit: es handelt sich für mich bei allen drei Funden makroskopisch um relativ klare R. praetervisa/pectinatoides.


    Bitte gestatte ein offenes Wort und nimm es nicht persönlich, ich will deine äußerst große Mühewaltung (wohlgemerkt: mehr als ich selbst je in die Bestimmung eines Täublings investieren würde!) nicht kleinreden, darum geht es nicht. Aber: man merkt doch, dass du in der Tat ein Anfänger in der Täublingsbestimmung bist. Bei der Beweisführung legst du auf absolute Nebensächlichkeiten (z. B. Cheilozystiden 8| ) und nicht zielführende Details großen Wert, und vernachlässigst dabei das eigentlich Entscheidende zur sauberen Abtrennung von Arten. Daher bist du jetzt zweimal zwar in der richtigen Sektion gelandet, hast aber jeweils eine neben dran stehende Art erwischt. Dein Vorgehen bei der Bestimmung gleicht einem Herumstochern im Nebel in der Hoffnung zufällig etwas zu treffen, du sammelst wie wild Daten, ohne zu wissen, ob man die für die Bestimmung überhaupt braucht oder nicht. Das ist dadurch zu erklären, dass du nicht wirklich weißt, welches Vorgehen bei der Bestimmung von Arten innerhalb einer Täublings-Sektion richtig ist. Damit machst du dir das Leben schwer. Hättest du gute Täublingsliteratur und würdest du ebenso viel Zeit darauf verwenden, dich in die Thematik einzulesen (zielführendes Vorgehen bei der Bestimmung), wird aus dir angesichts deiner enormen Einsatzbereitschaft ein guter Täublingsbestimmer. Aber vorerst bist du Anfänger.


    Edit: Noch ein kurzes Wort zu den Farbtabellen zur Festlegung der Spp-Farbe. Täublingsexperten sagen, die einzig richtige sei die im ROMAGNESI-Original von 1967, die zu einer Zeit entstand, als das Druckpapier noch nicht so weiß war wie heutzutage. Keiner der zahllosen Nachdrucke hat diese Echtheit je wieder erreichen können. Es ist wirklich so wie du schreibst - zu viel Cyan in der Farbe. Daher darf man in der Täublingsbestimmung, wenn man den ROMAGNESI (1967) nicht hat, nicht zu großes Gewicht auf die Sporenpulverfarbe legen. Meiner Erfahrung nach reicht folgende Unterscheidungs-Einstufung für die hobbymäßige Täublingsbestimmung voll aus: weiß, blasscreme, sattcreme, hellocker, sattocker, dotter, dunkeldotter.


    Jetzt muss ich wieder los, heute abend schaue ich mir die nächste Bestimmung an.


    FG
    Oehrling

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  • ganz viel Arbeit, das ohne Frage, aber stimmen die Bestimmungen auch? Denn ob das tatsächlich "großer Sport" ist, wie einige User etwas voreilig jubilieren, hängt meines Erachtens schon auch von dieser Frage ab.


    Hallo Oehrling,
    Du machst Deinem Beinamen "Notorische Spaßbremse" ja echt alle Ehre :D :D


    Nein, Scherz beiseite, durch Deine Beiträge wird der "Sport" oder das "Kino" noch größer. Für den Laien sehen Dieter's Analysen sehr professionell und wissenschaftlich aus. Und nach jeder Menge Arbeit. Da zieh ich immer noch meinen Hut vor. Wie käme ich dazu, dass in Frage zu stellen, wenn ich keine Ahnung hab.


    Das jemand, der das Wissen hat, das in Frage stellt, ist natürlich völlig nachvollziehbar und berechtigt. Dazu ist das Forum ja auch da. Ich freue mich schon auf weitere kritische Analysen. Ich denke, wir können hier alle noch dazu lernen. Meine Russula Kenntnisse beschränken sich auf: Lamellen brüchig, Stiel bricht wie ein Apfel, keinerlei Keule, Ring, Velumen, Schleier, etc. ... Kauprobe: mild essbar.


    Gibt es denn eine Literatur-Empfehlung, wenn man in das Thema einsteigen möchte?

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es denn eine Literatur-Empfehlung, wenn man in das Thema einsteigen möchte?


    Hi,


    klar gibt es die. Das erwähnte Buch von Romagnesi, soll wohl die Bibel aller Täublingsbücher sein. Trotzdem gibt es noch sehr gute andere Literatur (auch in deutscher Sprache ;))


    Das Russula Buch von Julius Schäffer
    Einhellinger: Russula in Bayern
    Die neue Russula Monographie von Helga Marxmüller ist für alle Täublingsfreaks Pflicht
    Dann gibts auch noch ein sehr gutes Werk in Tschechischer Sprache "Holubinki".
    Zudem ist auch gerade eine mehrteilige Reihe im Tintling, wo alle Russula-Sektionen vorgestellt wurden, zu Ende gegangen.



    Hallo Dieter,


    ich schließe mich Oehrling an, obwohl ich auch nur begrenzt Ahnung von Täublingen habe. ;) Deine Bilder und deine Dokumentationen sind klasse, das steht außer Frage. Trotzdem noch 1-2 Anmerkungen/Tipps von meiner Seite.
    1. Wie Oehrling sagt steht und fällt die Pilzbestimmung mit der Literatur. Was benutzt du denn zur Bestimmung. Dann solltest du dich fragen, ob deine Bestimmung auch passt, bzw. auch mit der Häufigkeit korreliert. Wenn du in kurzer Zeit sehr viele sehr seltene Arten in der Bestimmung raus hast, dann ist das schon mal ein Indiz, dass zumindest einige deiner Bestimmungen nicht ganz passen.


    Zudem solltest du dir auch die Pilze mehr makroskopisch ansehen; das ist eine Erfahrung, die ich gerade auch wieder bei den Risspilzen machen musste. Da wird die makroskopische Beobachtung/Beschreibung immer wichtiger. Das war auch damals mein Rat an dich, dass du erstmal die Grundlagen lernen (abzuschätzen welche Merkmale bei deinen Funden nun relevant sind und welche nicht, zählt auch dazu) solltest, bevor du dich zu weit in die Mikroskopie wagst...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Marco,


    es freut mich immer sehr zu hören, dass sich jemand für Täublinge interessiert und über das "mild essbar, scharf ungenießbar"-Level hinauskommen will.
    Gute und gleichzeitig preiswerte Einstiegsliteratur? gibt es für Täublinge so nicht, es sei denn, in irgendeiner Ausgabe des "Tintling" oder der "Südwestdeutschen Pilzrundschau" ist ein entsprechender Artikel enthalten. Ansonsten gilt: die Einstiegs-Pilzbücher, die ohnehin schon gut sind, sind auch gut für den Täublings-Einstieg: Grundkurs Pilzbestimmung, Handbuch für Pilzsammler, Pareys Buch der Pilze, Großpilze Baden-Württembergs Band 2, Pilze der Schweiz Band ???.
    Edit: die meisten von Stefan zitierten Werke sind super-teuer oder vergriffen (meist beides im Verbund :( ) und haben andere "Macken": der Romagnesi ist z. B. durchweg in (noch dazu unmoderner) französischer Sprache geschrieben und hat keine Ikonografie, also keine Abbilder von Täublingsfruchtkörpern (!!), im Marxmüller ist kein Bestimmungsschlüssel drin, dafür eine erstklassige Ikonografie, der Einhellinger beinhaltet veraltete Artnamen und hat keine vereinheitliche Pilzbeschreibung usw.


    Wenn du dir im Hinblick auf die Täublingsbestimmung Grundwissen aneignen willst, sind zwei Sachen wichtig:
    - welche Sektionen sind in der Gattung Täublinge enthalten und anhand welcher Merkmale sind diese Sektionen definiert? Nur damit man mal einen ersten Überblick bekommt, wie die 150 Arten überhaupt geordnet sind
    - wie man bestimmungstechnisch in die Sektionen reinkommt und dann schließlich von dort aus zu den Arten gelangt? Bei 150 Arten ist es fast ausgeschlossen, dass man alle Arten der Gattung auswendig lernt; auch gibt es keine allgemeingültige Bestimmungstechnik, die man etwa auf die Täublinge erfolgreich anwenden könne, sondern es gibt eine typische "Täublingsbestimmungstechnik", die sich von Bestimmungstechniken anderer Gattungen fundamental unterscheidet, etwa von der "Amanitabestimmungstechnik", die methodisch so ziemlich genau das Gegenteil ist.


    Erst wenn man von beidem eine Ahnung hat, sieht man bestimmungstechnisch Land, und einzelne Bestimmungen bleiben nicht bloße Zufallstreffer.


    FG
    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • [font="Arial"]Hallo zusammen,
    das freut mich dass das Thema solchen Anklang findet.
    Ich muss aber sagen, dass Täublinge für mich nur ein Nebenkriegsschauplatz geworden sind, falls der Eindruck entstanden ist ich würde diese besonders gut untersuchen.

    Zu Nummer 16:
    Tipp 1 von Ohrling bin ich nachgegangen und habe die Sporen untersucht.

    Ergebnisse:
    Sporen:
    (6.1) 6.2 - 7.1 (7.4) x (5.2) 5.5 - 6.1 (6.5) µm
    Q = (1) 1.1 - 1.2 (1.3) ; N = 35
    Me = 6.7 x 5.8 µm ; Qe = 1.2

    Warzen:
    (0.5) 0.6 - 1.1 (1.3) µm
    N = 35
    Me = 0.8 µm

    Ornament:
    A2(3)


    Tja, für Lilacea sind die Sporen zwar fast zu klein und die Primos auch, die Fruchtkörper zu groß und die Färbung unpassend - aber naja - da ich auch nichts besseres wüsste - und ich eher Ohrling glaube, hake ich den mal als Lilacea ab.
     
    [/font]


    [font="Arial"]Zum Thema insignis/pectinatoides:
    Danke für den Tipp dazu, aber genau so wie Öhrling es schreibt wurde es ja durchgeführt (hat er sicher übersehen), und das Merkmal "schwefelgelbe Tönung" ist ja auch nur optional.
    Da der Rest eben eher zu insignis passt, lasse ich die mal als solche stehen, werde aber beim nächsten Aufsuchen dieser Standorte das noch nachprüfen und das Ergebnis hier mitteilen. Die finde ich garantiert wieder. --> Thema somit vorerst abgeschlossen.
     
    [/font]


    Leider geben deine Fotos das alles nicht her - du kannst nicht die Kamera einfach mal scharf stellen, wenn du ohnehin so viel Zeit in die Sporenfotos investierst?


    [font="Arial"]
    8| Ich vermute mal, dass diese Frage tatsächlich ernst gemeint war :/ :/
    Falls ja:
    Nein, die Kamera kann man nicht "schärfer" einstellen.
    Was nicht bedeutet dass man eine Spore nicht komplett schärfer abbilden könnte. (Das nennt man dann "Stackingtechnik"). Warum das so ist - dazu müsstest Du dich mit den Grundlagen der Mikrofotografie beschäftigen - aber im Groben: Mit einem einzelnen Bild kann man von einer Spore nur eine Focusebene abbilden, und nur diese ist "scharf" - eben so "scharf" wie die Optik hergibt. Das hat überhaupt nichts mit "scharf stellen der Kamera" zu tun. Wenn man also schnell arbeiten will und nicht stackt, focussiert man einmal in die Messebene (Ornament ist total unscharf) und wenn man noch will einmal in die Ornamentebene (Warzen total unscharf) wobei die Ornamentebene nur als Gedankenstütze dient. Denn: Die Ornament-Bilder werden dann trotzdem nicht für die Beurteilung des Ornamentes verwendet so wie du glaubst - sondern eben nur das was man unter dem Mikroskop sieht, weil das einfach eindeutiger ist und man durchfocussieren kann und weil die Unschärfe durch den Fototubus und die Aberration entfällt.
    Aber ich verzeihe Dir natürlich diesen Fauxpas - denn es erscheint in der Tat einfacher als es ist und man könnte denken dass man die Kamera wie bei einer Landschaftsaufnahme "scharf stellen" kann.

    Die Themen: Cheilozystiden zur Bestimmung verwenden (was ich natürlich nicht mache) etc. - näää da hast Du irgend etwas komplett falsches interpretiert.
    [/font]

    Zitat


    Öhrling schrieb:


    Daher darf man in der Täublingsbestimmung, wenn man den ROMAGNESI (1967) nicht hat, nicht zu großes Gewicht auf die Sporenpulverfarbe legen.


    [font="Arial"]
    Sorry, aber dass ein Buch von 1967 mit der damaligen Drucktechnik und Papierqualität noch die Farben haben die es 1967 hatte und das Papier ebenso keine Gilbung zeigen soll glaube ich Dir nicht. Selbst Pantone Guides mit der modernsten Drucktechnik, farbstabilen Pigmenten, gilbungsfreiem Papier usw. zeigen schon nach 10 Jahren Farbveränderungen die bei solch feinen Abstufungen wie bei der Romagnesi-Chart eben viel ausmachen. --> Bitte aber da keine Diskussion aufmachen - es ist mir wirklich nicht so wichtig als es vielleicht aussieht und ich bin längst schon wieder an einem ganz anderen Thema.


    [/font][font="Arial"] Beste Grüße
    Dieter
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    [font="Arial"]

     
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    [hr]


    Kibby könnte ich hier noch ergänzen, das gefällt mir recht gut.
    Gröger hat auch einen umfangreichen Schlüssel enthalten, aber das ist nur wenn man einen langen Weg gehen will.
    Funga Nordica ist auch nicht so schlecht.
    Das eine - dings... GPBW Band 2 nehm ich auch aber irgendwie ist das recht ungenau.
    Problem bleibt: Viele Abweichnungen.
    Aber wie gesagt: ich bin blutiger Anfänger.
    Einhellinger finde ich übrigens nicht so toll, da ich schnell viele Informationen abrufen will.



    1. Wie Oehrling sagt steht und fällt die Pilzbestimmung mit der Literatur. Was benutzt du denn zur Bestimmung.


    Oooch - mal das mal das - siehe oben. Viel wichtiger finde ich: Daten vergleichen.
    Die Angeaben sind einfach zu unterschiedlich.



    Dann solltest du dich fragen, ob deine Bestimmung auch passt, bzw. auch mit der Häufigkeit korreliert.


    Sowieso klar - deshalb zeige ich Euch ja meine Ergebnisse.
    Ich lerne ja immer dazu hier ;)



    Wenn du in kurzer Zeit sehr viele sehr seltene Arten in der Bestimmung raus hast, dann ist das schon mal ein Indiz, dass zumindest einige deiner Bestimmungen nicht ganz passen.


    Also ich kann jetzt das prozentual nicht angeben wie viele Pilze ich mikroskopiert habe und davon nachkorrigiert habe aber für das, dass ich das Mikroskop erst im Januar das erste mal eingeschaltet habe, bin ich schon über mein gestecktes Ziel weit weit hinaus geschossen. Somit OK. Psathyrella hab ich einige gemacht, da waren es denke ich 2 oder 3 die Andreas nachkorrigieren musste oder auf dem Stapel zur Sequenzierung landen mussten. Das Psathy-Thema zeig ich Euch auch noch.



    Zudem solltest du dir auch die Pilze mehr makroskopisch ansehen; das ist eine Erfahrung, die ich gerade auch wieder bei den Risspilzen machen musste. Da wird die makroskopische Beobachtung/Beschreibung immer wichtiger. Das war auch damals mein Rat an dich, dass du erstmal die Grundlagen lernen (abzuschätzen welche Merkmale bei deinen Funden nun relevant sind und welche nicht, zählt auch dazu) solltest, bevor du dich zu weit in die Mikroskopie wagst...


    Na das passt ja dann prima. ;) Alle Täublinge von denen ich annahm dass es Täublinge sind - waren es - YEAHHHHHHHHHH! :D :D :D


    Beste Grüße
    Dieter


  • Kibby könnte ich hier noch ergänzen, das gefällt mir recht gut.


    Den Kibby habe ich auch und ich mag den Schlüssel wegen seines logischen Aufbaus. ABER: ich habe schon häufig damit Täublinge geschlüsselt und mich sehr viel häufiger hoffnungslos verlaufen als dass ich zu einem (korrekten) Ziel gekommen wäre. Ich benutzte das Buch noch immer gern - aber ich habe mittlerweile deutlich weniger Vetrauen in den Schlüssel.

  • Hallo,



    ich zitiere mich mal selbst... "Jabadabbaduuuuuu"


    Ins deutsche übersetzt:
    für mich ist es ein echter Freudensprung, nach dieser Täublings-Durststrecke so Beiträge zu lesen.
    Akkurat dokumentiert, sorgfältig beschrieben und nachvollziehbar.


    Ob das Ergebnis von Dieter aus den einzelnen Vorstellungen so exakt stimmt, interessiert mich im Moment herzlich wenig.
    Aber ich werde aus seinen Funden/Beiträgen/Entscheidungen lernen, nachbestimmen, auswerten, selber Erfahrungen sammeln. Der Winter ist dazu lange genug.


    Beiträge in dieser kompakten Form gefällt bestimmt nicht jedem wie ich das sehe, aber doch bitte nicht niedermachen.


    Dieter:
    "Thema somit vorerst abgeschlossen"


    lass` dich nicht provozieren, du machst gute Arbeit, ich ziehe den Hut!


    Grüsse
    claus

  • Servus Claus,
    Danke danke :)
    Nein nein - nicht falsch verstehen - ich war überhaupt nicht provoziert und mit "Thema somit vorerst abgeschlossen" meinte ich wirkllich nur Russula insignis ist abgeschlossen bis ich ihn vom Standort erneut geholt habe um weiter zu untersuchen - also alles prima bei mir ;)
    Ich bin schon wieder am Russulas anschauen.
    Da kommen viele optisch sehr schöne die ich noch gefunden habe... Es sind an die 30 näher festgehaltene Arten in 2016.
    Bin schon gespannt auf was ich da komme.
    Seit 2 Wochen werte ich nun auch diese "makrochemischen Farbreaktionen" aus. Die Chemie dazu hab ich schon lange - aber wir hatten hier wirklich dermaßen viele andere Pilze zu bearbeiten, dass Russula etwas hinten an stand und alles erst mal getrocknet werden musste.
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Ob das Ergebnis von Dieter aus den einzelnen Vorstellungen so exakt stimmt, interessiert mich im Moment herzlich wenig.
    Aber ich werde aus seinen Funden/Beiträgen/Entscheidungen lernen, nachbestimmen, auswerten, selber Erfahrungen sammeln. Der Winter ist dazu lange genug.


    Beiträge in dieser kompakten Form gefällt bestimmt nicht jedem wie ich das sehe, aber doch bitte nicht niedermachen.


    Hallo,


    ich spreche für Oehrling jezt gleich mal mit. Es lag uns/mir fern Dieters Beitrag niederzumachen! Ich bin jedes Mal begeistert, mit welchem Aufwand und Akribie er die Beiträge hier erstellt.


    Nur warum sollte denn auch nicht 1-2 kritische aber gut gemeinte Ratschläge angebracht sein? Das hat nichts mit Niedermachen zu tun!


    Ob Dieters Ergebnisse stimmen ist sehr wohl relevant. auch wenn dich das nicht interessieren sollte. Wenn das jemand liest, bekommt der/die LeserIn ggf. eine falsche Vorstellung der Art. Da ist auf alle Fälle schon eine Korrektur angebracht.


    Ich kenne mich mit Täublingen nur mäßig aus. Vielleicht 30 häufige Arten, die ich im Feld sicher ansprechen kann. Bei allem, was darüber hinaus geht, frage ich entweder im Forum an oder ich frage meine Pilzfreundin Heidrun, die sich super mit Täublingen auskennt.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • [hr]


    lass` dich nicht provozieren,


    Moment mal, Kollege. Dieter schrieb: Hinweise, Kommentare, Einschätzungen usw. willkommen. Ich bin mir sicher, damit waren auch sachkritische Kommentare gemeint. Die habe ich abgegeben, in sachlicher Form und meiner Meinung nach relativ höflich. Ich hoffe, dass du das von unsachlichen Provokationen unterscheiden kannst.
    Generell stellt sich die Frage: was hilft einem Anfänger mehr, seinen Anfängerstatus irgendwann mal zu verlassen: unkritisches Zujubeln oder kritisches Nachfragen?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • @ Stefan:
    Ja also keine Sorge - ich habe ja geschrieben: "Ich bin für jeden Kommentar, Tipps, Hinweise und Kritik immer dankbar."
    Das meine ich auch so, dass alles was einen potentiellen Fehler enthält sehr gerne kritisiert werden SOLL.
    Auch meine Techniken, usw. Alles darf kritisiert werden.
    Ja aber ihr kenn mich ja inzwischen - ich freue mich einfach an den Pilzen, und ein bisschen Bestimmen und dies und das ausprobieren.
    Ich mache da keine Wissenschaft oder eine heilige Kuh draus.


    @ Öhrling:


    > Gut, dass du die Sporen noch einmal untersucht hast, aber warum beschreibst du nicht die Ornamentierung?


    Das habe ich: "A" ist isoliert. --> das schließt Zvarae aus.


    > Laut EINHELLINGER (1985) nicht. Das sei das zuverlässigste Unterscheidungskriterium zur Abgrenzung von R. insignis von den Arten drumherum. Nur wenn du gelbliche Velumhyphen am Pilz findest (zur Not unter dem Mikroskop), kann das nach EINHELLINGER überhaupt R. insignis sein.


    Danke für diesen wichtigen Hinweis. Hatte ich im Einhellinger wohl überlesen.
    Ja, da müsste ich mal sehen ob ich da was finde - aber ich denke frische Fruchtkörper holen wird einfacher sein... mache ich und melde mich.


    > Es wäre zielführender, die Ornamentierung verbal zu beschreiben.


    Ja, genau das tue ich. Ich bestimme optisch am Okular, beschreibe verbal (siehe Beiträge).


    > Ja, das habe ich wohl. Ich habe gedacht, dass du mit den Fotos der Cheilozystiden irgendetwas aufzeigen oder beweisen willst, was bei der Bestimmung deiner hier vorgestellten Täublinge hilft. Aber damit lag ich falsch, sorry.


    Passt schon. ;) wirklich alles gut und bin schon wieder an den Pilzen...


    @ Ohrling & Claus:
    Bitte nicht streiten - das will ich doch nicht. Gebt Euch die Hand und sagt Schwamm(er) drüber.



    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo Dieter,
    ich bin wirklich erleichtert, dass du dich nicht provoziert fühlst, wie schon geunkt wurde. Denn es war in keiner Weise meine Intention, herumzustänkern. Für manche beginnt das Stänkern wohl schon beim Nachfragen.
    Trotzdem wüsste ich gern, ob du jetzt genug von meinen Anmerkungen hast oder noch nicht. Auch das Verfassen solcher Texte kostet Mühe - nicht so viel wie deine Dokumentationen zwar, aber immerhin, so dass sich immer die Frage stellt, ob das überhaupt erwünscht ist. Wenn ja: ich habe mir in der Zwischenzeit deine R. aeruginea angeschaut und würde damit weitermachen.
    Zur Frage nach der EINHELLINGER-Angabe bzgl. R. insignis (heißt bei EINHELLINGER R. livescens): man kann im Schlüssel IIIe (Pectinatae) auf S. 315 das Entsprechende nachlesen.
    FG
    Oehrling

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  • Auch das Verfassen solcher Texte kostet Mühe - nicht so viel wie deine Dokumentationen zwar, aber immerhin, so dass sich immer die Frage stellt, ob das überhaupt erwünscht ist.


    Ja freilich. Wenn Du Zeit und lust hast... Aber es genügt natürlich wenn du ganz kurz schreibst was evtl. noch zu checken wäre - ich versteh das dann schon wo ich das Auge ansetzen muss. Das spart dir dann die Zeit.


    Ach übrigens: Den Pilz Nummer 2 - da hatte ich in diesem Jahr ein Exemplar von exakt diesem Standort mitgenommen hab ich grad in meinen Notizen gefunden. An diesem habe ich doch tatsächlich den KOH Test gemacht. KOH war negativ. (Geschmack war aber absolut nicht kratzend)
    Du hast also bei Pilz Nummer 2 ebenso Recht - es ist pectinatoides. Korrigiere ich. Die anderen Kammis mache ich erst 2017.


    Beste russulanische Grüße
    Dieter

  • Also dann: ran an die R. aeruginea, welche du im Fazit als "ganz klar" bezeichnest, obwohl du zuvor im darüberstehenden Text relativiert hattest, aufgrund der Datenlage passe "am ehesten" R. aeruginea.


    Auch hier wäre für die von dir vorgeschlagene Art wieder einiges untypisch: der Sporenquotient Q, der bei EINHELLINGER (1985) mit durchschnittlich 1,33 höher ist als der von dir statistisch ermittelte Wert von 1,25, daraus resultierend die Sporenform, welche im SARNARI (2007) deutlich unrunder, ellipsoider dargestellt wird als auf deinen Fotoaufnahmen zu sehen ist, ferner das außergewöhnliche Vorkommen nicht unter Birke (zumindest erwähnst du sie nicht), dann der Geschmack, welcher von dir als "völlig mild" angegeben wird, lt. herrschender Literaturmeinung in den Lamellen als leicht schärflich bezeichnet wird, und schließlich die untypisch dunkle Hutfarbe, die auf meinem Monitor nicht grasgrün, sondern NATO-olivgrün rüberkommt.


    Bis auf die Sporenform (da fehlen mir eigene Erfahrungswerte) können solche Abweichungen allerdings drin sein, immerhin sind deine Sporen nicht ganz oder annähernd rund, was sie keinesfalls sein dürften. Ich selber habe schon R. aeruginea in einem reinen Fichtenbestand ohne Birke gefunden, auch habe ich nicht immer die angeblich vorhandene Lamellenschärfe spüren können. Und so dunkle junge Einzelexemplare habe ich auch schon inmitten typisch gefärbter Altexemplare gefunden.


    Fazit: im Gegensatz zu den beiden vorher diskutierten Funden bin ich der Meinung, dass das in der Tat R. aeruginea sein kann. Wenn das so ist, wäre dies wirklich sehr gute Bestimmungsarbeit! Ich würde aber nicht ausschließen wollen, dass das auch was anderes sein kann, nur erkenne ich im Gegensatz zu den beiden vorigen Fällen die Art nicht, ohne sie selbst untersucht zu haben.


    Aber jetzt noch 2 Fragen an dich:
    - woher weißt du das mit der orangefarbenen KOH-Reaktion auf dem Hut? In keiner von mir gewälzten Literatur wird das erwähnt, nicht bei EINHELLINGER, nicht bei SARNARI und auch nicht bei ROMAGNESI (1967).
    - warum mikroskopierst du nicht die Huthaut? die langgestreckt-schmal-zylindrischen Dermatozystiden und ausschließlich dünn-langgliedrigen Haare ohne jede Tönnchenglieder sind doch das beste Argument, R. aeruginea von ähnlich grün gefärbten Griseinae abzutrennen, etwa R. pseudoaeruginea, atroglauca oder grisea.


    Ich freue mich auf spannendes Weiterdiskutieren.


    FG Oehrling

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  • Danke Ohrling,
    werde etwas Zeit brauchen für die Antwort und Untersuchung der Huthaut.
    Bin geschäftlich die nächsten Tage eingespannt.
    Melde mich - So long
    Dieter

  • Hallo nochmal,
    zur ersten Frage schon mal:
    Das Merkmal "Orangefärbung durch KOH auf der Huthaut" habe ich von Kuo:
    http://www.mushroomexpert.com/russula_aeruginea.html
    Wobei ich seine angegeben Quellen nicht danach prüfen kann da nur teilweise bei mir vorhanden.
    Da er es auch bildlich zeigt gehe ich davon aus dass es stimmt.


    Zur zweiten Frage: Genügt uns Kongo?


    Beste Grüße
    Dieter