Ein Faserling mit Flöckchen

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.116 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Freunde der LBMs!


    Es ist eigentlich kein richtiger LBM, denn er ist gar nicht so klein und auch gar nicht so richtig braun.
    Aber es ist ein richtig schickes Pilzchen, das uns da am letzten Samstag bei Offenbach angelächelt hat.


    Das Habitat ist ein feuchter, bodensaurer laub- Mischwald an einem morastigen graben entlang, also mit hohem Grundwasserstand und ordentlich feucht. Die Pilze wachsen nicht direkt an Holz, sondern in der Streu des Bodens, umstehenden Bäume sind Birken, Pappeln, Erlen, Rotbuche und Hainbuche.
    Eine Verbindung zu Dung kann ich nicht feststellen.


    Das Velum ist sehr beständig, wie man sieht, die Hüte bekommen beim Antrocknen im Alter einen Rosaton, der aber später wieder verschwindet. Das Sporenpulver ist nahezu rein schwarz. Die Lamellenschneide ist nicht farblich unterlegt.
    Mikroskopische Eckdaten: Hutvelum aus zylindrischen Zellen, keine Pileozystiden oder Haare; Schnallen gelegentlich vorhanden (Huttrama); Basidien vorwiegend viersporig, Cheilos gedrängt, häufig, nur wenige kugelige Marginalzellen zu sehen (unpigmentiert), vorwiegend flaschenförmig, gelegentlich mit undeutlichen, körneligen Anlagerungen;
    Pleuros häufig, vorwiegend flaschenförmig, selten fast utriform, gelegentlich subcapitat; Sporen bis 9,5x5, KP groß (>1 µm), deutlich (auch wenn auf meinen Bildern schlecht zu sehen), zentral, Sporen in KOH dunkler, trüb graubraun bis olivbraun
    Beim Schlüsseln lande ich irgendwie bei Psathyrella impexa oder Psathyrella senex. Aber irgendwie... Makroskopisch kommt mir das etwas komisch vor und auch die Zystiden (Speziell Pleuros) habe ich schlanker und länger in Erinnerung. Aber ich kenne die Art (impexa s.l.) auch nur von zwei Funden, kenne also die Variationsbreite kaum ansatzweise...


    Bildchen:



    Huthaut, Velumzellen:


    Oben Cheilos, unten Pleuros und Sporen, linke Bildteile in KOH, rechts in H2O:


    Alle Bilder werden beim Anklicken groß!



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    nach der Variationsbreite von impexa frage mich mal in zehn, fünfzehn Jährchen. Man kann sich weder auf das eigentlich reichliche Velum, noch auf die Zystidenform etc. völlig verlassen. Womit jetzt gesagt ist, dass ich impexa favorisiere. Vor allem, weil es Velumträger mit Rosaton nicht oft zu geben scheint. Natürlich ist die Umfärbung auch nicht konstant, aber wenn sie nun schon mal da ist...
    P. senex ist das jedenfalls nicht. Da ist das Velum sehr flüchtig, und der Stiel in Relation zum Hut meist sehr lang.
    Beste Grüße,
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    OK, bis dahin bekommt die impexa eben den goldenen Chamäleon - Orden am Band verliehen. :)


    Allerdings...
    Das ist jetzt sehr weit hergeholt und im Schlüssel komme ich auch nicht zu der Art (wohl wegen der Sporengröße), aber gestolpert bin ich noch über >Psathyrella gordonii<, insbesondere die Tafel von Cooke sieht verblüffend ähnlich, ebenso das, was Ludwig zeigt. Von den Pleuros käme das sogar fast besser hin, aber die Sporen sind doch deutlich zu klein, was diese Art ausschließen müsste.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    nun ja, die Sporengröße. Das ist eine schwankende Sache für sich. Aber die von gordonii sollten doch deutlich größer sein, vor allem breiter und einen tic anders geformt.
    Ich habe das Problem im Schlüssel gesehen; mal drauf rumdenken, wie ich den Stolperstein glätte.
    Beste Grüße,
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Mag schon sein, aber die gemessenen Sporen (in Wasser) waren aus einem Abwurf von einem reifen Hut (Lamellen schon beim Einsammeln mit Sporenstaub gefärbt). Klar, auch bei den Baumpilzis bemerke ich bisweilen seltsame Abweichungen, aber so weit weg sollte es eben doch nicht sein, darum hatte ich die Art ja im Grunde auch ausgeschlossen.


    Aber in jeder Hinsicht (und auch wenn ich vorerst mal nur "cf impexa" an den Fund schreibe) sind deine Einschätzungen für mich Gold wert. :thumbup:


    Ich weiß nicht, ob die Artgruppe momentan ein Thema für dich ist. Wenn du das Material haben willst, schicke ich es dir gerne zu. Wenn es aber momentan von eher geringem Interesse sein sollte, dann muss das nicht wirklich sein, meine ich.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    prima. Der Faserling lässt mir sowieso keine Ruhe. Es gibt eine Beschreibung (für vestita) von A. H. Smith, da sind ähnliche kleine Sporen genannt und für den Hut ein "rufescent tint". Vielleicht doch gordonii? Bin gespannt. Manchmal brauche ich ein, zwei Monate, bis der Groschen fällt.
    Beste Grüße,
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Neulich hatte ich auch die Beobachtung gemacht, daß es sowas wie eine "Sporennotreifung" gibt. Bei Fruchtkörpern, die zu jung entnommen / vom Mycel getrennt werden, bekommt man zwar noch einen Abwurf, aber die Abmessungen der Sporen sind falsch, meist zu klein. Bernd Oertel hat mir darauf erzählt, daß es in älterer Literatur gelegentlich Hinweise darauf gibt, in neuerer Zeit sei das aber irgendwie in Vergessenheit geraten.
    wird aber in dem Fall hier nicht das Problem sein: Den Abwurf habe ich von einem aufgeschirmten Fruchtkörper gemacht, der auch im Wald bei der Entnahme schon gut gefärbte Lamellen (also reife Sporen) hatte.
    Den Abwurf auf dem OT schicke ich auch mal mit, das kann nicht schaden.



    LG; Pablo.

  • [font="Verdana"]Hallo Pablo & zusammen,[/font]
    [font="Verdana"]es ist Psathyrella impexa. Von den leidigen Schnallen mal abgesehen, passen sowohl Sporenmaße und –“form, als auch die Zystiden hierzu. Insbesondere sind die Pleurozystiden (3. Reihe) sehr, sehr häufig, während man sich bei gordonii schimmelig sucht.[/font]



    [font="Verdana"]
    [/font]



    [font="Verdana"]Beste Grüße,[/font]
    [font="Verdana"]Andreas[/font]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Super, vielen Dank für's nachuntersuchen. :thumbup:
    Also in der Tat ein regelrechtes Chamäleon, diese Art. So eine hübsche Ausprägung wie diese hier aus Offenbach hatte ich aber noch nicht beobachtet.
    Pleuros waren wirklich sehr häufig, auch wenn ich keine apikal gegabelten gesehen habe, aber dafür war's wohl das falsche Lamellenschnipselchen.



    LG, Pablo.